Filme für die Erde Festival 2015

Wahrscheinlich haben die meisten schon einmal ansatzweise davon gehört, dass wir drei Erden benötigen würden, wenn wir die Ressourcen unseres Planeten weiterhin so rücksichtslos ausschöpfen. Hier setzt das Filmfestival «Filme für die Erde» an. Die Zuschauer sollen durch Filme zum Themen Nachhaltigkeit sensibilisiert werden und umsetzbare Lösungsansätze mitnehmen können.

Bei der diesjährigen Ausgabe wurden fünf Filme gezeigt, die verschiedene Probleme thematisieren. So wird unter anderen der Frage nachgegangen, wie wir in Zukunft 10 Milliarden Menschen ernähren können, was die «Fast Fashion» von Modeketten bedeutet und welche Weisheiten uns die Permakultur für die Zukunft bietet.

Ein Thema war auch der Klimawandel, der im Film «Thule Tuvalu» thematisiert wird. Thule ist ein Ort in Nordgrönland, weit oberhalb des Polarkreises. Niemand wird die Behauptung, dass das Eis im Norden schmilzt, mehr als Lüge abstempeln, wenn er die dramatische Situation im Film gesehen hat. Aber damit nicht genug. Das geschmolzene Eis erhöht den Meeresspiegel, was dazu führt, dass die bewohnte pazifische Insel Tuvalu droht, komplett unterzugehen. Es sind aufrüttelnde Bilder und Botschaften, die der Film mitteilt. Das Verhalten der Industrienationen sorgt dafür, dass ganze Kulturen vom Aussterben bedroht sind. «Es ist sehr eindrücklich, wie einfach die Folgen des Klimawandels in diesem Film gezeigt werden», meint der Vorstand vom WWF Graubünden, Beat Deglazes, zum Film.

Der Hauptfilm «The True Cost» zum Thema Textilindustrie zeigt nicht minder aufrüttelnde Bilder. Ist ja eigentlich schön für uns, wenn wir im H&M ein T-Shirt für 9.90.– kaufen können, aber die zehn Franken sind leider nicht der wahre Preis. Diesen bezahlen nämlich die Näherinnen im fernen Osten, die ausgebeutet und menschenunwürdig behandelt werden. Das alles nur, weil der Preisdruck in der Modeindustrie stetig zunimmt und das Tempo mehr und mehr gesteigert wird. Proteste der Arbeiterinnen werden von der Polizei gewaltsam unterdrückt. Aber auch die Umwelt muss dran glauben. Giftige Abwasser fliessen ungefiltert in umliegende Gewässer, was letztendlich das Trinkwasser verseucht und Krankheiten provoziert. Wer also das T-Shirt für läppische Fr. 9.90.- sieht, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er mit dem Kauf die untragbaren Machenschaften der Modeindustrie unterstützt. «Ich gehe bewusst nicht mehr so oft in diese Läden, das muss ich einfach nicht mehr haben. Aber es ist schwer darauf zu verzichten und diesen Läden auszuweichen, weil sie einfach überall sind», sagt die lernende Tiefbauzeichnerin Johanna Willi sichtlich betroffen nach dem Film.

Um Botschaften dieser Art möglichst stark zu verbreiten, hat das Festival am 18. September in 15 verschiedenen Städten gleichzeitig stattgefunden. Vor «The True Cost» wurde aus Winterthur live eine Podiumsdiskussion gestreamt. Bei der Podiumsdiskussion waren drei Pioniere der nachhaltigen Textilindustrie anwesend: Gründer der Remei AG Patrick Hohmann, die Niederländerin Danique Gunning von Mud Jeans, sowie der Gründer von bluesign Peter Waeber. Doch das Festival setzt nicht bloss auf die Besucher. Um die Botschaften auch nach dem Festival möglichst weit zu verbreiten, werden nach jeder Vorführung DVDs kostenlos verteilt, um diese Freunden und Bekannten weiter zu geben oder einen Filmabend zu organisieren. Diese sollen die DVD anschliessend nach dem Schneeballprinzip abermals weitergeben…

Das Festival will aber auch schon die Jungen unter uns aufklären, weshalb auch Schulklassen herzlich eingeladen sind, dem Festival beizuwohnen. Bei Schulklassen eignet sich das Festival besonders gut, da der Inhalt anschliessend in der Klasse vertieft behandelt und verarbeitet werden kann. Allerdings sind einige Filme auf Englisch mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt worden, was diverse Lehrpersonen kritisiert haben. Da Oberstufenschüler noch Mühe mit Englisch haben, mussten sie sich stark auf die Untertitel konzentrieren, was vom eigentlichen Film abgelenkt hat. Dennoch ist durch die Bilder die Kernaussage mitgenommen worden, ist Lehrerin Heidi Pfister überzeugt: «Dass wenn man ein 5-Franken T-Shirt kauft nicht alles mit rechten Dingen zu und her gegangen ist, das ist nach dem Film «The True Cost» sicher jedem klar.»

Die Mithelferin Amanda Buol freut sich über dieses Festival und dass sie für einen guten Zweck mithelfen darf. «Wenn die Leute nach der Vorstellung rauskommen sieht man in ihren Gesichtern, dass man etwas bewirkt hat, sie denken darüber nach.» Letztendlich ist es genau das, was das Festival bewirken möchte: Einen Denkanstoss geben.

Wir haben während dem Festival an der HTW in Chur nach jedem Film Besucher und Lehrpersonen interviewt. Was für diese die eindrücklichsten Momente in den Filmen waren und was sie daraus für den Alltag mitnehmen, erfahrt ihr hier.

Kritik
von Koray Adigüzel, Milena Losinger und Celia Gerber

Idee

Da Milena Festivalorganisatorin für Filme für die Erde war, kam uns die Idee, dem Festival und dessen Zweck, Wissen weiterzugeben, noch etwas mehr Ausdruck zu verleihen und den Besuchern eine Stimme zu geben. So machten wir uns mit Kamera und Mikrofon auf zum Festival und fragten die Besucher, welches Momente in den Filmen für sie am eindrücklichsten waren und was sie daraus für den Alltag mitnehmen.

Umsetzung

Da man im Voraus nicht planen kann, ob die Leute nach den bewegenden Filmen redebedürftig sind oder sich lieber zurückziehen wollten, gingen nach den jeweiligen Filmen direkt auf die Leute zu und bauten ein spontanes persönliches Gespräch auf. Vielen war es wichtig ihre Meinung weitergeben und so vielleicht auch etwas bewirken zu können. Nach dem Dreh- und Festivaltag teilten wir die Aufgaben auf. So war Celia für den Film zuständig und Koray und Milena für die Texte. Natürlich gaben wir einander Feedbacks und so entstand eine dynamische Zusammenarbeit.

Schwierigkeiten & Learnings

Technik
Filmen: Eine gute Vorbereitung ist bei solchen Aktionen sehr wichtig, da die Besucher zum Teil nicht lange Zeit haben und sich unwohl fühlen wenn sie lange warten müssen, bis alles bereit ist. Das Filmen aus der Hand ist viel dynamischer. Das Scharfstellen hat leider nicht ganz immer geklappt.
Schneiden: Als erstes sollte man sich immer einen Überblick verschaffen und brauchbares herausfiltern, damit man einen dramaturgischen Ablauf erstellen kann. Es war auch gut, dass wir viele Stimmungsbilder aufgenommen hatten, denn so war das Zusammenschneiden der Antworten viel einfacher.

Sonstige
Zu zweit filmen geht meistens besser und das hat sich auch in diesem Fall wieder bestätigt: man kann die Aufgaben besser aufteilen, Fehlerquellen sind schneller eliminiert und man kann sich grundsätzlich gegenseitig unterstützen. Am besten teilt man die Arbeit so auf, dass einer filmt und der andere interviewt, dadurch schaut der Interviewpartner/die Interviewpartnerin auch nicht direkt in die Kamera. Die Befragten wurden zwar nach den Namen gefragt und jeder hat eine Einverständniserklärung unterzeichnet, jedoch gingen spannende Faktoren wie Alter und Beruf vergessen, die man beim Artikel und den Bauchbinden gut hätte gebrauchen können. Es ist auch von Vorteil, wenn man diese Fakten vor den Interview klärt, denn danach gehen sie oft vergessen. Dadurch, dass man vor dem gefilmten Interview ein Gespräch aufbaut und somit Lockerheit und Vertrauen schafft, sind die InterviewpartnerInnen viel entspannter und geben authentische Antworten. Wir haben auch nochmal vertiefen können, wie man auf Youtube Links in den Film einfügt.

Fazit

Wir sind der Meinung, dass es uns gelungen ist, die Stimmung des Festivals durch Schnitt und Kameraführung im Video wiederzugeben und dass wir einen wertvollen Beitrag für Filme für die Erde und für die Nachhaltigkeit erstellt haben.

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