von Tim Stroeve, Laura Barrett und Chiara Lardelli
Idee
Zu Beginn stand für uns vor allem die Erlernung einer neuen Technik im Vordergrund: Hyperlapse. Bei der Technik handelt es sich um eine Form der Zeitraffung. Im Gegensatz zur normalen Timelapse wird bei der Hyperlapse noch eine Komponente hinzugefügt: der Raum. Das heisst konkret, es gibt Bewegung in den Bildern. Es wird also z.B. jede zweite Sekunde ein Foto geschossen und nach zwei Sekunde bewegt sich die Kamera ein kleines Stückchen in eine bestimmte Richtung. Mit diesem Verfahren hatte noch niemand von uns Erfahrung und wir wollten es gerne ausprobieren. Das Grundgerüst stand also - nun blieb noch die Frage, was denn in unserem Video gezeigt werden sollte. Was sich bei Hyperlapsen immer gut macht sind Landschaftsaufnahmen - dank Wolkenbewegungen. Wir beschlossen also, dem Betrachter Chur ein bisschen näher zu bringen, in Form von Landschaftsaufnahmen. Allerdings reichten ein paar Wolkenbewegungen noch nicht aus, um ein ganzes Video auszufüllen. Eine Story musste her.
Planung
Eine Story also. Leichter gesagt als getan. Nach langem Brainstorming entschlossen wir uns, eine Art Tagesablauf eines MMP-Studenten aufzuzeigen. Unser Ziel war es, die verschiedenen Szenen möglichst flüssig miteinander zu verbinden. Das Endprodukt sollte “wie aus einem Guss” wirken und die verschiedenen Locations mussten logisch miteinander verbunden werden. Vom Frühstück bis zum Sonnenuntergang musste sich alles zusammenfügen. Den grössten Locationwechsel von der Somedia zur Churer Altstadt wollten wir mit einer Landschaftsaufnahme überbrücken. Dafür fragten wir das Hotel City West an - ob wir auf deren Dach dürften um unsere Fotos zu schiessen. Wir erhielten eine Zusage und konnten dann mit der Planung der Shotliste beginnen.
Für unser Hyperlapse-Projekt brauchte es in der Shotlist jedoch mehr Spalten als nur Location, Uhrzeit und Material. Drei zusätzliche Werte bestimmten wir bereits im Voraus: Sekunden pro Foto, Anzahl Fotos und Laufzeit im Video. Es war ziemlich essentiell, diese Zahlen im Voraus festzulegen, denn im Nachhinein konnte man einzelne Teile nicht mehr schneiden. Sonst wäre der “Flow-Effekt” verloren gegangen. So verbrachten wir mehr Zeit als gewöhnlich mit der akribischen Planung der Shotlist.
Um die zuvor erwähnte Bewegung in die Zeitrafferaufnahmen zu bringen, liehen wir den “Syrp” aus der Technikausleihe aus. Von unserer Gruppe hatte zuvor noch nie jemand damit gearbeitet, deshalb starteten wir mehrere Probeläufe mit dem selbstdrehenden Gerät. Die Bedienung ist dank der App ziemlich einfach -aber wir stellten fest, dass Hyperlapse-Aufnahmen bei schlechtem Wetter nicht zu gebrauchen waren. So beteten wir für sonniges Wetter für den anstehenden Dreh.
Dreh
Wir hatten Glück: strahlender Sonnenschein und einige wenige Wölkchen. Der Dreh konnte starten. Um den Sonnenaufgang festzuhalten mussten wir uns um drei Uhr morgens aus dem Bett quälen um die Aufnahmen zu machen. Noch ein bisschen müde aber trotzdem hoch motiviert machten wir uns dann auf in den restlichen Drehtag. Schnell mussten wir feststellen, dass wir trotz genauen Berechnungen im Voraus Zeitprobleme hatten. Ausserdem konnten wir einige Sequenzen nicht so umsetzen, wie wir es uns gewünscht hatten. (siehe Schwierigkeiten) Flexibilität und gute Teamarbeit ermöglichten es uns, dass wir immer wieder neue Lösungen fanden und den ganzen Tag guter Laune waren. Dies änderte sich am Abend: wir stellten fest, dass die Aufnahmen vom Sonnenaufgang unbrauchbar waren. So durften wir zwei Tage in Folge mitten in der Nacht aufstehen. Ansonsten traten keine gravierenden Probleme auf, weil wir uns viele Gedanken schon im Voraus gemacht hatten. Das Highlight unserer Drehtage war definitiv der Besuch auf dem Dach des City Wests.
Schwierigkeiten
Die Hyperlapse Technik definiert sich ja - wie bereits erklärt - durch Bewegung der Kamera. In jenen Szenen, wo die Kamera der Hauptperson folgte mussten quasi im Gehen Fotos geschossen werden.
Dieses Unterfangen stellte sich als schwierig hinaus. Man ist ständig im Clinch zwischen möglichst wenigen Wacklern und einer möglichst flüssigen Aufnahme. Sprich: Wird im Normaltempo gegangen, bleibt praktisch keine Zeit, den Bildausschnitt zu bestimmen. Will man sich dafür mehr Zeit nehmen, muss die Hauptperson unnatürlich langsam gehen und dies würde später auffallen. Nach mehreren Versuchen hatten wir uns aber eingespielt und den Dreh raus.
Als Ding der Unmöglichkeit stellte sich die Velofahrt heraus. Geplant wäre gewesen, die Velofahrerin von der Seite aufzunehmen. Im regen Strassenverkehr und ohne Veloanhänger war dies jedoch nicht umsetzbar. Spontan konnten wir eine GoPro ausleihen und so dieses Problem mit einer Point-of-View-Aufnahme umgehen.
Auch in der Postproduction erlebten wir einige unangenehme Überraschungen. Wir hatten z.B. nicht mit dem bevorstehenden Datenkrieg gerechnet. Nach dem Dreh hatten wir sage und schreibe 6’406 Fotos im RAW-Format - eine riesige Datenmenge. Schnell waren unsere Laptops überfordert und wir mussten die Postproduction an einem leistungsfähigen Rechner fortfahren.
Fazit
Das Endresultat ist in unseren Augen besser als erwartet. Von der Planung bis zur Postproduction hat uns das Erstellen von “Float” grossen Spass gemacht. Auch wenn wir auf einige Hindernisse gestossen sind während des Drehs, waren wir flexibel genug, um ein Alternativlösungen zu finden. Für uns alle war das Projekt sehr bereichernd, da wir die Hyperlapse-Technik erlernen konnten.
Für das nächste Mal werden wir aber mehr Zeit für den Dreh einplanen. Ausserdem wissen wir jetzt ungefähr, wo die Grenzen des Machbaren liegen. Rückwärts auf einem Velogepäckträger zu sitzen, eine Canon 5D mit Mono-Stativ ruhig zu halten und alle 2 Sekunden den Auslöser zu drücken ist es nicht. ;)