Idee und Konzept
Da ich schon seit einigen Jahren Hobby-mässig fotografiere, war für mich sofort klar, dass ich ein Fotoprojekt machen wollte. Jedoch tat ich mich mit der konkreten Ideenfindung sehr schwer. Nach Beratung mit Freunden und Inspirationsfindung auf Pinterest, konnte ich mich endlich festlegen. Ich wollte Modelfotos von „Non-Models“ produzieren. Damit meine ich nicht einfach Fotos von ihnen zu machen, die aussehen, als wären es Bewerbungsfotos vom Fotografen, sondern Fotos, hinter denen mehr steckt. Einfach gesagt: Ich wollte sie zu echten Models machen.
Ebenfalls wollte ich Neues in der Postproduktion lernen, da ich bis anhin meine Bilder nur sehr dürftig mit Photoshop bearbeitet habe.
Vorbereitung
Ich fragte Freunde und Familie an, um für mich vor die Linse zu treten, da ich es für angenehmer erachte, wenn man die Fotografin selbst auch gut kennt. Und auch für mich war das Arbeiten so einfacher, da ich weniger Hemmungen hatte Kritik oder Anweisungen zu geben. Meine Models hatten die Anweisung erhalten etwas Schlichtes anzuziehen, indem sie sich aber wohl fühlen.
Da ich noch nie mit zusätzlichem Licht gearbeitet habe, schaute ich mir noch einige YouTube Tutorials dazu an. Ebenfalls stellte ich mir eine Art „Moodboard“ aus Fotos von Pinterest und Instagram zusammen, um dann beim Fotoshooting selbst nicht abzuschweifen.
Umsetzung
Alle Fotos sind zuhause in Rapperswil, in und ums Haus, entstanden. Genau dieser Punkt finde ich enorm spannend, denn es hat mir gezeigt, dass nicht immer ein Fotostudio, eine verrückte Location oder unglaublich viel Equipment für tolle Fotos nötig sind. Innerhalb von zwei Tagen wurden alle Fotos geschossen. Beim ersten Probanden ging das Fotoshooting noch ca. eine Stunde, bei den weiteren ging es schneller, da ich genauer wusste wo ich wie fotografieren wollte.
Ich habe bei niemandem mit direktem Sonnenlicht fotografiert, da mir sonst die Schatten zu hart wurden. Ausser bei Luzia, da habe ich die Golden Hour erwischt und konnte super mit dem Licht spielen.
Drei Frauen und zwei Männer habe ich schlussendlich abgelichtet und bin entgegen des gängigen Vorurteils, dass Männer nicht „fotogen“ seien, positiv überrascht, wie die Fotos geworden sind.
Equipment
Canon 5D Markiii
Makroobjektiv 100mm
Rotolight AEOS
Technische Ausführung
Ich habe die Fotos RAW aufgenommen, den ISO-Wert möglichst tief gehalten zwischen 100 und 640, Blende jeweils um 2.8-7.1 (nicht tiefer, da sonst nur Teile des Gesichts scharf sind) und die Belichtungszeit auch ziemlich kurz 1/6000 – 1/250. So zu fotografieren ging in meinem Fall nur dank dem zusätzlichen Licht.
Postproduction
Für die Postproduction habe ich am meisten Zeit gebraucht. Ich habe alle Fotos nach Personen sortiert und in Adobe Lightroom eingefügt. Ich habe mich bei allen Models für drei Bilder entschieden: ein Lachendes (ausser bei Samuel, der lacht nie :P), ein Querformat (oftmals ein Ausschnitt) und ein Ernstes. Diesen drei Fotos habe ich jeweils einen unterschiedlichen Look verpasst. Heisst also ich habe bei allen das Lachende genommen, in Adobe Photoshop retuschiert und dann in Adobe Lightroom einen warmen Touch verpasst. Die Querformate sind bläulicher, dunkler und mit mehr Struktur. Die Ernsten habe ich individuell, dem Foto und meines Geschmacks entsprechend bearbeitet. Ich habe vorgefertigte gratis LUTs (Look up Table) ausprobiert, diese waren mir aber immer zu extrem. Deswegen habe ich sie nur als Vorlage verwendet und daraus eigene gemacht.
Weiter habe ich dann die selben Fotos noch schwarz weiss bearbeitet, wobei ich mich beim Kontrast und der Belichtung austoben konnte.
The Product
Aus diesen zwei Bildergalerien habe ich dann zwei Booklets und eine Website von Adobe Spark gemacht. Darauf sind auch Vorher-Nachher-Vergleiche zu sehen. Weiter habe ich einen Instagram-Account erstellt, der weitergeführt werden soll.
Schwierigkeiten
Den Models zu erklären was ich genau von ihnen wollte, fand ich sehr schwer. Geholfen hat da der lockere Umgang und dass ich manchmal gesagt habe an was sie denken sollen.
Eine Auswahl der zu verwendenden Bilder zu treffen fand ich auch schwer. Insgesamt sind 443 Fotos entstanden (da muss ich wohl noch an meiner Trefferquote arbeiten…). Da muss ich aber noch hinzufügen, dass wir sehr viel Spass hatten und nun einige sehr komische Bilder existieren.
Beim Fotoshooting selbst war ich mir unsicher, ob ich den Mood einfangen konnte, den ich wollte. In der Nachbearbeitung konnte ich dem Bild dann den Touch verleihen, den ich haben wollte.
Fazit
An dem Endprodukt habe ich enorme Freude. Auch wenn es sich im Laufe des Projekts fest verändert hat. In meinem Bekanntenkreis steckt doch das ein oder andere Model.
Für ein nächstes Mal möchte ich ein spezifisches Motto wählen. Ich bin sehr überrascht, was zusätzliches Licht ausmacht und auch wie viel, dass man in der Postproduktion verändern kann. So kann man dem Foto eine komplett andere Aussage verpassen.
Ich freue mich auf weitere Fotoprojekte!