Ich mache Social Listening, indem ich mit Smartphone oder Tablet Passanten skizziere. Zudem schnappe ich ein paar Wortfetzen aus deren Gespräch auf oder führe ein kurzes Interview, um die Skizze zu beschriften und in einen Kontext setzen zu können. Mit dieser Methode generiere ich einen Persona Pool für meine Projekte. Das Ergebnis teile ich dann auf Instagram unter dem Namen @sketch_personas, sodass auch andere Personen davon profitieren können.
Beim Skizzieren und Interviewen stösst man dabei natürlich auch auf Geschichten. Für Multimedia Producer ist dies ebenso wichtig wie die Zielgruppe zu kennen.
«Ich han d80er gliebt»
I hatte drei grosse Lieben im Leben. Es gab zwar auch noch andere Höhen und Tiefen, aber diese drei sind die Wichtigsten:
In den 70er Jahren hatte ich mein erstes Auto: einen Alpha Romeo Giulietta mit vier Türen, fünf Gängen und zwei Nockenwellen. Mein Modell – ein 1300er-Doppelnocker – hatte 78 PS und fuhr fast 170 km/h. Damit bin ich an jeden See im Tessin gerast. Am Lago Maggiore ist mir der Wagen dann auch in einer scharfen Linkskurve in die Leitplanke abgedriftet. Niemand wurde verletzt, aber Giulietta war natürlich hin.
In den 80ern habe ich Freni kennengelernt. Sie hat mir sehr über Giulietta hinweggeholfen. Freni ist nur Velo gefahren und hat gegen Atomkraft gekämpft. Wir sind nach Deutschland gezogen und haben uns der Anti-Atomkraft-Bewegung angeschlossen. Irgendwann bin ich mit einer Mikrowelle nach Hause gekommen, da war ich wieder alleine unterwegs.
Die 90er waren inzwischen fast angebrochen und ich war beim Mauerfall in Berlin dabei. Es war eine unglaubliche Aufbruchstimmung: Überall gab es leerstehende und besetzte Gebäude. Zusammen mit meinem Kumpel Armin habe ich dann in einem besetzten Haus die marode Decke zwischen Erdgeschoss und Keller abgerissen – und den Club Eimer gegründet. «Eimer» weil wir den Schutt mit Eimern aus dem Keller tragen mussten. Unglaublich anstrengend, aber gut war das. In unserem Club lief ein wilder Mischmasch aus Punkrock und Techno. Nach zehn Jahren hatte es sich ausgestanzt, da die Stadt den Erben des Hauses gefunden hatte und uns rauswarf. Armin und ich haben gekämpft wie Bären, aber es war Zeit Berlin zu verlassen. Was mir blieb ist der Vokuhila und der Schnauzer.
(fms)