Freestyle Football Schweiz

Er wäre der Ronaldinho der Schweizer Nationalmannschaft, hätte er sich nicht gegen eine Fussballkarriere entschieden. Migu Baumann ist einer der besten Schweizer Freestyle-Fussballer, das zeigt er auch in seinem neusten Video.

Da lässt man ganz kurz einmal den Kollegen mit dem Fussball jonglieren – und dann das! Der Ball spickt weg, und man muss sich einen Neuen kaufen. Was der Ball auf so einer Reise alles macht, und wem er dabei begegnet, kann man hier sehen:

(mm)

Kritik
von Tobias Benz, Sandro Derungs, Fabian Rymann und Ann Ziegler

Idee:

Migu Baumann ist einer der bekanntesten und besten Freestyle-Fussballer in der Schweiz. Von ihm existieren dutzende Fussballvideos im Netz und wir wollten auch ein solches aufnehmen. Aber ein bisschen anders. Wir wollten mit ihm ein Video drehen, in dem es um mehr geht als nur um seine Tricks mit dem Fussball. Das Ziel war es eine Reise durch die Schweiz als Geschichte mit dem Fussball darzustellen. Migu sollte dabei als Protagonist den Zuschauer auf dieser Reise begleiten. Wir wollten schöne Landschaften und Schauplätze der Schweiz ins Video einbinden und sind so auf die Idee gekommen den Ball die ganze Zeit von einem Bild ins nächste hüpfen zu lassen. So versuchten wir einen Effekt zu kreieren, der es uns gestatten würde mit nur einem einzigen Schnitt von einem Ort an den nächsten springen zu können. Der Ball dient dabei als ein fliessendes Element, welches dafür sorgen soll, dass der Zuschauer durch den plötzlichen Ortswechsel nicht irritiert wird.

Damit war der Grundsatz für unsere Reise bereits geschaffen. Wir konnten so eine Location nach der anderen in beliebiger Reihenfolge aneinander hängen. Hier galt es natürlich trotzdem noch zu beachten, dass die Reise eine gewisse Logik in sich tragen sollte. Sprich, der Zuschauer sollte immernoch irgendwie von A nach B gelangen. Wir entschieden uns dazu, dass unsere Reise oben in den Bergen beginnen, und langsam abwärts bis unten in die Stadt führen sollte (mit dem Ende sogar im Untergrund). Desweiteren wollten wir das Thema Schweiz auch mithilfe der Kostüme zusätzlich unterstreichen. Hier bedienten wir uns am Beispiel des von uns selbst definierten Begriffs «Schweizer Bekanntheiten». Es ging darum unseren Protagonisten typisch schweizerisch oder erkennbar schweizerisch einzukleiden. In jeder Szene sollte das Kostüm dabei variieren.

Bei der Geschichte, die auf dieser Reise durch die Schweiz erzählt werden sollte, entschieden wir uns für eine Geschichte, die man eine Fundbüro-Geschichte nennen könnte. Der Protagonist sollte zu Beginn des Videos einen Fussball verlieren, welcher dann von Figur zu Figur durch die ganze Schweiz weitergereicht wird, um am Schluss seinen Weg zurück zum Protagonisten zu finden. Problematisch dabei war, dass der Protagonist von derselben Person gespielt werden sollte, wie alle anderen Figuren auch. Dabei sollten uns die Kostüme, aber vor allem auch die plötzlichen und (eigentlich) unlogisch schnellen Ortswechsel helfen.

Vorbereitung:

Es galt bei diesem Projekt verschiedene Punkte in der Vorbereitung zu beachten. Wir beschlossen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu drehen. Die höchste Priorität hätte dabei eigentlich auf dem Drehtermin liegen sollen, denn wir wollten unsere Aufnahmen, die ausschliesslich allesamt draussen stattfanden, unbedingt bei schönem Wetter aufnehmen. Der kleine Haken an der Sache war, dass unser Protagonist, Migu Baumann, nur an einem fixen Datum verfügbar war. Somit war das Wetter schlicht eine Glückssache. Mit Migu Baumann trafen wir uns einen Monat vor dem Drehtermin in Zürich, um ihm unser Projekt vorzustellen und ihn davon zu überzeugen mitzumachen.

Wir betrieben grossen Aufwand im Location-Scouting, da uns die verschiedenen Schauplätze, die wir darstellen wollten, sehr wichtig waren. Dabei sind wir ähnlich wie bei der Kostümauswahl verfahren. Wir haben in beiden Fällen eine Auswahlliste erstellt, im Team diskutiert, und schliesslich eine definitive Liste mit Drehplätzen und eine mit Kostümen erstellt, welche zusätzlich über je zwei Ersatzeinheiten verfügten. Sprich, wir hatten zwei zusätzliche Drehplätze und zwei zusätzliche Kostüme einsatzbereit, für den Fall, dass wir aus irgendeinem Grund unsere Pläne würden ändern müssen. Bei den Locations war es uns zudem wichtig, dass wir diese innerhalb von zwei Tagen auch wirklich alle erreichen konnten und dabei immernoch genügend Zeit haben würden, um die Aufnahmen ruhig und ordentlich zu erstellen. Wir entschieden uns dabei für eine mehr oder weniger direkte Safiental-Zürich Route.

Beim Material war es uns wichtig, dass wir mit zwei Kameras aufnehmen konnten, da es bei Fussballtricks oft vorkommt, dass ein Trick vielleicht nur ein- oder zweimal funktioniert und wir wollten so auf Nummer sicher gehen. Desweiteren wollten wir unbedingt gute Slow-Motion Aufnahmen und landschaftsübersichtliche Bilder, was unsere Materialentscheidungen zusätzlich beeinflusste.

Dreh:

Das Wetter am Dreh hätte durchaus besser sein können. Es hätte aber auch sehr viel schlechter sein können und so durften wir uns glücklich schätzen, dass wir unsere Aufnahmen nicht im Regen machen mussten. Erst am zweiten Drehtag hat uns gegen Schluss der Regen eingeholt und wir mussten die letzten Aufnahmen leider in einer Tiefgarage drehen, anstelle unseres ursprünglich geplanten Drehorts.

Abgesehen vom Wetter aber verlief der Dreh doch sehr gut. Migu Baumann war aufgestellt und motiviert und wir konnten gut mit ihm arbeiten. Für die Vorbereitung der einzelnen Aufnahmen benötigten wir zu Beginn ein bisschen zu viel Zeit, konnten aber im Verlauf beider Tage am Nachmittag wieder Zeit gut machen und fielen so nicht aus dem zeitlichen Rahmen. Mit dem Material kamen keine Probleme auf und es fehlten zur Abwechslung einmal nie irgendwelche Batterien oder Ähnliches.

Unser Protagonist fühlte sich nicht immer wohl in seinen Verkleidungen, wir konnten ihn aber immer überzeugen die Aufnahmen im Kostüm zu machen und haben nicht das Gefühl, dass man ihm auf den Bildern eine Unsicherheit anmerkt.

Nach Abschluss des Drehs und Beurteilung der Aufnahmen mussten wir noch drei Szenen nachdrehen. Dies bedeutete noch einmal viel zusätzlichen Aufwand. Es wäre nicht unbedingt nötig gewesen diese Szenen nachzudrehen, aber wir wollten unbedingt selber von unserem Endprodukt überzeugt sein und das hätten wir nicht gekonnt, hätten wir diesen zusätzlichen Aufwand nicht in Kauf genommen.

Bearbeitung:

Da wir extrem viele Aufnahmen hatten, nahm der Rohschnitt sehr viel Zeit in Anspruch. Zudem musste er einige Male nach Besprechung im Team überarbeitet werden. Es sollten alle Teammitglieder beteiligt, einverstanden und überzeugt sein und das dauert nun einmal eine gewisse Zeit. Beim Feinschnitt hatten wir dann nicht mehr soviel zu diskutieren, es war dann mehr die Sorgfalt, die seine Zeit dauerte.

Das Audiodesign gab auch einiges zu besprechen. Wir hatten mehrere Versionen vorbereitet und waren uns lange unsicher, welche davon am besten zu den Bildern passte. Bei der Bearbeitung selber gab es aber keinerlei Probleme.

Das Color-Grading verlief reibungslos. Wir hatten keine schlimmen Farbstiche in den Originalaufnahmen.

Fazit:

Die Aufbereitung der Idee mit dem Dreh- und Kostümplan zu verknüpfen war sehr zeitaufwändig und musste etliche Male im Team überdacht und neu strukturiert werden. Abschliessend ist hierzu zu sagen, dass unserer Meinung nach im Endprodukt die Storyline und die Kostüme zu wenig durchdrücken. Die Story wird zwar gut eingeleitet und angespielt, verliert sich aber im Verlauf des Videos und wirft vermutlich bei einigen Zuschauern Fragen auf. Eine Möglichkeit wäre hier vielleicht gewesen den Ball häufiger aus dem Bild zu nehmen, um kurzzeitig den Schwerpunkt wieder auf die Geschichte zu lenken.

Mit den Kostümen sind wir mehrheitlich zufrieden. Sie sind allerdings nicht immer ganz ausreichend. Hier sind wir aber sehr froh, dass wir uns die Mühe gemacht haben zwei Ersatzkostüme vorzubereiten, da diese dann auch tatstächlich beide zum Einsatz kamen. Dasselbe lässt sich bei den Locations über die Tiefgarage sagen, die uns vor dem Regen gerettet hat.

Mit dem Verlauf des Drehs sind wir sehr zufrieden. Dass alles so reibungslos ablief lag vor allem auch an der durchdachten Vorbereitung. Wir hatten einen strikten Zeit- und Routenplan, für jedes Teammitglied war eine genaue Aufgabe vorgesehen und es gab selten einen Moment, in welchem wir nicht genau wussten, was wir tun sollten. Hier fühlen wir uns wieder einmal bestätigt, dass eine gute Vorbereitung das A und O eines solchen Projekts ist und wir werden auch in Zukunft sehr viel wert darauf legen.

Alles in allem sind wir durchaus zufrieden. Sowohl mit unserem Produkt, als auch mit dem Verlauf des Projekts. Wir glauben, dass wir es geschafft haben ein Freestyle-Fussball-Video der etwas anderen Art zu produzieren, von welchen nur sehr wenige im Internet zu finden sind. Das wir von der etwas eintönigen Normalo-Schiene abgewichen sind zeigte uns auch die Reaktion unseres Protagonisten, Migu Baumann, der ohne unsere Zusage nach Erhalt des Rohschnitts sofort einen Video-Trailer mit der Beschriftung «coming soon» ins Internet gestellt hat, und zwar weil er so begeistert davon war.

 

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