Gefangen im Bildschirm!

Egal wo – egal wann – egal wie. In jeder freien Minute sitzen wir vor einem Bildschirm. Durch Smartphones, Tablets, Fernseher und Computer sind wir immer und überall mit allem und jedem vernetzt. Was darunter leidet ist der physische Kontakt zu seinen Mitmenschen, denn für viele ist ein Tag ohne elektronisches Gerät undenkbar. Doch wie war das früher?

Jeder kennt es. Kaum hat man es sich mit seinen Freunden in einem Restaurant gemütlich gemacht, sitzt wieder jeder Einzelne vor seinem Smartphone. Da bin ich selber keine Ausnahme, da ich mit meinen 21 Jahren auch zu den Digital Natives gehöre. Es ist eine Angewohnheit, welche mir in letzter Zeit immer mehr ins Auge gestochen ist. Kaum ist der Akku lehr, fühlt man sich alleine. Man schaut 30 Mal aufs Smartphone, obwohl man schon seit zwei Stunden kein Akku mehr hat. Es ist eine Sucht. Doch kann es sein, dass Freundschaften in der realen Welt unter einer digitalen Scheinwelt, falschen Freunden, Werbung und unnötigem Zeitvertreib leiden muss? Ich reise in meinem Projekt zurück in vergangene Zeiten. Als Fotos noch schwarz-weiss waren. In die Zeit, in der man im Voraus planen musste, was man am Abend unternimmt. In die Zeit, in der man sich durch Kartenspiele und Konversationen eine ruhige und entspannte Freizeit, ohne ständige Unterbrüche von aussen, gönnen konnte.

Digezz_Beitragsbild

Wenn wir uns die Gegenwart anschauen, surfen 85 Prozent der Schweizer Bevölkerung regelmässig mit dem Smartphone. Im Jahr 2010 waren dies noch knapp über 20 Prozent. Im Segment der Digital Natives benutzten 2015 rund 95 Prozent der 14- bis 19-Jährigen mobiles Internet, aber auch in der Sparte der Silver Surfer steigt die Nutzung konstant an. Von den über 55-Jährigen surften im Jahr 2014 ca. 64 Prozent mit mobilem Internet. 2015 waren es schon 71 Prozent, was eine extreme Steigerung bestätigt. Es ist bereits so weit, dass Digital Natives das mobile Internet mit 55 Prozent mehr als das Internet am Computer benutzen. Die älteren Generationen folgen diesem Trend, jedoch fühlen sie sich im Moment noch wohler am PC oder Laptop. Dies sind nur einige Fakten, welche aus dem Media Use Index (MUI) der Y&R Group Switzerland im Jahr 2015 rausgekommen sind. Dadurch kann man klar erkennen, dass die Nutzung von Smartphones in der Schweiz ein Riesen-Thema ist.

Jetzt stellt euch vor, wie das Leben vor all dieser Technologie ausgesehen hat. Wie konnten die Leute von damals 20 Minuten auf einen Zug warten, ohne dabei Facebook und WhatsApp abzuchecken? Das Ziel meiner Arbeit ist nun, die Zeit von früher – einfach und mit einem spielerischen Hintergrund – mit der Zeit von heute zu vergleichen. Dafür habe ich Fotos von meinen Grosseltern und anderen Verwandten aus verstaubten Fotoalben gesucht und eingescannt. Was als Erstes auffällt, ist sicher, dass das Foto schwarz-weiss ist und eine eher schlechte Qualität besitzt. Heute, wo Farben von jeder Hauswand strahlen, muss also Farbe her. Mein erstes Ziel war es somit, die Fotos möglichst Originalgetreu einzufärben. Sobald dies gelungen war, musste unser Problem her. Smartphones, Tablets, Fernseher und andere elektronische Geräte, welche aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken sind. Also habe ich einige Geräte in die Bilder rein retuschiert. Damit will ich die Leute so aussehen lassen, als wären sie in die virtuelle Welt eingetaucht und für Aussenstehende abwesend.

HIER könnt ihr die Vorher-Nachher-Bilder anschauen.

Die Szenarien, welche ich damit erschaffen habe, erinnern mich sehr an die Menschen der heutigen Zeit. Traurig, aber wahr. In Zukunft wäre es meiner Meinung nach also nicht verkehrt, einfach einmal den Flugmodus anzuschalten und sich mit Freunden und Familie wieder einmal richtig zu unterhalten.

(le)

Kritik
von Simon Sägesser

Ein Thema, welches aktuell ist, musste es sein. Als ich mich Anfang Semester fragte, was ich als Digezz-Projekt machen will, wusste ich vorerst nur das. Kurz darauf schränkte ich das Thema also auf die moderne Technik ein. Nun wusste ich auch schon bald, dass ich auf das ständige Problem der heutigen Zeit, die Bildschirme, aufmerksam machen will.

Umsetzung
Die Idee mit dem Vorher-nachher-Vergleich ist mir schon während der Ideensuche gekommen. Da ich keine Ahnung hatte, auf was für Bilder ich in meinem Keller stossen werde, hat die Recherche zu meiner Überraschung sehr viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als anfangs gedacht. Jedoch war es danach eine kreative und spannende Arbeit, in welcher ich mich auf drei Punkte speziell konzentriert habe:

  1. Originalität der Farben
  2. Qualitätsübereinstimmung Originalbild/zusätzliche Elemente
  3. Elemente reinretuschieren

Das Umfärben im Photoshop ist je nach Bild besser oder weniger gut gelaufen. Da die alten Bilder eine eher schlechte Bildqualität und in den Tiefen ziemlich wenig Bildinformationen hatten, war es eine Herausforderung, die Farben real aussehen zu lassen. Dies hat es umso witziger gemacht, danach die verschiedensten technischen Elemente im Bild zu verstecken. Damit die Qualität des Bildes und die der Elemente, welche ich reinretuschiert habe, übereinstimmt, habe ich jeweils ein kleines Rauschen und ein bisschen Unschärfe auf die externen Elemente gelegt. So sieht es aus, als käme alles aus einem Guss. Dies ist in der Bildbearbeitung ein gutes Zeichen. Denn wie es schon mein Lehrmeister gesagt hat, sieht man eine gute Photoshop-Arbeit nicht.

Fazit
So habe ich alle fünf Bilder nacheinander eingefärbt und ausgeschmückt. Die kleine Subsite, welche ich dazu erstellt habe, habe ich mit HTML/CSS und Javascript meinen Vorstellungen angepasst. Mit dem Gedanken, dass die Farben auf den Bildern schlecht aussehen könnten, musste ich bis nach dem ersten Bild leben. Dann, als ich das fertige erste Bild vor mir hatte, merkte ich, dass sich der Aufwand definitiv gelohnt hat, und so habe ich alle fünf Bilder mit Freude beenden können. Das Ergebnis finde ich eine spannende Gegenüberstellung zwei Zeiten, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. So ist im Moment nun mal die Realität und ich freue mich darauf, was die Zukunft noch bringt.

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