Generation Lockdown

Die ausserordentliche Situation rund um das Coronavirus hält die ganze Schweiz zurzeit fest im Griff – doch wie zeigt sich die aktuelle Situation überhaupt bei den betroffenen Menschen? Wie gehen jüngere Leute damit um, die nicht zur Risikogruppe gehören?

Seit dem Bundesratsbeschluss vom 19. März befindet sich das Land in einem sogenannten Lockdown – viele Läden, Bars, Restaurants und andere Betriebe haben bis auf weiteres geschlossen. Zudem dürfen sich keine Gruppen über fünf Personen in der Öffentlichkeit aufhalten. Und das alles zum Schutz der Risikogruppen, nämlich den älteren und gebrechlichen Personen sowie Menschen mit Vorerkrankungen. Der Verein «und» das Generationentandem aus Thun baut Brücken zwischen den unterschiedlichen Generationen und fördert den offenen Dialog zwischen Jung und Alt. Für viele der älteren, aber auch jüngeren Mitglieder stellt die aktuelle Situation allerdings eine grosse Herausforderung dar – ganz zu schweigen von der Unkenntnis, wie lange es andauern wird und wie es danach weitergeht.

Werner (82) und Dora (70) Kaiser, Paul Durrer (72), Lea Kieber (62), Annina Reusser (25) sowie Mara Ludwig (18) sind aktive Mitglieder des Vereins «und» das Generationentandem. Sie haben sich bereit erklärt, ihre Empfindungen, Hoffnungen, Ängste und Wünsche zu schildern.

Möchtest du mehr über den Verein «und» das Generationentandem und seine Angebote erfahren? Nähere Infos dazu findest du unter der Website www.generationentandem.ch.

(bae)

Kritik
von Arbër Shala

Idee

Meine ursprüngliche Idee war es, ein Werbe- und Informationsvideo über den Verein «und» das Generationentandem zu drehen. Ich selbst bin in der Kernredaktion des Vereins tätig. Wir planen, redigieren und koordinieren die Text- bzw. Multimediabeiträge der Mitglieder und Autoren und stellen diese online auf unsere Website. Zusätzlich erscheint viermal im Jahr unser Magazin mit Text- und Fotobeiträgen über ein ausgewähltes Schwerpunktthema.

Das Werbe- und Informationsvideo wäre eine Win-Win-Situation zwischen mir und dem Verein gewesen, da ich einerseits noch nicht viel Praxiserfahrung im Produzieren von Filmen habe und andererseits hätte der Verein dadurch auch endlich ein eigenes Video von und über sich gehabt.

Leider machte mir die ausserordentliche Situation rund um die Corona-Krise einen dicken Strich durch die Rechnung. Der Verein musste alle seine Veranstaltungen absagen und alle Treffen wurden ebenfalls untersagt. Da war es sinnlos, ein Video zu drehen. So war ich gezwungen, meine Idee vorerst zu beerdigen – aber wie sagt man so schön: Aufgeschoben ist nicht gleich aufgehoben.

Nach einer Sitzung mit dem Dozenten bin ich auf die Idee gekommen, betroffene Vereinsmitglieder individuell über ihr Befinden zu befragen. Der Verein lebt vom offenen Generationendialog. Etwa die Hälfte unserer Mitglieder sind Senioren und gehören laut Aussagen der Virologen und Epidemiologen zur Risikogruppe. Dazu wollte ich auch noch einige jüngere Mitglieder befragen, die zwar nicht zur Risikogruppe gehören, die aber dennoch durch die aktuelle Situation in vielen Lebensbereichen eingeschränkt sind.

So wurde die Idee dieses Projekts geboren.

Ziele dieses Projekts

Obschon ich schlussendlich kein Video drehen konnte, war es mir dennoch wichtig, dass ich in anderen Bereichen neue Sachen ausprobiere und Lernfortschritte mache. Meine Ziele verlagerten sich deshalb von der Videoproduktion auf die Audioproduktion, da ich als Artefakt ein Audio-Interview mitliefern wollte. Interviews zu führen und sie danach in einem Fliesstext nieder zu schreiben ist etwas, dass ich als Freier Journalist beim Thuner Tagblatt ständig mache, so gesehen würde ich da kaum etwas dazulernen.

Ein Ziel von mir war es, dass ich die Organisation, die Vorbereitung, den Workflow, die Postproduktion sowie den Projektabschluss ganz alleine und nur mit meinen Studienunterlagen bewältige. Ich hatte bisher das Vergnügen, diese Schritte in Gruppen zu machen. Dort hatte ich aufgrund der Aufgabenverteilung allerdings nur mit wenigen Schritten zu tun. Das wollte ich hier ändern.

Ein weiteres Ziel war, dass ich mir ein neues Adobe-Programm aneignete, nämlich Adobe Audition. Zwar werden wir im dritten Semester eine Einführung in das Programm erhalten, jedoch wollte ich mal auf eigene Faust ein neues Programm erlernen und mich alleine mit diesem Programm rumschlagen. Ich kannte bis dato das Programm Audacity, was im Gegensatz zu Audition einfacher zu bedienen ist. Nun war es aber an der Zeit für neue Skills.

Schlussendlich wollte ich als Ziel auch meine Arbeitweise hie und da etwas optimieren. Ich kenne mich seit meiner Geburt und weiss deshalb, dass ich zwar organisatorisch nicht schlecht bin, allerdings kommt bei mir immer so eine kleine Bequemlichkeit zum Vorschein, die mich unbewusst dazu verleitet, Sachen aufzuschieben, weil ich mir immer einrede, ich könne unter Druck eh am Besten arbeiten. Das wollte ich an diesem Projekt möglichst verhindern.

Vorbereitung und Organisation

Zunächst einmal habe ich mir überlegt, wen ich überhaupt für meine Interviews befragen möchte. Ich habe mir deshalb eine kleine Liste mit den Mitgliedern erstellt, die mir bei meinem Projekt helfen könnten. Da alle Veranstaltungen des Vereins wie vorhin erwähnt abgesagt worden sind, fragte ich bei der Vereinsführung nach, ob sie trotzdem Online-Veranstaltungen machen würden. Sie sagten mir, dass sie das mittels Zoom machen möchten. Der Vorteil von Zoom ist ja, dass man Video-Meetings abhalten und so mit den Personen interagieren kann.

Viele Veranstaltungen wurden künftig via Zoom angeboten. Was mich hier interessierte, war, welche Senioren Zoom installierten. Ich machte bei den Veranstaltungen mit und glich mit meiner Liste ab, wer Zoom hatte und wer nicht. Zu meinem Glück hatten alle meine potenziellen Interviewpartner Zugang zu Zoom. Phase 1 war damit abgeschlossen.

Phase 2 bestand nun darin, meine Interviewpartner anzufragen und sie für mein Projekt zu gewinnen. Ich hatte mir einige Gedanken gemacht, wie ich meine Bitte kurz und bündig aufschreiben solle. Niemand ist interessiert daran, eine Nachricht in der Länge eines Romans zu lesen. Ich dachte daran, eine Sprachnachricht zu schicken. Allerdings verwarf ich die Idee schnell wieder, da mir beim Vereinsgruppenchat auffiel, dass die älteren Mitglieder kaum bis nie Sprachnachrichten erstellen, geschweige denn abhören würden. Also blieb es bei den kurzen und bündigen Textnachrichten.

Glücklicherweise bekam ich meistens Zusagen. Ich rief die Beteiligten an und erläuterte ihnen in wenigen Sätzen, wie ich die Interviews machen möchte und wie mein Projekt aussehen würde.

Bis zu den ersten Interviews hatte ich eine Zeitplan erstellt. Dieser Zeitplan war allerdings nicht sonderlich detailliert gegliedert und ausformuliert gewesen, was sich später rächen wird. Das ist etwas, was ich in den nächsten Projekten unbedingt im Auge behalten sollte.

Bei der App Zoom hatte ich vor den eigentlichen Interviews ein paar Probedurchläufe mit mir selbst durchgeführt um zu sehen, ob die ganze Sache überhaupt funktioniert. Nicht auszudenken, wie blöd es für mich und meine Interviewpartner ausgesehen hätte, hätten die Zoom-Aufzeichungen nicht funktioniert. Was ich hier hätte verbessern können, ist die Tatsache, dass ich die Probedurchläufe erst nach den Zusagen statt vorher machte - Mehr Glück als Verstand war das. Ich sollte in Zukunft mein Glück nicht immer so herausfordern.

Die Interviewfragen schrieb ich nur dürftig irgendwo in Stichworten auf, da ich mir einredete, dass ich die drei bis vier Fragen sicher nicht vergessen würde. Da hatte sich eben diese Bequemlichkeit eingeschlichen.

Umsetzung und Workflow

Bei den Interviews sagte ich jeder Person nochmal den Zweck dieser Unterhaltung. Zusätzlich erklärte ich allen, dass ich einen Screenshot von unserer Unterhaltung machen und das Interview aufzeichne würde. Ich hatte mir bis dato nicht genau überlegt, was gewesen wäre, hätten einige sich dagegen entschieden, dass ich das Interview aufzeichne. Beim nächsten Mal muss ich mir auch einen Plan B aufschreiben.

Bei meiner eigenen Vorbereitung auf das Zoom-Interview schaute ich, dass mein Zimmer hell genug war, dass die Belichtung einigermassen optimal war und dass mich die Anderen gut und mit dem ganzen Gesicht sehen konnten. Das gleiche verlangte ich dann auch von meinen Interviewpartnern. Zusätzlich sagte ich ihnen, dass sie meine Fragen in wenigen Sätzen beantworten sollen und dass bei den Fragen und Antworten eine Sprechpause von zwei Sekunden bestehe, damit ich vieles leichter rausschneiden könne.

Während der Interviews dachte ich dann immer wieder an meine Fragen nach und hörte dabei nicht genau auf die Antworten der Interviewpartner, was erstens nicht gerade anständig war und zweitens dafür sorgte, dass meine Interviewpartner dann mehr als nur wenige Sätze sprachen. Wie oben schon erwähnt, hätte ich die Fragen konsequent ausformulieren sollen. So passierte es auch, dass ich bei einem Interviewpartner eine Frage vergass zu stellen, was ärgerlich war.

Immer am Ende der Interviews hatte ich die Aufzeichnungen konvertiert und abgehört, ob man die Qualität auch brauchen könne. Dann sagte ich den Interviewpartnern, dass die Aufzeichnungen in Ordnung seien und bedankte mich. Schliesslich speicherte ich die Dateien in einer Ordnerstruktur ab, die wir damals im Modul Konvergentes Arbeiten gelernt hatten. Die Screenshots speicherte ich auch so ab. Mir fiel allerdings bei den Aufnahmen auf, dass die Qualität vielleicht noch besser gewesen wäre, hätten alle Kopfhörer mit Mikrofonen gehabt.

Postproduktion und Abschluss

Es ging an die Postproduktion. Ich sagte meinen Interviewpartnern, dass ich in den nächsten ein bis zwei Wochen mit dem Projekt fertig werde und sie dann informieren werde. Das verschaffte mir einerseits Zeit und andererseits war es auch nicht gelogen, da ich es bei meinem Zeitplan so aufgeschrieben hatte.

Nun machte ich mich mit Adobe Audition vertraut. Zunächst einmal ging ich auf Linkedin-Learning und schaute mir ein paar Tutorials an. Schnell wurde ich aber ungeduldig und wollte direkt loslegen. So kam es, dass ich gewisse Details nicht wusste - diese hätte ich allerdings gewusst, hätte ich die Tutorials dazu bis zu Ende angeschaut. Geduld ist leider nicht meine Stärke, umso mehr muss ich mir aber bewusst sein, dass es in solchen Situationen nicht anders geht.

Es gab wider meinen Erwartungen relativ lange Audiofiles und ich musste daher sehr gut überlegen, was ich rausschneiden und was ich behalten wollte. Zunächst schnitt ich meine Stimme und die Sprechpausen ab, und wenn es ging, auch die "Ähms". Danach ging ich ins Detail und schnitt weitere Teile ab. Die Devise lautete hier: "Kill your darlings". Ich musste dabei aufpassen, nicht den Überblick über die einzelnen Teile zu verlieren, schliesslich hatte ich sechs Interviewpartner und davon noch einmal ein Vielfaches an Audiofiles. Manchmal verlor ich aber den Überblick. Ich hätte das vor den Schneide-Sessions bedenken sollen, dass hätte mir nämlich eine Menge Nerven erspart.

Als ich die Audiofiles in eine für mich sinnvolle Reihenfolge brachte, überlegte ich mir die Übergänge, die ich noch reinschneiden wollte. Ich nahm sie mit meinem Smartphone auf. Dabei nahm ich ein Stück Schaumstoff und stülpte es über das Mikrofon, damit die Qualität einigermassen okay war. Die Files schickte ich mir via Whatsapp und legte sie in Audition über das Roh-File. Ich hatte dummerweise zu spät bemerkt, dass meine Whatsapp-Memos in stereo aufgenommen wurden und die Audiofiles in mono waren. Man hätte das zwar schon hinbiegen können, aber dann hätte ich ein paar Schritte zurückgehen müssen, was ich dann als zu aufwändig empfand. So passierte es, dass es nun deutliche Klangunterschiede zu hören gab. Für das nächste Mal machte ich mir aber Notizen.

Fazit und Learnings

Mit dem ersten Digezz-Projekt bin ich grundsätzlich zufrieden. Ich bin stolz, konnte ich mir gewisse Ziele, die ich am Anfang definiert hatte, erfüllen. Ich kann behaupten, dass ich das Adobe Audition kennen- und schätzen gelernt habe. Ich habe langsam eine Freude daran entwickelt und freue mich schon auf das Modul Audio- und Kameratechnik III im dritten Semester.

Ebenfalls war ich froh, konnte ich meine nötigen Informationen aus meinen eigenen Studienunterlagen rausholen. Es war mir wirklich wichtig, nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich um Hilfe zu schreien, sondern nochmal in Ruhe zu überlegen und nötigenfalls exakt zu recherchieren. Das gibt mir Zuversicht für die nächsten Projekte, wie zum Beispiel das vorerst aufgeschobene Werbevideo für den Verein.

Meine Arbeitsweise konnte ich zu Teilen verbessern. Mir gefiel, wie ich für einzelne Schritte die nötigen Überlegungen und darüber hinaus machte, allerdings war es zu gleichen Teilen auch umgekehrt. Ich muss für die späteren Projekte versuchen, meine Pläne bis zum Ende durch zu denken, und wenn es sein muss, ein paar Mal im Kopf durch zu spielen. Es gab nicht selten Fälle, bei denen ich gewisse Schritte unterschätzt hatte. Eine gute und durchdachte Planung ist nämlich die halbe Miete. Ich bin überzeugt, dass dadurch die nächsten Workflows effizienter werden.

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