Geschichten hinter Gesichtern

Fremde Menschen die ohne weiteres von ihren persönlichen Lebensgeschichten erzählen, gibts nicht? Eben doch!

Wir haben uns getraut und frei nach dem Motto “So wie ich jemandem begegne, wird er auch mir begegnen” auf Churs Strassen fremde Menschen angesprochen. Mal nur ein Satz und mal eine ganze Lebensweisheit haben sie uns mitgegeben.

Mit einer Kamera und einem Aufnahmegerät bepackt sind wir losgezogen und haben Menschen, die wir auf der Straße getroffen haben angesprochen und sie haben uns spontan ein Interview gegeben.

Was sie glücklich macht, was ihre Schicksale sind und vieles mehr haben sie uns erzählt.
In Kombination mit ihren Portraits sind ganz spannende Eindrücke entstanden.

Hier gehts zu unserer Seite: Geschichten von Gesichtern

Kritik
von Ann-Christin Krumm und Bettina Monn

Idee 

Meine Inspiration habe ich durch den Blog http://www.humansofnewyork.com/ bekommen. Ich war davon unglaublich fasziniert, denn man bekommt auf dieser Seite den Eindruck, dass New York nur so von Menschen wimmelt, die eine wunderbare Lebensgeschichte, eine fantastische Liebe, große Lebensweisheiten oder erstaunliche Schicksale erlebt haben. Ich habe mich gefragt, ob das an der Stadt liegt, an dem Journalisten mit großem Talent oder ob es einfach nur eine große Glückssache ist, wenn man Menschen mit so interessanten Geschichten findet. Vielleicht ist es auch eine Kombination aus allem. Durch meine Neugier wie so etwas zustande kommt, bin ich auf die Idee gekommen,  ein Digezz-Projekt daraus zu machen. Ich habe mich gefragt, ob ich das auch kann und vor allem, ob man das in jeder Stadt machen kann.

Umsetzung  

Zur Vorbereitung habe ich mir  Fragen zu möglichen Personenkonstellationen und Situationen aufgeschrieben, die ich antreffen könnte. Außerdem habe ich mir zwei Screenshots von der „Humans of New York“-Webpage ausgedruckt, damit meine Interviewpartner einen Eindruck vom geplanten Endprodukt bekommen, und bin losgezogen. Begleitet hat mich Bettina Monn. Sie war mir eine große Hilfe, indem sie die Fotos geschossen hat und das Interview mit dem Handy für das spätere transkribieren aufnahm, während ich die Gespräche führte.

Insgesamt waren die Menschen viel öfter dazu bereit jemand fremdem, bewaffnet mit Kamera und Aufnahmegerät, etwas persönliches aus dem Leben zu erzählen, sich fotografieren und dass dann auch publizieren zu lassen, als ich das erwartet habe. Ich denke es hat sehr geholfen, dass ich immer erklärt habe, dass es ein Studentenprojekt für die HTW Chur ist. Das hat sicher Vertrauen erzeugt. Einige wollten aber auch nicht erkannt werden. Dann haben wir versucht Fotos zu machen, die in einem Ausschnitt Persönlichkeit ausdrücken, ohne die Person erkennbar zu machen.

Ich habe die Interviews an mehreren Tagen und verschiedenen Plätzen in Chur geführt. In der Bearbeitung wurde mir deutlich, dass ein erheblicher Aufwand darin besteht, die Bilder zu bearbeiten und die umfangreichen Interviews zu transkribieren und publikationsfähig zu machen. Und wenn alles zusammengetragen ist, dann heißt es  auswählen, kürzen, verdichten, damit am Ende kurze, pointierte Geschichten über Menschen entstehen.

Jede Geschichte ist ein Zusammenspiel von Bild und Interview. Daher musste ich mich auch schweren Herzens entschieden, nicht alles zu publizieren, da zum Teil  interessante Fotos vorlagen, aber nicht jede Geschichte ausreichend Gehalt hatte.

Dazu kam, dass ich mich dazu entschieden habe, das Projekt komplett zu realisieren und auch eine Webseite zu gestalten und zu programmieren. Da dies meine erste Webseite ist, habe ich die Quellcode-Erstellung mit einem meiner anderen Projekte verbunden und mich auf Bootstrap gestützt. Trotzdem war es erforderlich viele Stunden an Arbeit darin zu investieren.

Das Experiment - meine Bewertung

Zuerst war ich mir nicht sicher, ob Chur der richtige Ort für so ein Projekt ist. Chur ist im Vergleich zu  New York doch erheblich kleiner, und die Menschen sind nicht so anonym. Ich wurde positiv überrascht: Schon die ersten Begegnungen war sehr interessant und meine Interviewpartner überraschend offen. Die Freude an den ersten Erfolgen haben das Projekt beflügelt.

Nach dem ersten Interview-Tag und dem Sichten der Interviews konnte ich schnell erkennen, wie sich die Gespräche noch verbessern und intensivieren lassen. Aktives, konzentriertes zuhören, dann gezielt nachfragen. Wenn sich ein Interviewpartner öffnet, kann man im Verlauf des Gesprächs auch ruhig direkter und persönlicher nachfragen. Es gilt den Menschen und seine Geschichte zu erspüren und ernst zu nehmen. Dann erzählt er seine Geschichte gern. Ich habe versucht die Menschen, so wie ich ihnen begegnet bin, wiederzugeben und möglichst keine Wertung vorzunehmen.Auch beim Fotografieren gilt es freundlich und mit Überzeugung lieber ein paar Varianten mehr zu versuchen. Durch die unterschiedlichen Lichtsituationen waren anfangs ein paar Bilder nicht perfekt geglückt. Doch nach den ausgewerteten Erfahrungen sind wir in eine gute Routine gekommen. Ich habe ein noch besseres Gefühl dafür bekommen, wie man auf Menschen zu geht. Meine wichtigste Erkenntnis ist, dass ohne Ausnahme alle Interviewpartner interessante Persönlichkeiten sind. Wenn einem das  so intensiv bewusst wird, nimmt man plötzlich seine Umgebung ganz neu wahr. Nach dieser Erfahrung sehe ich in jedem Einzelnen, der mit auf der Strasse begegnet, einen potentiell interessanten Interviewpartner, der unerwartete Geschichten zu erzählen weiss, wenn man sich nur die Zeit nimmt und ihm zuhört.

Fazit 

Es war ein sehr spannendes Projekt und ich habe viel für mich mitgenommen. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden und gespannt wie es bei meinen Lesern ankommt.

Kommentar (1)

Schreibe einen Kommentar