GIF mir die Antwort

Du willst deinen Flirt auf einen Drink einladen, aber weisst nicht, wie du den ersten Satz formulieren sollst? Du möchtest dich bei deinem Schwarm unbedingt wieder melden, weisst aber nicht, was schreiben? Oder du triffst dich mit jemanden regelmässig und wüsstest gerne einmal, wie es um euren Beziehungsstatus steht?

Die Lösung: Kommuniziere mit GIFs! Wähle, welcher Text zu deiner Situation passt und lade das entsprechende GIF herunter. Schicke deinem Traumprinzen oder deiner Traumprinzessin dieses Mini-Filmchen und der Text läuft wie von selbst ab. Die GIFs sind optimiert für dein Handy, in geringer Dateigrösse, über alle Browser- und Betriebssystemgrenzen hinweg abspielbar. Und einmal auf dein Handy in die Medienbibliothek geladen, immer wieder abrufbar. Ist dein Schwarm kein GIF-Fan, gibt es den Text auch als Bild. Jetzt musst du nur noch die Nerven behalten und hoffen, dass du deine gewünschte Antwort erhältst. Viel Spass und Erfolg!

(nsc)

Kritik
von Anja Rüfenacht

Wie es dazu kam
Als meine Kollegin während ein paar Monaten in Berlin weilte, durfte ich an ihrem Atelier Platz arbeiten. Durch ihren Beruf als Filmemacherin hat sie das ganze Equipment für Stop-Motion Aufnahmen in ihrem Atelier eingerichtet: Stativ, weisse Hintergrundplatte und eine Fotokamera, die direkt mit dem stationären PC verbunden ist und über das Programm Dragon Frame gesteuert werden kann. Ich nutzte diese Gelegenheit und setzte mich mit der professionellen Umsetzung eines Stop-Motion Filmes auseinander.

Die Idee
Eine kleine Postkarte mit dem Schriftzug «Je voulais te dire» und ein neu gekauftes Textboard brachten mich auf die Idee für die Stop-Motion Aufnahmen. Das Endprodukt nicht als Film raus zu rendern, sondern als sich immer wiederholende kurz Filme, namens GIF, war eine zweite Sache (nebst der Stop-Motion Technik) die ich noch selber ausprobieren wollte. Zudem war es mir ein Anliegen, noch etwas von Hand zu kreieren und so entstand schlussendlich die Idee mit den Kurztexten im GIF- und Fotoformat.

Texte
Die Texte erfand ich bis auf die französische Variante, die als Inspiration diente, selber. Ich wählte verschiedene Sprachen, einerseits weil mein Französisch nicht gut ist, aber auch der Vielfältigkeit wegen. Jedes GIF enthält eine etwas ironische Antwort auf die dazugehörige Frage oder Aussage. Diese sollen die digitale Welt etwas auflockern und den alltäglichen, textbasierten Konversationen gegenüberstehen.

Programm Dragon Frame
Zuerst setzte ich mich mit dem Programm Dragon Frame auseinander. Es ist für Profiaufnahmen entwickelt worden und wird hauptsächlich für Langzeitspielfilme wie zum Beispiel «Shaunt the Sheep» oder «Caroline» verwendet. Jede Aufnahmeeinstellung kann über dieses Programm gemacht werden. So wird auch die angeschlossene Kamera über dieses Programm gesteuert. Dies hat den Vorteil, dass die Aufnahme auf dem Computer direkt als Live View betrachten werden kann. Dadurch kann u.a. die Qualität, die Schärfe, und die Belichtung des einzelnen Bildes optimal eingestellt und angepasst werden.

Workflow Aufnahme
Es gibt unzählige Möglichkeiten dem Stop-Motion Film eine eigene künstlerische Note zu verleihen, wie zum Beispiel mit der Langzeitbelichtung. Je länger belichtet wird, desto mehr Zeit hat man auf dem einzelnen Bild «Spuren» zu hinterlassen. Zudem ist eine höhere Belichtungszahl besser für die Filmqualität, da das Flattern weniger oder nicht mehr sichtbar ist. Für meine Mini Filme wählte ich ISO 100, Blende 16, 5’ Belichtungszeit und fotografierte mit einer Canon Spiegelreflexkamera, APS-C Sensor und einem 24mm Objektiv.
Die Beleuchtung ist zudem eine wichtige Komponente für die Aufnahmen. Ist das Bild von Anfang an gut ausgeleuchtet, erspart man sich viel Arbeit und Mühe in der Postproduktion. So muss darauf geachtet werden, dass das Objekt stets richtig beleuchtet wird. Ich arbeitete mit zwei Lampen, die Links und Rechts befestiget waren und ein indirektes Licht auf mein Sujet warfen.

Workflow Umsetzung
Am Anfang meiner Arbeit beschäftigten mich folgende Fragen: Wie starte ich den Mini Film? Sollte das Textboard leer sein? Wie kriege ich einen sauberen Loop hin? Um diese Fragen zu klären, machte ich diverse unterschiedliche Aufnahmen und Varianten:

  1. Variante: Schwarzes Textboard ohne Buchstaben, Text, wieder leeres Textboard
  2. und 3. Variante: Auf jedem Bild ist eine Hand zu erkennen, die den Buchstaben hin- oder weglegt
  3. Variante: Buchstabensalat, Text, Buchstabensalat mit Handelement
  4. Variante: Buchstabensalat, Text, Buchstabensalat ohne Handelement

An der vierten Variante gefiel mir gut, dass der Loop klassisch funktionierte und das GIF ein Anfang und ein Ende hatte. Deshalb entschied ich mich für diese Variante. Um darzustellen, dass dieses GIF von Hand produziert wurde, und nicht rein mit einem Programm animiert wurde, entschied ich mich am Schluss für die Aufnahme wo die Hände zu erkennen sind.

Nachbearbeitung
Im Photoshop bearbeitete ich zuerst die Standbilder. Von Anfang an wollte ich die Bilder und Mini Filme mit der Farbkorrektur, wie alte Aufnahmen aussehen lassen. Zuerst bearbeitete ich die Bilder in verschiedenen Farbtönen und entschied mich dann für den grün-/ blaustichigen Look. Mit «Levels» passte ich die Helligkeit und den Kontrast an. Diesen Bildlook übernahm ich dann für alle Aufnahmen. Die Bildreihen bearbeitete ich im After Effects. Mit Animation > Keyframe Assistent > Sequence Layers reihte ich die Bilder aneinander. Nach vielen Tests und Vergleichen entschied ich mich für diese Framerates: Jedes Bild ist 2 Frames lang, das Startbild auf 4 Frames und das Standbild mit dem ganzen Text auf 12 Frames gehalten. Danach passte ich den Bildausschnitt an und bearbeitete die Farben und die Helligkeit / Kontrast. Am Schluss rechnete ich die Bildreihe mit Media Encoder raus.

Erkenntnisse
Ganz zu Beginn hatte ich Probleme mit dem Abspielen des rausgerechneten GIFs. Auf dem Laptop, wie im Whatsapp, war nur ein Bild und keine Animation ersichtlich. Dabei entdeckte ich die Vielfältigkeit an Programmen, die es bereits für das Erstellen von GIFs ohne grosses Know-How gibt. Wie zum Beispiel Giphy oder die Funktion auf den neuen Iphones. Ich versuchte es zuerst selber mit dem Giphy Programm. Die Qualität war dabei sehr schlecht und mein GIF wurde mit ihrem Logo versehen. Deshalb versuchte ich ein weiterer Weg, indem ich meine GIFs direkt auf das Handy mit kleiner Auflösung, alle unter 2.5 MB gross, abspeicherte. Dies funktionierte dann zum Glück einwandfrei.
Eine zweite Herausforderung war für mich die passende Geschwindigkeit herauszufinden, da es auch Geschmacksache ist und es keine Vorgaben dazu gibt.

Mein Fazit
Die Auseinandersetzung und die Umsetzung bereiteten mir grosse Freude das Resultat ist so geworden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich lernte viel Neues beim Umgang mit den professionellen Geräten und kann mir gut vorstellen, weitere solche Arbeiten durchzuführen. Durch den gelernten Workflow bin ich nun auch sehr motiviert um grössere und aufwändigere Stop-Motion Projekte umzusetzen.

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