GIFs in Pseudo-3D

Die Technik von stereoskopischen Bildern ist schon fast so alt wie die Fotografie an sich. Viele Leute erinnern sich noch an ein feldstecherähnliches Spielzeug in ihrer Kindheit, welches beim Durchschauen dreidimensionale Bilder mit enormer Tiefenwirkung zeigte obwohl nur eine Karte mit zweidimensionalen Bildern im Gerät steckte. Das Prinzip dafür hat sich auch im digitalen Zeitalter nicht verändert.

Der Grund dafür, dass wir die Welt räumlich wahrnehmen, ist, dass wir zwei Augen haben. Jedes unserer Augen sieht ein etwas anderes Bild, stets aus einem leicht anderen Winkel. Unser Hirn setzt diese zwei Wahrnehmungen dann zusammen und erzeugt damit ein Bild mit Tiefenwirkung.

Mit diesem stereoskopischen Sehen funktionieren beispielsweise auch 3D-Filme im Kino, wo durch unterschiedliche Polarisation von Projektoren und Brillengläser für das linke und rechte Auge ein anderes Bild gezeigt wird.

Dass unser Hirn so funktioniert, ermöglicht ein Herstellen von animierten GIFs, welche einen pseudodreidimensionalen Eindruck erzeugen. Dabei werden das linke und das rechte Bild aber nicht miteinander sondern in schnell wiederkehrender Abfolge gezeigt. Der Effekt ist dabei natürlich nicht gleich stark wie bei der Technik mit der 3D-Brille, dennoch wird eine gewisse Räumlichkeit erzeugt.

Für die Erstellung solcher GIFs werden Aufnahmen einer Situation oder eines Objekts mit einer normalen Kamera aus zwei minimal verschiedenen Winkeln gemacht. Beim anschliessenden Animieren in Photoshop werden beide Fotos genau aneinander ausgerichtet. Dabei kann gewählt werden, welches Objekt oder Welcher Teil des Bildes ruhend sein soll in der Animation. An diesem Punkt sind beide Bilder Deckungsgleich.

Beispiel: Deckungsgleich und somit stabilisiert auf den Münsterturm. (Bilder anklicken für grössere Ansicht)
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Oder Deckungsgleich und stabilisiert auf dem schwarzen Auto

Weiter ist es wichtig, klare Elemente im Vorder-, Mittel-, und Hintergrund zu haben, welche die Tiefe definieren. Im obigen Beispiel funktioniert dies gut. Folgende drei GIFs wirken aber weniger eindrücklich wegen des beinahe fehlenden Mittelgrunds.

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Mit dieser Technik entstanden eine Reihe von Pseudo-3D-Bildern der Stadt Bern.20150530-IMG_3074

 

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Kritik
von Micha Lips

Wie bereits im Beitrag erwähnt, ist die Stereoskopie nicht eine neue Erfindung.

Dan Florence ist ein Blogger, welcher alte Stereoskopieaufnahmen digitalisiert und mit dieser Technik als GIF darstellt.

Es reizte mich, eigene, neue 3D-Bilder herzustellen und wählte dafür als Sujet verschiedene Ecken der Stadt Bern, wo ich bald darauf mit Kamera und Stativ durch die Gassen zog.

Nicht alle Aufnahmen funktionierten gleich gut. Viele Bilder fanden keine Verwendung, da der Effekt zu wenig zum Vorschein kam, meist weil zu wenig stark zwischen Vorder-, Mittel-, und Hintergrund differenziert wurde. Dass dies dermassen von Belang ist, merkte ich allerdings erst in der Postproduktion.

Weiter musste ich feststellen, dass es am besten wäre, wenn mit zwei Kameras gleichzeitig je ein Foto aufgenommen würde, was es erlaubte, Bewegungen komplett einzufrieren. Mit der momentanen Technik mit zwei kurz aufeinanderfolgenden Aufnahmen Springen bewegte Objekte immer hin und her in beiden Bildern, wie es im Bild mit dem Zytgloggenturm gut zu sehen ist oder dem bewegten Gras im Vordergrund des fünften Bildes.

Bearbeitung im Nachhinein um dies zu vermeiden sind nicht ganz einfach und funktionieren nur wenn sich das betroffene Objekt klein im Hintergrund befindet, wo aufgrund des Fluchtpunktes perspektivische Unterschiede kleiner, beziehungsweise Flacher werden. Dies wurde beispielsweise im Bild mit dem Brunnen gemacht. Dort steht im Hintergrund auf der Gasse eine Person deren Bewegung ist eingefroren ist.

Um solche Bewegungen mit zwei Kameras sauber dreidimensional festzuhalten, müsste an einem Fernauslöser ein Y-Kabel verlötet werden um diese synchron auszulösen sowie zwei genau gleiche Kameras mit demselben Objektiv verwendet werden. Leider war dies aus zeitlichen und logistischen Gründen noch nicht möglich, da die Idee für das Projekt relativ spät im Semester entstand. Genau dies zu versuchen fände ich aber sehr interessant, weshalb ich für das kommende Semester plane, das Projekt noch weiterzuführen und die Technik zu verfeinern. Gerade Action- oder Sportaufnahmen in diesem Stil wären sehr Reizvoll.

Grundsätzlich konnte ich aber schon einiges aus dem Projekt mitnehmen. Wie räumliches Sehen funktioniert und wie dies mit unterschiedlichen Techniken auf eine zweidimensionale Ebene übertragen werden kann, worauf es beim Fotografieren von Stereoskopischen Bildern ankommt und wie diese mit den Adobe-Programmen bearbeitet und animiert werden können.

Kommentare (2)

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