Glarner Saga Series – Der Holzer

Die Geschichte des Holzers habe sich vor einigen Jahrzehnten im Glarnerland abgespielt. Erzählt wird die Sage von Paul Wirth, einem Urgestein des Kantons, dessen Vater – Paulus Wirth – die dunkelsten Geheimnisse aus seiner Heimat kannte. Das sagenumwobene Glarnerland bietet viele faszinierende Geschichten, Erzählungen und Märchen. Die Beantwortung der Frage, ob die Sagen wahr sind oder nicht, ist jedem selbst überlassen.

Ein junger Bursche aus Näfels ging an einem damals noch nicht eingeführten Allerseelentag hinauf ins Holz, obschon jeder wusste, dass an diesem Tag niemand arbeiten durfte. Die Leute warnten ihn, sogar das Wetter wurde gewittrig. Auch das schreckte den Holzer nicht ab. Er entgegnete allen Warnungen: «Ich fürcht mi vor em Tüüfel nüd!»

Die Arbeit lief ihm aber nicht sonderlich gut. Verdrossen werkte der junge Bursche weiter, bis er auf einmal eine Stimme vernahm. Dicht über ihm krächzte sie: «Gang hei, oder…!» Der Holzer wartete das Oder nicht ab, sondern floh ins Dorf hinab, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Ab dieser Stunde war der Näfelser Bursche ein scheuer und ängstlicher Geselle. Den Allerseelentag hatte von da an aber wirklich jeder bewahrt.

(ae)

Kritik
von Naomi Wirth

Die Idee

Die Idee, mich den Sagen aus meinem Heimatkanton zu widmen, habe ich schon länger und auch schon umgesetzt. Allerdings nur in Bildserien. Für Digezz sah ich nun die Möglichkeit, meine Sagen zu intensivieren.

"Der Holzer" hatte ich vor einem Jahr schonmal - etwas bescheiden - fotografiert. Da die Sage aber sehr schlicht und eher einfach umzusetzen war, wollte ich ihr nochmals eine Chance, ein Revival sozusagen, geben. Die Sage selbst stammt aus dem Buch "Glarner Sagen" von Kaspar Freuler und Hans Thürer.

Dank Herrn Weibel bin ich auf die Foto- und Filmstory "Flucht aus Tibet" gestossen, welche mich inspiriert hat. Daraus entstand die Idee, die Sage einerseits neu zu fotografieren, sowie sie von einer Person erzählen zu lassen. Dazu wollte ich einige Töne einbinden, um die Story echter wirken zu lassen. Bei der Bildbearbeitung hatte ich mir vorgenommen, eine klare Differenzierung zwischen gefilmtem Bild und den Fotos zu erzeugen. Für beide wollte ich aber einen mystischen Raum schaffen.

Die Vorbereitung

Paul Wirth, mein Vater, hat sich netterweise anerboten, die Sage vor der Kamera zu erzählen (so nervös habe ich ihn selten gesehen). Mit seinem urchigen Glarnertüütsch sollte er den Zuschauer überzeugen, dass er lediglich weitererzählt, was ihm in die Wiege gelegt wurde. Für die Aufnahme habe ich ein Drehbuch geschrieben - auf Mundart - damit er genau wusste, was er wie sagen sollte. Schlussendlich kam es natürlich etwas anders als geplant.

Für das Fotoshooting habe ich einige Statisten gesucht, welche mein Projekt wunderbar unterstützt haben. Grosse Herausforderungen stellten die Kleidung, sowie passende Accessoires dar. Die Sage spielte vor etwa 100 Jahren, eine Zeit, in der man Arm von Reich klar unterscheiden konnte. Ich wollte die Leute etwas durchmischt haben und stellte passende Outfits zusammen. Teilweise aus dem Kostümverleih, alte Fetzen aus dem Brockenhaus oder von privat. Für die Frisuren habe ich mir ein paar YouTube-Channels angeschaut. Sie verrieten mir einfache Flechtfrisuren. Die legendären Wasserwellen aus den 20ern waren mir  leider zu anspruchsvoll.

Den Hauptcharakter hatte ich schnell gefunden. Mein serbischer Kollege sieht urchiger aus, als manches Urgestein. Da ich schon ein paar Mal mit ihm gearbeitet hatte, wusste ich auch, dass er sich gut vor der Kamera macht und auch über seinen Schatten springt, wenn es sein muss. Sein Outfit haben wir von Köbi erhalten - danke Köbi - der die Kleidung von seinem Urgrossvater geerbt hat. Dazu die einzigartige Pfeife - original und tatsächlich gut 100 Jahre alt!

In der Sage wird von einem Roller geredet, mit dem der junge Bursche ins Holz fährt. Alternativ konnte ich ein Töffli organisieren, dass gut drei Mal älter ist als ich. Die Axt war auch nicht leicht zu finden. Immerhin sollte sie keinen roten Griff oder ein frisches Blatt haben. Die gefundene Axt - ebenfalls ein Urgrossvater-Erbstück - ist gut 80 jährig.

Das Finden von Statisten und Auftreiben von passenden Accessoires, sowie Kleidung hatte sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Dazu musste ich noch Locations aufsuchen, welche nicht verrieten, dass wir das Jahr 2017 haben.

Die Umsetzung

Um gerade am letzten Punkt anzuhängen: Sehr mühsam waren während des Fotografierens die Passanten. Sie liessen jedes Gefühl der Nostalgie ersticken.

Während des Fotografierens war es mir ein grosses Anliegen, dass alles möglichst natürlich und nicht gestellt wirkte. Dafür hatte ich fünf Locations angepeilt, an welchen wir verschiedene Szenen mehrmals durchspielten. Alle Bilder wurden demnach in Bewegung aufgenommen - eine wunderbare Art, um zu fotografieren. Nicht wirklich mitgemacht hat das Wetter. Nach bereits zwei verschobenen Daten kam endlich ein Samstag, der Regen vorhersagte. Aber das Wetter hatte es sich während des Fotografierens anders überlegt.

Den Erzähler hatte ich im Fotostudio aufgenommen - im Nachhinein keine sehr schlaue Idee, denn de Raum hallte ziemlich fest. Das Bild wollte ich eher mysteriös oder dunkel aufbauen und habe dafür mit 2 knappen Lichtquellen gearbeitet.

Die für mich wohl grösste Herausforderung war das Schneiden des Films. Ich bin darin noch nicht wirklich bewandert, vermutlich deshalb, weil ich es nicht sehr gerne mache und relativ langsam bin. Ein Geduldsmensch bin ich leider auch nicht. So war das stundenlange am Laptop sitzen und Film-Schneiden für mich am anstrengendsten. Mit der Zeit hatte ich aber ein Gefühl entwickelt oder eher eine klarere Vorstellung gehabt, wie das Endprodukt aussehen sollte. Das erleichterte mir die Aufgabe enorm.

Neben dem klassischen Schneiden des Films, habe ich die Tonalitäten auf eher düster gesetzt. Zudem habe ich noch etwas Ton miteingebunden, damit das Ganze realistischer wirkt.

Fazit

Für mich war dieses Projekt sehr spannend. Zum Fotografieren durfte ich ein bisschen "Regie" führen, damit alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort landeten. Auch die Wahl der Outfits und die Zusammenarbeit mit so vielen Leuten hatte mir sehr gefallen und möchte ich unbedingt wiederholen.

Worin ich mich klar verbessern kann, ist die Vorbereitung. Glücklicherweise war das Wetter zwei Mal zu schön für die Sage, ansonsten wäre ich ziemlich planlos in das Projekt reingestürzt. So hatte ich Zeit gewonnen, mir alle Details sorgfältig zu überlegen und auszuarbeiten. Nicht zufrieden war ich mit den Audio-Aufnahmen während dem Interview. Wie bereits erwähnt hallte der Raum, aber ebenso hatte ich das Mikrofon nicht optimal eingepegelt. Da das aber mein erster Alleingang in Sache Audio war, gebe ich mir gerne die Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen.

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