Globaler Mikrokosmos Pt. 2

Vor zwei Jahrzehnten war es praktisch undenkbar, von der Schweiz aus eine Compilation mit lateinamerikanischer Musik zu veröffentlichen. Heute, Internet sei Dank, ist vieles möglich, wie das Beispiel von Hawaii Bonsaï Records zeigt.

An den Ufern des Genfersees ist so mancher Hauptsitz von internationalen Konzernen zu finden. Nestlé dirigiert von Vevey aus seine weltweiten Machenschaften. In Afrika eine Kupfermine kaufen, sich in Südamerika einen See sichern, alles mittels wenigen Mausklicks möglich. Doch an diesen Ufern gibt es auch jene, die sich mittels Kreativität und Herzblut einen Namen machen. Beispielsweise im Musikbereich. Denn auch hier haben sich mit der voranschreitenden Technik neue Türen geöffnet. In einem ersten Teil wurde Cyril Yeterian von Bongo Joe Records in Genf besucht. Der zweite Teil führt uns nach Vevey zu Axel de Pontbriand von Hawaii Bonsaï Records.

Das Label veröffentlichte vor zwei Jahren eine 21 Tracks umfassende Vinyl-Compilation mit lateinamerikanischer Bass-Musik. Die Künstlerinnen und Künstler, welche darauf vereint wurden, stammen unter anderem aus Südamerika, Südafrika oder Frankreich. Dass eine Einzelperson eine solche Veröffentlichung auf die Beine stellen kann, ist primär dem Internet zu verdanken. Was vor zwei Jahrzehnten mehrere Jahre gedauert hätte, dauert nun ein paar Wochen. Und doch sind die Platten-Veröffentlichungen von Hawaii Bonsaï auch gewissermasssen ein Statement gegen die digitalisierte Welt. Ein Paradoxon, wie sich im Interview mit Axel de Pontbriand zeigt.

Die neuste Compilation von Hawaii Bonsaï Records kannst du hier hören und kaufen.

(nsc)

Kritik
von Linus Rast

Ziel:

Mein Ziel war es, zu zeigen, dass die Schweizer Musikszene offener und vielfältiger ist, als manche es denken. Nachdem ich in Genf bereits ein Label / Plattenladen besuchte, sollte es nun nach Vevey gehen.

Hintergrund:

Ich interessiere mich generell für Musik. Im Rahmen meiner Radiosendung auf Radio 3FACH bin ich stetig auf der Suche nach Musik aus fremden Ecken dieser Welt. Dabei stolpere ich gelegentlich auch über Labels, welche in der Schweiz ansässig sind. Hawaii Bonsaï Records war mir demnach seit Längerem ein Begriff. Allerdings wusste ich nicht genau, wer dahinter steckt und wie das Label aufgebaut ist. Dem wollte ich nachgehen.

Vorgehensweise:

Ich finde das Interview ein sehr spannendes Mittel, um Meinungen und Haltungen zu vermitteln. Es ist roh und unverfälscht. Musiker oder Labelschaffende sind oft Lebenskünstler und haben immer mehr als genug zu erzählen. Daher stand für mich relativ schnell fest, dass ich ein Interview produzieren wollte.

Mit dieser Idee trat ich dann per Mail an Axel de Pontbriand heran, welcher sich sehr über mein Interesse freute. Wir vereinbarten einen Termin an seinem Wohnort in Vevey. Vorgängig befasste ich mich vertieft mit dem Label und stellte einen Fragenkatalog zusammen.

Drehtag:

Die Dreharbeiten fanden an einem Tag statt. Gefilmt und fotografiert habe ich mit einer Sony Alpha 6500.

Herausforderung:

Im Gegensatz zu Part 1, als ich in Genf im Plattenladen von Cyril Yeterian filmte, hatte ich keine Ahnung, wie es in Vevey aussehen wird. Da Axel nur eine kleine dunkle Wohnung hat und es somit kein Ort gab, welcher direkt mit seinem Musikschaffen in Verbindung steht, setzten wir uns in ein Kaffee am See. Die engen Platzverhältnisse, die Sonne, die Strasse nebenan mussten relativ schnell eruiert werden, damit sie das Interview nicht störten. Die Szenerie war somit nicht perfekt für ein solches Interview. Andererseits sollte es in einem gemütlichen Rahmen stattfinden, zumal ich ja möglichst viele Antworten erhalten wollte.

Format:

Das Format Interview finde ich, wie oben bereits erwähnt, ein spannendes Mittel um Meinungen und Wissen zu vermitteln. Mir ist klar, dass ein 15-minütiges Video davon nicht für alle interessant ist. Allerdings bietet es die Möglichkeit, vertiefte Informationen zu erhalten. Wäre es ein 2,3 minütiger Zusammenschnitt, hätte man auch den Beschrieb auf der Webseite lesen können. Deshalb wurde es, wie schon im Teil zuvor eine relativ lange Produktion.

Film Equipment:

  • Sony Alpha a6500
  • Objektiv Sony 18 - 105 mm f/4.0
  • Manfrotto Lichtstativ Renker
  • HHB Flashmic DRM 85 C

 Audio:

Den Ton habe ich mit einem HHB Flashmic aufgenommen. Dementsprechend waren meine Fragen auf dem Audio natürlich nur ganz schwach zu hören. Dies war aber kein Problem, da ich meine Fragen sowieso nicht als Audio im Video haben wollte. Während den eingeblendeten Fragen spielte ich jeweils Musik von der neusten Hawaii Bonsaï Compilation.

Post Production:

Das Axels Arbeit im Musikschaffen primär über den Computer läuft (Mailing usw.) gab es keine Möglichkeit, Filmaufnahmen im direkten Zusammenhang mit seinem Schaffen aufzunehmen. Für das Intro und Outro wurden daher Stimmungsbilder verwendet, welche ich auf dem Weg nach Vevey gefilmt habe. In der Postproduction ging es primär darum, dem Interview eine Form zu geben, sprich die Antworten zu ordnen und natürlich auszumisten. Das ganze Gespräch dauerte rund 40 Minuten.

Fazit:

Inhaltlich bin ich soweit zufrieden, dass ich mit Axel ein spannendes Interview führen durfte. Allerdings war ich unzufrieden, dass ich kaum zusätzliches Filmmaterial hatte, welches den inhaltlichen Teil ergänzen hätte können. Das Problem war dabei, dass alle Musiker aus dem Ausland sind, welche unter ihm veröffentlichen. Es gab so eigentlich keine Schnittpunkte zwischen ihm und dem Endprodukt, ausser das Internet, was ein spannender Punkt im Interview ist. Da es relativ langweilig ist, ihn zu filmen, wie er im Internet ist, liess ich es lieber sein. Allerdings hätte ich hier vielleicht einfach ein paar Mehraufnahmen von ihm, beispielsweise in seiner Wohnung machen können. Ein fester Ort, der auch mit dem Inhalt zu tun hat, wie beim Plattenladen, fehlte mir aber merklich.

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