Globaler Mikrokosmos

Die Schweizer Musikszene hat über die Landesgrenzen hinaus nicht sonderlich viel Ausstrahlung – könnte man meinen. Denn Musik ist viel mehr als Beatrice Egli und Luca Hänni. Unter dem Radar der kommerziellen Musiklabels entspringen immer wieder kleine Projekte, die dem Grossteil der Musik-Konsumenten völlig unbekannt sind. Eines dieser Projekte ist das Musiklabel «Les Disques Bongo Joe» und der gleichnamige Plattenladen «Bongo Joe Records» aus Genf.

Genf. Eine Stadt, die viel internationales Flair mit sich bringt. Die UNO, das internationale Rote Kreuz, viele Uhrenhersteller, etliche Rohstoffkonzerne sowie diverse Banken ziehen von hier aus ihre Fäden. Internationales Business, in welchem viel Geld fliesst. Etwas abseits des umtriebigen Plainpalais erblickt man beim Place des Augustins ein Lokal, welches mit grossen, an die Fenster gemalten Lettern beschriftet ist: «Bongo Joe». Wenn man den Laden betritt, merkt man schnell, dass auch hier viel Internationalität im Spiel ist. Nur, dass das Geld hier durch die Liebe ersetzt wird. Man findet sich, umgeben von Schallplatten und Pflanzen, in einem kleinen Kaffee wieder. Da sitzt jemand und trinkt ein Glas Rotwein, dort wird aus einer Tupperware gegessen und hinter der Theke drehen die Schallplatten auf den Plattenspieler, während im Hintergrund die Kaffeemaschine versucht, die karibische Musik zu übertönen. Die Welt kann so klein sein, denkt man sich, wenn man bei «Bongo Joe» zu Besuch ist. Hier findet man Progressive-Rock aus dem letzten Jahrhundert, Techno-Scheiben aus den Nullerjahren und exotische Musik aus den fernsten Ecken der Welt. Nebenbei wird über Gott und die Welt geredet.

Der Kopf hinter diesem bunten Laden ist Cyril Yeterian. Nie und nimmer würde er sich aber als Chef bezeichnen. Bei seiner Arbeit ist er stets umgeben von seinen Freunden und treuen Helfern, die es zusammen mit ihm möglich gemacht haben, mitten in Genf eine kleine Oase zu erschaffen. Wie es dazu kam, was für Musik sein Label ausmacht, und weshalb man nicht über den Wert einer Platte diskutieren sollte, erfährst du im Interview mit Cyril.

Wenn du hören möchtest, wie sich die Musik aus dem Label-Katalog von «Les Disques Bongo Joe» anhört, kannst du dies auf Soundcloud tun.

(mm)

Kritik
von Linus Rast

Ziel:

Mein Ziel war es, zu zeigen, dass die Schweizer Musikszene offener und vielfältiger ist, als manche es denken. Dies wollte ich in einem Format umsetzen, das Text, Video, Bild und Audio beinhaltet. Sodass man als Konsument aussuchen kann, ob man Lust hat, ein Video-Interview zu schauen oder die Musik vom Label zu hören.

Hintergrund:

Ich interessiere mich generell für Musik. Das Entdecken von neuer Musik macht mir Spass, daher fühle ich mich in Plattenläden sehr wohl. Als ich den Laden vor ein paar Jahren erstmals besuchte, wurde mir gleich warm ums Herz. Für mich war schnell klar, dass ich etwas über Bongo Joe produzieren wollte.

Vorgehensweise:

Ich finde das Interview ein sehr spannendes Mittel, um Meinungen und Haltungen zu vermitteln. Es ist roh und unverfälscht. Musiker sind oft Lebenskünstler und haben immer mehr als genug zu erzählen. Daher stand für mich relativ schnell fest, dass ich ein Interview produzieren wollte. Damit es aber nicht bei einer Audiospur blieb, versuchte ich das Ganze multimedial etwas aufzupeppen.

Mit dieser Idee trat ich dann per Mail an Cyril Yeterian heran, welcher sich sehr über mein Interesse freute. Vorgängig galt es alles Material zu besorgen, zu überlegen, was ich alles an aufnehmen, filmen oder fotografieren wollte und natürlich, mich auf das Interview vorzubereiten.

Drehtag:

Die Dreharbeiten fanden an einem Tag statt. Gefilmt und fotografiert habe ich mit einer Canon EOS 5D Mark III Set.

Herausforderung:

In der Vorbereitungsphase war es kein Problem, dass ich alleine war, zumal ich genügend Zeit hatte. Während dem Drehtag war es schon etwas stressiger, da ich alleine die Technik und auch das Interview schmeissen musste. Dies führte dazu, dass die Technik teils etwas litt, da ich jeweils nicht zu viel Zeit verlieren wollte, da die Zeit unglaublich schnell vorbei ging. Ich unterschätzte es etwas, wie viel Zeit es braucht, bis man jeweils eingerichtet ist. Zudem war ich mit dem Filmmaterial nicht unglaublich gut vertraut. Viele meiner kurzen Film-Einstellungen konnte ich danach nicht in das Interview einbinden, da sie qualitativ zu schlecht waren. Diese hätten dem Interview etwas Abwechslung geben sollen. Zudem bemerkte ich während des Drehs kleine Fehler nicht. Ich stellte Cyril scharf, als er anfänglich ganz hinten im Sessel sass. Während des Interview kam er aber meistens nach vorne und wurde dadurch unscharf.

Format:

 

Mein Ziel war es, ein Format zu gestalten, welches verschiedene Mittel einfliessen lassen sollte. Ich wollte dem Konsumenten Text, Video (Interview), Fotos und Audio (Mix) zur Verfügung stellen. Der Mix stammt aber nicht von mir, sondern von Cyril Yeterian. Diesen hat er aber exklusiv für mich produziert und ist daher grundsätzlich auch Teil des Formats.

 

Film Equipment:

  • Canon EOS 5D Mark III Set
  • Objektiv Canon 50mm f/1.8
    Akku Canon LP-E6
  • Manfrotto Lichtstativ Renker
  • Sennheiser AVX-ME2 Digital drahtloses Lavalier Mikrofon Set

 Audio:

 

Den Ton habe ich mit einem Sennheiser Lavalier Funkmikrofon aufgenommen. Dementsprechend waren meine Fragen auf dem Audio natürlich nur ganz schwach zu hören. Dies war aber kein Problem, da ich meine Fragen sowieso nicht als Audio im Video haben wollte. Während den eingeblendeten Fragen spielte ich jeweils Musik vom Bongo Joe Label ein oder Musik, die sich auf die Frage bezog.

Post Production:

Bei der Postproduction stellte sich für mich primär die Frage, wie ich die zusätzlichen Filmeinstellungen in das Interview integrieren konnte. Zumal viele dieser kurzen Sequenzen unbrauchbar waren, hatte ich nicht eine grosse Auswahl. Ich versuchte daher das brauchbare Material primär für den Ein- und Ausstieg zu benutzen. Während dem Interview gab es zudem noch ein  paar wenige Einspieler. Einmal konnte ich so auch einen unbrauchbaren Audioteil im Interview vertuschen. Anstatt die ganze Frage zu löschen, schnitt ich den schlechten Teil heraus und schaute, dass die Antwort trotzdem Sinn macht. Damit man den Schnitt nicht merkt, legte ich eine Filmsequenz darüber. Wäre die Location näher gewesen, wäre ich vermutlich nochmals filmen gegangen. Da ich mit der Post Production aber eher spät anfing und Zeit, wie auch das Material in der Technikausleihe oft knapp waren, kam ich nicht mehr dazu.

 

Fazit:

 

Grundsätzlich bin ich stolz, etwas produziert zu haben, dass mir selber sehr viel Freude bereitet hat. Die Arbeit machte mir Spass und ich durfte eine spannende Begegnung an einem spannenden Ort machen.

Es wurde mir aber bewusst, dass es, wenn man alleine arbeitet, unglaublich wichtig ist, gut organisiert zu sein. Durch meine geringe Erfahrung mit Kameras kam ich etwas ins Schleudern und wäre teils sicherlich froh gewesen noch jemanden dabei gehabt zu haben. Andererseits konnte ich so auch viel lernen, da ich jeden Schritt alleine tätigen musste. Daher ist es mir voll bewusst, dass mein Resultat Mängel aufweist. Diese konnte ich aber umgehend nicht mehr ändern, werden mir aber für das nächste Projekt sicherlich helfen. Bei der Post Production hatte ich aber das Gefühl effizienter zu sein, da ich alleine war. Es gab also Vor- und Nachteile.

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