Gotta Go (a short film on bullying)

Die 16-jährige Robyn wird ständig gemobbt und kann einfach nicht mehr. Kevin, der die gleiche Leidenschaft – das Tanzen – mit ihr teilt, will sie genau damit aus der Traurigkeit reissen. Doch Robyn hat ganz andere Pläne…

Ursprünglich verfolgten wir mit Gotta Go ein anderes Ziel, denn Nicolas und ich sind leidenschaftliche Tänzer. Gotta Go hätte also ein Tanzvideo werden sollen. Doch als wir begannen, darüber zu diskutieren, entstand in unseren Köpfen eine Story dazu. Ausserdem wollten beide schon lange neben einem Tanzvideo auch eine Kurzgeschichte verfilmen. Also schlugen wir zwei Fliegen mit einer Klappe und Gotta Go wurde kurzerhand vom Tanz- zum Kurzfilm. Viel Spass!

(fms)

Kritik
von Kim Valéry Corpataux und Nicolas Döbelin

Anfangs sollte Gotta Go «nur» ein simples Tanzvideo zu einem Song einer unserer Mitstudenten werden (Kos – Youth Violence). Ein Video, bei dem der Fokus klar auf dem Tanzen liegt. Doch als Nicolas und ich dann zum ersten Mal zusammensassen, hatten wir so viele Ideen, dass wir uns dazu entschieden, nicht nur ein Tanzvideo zu drehen, sondern gleich eine Kurzgeschichte daraus zu machen. Die Geschichte, so unsere Anforderung, sollte simpel sein, denn wir wollten unsere ganze Kraft in die technischen und organisatorischen Anforderungen legen, die ein Dreh einer fiktiven Geschichte mit sich brachte: Robyn wird gemobbt und kann einfach nicht mehr. Kevin, der das schon länger beobachtet und ein Auge auf sie geworfen hat, will ihr mit dem Tanzen, ihrer gemeinsamen Leidenschaft, helfen. Doch Robyn entscheidet sich dazu, die Stadt zu verlassen und das alleine.

Natürlich hatten wir nun auch besondere Anforderungen an die Musik. So passte leider der Song unserer Mitstudentin nicht mehr zu unserem Konzept, denn er war zu linear aufgebaut und hatte dadurch zu wenig Höhen, die unsere Geschichte hätten untermalen können. Somit entschieden wir uns zu einem Song von Anna Smith («Gotta Go»), der nicht nur rhythmisch, sondern auch inhaltlich (aus diesem Grund die Titelübernahme) zu unserer Geschichte passte. Anna Smith gab uns kurz darauf die Erlaubnis, den Song für unsere Produktion verwenden zu dürfen.

Natürlich schrieben wir, vor allem weil wir zeitlich von der Songlänge abhängig waren, ein genaues Storyboard. In diesem hielten wir nicht nur die Szenen, Einstellungen oder das benötigte Equipment fest, sondern auch die genauen Zeiten der einzelnen Szenen. Die Ideen zu den Locations hatten wir schon bei unserem ersten Treffen, jedoch war die Organisation dieser nicht ganz einfach: Für die SBB braucht man normalerweise eine Bewilligung, welche aber sehr kostspielig ist; Für die Location in der Fabrik (Winterthur) fanden wir keine Kontaktperson und für den Pausenhof, den Schulhausgang und das Klassenzimmer hatten wir erst nach der Kontaktaufnahme bei mehreren Anlaufstellen Glück.

Die Organisation der Hauptdarsteller und der Statisten war für uns kein Problem, denn Nicolas kennt viele Tanzgruppen, dessen Mitglieder alle im gewünschten Alter sind. Mit der schauspielerischen Leistung der beiden Protagonisten, die praktisch ins kalte Wasser geworfen wurden (keine Stellproben), waren wir extrem zufrieden. Nichts desto trotz würden wir uns bei zwei Stellen im Film (min. 02:13-02:24 und 02:55-02:57) nochmals etwas mehr Zeit für das Acting nehmen, damit auch dort die Story perfektioniert würde. Die 4 Drehtage, die wir sehr gut und vor allem frühzeitig organisiert hatten, verliefen einwandfrei – sogar das Wetter spielte mit. Trotzdem haben wir einige Learnings aus dieser Zeit mitgenommen und würden folgende Punkte bei einem nächsten Mal besser berücksichtigen:

  • Unter der Kameralinse hatte sich etwas Dreck angesammelt. Dieser war uns am zweiten und dritten Drehtag nicht aufgefallen, da wir meistens bei starkem Sonnenschein filmten und teilweise das Display kaum erkennen konnten. Aufgefallen war es uns dann erst, als wir das Filmmaterial zum ersten Mal richtig durchgingen. Beim nächsten Mal würden wir also auf jeden Fall die Linse vor dem Dreh reinigen.
  • Zudem würden wir uns beim nächsten Mal besser darüber informieren, welche Möglichkeiten es gib, das Display, trotz starkem Sonnenschein, besser erkennen zu können.
  • Die Anfangsszene, welche ohne Musik auskommen sollte, filmten wir mit dem Autofocus. Leider hatte dieser beim Objektiv laute Störgeräusche erzeugt, die wir natürlich in der Post nicht entfernen konnten. Da wir die Geräusche aber sowieso nachträglich (Foley) nachbilden wollten, war das kein grosses Problem.
  • Bei der Location in Winterthur (Sulzareal) hatten wir leider keine Kontaktperson gefunden, bei der wir eine Anfrage für eine Bewilligung hätten stellen können. Wir wussten aber, dass die Halle als Parkplatz genutzt wird und viele Ecken hat, an denen wir relativ ungestört filmen können. Die Location haben wir zirka zwei Wochen vorher auch besichtigt. Am Drehtag war dann aber ein Streetfood-Festival, von welchem wir nichts wussten (Note: Beim nächsten Mal also besser über Location informieren). Glücklicherweise war diese Begebenheit sogar unser Vorteil: Durch das Festival waren keine Autos auf einer Seite der Halle, wodurch wir diesen Teil für uns alleine hatten und nur mit ein paar interessierten Zuschauern im Rücken filmen konnten.
  • Vor allem der Schulhausgang und das Klassenzimmer würden wir bei einem nächsten Projekt dieser Art viel früher organisieren. Wir hatten zwar bereits vier Wochen vorher mit Anfragen begonnen, trotzdem war es extrem schwierig. Dies vor allem weil wir (aufgrund der Statisten) über Auffahrt und Pfingsten filmten – natürlich sind dann die meisten Schulen geschlossen respektive die Hauswarte im Urlaub.
  • Durch die verschiedenen Drehorte mussten wir die Reisespesen der Hauptdarsteller übernehmen, was am Ende relativ teuer wurde. Ein Auto wäre hilfreich gewesen.

In der Post Production widmeten wir sehr viel Zeit der Continuity. Teilweise hatten sich beim Dreh ein paar kleine Anschlussfehler (bsp.: Körperdrehung in die falsche Richtung) eingeschlichen, jedoch konnten wir diese mit ein paar Schnittverschiebungen beheben. Beim Color Grading war uns wichtig, mit den Farben die Stimmung und die jeweilige Situation der Story zu untermalen: So nutzten wir vor allem bei den «Mobbing-Szenen» eine eher tiefe Sättigung und bei den Tanzszenen, die Hoffnung in Robyn entfachen sollten, eine höhere Sättigung. Besonders spannend gestaltete sich die Arbeit mit den Geräuschen, die wir nachträglich (Foley) aufnahmen. Das machte nicht nur Spass, sondern schenkte uns reichlich an Erfahrung - genauso wie das ganze Projekt.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar