Grips und Eier – Äuäääää…

Es ist ein trüber Freitagabend und du verkriechst dich bei dir Zuhause. Vor der Glotze zappst du von einem Sender zum anderen. Du siehst eine typische Gameshow und schaust mal, wie es sich entwickelt. Nach 20 Minuten ist die Spannung vorbei, dein Favorit wird wahrscheinlich gewinnen und die Spiele werden immer langweiliger…

Aber die Zeiten der langweiligen Abendshows sind endlich vorbei! Die Gameshow von Morgen heisst «ÄUÄÄÄÄÄ…» und verspricht Unterhaltung pur: Statt vier Stunden mehr oder weniger spannender Shows mit gefühlten 200 Werbeblöcken gibt es 20 Minuten Action, Jungsein und Mitfiebern.

Die Kandidatinnen und Kandidaten treten gegeneinander an, um möglichst viele Punkte mittels richtiger Antworten zu erspielen. Die Zeit geben sie dabei selbst vor. Während das eine Teammitglied Fragen beantwortet, erkämpft sich das andere möglichst viel Zeit. Maximal werden zwei Minuten pro Fragerunde gespielt. Haben die Teams genug Grips, um im Finale ihre Eier beweisen zu können? Seht selbst!

(fms)

Kritik
von Remo Krapf, Lukas Näf, Anja Rüfenacht, Philip Salzmann und Cindy Zumtaugwald

Idee / Motivation

Basierend auf einer Faszination für Live-Fernsehsendungen kamen wir schnell zu einem Ziel - wir wollen eine Love-Show abhalten. Ebenfalls war uns schnell bewusst, dass es sich dabei um eine Quiz-Show handelt wird. Wir wollten wissen wie es ist, wenn man alles auf eine Karte setzt und wie die Technik dahinter funktioniert. Niemand aus unserer Gruppe hatte zuvor eine solche Produktion durchgeführt, somit stellten wir uns dieser Herausforderung. Schnell wurde klar, dass solch eine Produktion viel Vorbereitung voraussetzt. Wir begannen mit dem Konzept der Show. Was können wir machen, dass unsere Show sich von anderen, grossen Quiz-Shows unterscheidet?

Wir wollen persönlicher sein, eher familiär. Es soll nicht alles durchstudiert und steril wirken. Als Vorbild für die persönlichere, unkompliziertere Produktion sahen wir z.B. Rocketbeans TV.
Die Show soll auch auf die heutigen Verhältnisse angepasst werden. Wer schaut heute noch eine Quiz-Show, welche über 1.5 Stunden dauert? Da wir mit dem Quiz vor allem junge Erwachsene ansprechen wollen, müssen wir uns deren Konsumverhalten anpassen und die Laufzeit verkürzen. Die Idee und das grobe Konzept waren gesetzt und es begann der herausfordernde Teil: das Umsetzen.

Vorbereitung
Bevor wir die Planung fortsetzen konnten, hatten wir eine Einführung in die Technik mit Mirko Fischli. Nach der Instruktion setzten wir uns an die technische Planung und organisierten das nötige Material. Mit Hilfe von Andrin Egger konnten wir diesen technischen Teil fürs Erste abschliessen und das Material bestellen: Materialliste & Technische Skizzen.

Als Standort für die Live-Show konnten wir glücklicherweise den Saal des SRF benutzen, welcher sich im selben Gebäude wie unsere Ausleihe (und somit unser Material) befindet.
Nach der anfänglichen Zusammenarbeit haben wir dann Bereiche definiert, für welche wir anschliessend einen/eine Verantwortliche/n bestimmt haben.

  • Audio: Anja Rüfenacht
    Planung/Aufbau und Umsetzung des Tones
    Gestaltung der Bühne
  • Grafik: Philip Salzmann
    Planung/Erstellen und Aktualisieren von Grafiken vor und während der Show
    Suchen und Einspielen von Soundeffekten während der Show
  • Kamera: Cindy Zumtaugwald
    Gestaltung der Bühne
    Fliegende Kamera während der Live-Show
  • Moderation: Remo Krapf
    Vorbereitung und Durchführung der Moderation
    Zusammenstellen der Fragen
  • Regie: Lukas Näf
    Planung und Durchführung des Schnittes während und vor der Show
    Einblenden von Grafiken während der Show

Die Aufteilung war nötig, da der Aufwand für eine Live-Show viel komplexer war, als von uns zuerst angenommen. Durch die Aufteilung konnten wir aber gezielter arbeiten und jeder konnte sich auf seine Kernaufgabe konzentrieren, natürlich mit gegenseitiger Unterstützung. Das Ausdenken von Quizfragen und das Organisieren von Kandidaten waren immer noch eine gemeinsame Aufgabe.

Produktionstage
Einen Tag vor dem Dreh bauten wir die Technik sowie das Bühnenbild im Saal auf. Am Morgen des Drehtages beendeten wir den Aufbau und begannen mit den ersten Proben. Am Nachmittag trafen die Kandidaten ein. Nach einer kurzen Instruktion führten wir einen Testdurchlauf durch, damit wir für die Live-Show gewappnet sind. Um Punkt 17:00 starteten wir die Live-Übertragung, welche ohne grössere Probleme nach 20 Minuten beendet war.

Nachbearbeitung
Das praktische an einer Live-Show ist: Während der Show steht man unter extremem Stress, doch nach der Show hat man ein bereits fertig geschnittenes Video. Dies erleichtert natürlich die Postproduktion enorm. Dennoch hatten wir einige Dinge, welche bei der Live-Übertragung übersehen oder technisch für uns noch nicht möglich waren. Wir bearbeiteten das Audio sowie das Bild und fügten eine Animation ein.

Schwierigkeiten der Vorbereitung

  • Aufwand
    Die erste Hürde, welche es zu überspringen galt, war die Erkenntnis, dass eine Live-Show nicht so leicht zu produzieren ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Die meisten Sachen, welche wir planten, brauchten erheblich mehr Zeit als gedacht.
  • Aussuchen der Spiele
    Das Aussuchen der Spiele erwies sich als extrem schwierig; wir waren mehrere Stunden über diverse Tage verteilt damit beschäftigt, passende Spiele für die Show zu finden. Und auch nach stundenlanger Diskussion konnten keine Spiele gefunden werden, welche für alle Teammitglieder perfekt waren. Die Geschmäcker und der Humor sind von Person zu Person unterschiedlich, dies wird auch beim Publikum nicht anders sein und dementsprechend ist die richtige Auswahl der Spiele sehr schwierig. Das Aussuchen der Spiele war einer der Hauptfaktoren, welche unseren Zeitplan gesprengt haben.
  • Material
    Für die Show brauchte es extrem viel Material, welches organisiert werden musste. Unsere Materialliste hat sich zu Beginn von Tag zu Tag vergrössert. Ein Teil des Materials musste auch noch in Chur abgeholt werden, da in Bern z.B. nicht genügend Kameras vorhanden waren.

Schwierigkeiten während der Drehtage

Trotz mehrfachen Proben und guter Vorbereitung: es war für uns alle die erste eigene Live-Show. Jeder hatte mit dem Aufbau seines Bereiches viel zu tun und alle waren merklich nervös. Wahrscheinlich aus Respekt vor der Technik und aus Angst vor dessen Versagen konzentrierten wir uns stark darauf. Dabei gingen andere Aspekte etwas in Vergessenheit:

  • Fehlendes Material
    So lange geplant und dennoch nicht fehlerfrei: während der Fragerunde mussten wir natürlich die Punkte der Kandidaten notieren, leider war dafür aber kein Schreibmaterial vorbereitet worden. Kurz vor dem Start der ersten Fragerunde wurde dieses Problem erkannt und mehr oder weniger gelassen gelöst.
  • Schätzfrage
    Falls im finalen Spiel keine Entscheidung gefallen wäre, wollten wir eine Schätzfrage stellen, um den Sieger zu bestimmen. Leider ging diese Frage vergessen und der Moderator hätte keine gewusst. Zum Glück blieb dieses Problem unentdeckt, da das Spiel die Entscheidung brachte.
  • Soundeffekte/Zeitvorgabe
    Leider versagten kurz nach dem Start des Livestreams die Soundeffekte. Sie waren plötzlich viel zu leise. Dies hatte zu Folge, dass auch die Sounds im Studio viel zu leise waren und für den Moderator kaum hörbar. Der Moderator brauchte aber die Musik, damit er die zwei Minuten Zeitspanne erkennen kann. Da halfen nur noch Handzeichen aus der Regie, welche sich glücklicherweise vis-à-vis der Bühne befand.

Reflektion / Erkenntnisse
Auf unsere erste Live-Produktion sind wir, trotz etlichen Schwierigkeiten und Verbesserungsmöglichkeiten, stolz. Für uns alle war es eine enorme Herausforderung – und es entstand eine technisch nahezu fehlerfreie Live-Übertragung. Wir konnten viele Erfahrungen sammeln und würden bei einem weiteren Teil des Quizes sicherlich einige Änderungen vornehmen. Es folgen die wichtigsten Erkenntnisse, welche wir für unsere zukünftigen Produktionen mitnehmen werden:

  • Technische Geräte verstecken
    Technische Geräte sollten für den Zuschauer nicht sichtbar sein. Bei unserer Show installierten wir die GoPros direkt auf dem Tisch. Dies sorgte für ein unsauberes Bild und für Ablenkung.
  • Mehr Personen, mehr Technik
    Wir haben die Show, neben dem Moderator vor der Kamera, nur zu viert durchgeführt. Das waren eindeutig zu wenig. Z.B. wäre eine weitere fliegende Kamera ideal gewesen, wie aber auch einen Verantwortlichen für die strukturelle Regie.
  • Live Punkte
    Die Punkte hätten besser Live eingeblendet werden sollen, damit der Zuschauer immer aktuell sieht, wer gerade führt. Dafür hätten wir auch noch eine weitere Person gebraucht, welche die Punkte direkt zusammenzählt und Live anpassen könnte. Man hätte die Punkte auch animieren können anstelle von klassischen Zahlenwerten zu verwenden.
  • Unbedingt besser anteasen
    Sehr wichtig wäre es für das nächste Mal, die Live Show besser anzuteasen. Wir haben den Link viel zu spät verschickt und auch nur via E-Mail und Whatsapp. Eine Verbreitung via anderen Sozialen Medien wäre sicher sinnvoll gewesen und hätte die Zahl der Live-Zuschauer erhöht.
  • Ort
    Der Drehort war leider völlig falsch gewählt. Der Saal wirkte steril, altbacken und konservativ. Und die Supertotale zeigte auch noch die leeren Stuhlreihen, was für Verwirrung bei den Zuschauern führte. Das Bild wirkte im Allgemeinen sehr altmodisch und kalt, genau das Gegenteil, was wir eigentlich mit dem Inhalt der Show wiedergeben wollten. Für das nächste Mal müsste man einen viel spezielleren Raum suchen, z.B. eine Bar oder direkt in einem Wohnzimmer. Dies würde viel persönlicher und familiärer wirken.

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