Handwerk Bierbrauen

Kleine Infrastruktur, dafür aber um so mehr Herzblut – Mikrobrauereien liegen voll im Trend. Viele Bierliebhaber haben sich das Brauen zum Hobby gemacht, und so gibt es in der Schweiz inzwischen knapp 700 aktive Bierbrauereien.

Das in der Bieler Altstadt produzierte Bier «mon oeil bräu» stammt aus solch einer Mikrobrauerei. Vom Abmessen des Malzes bis zur Etikette auf der vollen Bierflasche wird hier alles von Hand gemacht. Die Braumeister Nico und Dänu brauen seit etwas mehr als zwei Jahren in einem alten Weinkeller und gestatten uns nun einen Einblick in das Handwerk des Bierbrauens.

(mm)

Kritik
von Dennis Wallace, Julia Leu, Alesch Jufer und Tim Glatthard

Idee

Als Bierliebhaber interessierte uns der Vorgang, welcher hinter dem fertigen Gebräu steckt schon immer. So kam die Idee auf, das Bierbrauen filmisch festzuhalten. Dabei war unser Ziel nicht, eine bestimmte Brauerei im Mittelpunkt zu haben, sondern uns wirklich auf den Arbeitsprozess dahinter zu fokussieren. Wir wollten die Faszination des Handwerks Bierbrauen zeigen, ohne zu fest ins Detail zu gehen und gleichzeitig den Brauvorgang vom Anfang bis zum Schluss begleiten.

Mit «mon œil bräu» haben wir eine ideale Brauerei gefunden, in welcher wir unseren Film umsetzen konnten. Es ist eine relativ junge Mikrobrauerei aus Biel/Bienne, welche in einem Weinkeller in der Altstadt braut. Die Produktion hält sich in kleinem Rahmen, ganz nach dem Motto «klein aber fein». Zudem wird bei «mon œil bräu» praktisch der ganze Brauprozess von Hand gemacht, vom Hefe Anrühren bis hin zum Abfüllen der Flaschen.

Umsetzung

Bei unserem Kick-Off Meeting haben wir uns vier Begriffe aufgeschrieben, an welchen wir während dem ganzen Projekt festhalten wollten: dynamisch, anders, mit Bewegung und audiovisuell.

Diese Begriffe behielten wir vom ersten Einsatz bis zum Schluss des Projektes im Hinterkopf. So auch als wir Dänu und Nico ganz zu Beginn einen Tag lang beim Brauen begleiteten. Während dieses Tages konnten wir einen gesamten Brauprozess von Beginn bis Ende vor Ort mitverfolgen und uns erste Gedanken bezüglich Aufbau und Inhalt unseres Films machen.

Ausserdem machten wir uns an diesem Rekognoszierungstag ein Bild über den Ort, das Licht, den verfügbaren Platz etc. So wussten wir während den Dreharbeiten bereits, wo wir unser Material deponieren konnten oder wo es überall Stromquellen hatte.

Mit der Fotokamera hielten wir zudem einige Eindrücke fest, welche uns dann bei der Erstellung des Storyboards unterstützt haben.

Über zwei Abende verteilt arbeiteten wir dann an der Finalisierung des Storyboards, sowie an der genauen Planung unserer Drehtage (Zeitplan, Shotliste, Materialliste). Diese Planung erwies sich im Nachhinein als äusserst wichtig und nützlich und wir konnten uns zum grössten Teil an unsere Vorgaben halten. Insgesamt benötigten wir drei Drehtage, sowie einen zusätzlichen Abend, an welchem wir einen Verkaufsevent von «mon œil bräu» gefilmt haben.

Nach dem wir alles im Kasten hatten, stand der nächste Arbeitsschritt an: die Postproduction. Es galt nun die gute Ausgangslage (wir waren mit unseren Shots ziemlich zufrieden) auszunützen und zu einem einheitlichen Endprodukt auszuarbeiten. Dabei setzten wir vier Schwerpunkte:

  • Schnitt (Roh- und Feinschnitt)
  • Audio (Ambi und Musik)
  • Color Grading
  • Animationen

Diese Aufgaben teilten wir innerhalb der Gruppe auf und fügten zum Schluss alles zusammen.

Material

Canon C100

Wir wollten für unser Projekt eine Video- und keine Fotokamera (wie z.B. Canon 5D) verwenden. Unsere Wahl fiel auf die Canon C100, da uns diese mit ihrem guten Autofokus und dem starken Bildsensor überzeugt hat. Zudem kam uns die gute Lichtempfindlichkeit (hoher ISO-Range) entgegen, da wir in einem Keller mit nicht ganz einfachen Lichtverhältnissen arbeiten mussten.

Gimbal Ronin DJI

Unser Ziel war es, möglichst viel Bewegung in unseren Film zu bringen. Diese Bewegung sollte aber möglichst ruhig und sanft rüberkommen, was uns zum Arbeiten mit einem Gimbal geführt hat. Ein Gimbal ist im Gegensatz zu einer Dolly oder einem Schulterstativ deutlich flexibler und ermöglicht sehr ruhige Aufnahmen.

Mobile LED-Lichter

Das Beleuchtungsmaterial war für uns entscheidend, da die Beleuchtung im Keller begrenzt war und wir möglichst alle Lichter selbst steuern wollten.

Da die vorhandene Beleuchtung im Keller begrenzt war und es unser Ziel war, möglichst sämtliches Licht selbst zu steuern, war das Beleuchtungsmaterial sehr entscheidend. Da wir die Möglichkeit hatten, mit akkubetriebenen LED-Lichter zu arbeiten, waren wir zudem auch sehr flexibel unterwegs und hatten nicht ständig mit einem Kabelsalat zu kämpfen. Diese Flexibilität war ein wichtiger «Zeitsparer», da wir im Keller den Standpunkt oft wechseln mussten, weil die einzelnen Arbeitsschritte beim Brauen immer an unterschiedlichen Orten durchgeführt wurden. Insgesamt haben wir am Set mit bis zu drei Schweizer LED-Lichter gearbeitet, was uns erlaubte, die jeweiligen Szenen optimal auszuleuchten.

Small HD Monitor

Alesch Jufer hatte die Möglichkeit von extern einen HD-Monitor zu beschaffen, was uns das Filmen deutlich vereinfachte. Mit einem langen Kabel ausgerüstet, konnte so immer mindestens eine Person aus der Gruppe die Aufnahmen live kontrollieren. Der Monitor stand uns leider nur an einem Drehtag zur Verfügung, was dazu führte, dass wir an den folgenden Drehtagen einen Zeitverlust am Set in Kauf nehmen mussten, da wir das aufgenommene Material öfter am Laptop nachkontrollieren mussten.

Des Weiteren fühlte sich das Filmen mit nur dem kleinen Kamerabildschirm oft an, als ob wir blind filmen würden. Gerade mit dem Gimbal kommt man während dem Laufen oft kaum dazu, auf den Bildschirm zu schauen und die Aufnahme somit zu kontrollieren.

Audio

Audiovisuell war einer unserer vier Leitbegriffe. Unser Ziel war es also, dass das Audio das fertige Produkt entscheidend unterstützt. So haben wir ein Teammitglied fest als «Audio-Person» bestimmt, damit sich diese voll und ganz auf die Audioaufnahmen konzentrieren konnte. Wir verwendeten einen Zoom H6-Recorder, sowie eine Tonangel mit einem Richtmikrofon.

Herausforderungen

Planung

Ein Film zu produzieren bedeutet immer eine sehr ausführliche und intensive Planung. Dies wurde uns rasch klar und so haben wir uns für diesen Arbeitsschritt auch genügend Zeit genommen. Die Herausforderung war, dass wir schon während der Planung an alles denken mussten und nichts vernachlässigen durften. Sei es die Materialorganisation, Absprache mit den Brauern, die Zeitplanung eines Drehtages oder auch kleinere Sachen wie Verpflegung oder geladene Akkus: Es verlangte viel Konzentration unsererseits, dass immer an alles gedacht wurde.

Arbeitsaufteilung

Eine weitere Herausforderung war die Arbeitsaufteilung. Während den Drehtagen war diese noch relativ unkompliziert, da sich eine Person ums Audio gekümmert hat und die anderen drei sich abwechselten mit Kamera, Licht und Supervisor. Als es dann um die Postproduction ging, wurde die Arbeitsteilung schon etwas komplizierter. Wir einigten uns darauf, dass jede Person den Lead über einen der folgenden Arbeitsschritte hat: Schnitt, Color Grading, Audio und Animation. Dadurch konnten wir zum Teil auch parallel am Projekt arbeiten. Als dann die Zusammenführung der einzelnen Arbeitsschritte anstand, stiessen wir aber immer wieder auf kleinere Probleme. Verlinkungen die nicht stimmten oder auch unterschiedliche Ordnerstrukturen bremsten uns mehrere Male aus.

Musik

Da wir einen bestimmten Qualitätsanspruch an unser Projekt hatten, entschieden wir uns, eine Musiklizenz zu kaufen. Die Suche nach dem perfekten Song wurde dadurch zwar nicht kürzer, das Ergebnis unserer Suche dafür aber qualitativ hochstehender und attraktiver.

Fündig wurden wir auf der Plattform premiumbeat.com und zwar mit dem Song « Clear Vision» von Cymatix.

Ronin DJI (Gimbal)

Während wir für die ersten beiden Drehtage extern noch relativ kurzfristig einen Gimbal organisieren konnten, war die Gimbal-Beschaffung für die Drehtage drei und vier komplizierter. Die Ronin DJI aus der Technikausleihe war zu diesem Zeitpunkt zwar bereits betriebsbereit, allerdings noch nicht inventarisiert und zudem mussten die Studenten für die Ausleihe der Ronin vorabgehend noch einen Kurs absolvieren, welcher erst zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt wurde. Wir suchten aber das Gespräch mit der Technikausleihe und sie stellte uns die Ronin DJI freundlicherweise dennoch zur Verfügung, da wir vorweisen konnten, dass wir bereits Erfahrungen mit der Bedienung mit einem Gimbal hatten.

Fazit

Wir stehen am Ende einer aufwändigen Produktion und können zufrieden zurückschauen. Die Motivation im Team war sehr gross und ermöglichte so eine sehr angenehme Zusammenarbeit, obwohl sich das Projekt schlussendlich doch über eine längere Zeitspanne hingezogen hat. Wir haben während dem Projekt viel gelernt. Gerade das Arbeiten mit einem Gimbal war für die meisten von uns neu. Dennoch gibt es verschiedene Sachen, die wir mitnehmen und bei anderen Projekten besser machen wollen. Ein Beispiel ist eine bessere Organisation bei der Zusammenführung der einzelnen Postproduction-Schritte resp. eine bessere Planung, welche eine last-minute Zusammenführung gar nicht erst nötig macht.

Kommentare (2)

Schreibe einen Kommentar