Heimat – ein bald vergessener Begriff

Der Begriff «Heimat» wird heute kaum noch gebraucht. Von vielen wird er als hoffnungslos altmodisch betrachtet. Wir finden: völlig zu Unrecht.

«Heimat» bezeichnet nicht nur den Ort, an dem ein Mensch lebt, sondern auch den Raum und die Umgebung, aus der man kommt. Heimat ist dort, wo man seine Wurzeln hat und einen Platz auf der Erde, an dem man sich wohlfühlt.

Für Norbert Bass ist dieser Platz nicht nur sein kleines Haus und seine Sitzbank am Rande des Dorfes Rabius. Auch die Natur in Graubünden mit ihren einzigartigen Landschaften, Tieren und Pflanzen geben ihm das Gefühl von Heimat. Norbert Bass geht oft in die Tiefen des «Unterlandes». Aber immer zieht es ihn wieder zurück in seine heile Welt. Zurück in die Heimat.

Wie steht’s mit dir? Hat für dich der Begriff Heimat noch eine Bedeutung?

(tw)

Kritik
von Fabio Coray und Maic Fankhauser

Idee/Motivation

Nach dem letzten Digezz-Projekt, welches uns für Wochen an den Computer gefesselt hatte, verspürten wir das Bedürfnis ein Projekt in der freien Natur zu realisieren. Unser Ziel war es, einen kurzen Film mit eindrücklichen Naturaufnahmen von Graubünden zu produzieren.

Locationscouting

Uns war es wichtig, dass wir das gesamte Videomaterial im Kanton Graubünden drehen. Wir wollten mit diesem Projekt die schönen Landschaften, die diesen Kanton prägen, erkunden. Vor dem Dreh haben wir die Drehorte definiert. Hier untenstehend die Liste von allen Drehorten.

  • San Bernadino
  • Cauma- / Crestasee (Flims)
  • Sertigtal (Davos-Sertig)
  • Guarda
  • Morteratsch-Gletscher (Pontresina)
  • Wiesner-Viadukt (Davos-Wiesen)
  • Rheinufer (Chur)
  • Viamalaschlucht (Viamala)

Die meisten Locations haben wir im Internet anhand von Bildern recherchiert, andere mit Hilfe von eigenen Kenntnissen oder Tipps von Bekannten.

Gegen Mitte der Dreharbeiten kam uns die Idee, die Naturaufnahmen als Bilder der Heimat eines alten Mannes zu verwenden. Darauf traten wir in Kontakt mit Norbert Bass, der oberhalb des kleinen Bündner Dorfes Rabius lebt. Nach seiner Zusage stand auch der letzte Drehort fest.

Dreh

Zu Beginn planten wir acht Drehtage an verschieden Locations in ganz Graubünden. Doch schon nach dem ersten Drehtag wurde uns klar, dass dies nicht ausreichen würde. Aus den geplanten acht Drehtagen wurden zehn und als uns die Möglichkeit für die Nutzung einer Drohne offen stand, kamen noch zwei weitere dazu.

Vor dem eigentlichen Dreh haben wir uns entschlossen ein paar Testaufnahmen mit unseren Panasonic-GH4-Kameras zu machen. Grund dafür war eine Funktionserweiterung der Firmware der Kamera, die uns erlaubte Aufnahmen im Vlog-Modus zu machen. Die daraus entstandenen Bilder, die wenig Kontrast aufweisen, liessen uns mehr Spielraum im Color-Grading.

Während der ersten Drehtage im Februar hatten wir mit dem Wetter zu kämpfen. Es herrschte eisige Kälte. Geplant waren Aufnahmen von grossen Schneeflocken, stattdessen wurden wir auf dem San Bernardino wortwörtlich vom eisigen Wind weggeblasen. Die meisten Drehtage waren zugleich ein ausgiebiges Fitnessprogramm. Der Grossteil der Locations waren nur zu Fuss und nicht selten durch tiefen Schnee erreichbar. Mit den geschätzten 20 Kilogramm Equipment pro Person auf dem Rücken waren wir abends mehr als froh wieder zu Hause zu sein.

Stativaufnahme voll bepackt

Am angenehmsten war der Dreh in Rabius bei unserem Hauptdarsteller Norbert Bass. Es stellte sich vor Ort heraus, dass er oftmals auf der Bank vor dem Stall sitzt und mit seinem Feldstecher die Natur beobachtet. Wir waren von der Authentizität so begeistert, dass wir diese Angewohnheit einfach für unseren Film dokumentiert haben.

Die Szene, die bei diesem Drehtag mit Abstand am meisten Zeit in Anspruch genommen hat, war eine Sliderfahrt in Richtung Hauptdarsteller. Mit dieser Einstellung wollten wir das der Zuschauer sich visuell und gleichzeitig emotional unserem Hauptdarsteller nähert.

Für diese Kamerafahrt hätten wir einen längeren Slider benötigt. Da wir aber wussten, dass diese Szene später im Schnitt in kleinere Segmente aufgeteilt wird, haben wir den Slider immer leicht verschoben und neu auf das Gesicht zentriert. Daraus entstanden ist unserer Meinung nach eine sehr ausdrucksstarke Sequenz.

Sliderfahrt in Rabius

Equipment

Für dieses Projekt war uns die Flexibilität sehr wichtig, da wir sehr vom Wetter abhängig waren. Daher haben wir den Drehplan so gestaltet, dass wir möglichst nur unser eigenes Material dafür verwenden konnten.

Für das Projekt entschieden wir uns für folgendes Equipment:

  • Kameras (2 x Panasonic GH4 und GoPro Hero3+)
  • Drohne (DJI Phantom 4)
  • Slider mit Videostativ
  • Gimbal
  • Kamera Kran
  • Zoom H4
  • Video Stative

Slider im Sertigtal

Postproduktion

Nach dem Dreh sichteten wir zuerst die vielen Aufnahmen. Da wir mit einer Auflösung von 4k gefilmt hatten, war das Datenvolumen mehrere hundert Gigabyte gross. Wir hatten von Anfang an eine klare Vorstellung über den Ablauf des Filmes, jedoch kein richtiges Storyboard, geschweige denn ein Drehbuch. Dies ermöglichte es uns völlig frei mit dem Schnitt zu beginnen. Mit dieser Strategie waren wir kreativer im Schnitt und konnten verschiedene Geschichten in Form von Minisequenzen im Film erzählen. Wir wollten dem Zuschauer die Freiheit geben, seine eigene Geschichte daraus zu interpretieren.

Vor dem eigentlichen Schnitt entdeckten wir eine Musik, die aus unserer Sicht perfekt für die Geschichte schien. Diese Musik bildete die rhythmische Grundlage unseres Schnittes. Nach dem Schnitt machten wir uns ans Colorgrading und das Sounddesign. Gerade Letzteres nahm viel Zeit in Anspruch. In unseren bisherigen Projekten haben wir uns noch nicht so intensiv mit dem Sounddesign beschäftigt. Bei diesem Projekt wollten wir dies ändern und die visuellen Aspekte mit passenden Toneffekten unterstützen, damit der Zuschauer noch näher am Geschehen ist. Oft war es sehr schwierig die Balance zwischen der zu starken Dominanz des Effekts und dem Untergehen zu finden.

Fazit

Alles in allem war es ein sehr spannendes Projekt, welches uns die Freiheit gab, kreativ zu sein, ohne immer durch ein ausgefeiltes Konzept eingegrenzt zu werden. Wir wussten von Anfang an, dass es mit dieser Herangehensweise den Aufwand im Schnitt erhöhen würde, doch das war es uns wert.

Den Entscheid das ganze Projekt im Format 21:9 zu realisieren, bescherte uns zusätzliche Probleme, welche durch eine Recherche im Voraus hätten vermieden werden können. Viele Codecs unterstützen dieses Format nicht, was beim Export zu Fehlermeldungen führte.

Abgesehen von einigen solch kleineren Zwischenfällen lief unser Projekt erfolgreich ab. Unter anderem liegt dies auch daran, dass es nicht unser erstes gemeinsames Projekt ist. Beim Dreh und vor allem in der Postproduktion zeigte sich, dass wir bereits ein eingespieltes Team sind.

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