Henna-Krone | «sech säuber Liebi schenkä»

Drei Frauen, komplett verschieden und doch teilen sie etwas gemeinsam – sie alle haben keine Haare. Die Henna-Kronen mit traditionell femininen Blumenmustern sollen Frauen, die ihre Haare durch Krebs oder Alopecia (permanentem Haarverlust) verloren haben, helfen, ihr Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Der Verlust der Haare ist eine demoralisierende Belastung, besonders für eine Frau.

Caro, Barbara und Jaana haben ihre Haare verloren. Meine Freundin Manuela, die Künstlerin ist, hat ihnen eine wunderschöne Henna-Krone auf den Kopf gemalt. Mit dieser Wohltätigkeit wollen wir zeigen, dass Frauen (wie auch Männer), die ihre Haare aufgrund einer Krankheit verloren haben, eine Alternative zur Kopfbedeckung wählen können.

In dem Film siehst du die drei Protagonistinnen und wie die Henna-Krone auf ihrer Kopfhaut entsteht. Die drei Frauen erzählen von ihrer Krankheit, ihrer Lebensweise und vom Henna-Kronen-Tag. Auch von ihrem Erlebnis, sich mit der Henna-Krone geschmückt Zuhause oder in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Diesen drei Frauen wollten wir einen Moment der Freiheit schenken. Sie sollten sich selbst sein und deren Schamgefühle ablegen.

Uns war wichtig, ein Fotoshooting mit ihnen zu machen, damit sie ihre Bilder immer wieder auf ihrem Handy und vielleicht sogar Zuhause an der Wand anschauen können und so mit ihrer, durch die «Henna-Krone», königlichen Haltung und Einstellung das Leben meistern.

F O T O S H O O T I N G

J A A N A

B A R B A R A

C A R O

(lhu)

Kritik
von Shkurte Berisha

Die Idee

Anfang letzten Jahres wurde mir auf YouTube ein Video über Henna-Kronen (engl. Henna Crowns) vorgeschlagen.  Dieses Video hat mich so fasziniert, dass ich ein eigenes Projekt starten wollte. Die Reaktionen der Beteiligten in dem Video auf YouTube hat mich inspiriert, auch solch eine Wohltätigkeit vollziehen zu wollen. Ich wollte den Krebspatientinnen diese Alternative zur Kopfbedeckung damit näher bringen.

Die Planung

Recherche
Ich habe im Internet recherchiert, ob es in der Schweiz überhaupt jemanden gibt, der Henna Kronen macht. Leider hat sich meine Befürchtung bestätigt, in der Schweiz ist es noch absolut unbekannt. Aus Amerika, Australien, England und Kanada wiederum habe ich viele Blog-Einträge, Videos und Facebook-Beiträge gelesen und gesehen. In Kanada gibt es sogar eine Gemeinschaft namens «Henna Heals», die diese Wohltätigkeit anbietet. Diese Gemeinschaft lebt von Spenden.

Grobkonzept
Nichts desto trotz habe ich mit dem Konzept begonnen und wollte so schnell wie möglich mit Menschen in Kontakt treten, über die ich zu Krebspatientinnen komme. Nachdem ich das Grobkonzept fertiggestellt hatte, habe ich es mit meiner besten Künstlerkollegin Manu zusammen angeschaut und überarbeitet. Die nächsten Schritte waren schnell klar. Ich werde einen kleinen Film und eine Fotoserie dazu machen und Manu wird die Henna-Kronen malen.

Feinkonzept
Das Feinkonzept habe ich nochmals gründlich überarbeitet, denn dieses habe ich der Krebsliga Bern geschickt, um anzufragen, ob sie mir Krebspatientinnen vermitteln können.

Henna Tattoo Schweiz
Wir haben sie zweimal angeschrieben, um sie als Sponsor diese Sache zu gewinnen. Leider haben sie nie auf unsere Nachrichten reagiert. Somit war klar, dass wir die Henna selber besorgen mussten.

Henna-Krone E-Mail-Adresse
Ich habe eine E-Mail Adresse eröffnet, damit BewerberInnen uns auf diesem Weg kontaktieren konnten. Auch meine Schuladresse habe ich kommuniziert, um ihr Vertrauen zu gewinnen.

Bernerische Krebsliga
Es war eine mühsame Sache. Nachdem ich das Konzept mit der Mail-Adresse und einem visualisierten Flyer mit dem Aufruf bei diesem Projekt mitzumachen, verschickt hatte, kam lange keine Antwort. Ich versuchte die zuständige Person, Dr. Girardet zu erreichen, der leider immer beschäftigt war. Ich sendete ihm mehrere Nachrichten bis ich ihn letztendlich erreichte. Er wies mich an Frau Aeschlimann Guggisberg, Geschäftsführerin der Krebsliga Bern. Sie konnte ich schliesslich mit einem Telefongespräch von dem Projekt überzeugen. Sie fand unsere Idee so inspirierend, dass sie mir gleich nach unserem Telefonat eine Liste von Berner BeraterInnen für Krebspatienten geschickt hat, die ich umgehend kontaktierte, um das Konzept zu senden. Zu meinem Erstaunen, haben sich viele abgemeldet für dieses Projekt, doch zwei dieser Beraterstellen waren von dieser Idee fasziniert und gaben das Angebot ihren Patientinnen weiter. Mein Plakat konnten sie leider nicht aufhängen, da bei öffentlichen Spitälern/Praxen konkrete Informationen vorhanden sein müssen und meine kurzgehaltenen Sätze dafür nicht ausreichten. Wie dem auch sei, Frau Aeschlimann Guggisberg hat auf ihrem Instagram- und Facebook-Profil einen Beitrag zu unserem Projekt veröffentlicht.

Nun war also Warten angesagt. Warten und hoffen, dass sich jemand bei uns meldet. Wir haben auch unsere Social-Media-Kanäle genutzt, um Bewerberinnen zu finden. Ich hatte schon angefangen an einem Plan B zu schmieden. Es hat eine Weile gedauert, aber schliesslich haben wir eine Nachricht einer interessierten Patientin erhalten. Nach einiger Zeit hat sich dann auch noch eine zweite und in der letzten Woche gar eine dritte Frau bei uns gemeldet. Somit konnte es losgehen. Wir freuten uns richtig auf die Drei.

Die Umsetzung

Ich habe diese Idee mit meiner wunderbaren Freundin Manuela, kurz Manu, geteilt. Sie übernahm das Henna-Zeichnen, weil sie eine unglaublich talentierte Künstlerin ist, und ich drehte den Film alleine, weil ich eine Multimedia Production Studentin bin. Uns war von Beginn an klar, wer was zu tun hat und kommunizierten intensiv über unser Projekt. Jedes Detail teilten wir miteinander, dass jede von uns Bescheid wusste.

Dreh
Beim Dreh hatte ich zwei Canon Kamera aufgestellt. Ich wollte damit zwei Perspektiven erreichen. Zum einen die linke Seite der Protagonistin und zum anderen ihren Hinterkopf, denn da passierte das ganze Geschehen. Mit einem Gimbal konnte ich mobil noch Nahaufnahmen machen. Es war immer wieder eine Herausforderung, dass ich die genau wichtigen Momente des Zeichnens aufnehme und Manu nicht dabei störe. Wir haben sehr gut harmoniert und hatten sehr angenehme und auch emotionale Drehtage mit den Protagonistinnen. Sie haben sehr viel mit uns geteilt, was uns auch gezeigt hat, dass sie Vertrauen hatten.

Fotoshooting
Ich habe die Protagonistinnen einfach machen lassen. Sie haben mich zu Beginn fragend angeschaut, wie sie sich jetzt hinstellen müssen, denn sie waren unsicher. Doch schnell waren sie mit unserer Lockerheit befreit von den Hemmungen und waren sehr natürlich und sich selbst beim Shooting. Man spürte, dass sie sich wohl fühlten.

Postproduction
Ich habe die ganzen Aufnahmen sortiert und so hatte ich eine Übersicht der verschiedenen Perspektiven. Ich habe bei den Filmen eigentlich mit dem Beginn des Henna-Zeichnens angefangen und darauf chronologisch aufgebaut. Die Bilder sind, so gut es ging, auf das Erzählte angepasst. Der Schluss ist dann das Endresultat und die Reaktionen. Für die Fotos vom Fotoshooting habe ich einen Filter erstellt und somit die Bilder bearbeitet. Manche Bilder brauchten eine zusätzliche Bearbeitung.

Equipment
Der Einkaufswagen in unserem Produktionsraum, der immer in einer Ecke steht, war meine Rettung! Das ganze Material konnte ich reinlegen und musste nur einmal bis zum Auto laufen. #muscleemoji

Video
Canon EOS 70D (stativ)
Sony a7ii (mobil)
Ton
Zoom H6
Lavalier
Fotos
Sony a7ii
Sony a6500
Objektiv 50mm f1.4
Metabones
Stative & Grip
Video- & Fotostativ
DJI Ronin S Gimbal
Fotostativ
Licht
Litepanels Sola 

Fazit

Die Schwierigkeit bestand darin, dass ich immer aktiv sein und mich auf jeden Moment konzentrieren musste. Da es Momentaufnahmen waren, war es schwierig immer präsent zu sein und das mit drei Kamera. Vor allem hat mir das Licht Mühe gemacht, da ich die Protagonistinnen zuerst mal so hingesetzt hatte, wie sie sich am wohlsten fühlten und sobald sie sich in den Spiegel schauen konnten, waren es natürlich Momente der Neugier und sie bewegten sich weg von der Lichtquelle. Allgemein bin ich zufrieden mit dem Film und mit den Bildern der Frauen.

Das ganze Projekt liegt mir am Herzen, denn ich denke, dass in der jetzigen Zeit der Mensch einfach «Mensch sein darf». Durch viel Wissen und Empathie können wir mehr verstehen und eine Normalität aufbringen. Denn der Mensch ist dann vorurteilshaft, wenn er Angst oder Unwissen über ein Thema oder einer Sache hat. Wir sollten die Oberflächlichkeit einfach abstellen, denn die bringt uns nicht weiter.

«Ist es möglich, dass man trotz Erfindungen und Fortschritten, trotz Kultur, Religion und Weltweisheit an der Oberfläche des Lebens geblieben ist? Ist es möglich, dass man sogar diese Oberfläche, die doch immerhin etwas gewesen wäre, mit einem unglaublich langweiligen Stoff überzogen hat, so dass sie aussieht wie die Salonmöbel in den Sommerferien?» - Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)

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