„Hör mal: Auf den Blätter zu laufen, macht Musik“

„Otoño“ heisst Herbst. Die Komposition und der Text stammen von Chus. Chus ist Spanierin, die in Barcelona geboren und aufgewachsen ist. Ihre Eltern stammten aus Andalusien und haben Flamenco gesungen. Dank Ihrer klaren und lauten Stimme durfte sie schon als kleines Mädchen vor grossem Publikum auftreten. Auf Volksfesten hatte sie dann ihre ersten Aufführungen mit Musikbegleitung. Mit 26 Jahren kam Chus in die Schweiz. Bis jetzt hat sie zwei Alben herausgebracht, das letzte 2013. Auf diesem findet sich auch das Lied „Otoño.“

Ihre Musik ist durch die spanische Kultur inspiriert. Chus arbeitet in der Tradition der katalanischen und spanischen „Cantautores“, die in den 70er und 80er Jahren poetische, tiefsinnige Songs geschrieben haben. Bis heute schreibt Chus ihre Lieder auf Spanisch.

Aber sie hat auch schon Lieder in anderen Sprachen gesungen, wie z.B. auf Katalanisch, oder “Dorma mi amur“, ein rätoromanisches Lied, das Linard Bardill geschrieben hat. „Ich bin offen für neue Sprachen“ sagt sie. Sie würde auch auf Deutsch oder Französisch singen, wenn jemand für sie komponiert, denn sie findet es schwierig, in einer Sprache zu komponieren, die nicht die Muttersprache ist.

Chus fängt Momente aus dem Alltag ein und schreibt über ihre Erfahrungen, Gefühle und Träume. Die meisten Lieder sind für Menschen bestimmt, der ihr nahe sind. Bei der Frage, in welche Richtung ihre Musik gehe, sagt sie „sie ist einfach Chus“. Manche Stücke hören sich an wie Französische Balladen, andere haben verschiedene Lateinische Stile, manchmal hört man Tango, Blues oder arabische Elemente. Man kann sagen: es ist Weltmusik auf spanischer Grundlage.

Die Idee für das Stück „Otoño“ kam, als sie mit ihrer kleinen Tochter Laura einen Spaziergang durch den Wald machte. Ihre Tochter fragte „Mama, wieso sind all diese Blätter am Boden?“ Da hat Chus ihr erklärt, dass es im Herbst anfängt kalt zu werden und die Bäume ihre Blätter verlieren. Sie stampfte mit dem Kind über die Blätter und sagte: „hör mal: auf den Blätter zu laufen macht Musik“. Dann hat sie angefangen zu singen: „Im Herbst beginnen die trocknen Blätter zu fallen. Und die Luft, die ich atme, wird jetzt kalt, kalt und kündet Stürme an“.

Musikvideo Otoño von Chus:

Obwohl Chus eigentlich den Herbst ganz gerne mag und der Song im ersten Entwurf fast fröhlich klang, bekam er durch das Arrangement für die CD einen melancholischen Hauch. Chus ist ein sehr offener Mensch und arbeitet, auch was ihre Texte angeht, sehr offen, sie hört auf die Ratschläge ihrer Musiker. „Ich bin keine Diva, die immer im Mittelpunkt stehen will“, erklärt sie.

Momentan bearbeitet sie verschiedene neue Songs, die sie geschrieben hat, mit ihrer aktuellen Band. Sie sind auch daran, eine neue Bearbeitung von „Otoño“ zu erstellen.
In der neuen Version wird sie auch von einer Flöte und einer Harfe begleitet. „Jetzt klingt das Lied rhythmischer und kommt dadurch dem Originalgedanken näher“, verrät sie mir.

Kritik
von Vyshnavi Kumar

Idee und Konzept

Für das Drohnenprojekt, im Visualisieren hatten wir die Möglichkeit, einmal eigenhändig eine Drohne zu fliegen. Ich persönlich wollte schon eine Ewigkeit mit Chus, die ich wegen einem Filmprojekt kennengelernt habe, einen Musikvideo drehen. Ihre Hingabe zur Musik, und ihre unglaublich temperamentvollen Lieder, beeindrucken mich sehr. Plötzlich hatte ich die Idee, dass ich den Drohnenfilm, den ich im Fach Visualisieren als Luftsichtprojekt brauchte, mit einem Lied von Chus vereinen konnte. Chus war auch sofort Feuer und Flamme. Die Idee Drohnenaufnahmen für ein Musikvideo von Chus zu verwenden, passte sehr gut. Chus wollte keine Nahaufnahmen von ihr machen und mit der Drohne baten sich völlig neue Einstellungsgrössen an.

Da schon bald der Herbst begann, entschieden wir uns für das Lied Otono – Herbst. In diesem Lied singt Chus über Herbst, kalte Stürme, und schöne Erinnerungen. Dieses Lied war bestens geeignet für unsere Drohnenaufnahme. Wir stellten uns Chus mit rotem Kleid von oben vor, Naturaufnahmen mit farbigen Blätter und Chus im Wald.

Bei genauerer Planung und Storyboard hatten wir uns entschieden, mit zwei verschiedenen Locations zu arbeiten. Die ich dann in der Postproduktion, zum einem mit Sepia und zum anderen mit einem leichten Schwarzweiss Filter versehen konnte. Die Location Puls5 in Zürich ist eine grosse Halle die vom Luftsicht Projekt, von unseren Dozenten, vorgegeben war. Unsere Dozenten sorgten auch dafür, dass wir die Drehbewilligungen für den Drohnenflug dort bekamen. Die zweite Location ist der Fürstenwald in Chur. Die Themen die Chus für das Lied brauchte, passten nicht nur für Herbst sondern auch für Liebe, die vergeht. Diesen Zusammenhang wollten wir genau im Musikvideo zeigen. Darum haben wir uns entschieden eine Parallelwelt von einer Vergangenheit und von der Protagonistin zu erstellen.

Der Baum sollte ein Symbol für die Liebe und Vergänglichkeit darstellen. Zuerst, wenn das Paar glücklich ist, sollte der Baum mit Blättern bestückt sein. Bei den Szenen wo sich das Paar trennt, soll der Baum leer wirken, dies war erst im November möglich.

Lesson learned

Planung

Die Storyboard Planung gestaltete sich sehr schwierig, weil meine Dozenten vom Fach Visualisierung andere Vorstellungen vom Luftsicht Projekt hatten als Chus. So kamen immer verschiedene Anpassungsvorschläge von beiden Seiten. Ich fühlte mich hin und her gerissen und hatte auch mehr Mühe meine eigenen Wünsche durchzusetzen. Schlussendlich haben mir meine Dozenten geraten, mich auf das Zielpublikum vom Projekt zu konzentrieren und bei jeder Anpassung das Zielpublikum in Auge zu behalten. Das half mir, mich von dem Persönlichem zu distanzieren und das Projekt aus einem professionelleren Blickwinkel zu betrachten.

Das Lied von Chus dauerte ganze sechs Minuten und das Konzept und das Storyboard waren darauf aufgebaut. Nach dem Rohschnitt jedoch, musste ich das ganze Musikvideo auf 3.5 Minuten umkrempeln und nochmals einen Storyboard mit den bereits gemachten Aufnahmen erstellen.

Auch das kürzen von dem Lied gestaltete sich sehr schwierig, da ich wenig Erfahrung im Bereich Musik habe. Schlussendlich konnte ich Hilfe bei meinem Dozenten von Minor Make it Sound and Music holen.

Der Bildschnitt gestaltete sich auch sehr schwierig, weil ich nach der Kürzung die meisten Aufnahmen nicht mehr gebrauchen konnte. Für zukünftige Musikvideos habe ich gelernt, dass es schwierig ist, ein sechsminutiges Musikvideo spannend zu gestalten, laut meiner Recherche sind die meisten Musikvideos zwischen 2 und 3.5 Minuten lang.

Die Synchronisation der Drohnenaufnahmen mit der Musik war der nächste Knackpunkt. Da die Drohne zu laut war, hörte ich nicht genau was Chus sang und musste es beim Schneiden der Aufnahmen Notfallsmässig mit ihrer Mundbewegung abstimmen. Da ich nicht so gut Spanisch verstand gestaltete sich dies sehr schwierig. Hier wäre eine Filmklappe sehr hilfreich gewesen.

Auch bei der Postproduktion gab es viel Arbeit, die Bilder der GoPro, die wir aus der Luft gemacht haben, hatten ein extremes Rauschen, das ich so gut wie möglich zu entfernen versuchte. Auch ein Problem waren all die Passanten die immer ins Bild gelaufen sind, da GoPro weitwinklig gefilmt hat, waren meist auch andere Gegenstände wie Stühle und Tische im Bild. Was sich, egal aus welcher Perspektive, nicht vermeiden liess. Da wir das zum Glück schon beim Dreh merkten, haben wir die Auflösung höher eingestellt, als das eigentliche Format war. So konnten ich das meiste beim Schnitt schon mit einem einfachen hereinzoomen ausblenden. Den Rest musste ich dann einzeln, Frame per Frame, wegretuschieren, was den Arbeitsaufwand für dieses Projekt weiter vergrösserte. Sobald man mit einem Weitwinkelperspektive arbeitet, sollte man sich über dieses Problem im Klaren sein und schon bei der Planung die Umgebung, die gefilmt werden sollte, so gestalten oder planen, dass nichts Störendes im Bild zu sehen ist.

Teamarbeit

Die Teamarbeit mit meinem Teamkollegen im Projekt Luftsicht ist nicht wirklich nach meinen Vorstellungen gelaufen. Das Ziel der Projektarbeit konnte ich meinem Teamkollegen am Anfang nicht wirklich verständlich machen, da nur ich an den Besprechungen mit der Sängerin teilgenommen habe. Die Diskussionen in der Gruppenarbeit verliefen immer unendlich lange und mir fiel es sehr schwer mich in David hineinzuversetzen und ihm alles so zu erklären, dass er es verstehen konnte. In Zukunft würde ich ein Protokoll erstellen, damit alle wissen, was die Abmachungen waren oder Termine mit dem Auftragsgeber so regeln, dass beide dabei sein können.

Fazit

Dieser Digezz Beitrag hat mir bis jetzt am meisten Aufwand gegeben, im Gegenzug habe ich mit diesem Projekt sehr viel dazugelernt und konnte profitieren. Jetzt weiss ich wie man ein Musikvideo von A bis Z plant und vorbereitet und ich konnte meine Postproduktionskenntnisse in; wegretuschieren, Bild stabilisieren, Farbkorrekturen und rauschen entfernen verbessern und stärken. Das Drohnenfliegen hat mir sehr viel Spass gemacht, auch die Schulungen mit Toni waren top! Das Endergebnis gefällt schlussendlich Chus und meinen Luftsichtdozenten sehr gut. Es macht mich sehr glücklich und stolz wenn ich sehe, dass sich mein Aufwand gelohnt hat!

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