Hörspiel «Utensilien»

Lars ist verschwunden. Seit der Nacht auf Samstag fehlt jede Spur von ihm. Seine Mitbewohner machen sich langsam Sorgen. Etwa umsonst? In diesem Mini-Hörspiel erfährst du, was mit ihm geschehen ist, und warum er vielleicht doch mehr Spinat-Chia-Smoothies hätte trinken sollen.

Wer kennt sie nicht? TKKG, Pumuckl oder Die Drei Fragezeichen. Als Kinder sperrten wir uns ganze Nachmittage im Zimmer ein, fütterten das Radio mit Kassetten und lauschten teilweise bis tief in die Nacht hinein den Abenteuern unserer Helden. Doch den Ruf, nur «Bücher für Faule» zu sein, haben Hörbücher definitiv nicht verdient.

Eine Geschichte nur mit Musik, Sprache und Geräuschen zum Leben zu erwecken, erfordert nicht nur Geduld, sondern auch eine gehörige Portion Fantasie. Und genau wie bei Büchern, zaubert sich jeweils ein ganz individuelles Bild in die Köpfe der Zuhörer.

Es ist Zeit, mal wieder in ein Hörbuch reinzuhören. Schalte jetzt ein!

Hörspiel: «Utensilien»

(mm)

Kritik
von Manuela Furger, Fabian Engeler, Lorena Strub und Pierre Lippuner

Idee & Zielsetzung

Wir alle sind mit Hörspielen aufgewachsen. Heute noch sind wir Fans von den Drei Fragezeichen, von TKKG, Benjamin Blümchen und vielen mehr. Auf einer nächtlichen Zugfahrt nach Hause kam es zu einer Diskussion über alte Tonträger, man schwelgte in Erinnerungen und schliesslich fand man das gemeinsame Interesse, ein eigenes Hörspiel zu produzieren.

Die Grundhandlung entstand aus einem längeren Austausch heraus: Die Wohnung als Setting für die Handlung war schnell gefunden. Bei den Hauptfiguren handelte es sich zum Beginn noch um eine Reihe von WG-Bewohnern. Aus diesen wurden wiederum anthropomorphische Figuren, also Tiere in Menschengestalt. Dann Tiere mit menschlicher Intelligenz, und schliesslich konnten sich alle für das Konzept von unbeweglichen Küchengeräten als Protagonisten begeistern.

Aus dem Handlungsort und den Figuren ergab sich dann die Handlung und die Charaktere.

Grundkonzept

Sprache
Hochdeutsch

Handlungsort
Küche eines Singles

Ausgangslage
Das Kücheninventar ist seit einiger Zeit nicht mehr benutzt worden. Die Geräte beraten sich. Am Ende kommt heraus, dass ihr Besitzer, Lars, tot ist.

Figuren

  • Kühlschrank (Pierre Lippuner): Vaterfigur, ruhig, aber manchmal aufbrausend
  • Geschirrspülerin (Lorena Strub): Sauberkeitsfanatikerin, aufbrausend, Mami-Typ
  • Herd (Fabian Engeler): verpeilt, unaufmerksam, faul
  • Mikrowelle (Stephanie Waldvogel): besserwisserisch, selbstüberzeugt
  • Nutribullet PRO 900 (Pierre Lippuner): verwöhnt, arrogant
  • Wasserkocher (Lorena Strub): scheu, unsicher, tollpatschig
  • Kaffeemaschine (Fabian Engeler): ruhig, elegant, unnahbar
  • Toaster (Manuela Furger): unkompliziert, fröhlich, optimistisch
  • Radio (Fabian Engeler): informiert über den Tod von Lars
  • End-Credits Sprecher (Dom Oesch)

Ablauf
Der Kühlschrank heisst die Küchenutensilien willkommen und wundert sich, warum der Besitzer Lars, schon länger nicht mehr gesehen wurde.

Nach einer Diskussion bricht ein Streit darüber aus, wer für Lars unverzichtbar sei und was er hingegen überhaupt nicht braucht.

Die Utensilien beruhigen sich. Vielleicht hat Lars jemanden kennengelernt. Vielleicht ziehen sie zusammen und bringen neue Utensilien mit in die Küche. Wird dann jemand ersetzt?

Plötzlich meldet sich das Radio und verkündet, dass Lars seit zwei Tagen tot bei ihm im Wohnzimmer liegt.

Vorgehen

Nach der Entwicklung des Grundkonzepts begann für uns vier der Schreibprozess und die Ausarbeitung der Charaktere. Dafür trafen wir uns an drei Tagen und besprachen den Ablauf der Story und die Reaktionen und Dialoge der Charaktere in unterschiedlichen Situationen: Vorwürfe, Streitgespräche, die Interaktion und Hierarchie untereinander.

So beteiligt sich der Kühlschrank als Vaterfigur nur als Streitschlichter an den Auseinandersetzungen, der Geschirrspüler ist die aufbrausende Mutter der Küche. Der unaufmerksame Herd sorgt unbewusst für Unruhe, der Toaster bleibt gerne im Hintergrund, die Mikrowelle meckert sich durch die Gegend und die Kaffeemaschine bleibt dabei stets elegant. Der Wasserkocher schaltet sich scheu und selten ins Gespräch ein und das Radio tritt nur am Rande als teilnahmsloser Informant auf.

Nachdem wir die Charakter-Profile erstellt hatten, ging es darum, die Rollen zu verteilen und die Handlung auszuschreiben. Dafür nutzten wir Google Docs für den dezentralen Austausch. Die ausgearbeitete Handlung entstand jedoch konsequent in Anwesenheit aller Teammitglieder, bis wir mit der Story und den Dialogen zufrieden waren und wir mit den Aufnahmen beginnen konnten.

Aufnahmeprozess

Für die Aufnahmen nutzten wir das Radio-Studio der HTW Chur. Nach kurzen Lockerungsübungen versetzten wir uns in die Charaktere und einigten uns auf Stimme und Temperament der Figuren.

Schnitt

Geschnitten wurden die in Audacity gemachten Aufnahmen in Adobe Audition. Wir erstellten zu zweit einen ersten Rohschnitt, welchen wir uns als Gruppe anhörten und ausführlich beurteilten. Der Feinschnitt musste dann von einer Person und mit Kopfhörern produziert werden.
Es wurden fehlende Pausen eingebaut, an der Dynamik gefeilt und kleine Fehler retuschiert. Um die Charaktere besser unterscheiden zu können, wurde im Schnitt ein wenig an den Pitches (Tonhöhen) der verschiedenen Stimmen gedreht.

Herausforderungen / Schwierigkeiten

Eine Herausforderung war vor allem die Entwicklung der Story. Neben den vielen Ideen und spannenden Ansätzen war uns der gemeinsame Schreibprozess sehr wichtig. Dies führte zu Situationen, in denen wir vor Ideen nur so gesprüht haben oder aber auch, dass wir alle keine Lösung für eine geschriebene Situation fanden.

Während dem Aufnahmeprozess wurde uns schnell bewusst, dass wir mit weniger Charakteren hätten arbeiten sollen. Die Doppelbesetzung von uns als Sprecher machte den Wechsel zwischen zwei Figuren oft schwierig, die Nuancen zwischen ihnen verlor an Wirkung und sie verschwommen teils ineinander. Hinzu kommt, dass die Handlung durch die Anzahl an Charakteren etwas unübersichtlich und langatmig wird. Durch eine Reduzierung hätte man mit dem Hörspiel eine stärkere Wirkung erzielen können.

Ein weiterer Punkt, der uns aufgefallen ist, ist die Verwendung von Hochdeutsch. Während die Schriftsprache für alle deutschsprachigen verständlich ist, wirkt sie in den Aufnahmen etwas aufgesetzt und umständlich. Nachdem wir das Hörspiel vollendet hatten, sprachen wir das Stück aus Jux noch auf Dialekt ein - und zwar am Stück, ohne Unterbrechung. Während das Experiment sehr amüsant war, zeigte es uns auch auf, wie viel natürlicher es wirken kann und wie differenzierter die Charaktere gespielt werden können. Ein Beispiel hört ihr hier:
Utensilien auf Schweizerdeutsch

Für den Schnitt wären zudem separate Aufnahmen von bestimmten Dialogsequenzen besser gewesen, doch dabei hätten die Rollen an Dynamik eingebüsst, da es sich an vielen Stellen um ein Streitgespräch handelt. Uns war die Wirkung der Reaktionen einzelner Charaktere auf ihr Gegenüber wichtiger.

Fazit

Hatte zu Beginn des Projekts lediglich eine von uns vieren Erfahrung im Audio-Bereich, blicken wir nun gemeinsam auf unser fertiges Kurzhörspiel. “Utensilien” hat uns allen Spass gemacht - wir erinnern uns an die lachenden Gesichter bei den Aufnahmen im Radiostudio! Wir konnten alle kräftig dazulernen, sei es beim Texten, beim Schneiden oder beim Imitieren von Stimmen. Und bei all diesen Arbeiten hat sich unsere Gruppe gut ergänzt.

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