How do you see yourself?

Bodyshaming, in Photoshop kreierte Modelkörper als Normalität, scheinbar perfekte Leben auf Social Media Kanälen und hohe Erwartungen der Gesellschaft. Das Auseinandersetzen mit dem eigenen Körper und sich selbst hat ein neues Level erreicht. Frauen betrachten sich oft nur ungern im Spiegel, der eigene Körper wird verachtet, nur die Mängel werden gesehen. Die verzerrte Selbstwahrnehmung ist für viele Frauen ein tagtäglicher Begleiter.

Dabei sind es genau diese vermeintlichen Mängel, die einer Frau Individualität verleihen. Mängel, die erst durch die Gesellschaft zu etwas Negativem werden, ansonsten aber das natürlichste der Welt wären. Vorgespielte, scheinbar perfekte Körper und Leben auf allen Social Media Kanälen und in der Werbung verstärken das Gefühl, nicht zu genügen oder etwas erreichen zu müssen, das nicht der Realität entspricht.

Mit unserem Projekt wollten wir den Frauen die Angst vor dem Spiegel und damit auch der Selbstwahrnehmung nehmen. Die Individualität jeder einzelnen Frau zeigen, in einem natürlichen Umfeld. Sie sollten sich selbstbewusst, stark und schön fühlen und keine Angst vor ihrem eigenen Spiegelbild haben. Es sind Bilder entstanden, die das Gesicht der Frauen durch den Spiegel zeigen – ob sie dadurch unverfälschter oder aber gerade verfälscht gesehen werden, ist dem Betrachter überlassen.

Parallel dazu haben wir die Frauen zu ihrem Körpergefühl, Vorurteilen in der Gesellschaft und ihrer Wahrnehmung von Idealen befragt. Die Antworten sind im Layout eingebettet und geben so die Möglichkeit, die Frau und ihre Sichtweise in Verbindung mit dem Foto zu sehen und kennen zu lernen. Durch die persönlichen Ansichten werden dem Betrachter neue Perspektiven zur Interpretation und Wahrnehmung der Fotos ermöglicht.

Die Fotos mit den Interviewantworten könnt ihr hier betrachten:



(ae)

Kritik
von Carmen Wenger und Jana Figliuolo

Idee
Bereits das ganze Semester lang wussten wir, dass wir zusammen einen Digezz Beitrag produzieren möchten. Von einer anfänglichen Idee, Szenen der Hektik und als Gegenpol der Entspannung mit eindrücklichem Sounddesigns und Spiegeln als Reflexion der Situation aufzunehmen, kamen wir nach einiger Überlegungen und Zeitdruck ab. Die Idee mit den Spiegeln als Reflexion und Darstellung einer neuen Perspektive und Sichtweise, blieb aber in unseren Köpfen. Wir beide fotografieren gerne und nachdem wir auf Instagram ein Portraitfoto einer Frau mit einem Spiegel sahen wussten wir: So etwas möchten wir gerne umsetzen.

Konzept
Wir begannen uns zu fragen, was die heutige Gesellschaft ausmacht, was sie beschäftigt und mit welchen Problemen wir zu kämpfen haben. Schnell kamen wir auf das Thema Körperkult. Bald ist wieder Sommer und jedes, für weibliche und männliche Leser ausgerichtete Magazin, bietete Artikel über “In 10 Tagen zur Bikinifigur” oder “Auch Stars haben Cellulites” an. Den eigenen Körper lieben und so akzeptieren wie er ist, fällt heutzutage den meisten Menschen schwer. Wenn man sich im Spiegel betrachtet, fallen einem oft nur die Mängel auf, es wird vorgelebt auf Social Media Kanälen und in Magazinen, wie man eigentlich sein zu haben sollte. Das eigene Spiegelbild wird zum Feind. An diesem Punkt setzten wir an: Wir möchten Fotos entstehen lassen, die die Schönheit eines Protagonisten durch den Spiegel der Selbstwahrnehmung zeigen. Es sollen Fotos werden, die ihm die Angst vor seinem eigenen Spiegelbild nehmen, ihn stark, schön und für diesen Moment perfekt erscheinen lassen. Ursprünglich waren auch Fotos mit Männern geplant, da das Bodyshaming im Moment aber hauptsächlich Frauen betrifft, entschieden wir uns dazu, 4 unterschiedliche Frauen abzulichten.

Umsetzung
Als erstes suchten wir uns passende Locations. Wir wollten eine natürliche Umgebung weshalb wir schnell auf den Fürstenwald, den Greifensee sowie eine Mischwiese oberhalb von Stäfa kamen. Danach suchten wir im Brocki nach einigen Spiegel und schrieben unsere Models an. Für das erste Shooting im Fürstenwald, nutzen wir die warmen Morgenstunden und mit dem goldigen Faltreflektor ergaben sich wunderbare Lichtverhältnisse. Für die Shootings am Greifensee und in der Mischwiese, machten wir uns kurz vor Sonnenuntergang ans Werk, dann wenn die Sonne tief, und mit warmem Licht scheint. Dadurch war kein weiteres technisches Equipment nötig als unsere zwei Kameras (Canon Mark 6D und Sony Alpha 7ii). In der Bearbeitung der Fotos achteten wir uns darauf, die Stimmung während des Shootings herauszuheben, nicht alle Fotos aber den gleichen, warmen und ästhetischen Look haben. Jedes Model ist eine eigene Persönlichkeit und diese Individualitäten sollten, mussten, bestehen bleiben. Durch die Spiegel ergab sich so oder so eine Zusammengehörigkeit.

Von Beginn an wussten wir, dass wir ausgewählte Fotos in einer Buchform layouten wollten. Um dem ganzen Thema einen Platz zu geben, befragten wir die Models zum Thema Bodyshaming, wie sie ihren Platz in der Gesellschaft sehen und wie sie zu ihrem Körper stehen. Ausgewählte Fragen davon sollten ebenfalls in diesem Buch einen Platz finden.

Probleme
Das wohl grösste Problem war, den Spiegel so zu positionieren, dass er quadriert im Bild ist, das Gesicht des Models aber noch immer zu sehen ist. Es forderte einiges an Übung und ausprobieren, damit es immer klappte. Zudem lag der Spiegel nach einiger Zeit doch schwer in den Händen der Models, sodass sie froh waren, ab und an eine kurze Pause einlegen zu können, um die Arme kurz zu entlasten.

Ein weiteres Problem war, so mit den Models umzugehen, dass sie sich wohl vor der Kamera fühlen und ihnen die richtigen Anweisungen zu geben, wie sie stehen oder schauen sollten. Denn einerseits braucht es die Anweisungen, damit der Spiegel und das damit verbundene Spiegelbild richtig platziert werden konnten, andererseits sollten die Models so natürlich wie möglich dargestellt werden. Sie sollten sich nicht gross verstellen müssen, da wir ein Abbild von ihrer Persönlichkeit und ihrer Natürlichkeit einfangen wollten. Dadurch war es schwierig, den Grad zwischen Vorgabe und Improvisation zu finden.

Fazit
Die Arbeit hat uns unglaublich viel Freude bereitet, ebenso die Resultate. Es sind Fotos entstanden, die ästhetisch wirken, aber trotzdem natürlich sind. Bei einem nächsten Mal würden wir sicherlich auch Männer vor die Linse stellen, denn Bodyshaming ist nicht nur eine Frauensache.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar