How To: Wunderkerze mit Langzeitbelichtung

Lerne mit dieser einfachen Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie auch du wahnsinnig coole Schriftzüge und Bilder mit Wunderkerzen hinbekommen kannst. Das Setup eignet sich ideal für Geburtstags-, Hochzeits- oder auch Neujahrs-Fotografien.

Was man dazu braucht:

  • Eine dunkle Location bzw. Dunkelheit (kein Tageslicht), idealerweise mit ganz leichter Beleuchtung (z.B. eine kaum befahrene Dorfstrasse mit einer Strassenlaterne im Hintergrund)
  • Wunderkerzen (lieber ein paar zu viel als zu wenig)
  • Ein Feuerzeug
  • Schwarze (bzw. dunkle) Kleidung tragen
  • Spiegelreflexkamera (im „How To“ wird eine Nikon D5500 verwendet, jedoch spielt die Marke weniger eine Rolle)
  • Objektiv: Für ein gelungenes Bild reicht ein Standard-Objektiv mit einer Brennweite im Bereich 18-55 mm. Fortgeschrittene können auch mit einem anderen Fixbrennweiten-Objektiv oder einem Zoom-Objektiv experimentieren.
  • Die Kamera sollte mit genügend Akku und einer leeren Speicherkarte ausgestattet sein
  • Ein Stativ

Wie funktioniert’s?

  1. Den Modus der Kamera auf „Manuell“ stellen. 
  2. Die Blende auf „F9“ und den ISO-Wert auf 100 einstellen. Die Verschlusszeit auf ca. 20 Sekunden einstellen. Dadurch entsteht ein licht-intensives Foto mit Langzeitbelichtung. 
  3. Einen 10-Sekunden-Selbstauslöser aktivieren oder eine Fernauslösung benutzen.
  4. Stativ an gewünschter Stelle aufbauen und Kamera auf dem Stativ befestigen.
  5. Objektiv auf 18mm auszoomen und den automatischen Fokus des Objektives ausschalten. 
  6. Einen Punkt im Bildausschnitt aussuchen, der etwas 2,5-3 Meter vom Stativ entfernt ist. Sich den Punkt anhand eines Merkmals merken (z.B. auf der Höhe eines Baumes oder bei einer bestimmten Zaunlatte etc.). Man kann sich den Punkt auch unauffällig am Boden markieren.
  7. Die Kamera auf Höhe des ausgesuchten Punktes scharf stellen. Dann ist die Kamera soweit ready.
  8. Den 10-Sekunden-Selbstauslöser betätigen und dann fix auf die markierte Höhe nach ganz aussen (von der Kamera aus gesehen links) gehen. Sich dann zur Kamera umdrehen.
  9. Die Wunderkerze anzünden, bevor der Selbstauslöser beginnt, das Foto zu machen.
  10. Sobald der Selbstauslöser auslöst und die 20 Sekunden Verschlusszeit beginnen, kann man mit dem Malen/Schreiben des Meisterwerks beginnen. ACHTUNG: Man muss spiegelverkehrt in zusammenhängender Schrift schreiben! Wenn man also ein Wort kreieren will, sollte man es vorher kurz ein- oder zweimal üben.
  11. Es empfiehlt sich, die Buchstaben/Zeichnungen so gross wie möglich zu machen. Man kann den Boden als untere Referenz und die eigene Körpergrösse mit ausgestrecktem Arm als obere Referenz nehmen.
  12. Sobald das Wort fertig geschrieben ist, geht man mit der Wunderkerze so lange weiter, bis man den Bildausschnitt auf der anderen Seite verlassen hat.

So kriegt man ein knalliges Wunderkerzen-Langzeitbelichtungsfoto hin. Profitipp: Wenn man nicht will, dass ein Wort am Ende so einen langen Faden bis aus dem Bild zieht, macht man folgendes: Man dreht sich nach dem Ende des Wortes einfach um (von der Kamera weg), so dass die Kamera die Wunderkerze nicht mehr sehen kann. Dann geht man rasch wieder aus dem Bild. Die dunkle Kleidung schützt die Wunderkerze so davor, auf dem Bild später sichtbar zu sein.

Hier sind eine Handvoll Beispiele meiner Session.

Das Coole dabei ist, dass auch missglückte Versuche irgendwie echt spannend aussehen. Im folgenden Bild ist mir leider trotz kaum befahrener Strasse während der Aufnahme ein Auto dazwischen gekommen.

Und nun viel Spass beim Wunderkerzen-Schwingen.

(twb)

Kritik
von Joel Dähler

Idee / Motivation: 

Als ich gegen Ende des Jahres noch eine Restpackung Wunderkerzen in unserem Keller fand, schlich mir gleich die Idee durch den Kopf, eines dieser „Wunderkerzenbilder“ zu machen. Für Instagram und Co. eignet sich so was ja perfekt, dachte ich. Wie ich es immer tue, wenn ich etwas nicht weiss, suche ich ein Tutorial dazu im Internet. Dabei bin ich schon auf das eine oder andere Tutorial gestossen (ja man muss zugeben, diese „Wunderkerzen-Fotographie“ ist jetzt keine Weltneuheit). Jedoch fand ich schnell heraus, dass die Tutorials entweder nicht genau genug erklärt sind, keine Beispielbilder haben oder das Ganze viel zu kompliziert umschrieben wird. Jemand, der sich mit seiner Spiegelreflex-Kamera nicht so gut auskennt (nicht jeder ist schliesslich MMP-Student), hätte die Hälfte der Tutorials wohl kaum verstanden. Deshalb wollte ich die im Internet schon rum wuselnden „How To’s“ zu dem Thema aufgreifen und in eine klar verständliche Schritt für Schritt-Anleitung mit Bild-Hilfestellungen bringen.

Erstellen der Bilder: 

Ich habe mich durch rund 10 Beiträge und Videos zu dem Thema Langzeitbelichtung und Wunderkerzen gewühlt, um festzustellen, dass es mehr als nur eine funktionierende Art und Weise gibt. Ich habe mir die wichtigsten Tipps und Einstellungen an der Kamera aus den jeweiligen Beiträgen rausgeschrieben und bin dann eines Abends mit meiner Kamera losgezogen.

In einer benachbarten Strasse, die selten befahren wird, habe ich die verschiedenen Tipps und Einstellungen getestet. Dabei hat die Einstellungs-Kombination (die, die im Beitrag oben steht), die aus zwei Tutorials zusammengewürfelt wurde, die erfolgreichsten Ergebnisse bezüglich Belichtung ergeben. Die Wunderkerzen-Fotos entstanden mit der DSLR D5500 von Nikon, mit einem einfachen 18-55mm Objektiv. Ich habe die Werte auch auf einer Canon-Kamera einer Kollegin ausprobiert. Die Werte lassen sich problemlos als Go-To Wert verwenden, wenn man sich weniger mit der Kamera beschäftigen möchte. Auf anderen Kamera-Marken bieten leichte Abwandlungen der Werte aber wahrscheinlich noch präzisiere Ergebnisse.

Es war gar nicht so einfach, alle Schritte selber durchzuführen. Also den Fernauslöser zu betätigen, schnell die Wunderkerze anzuzünden und dann für die 20 Sekunden Auslösezeit bereit zu sein. Zündete ich die Wunderkerze zu früh an, war sie ausgebrannt, bevor ich das Wort zu Ende geschrieben hatte. Zudem kommen auch auf einer selten befahrenen Strasse ab und zu Fahrzeuge vorbei, worauf man aufpassen muss.

Erstellen der Anleitung:

Mir war es besonders wichtig, die Einstellungen der Kamera anhand von Fotos visuell darzustellen. Die meisten anderen Tutorials zeigen kaum, wie/wo man die passenden Einstellungen tätigt, da sie davon ausgehen, dass das eh jeder weiss – stimmt aber eben nicht. Klar, ich weiss, wo man die die Blende, den Iso und die Belichtungszeit an meiner Kamera einstellt, aber viele, die das Tutorial nachmachen möchten, kennen sich da vielleicht nicht so genau aus. Zwar sehen die Einstellungen an jeder Kamera etwas anders aus, aber es hilft sehr, eine genauere Idee davon zu bekommen, was man wie/wo einstellen sollte. Die Fotos der Anleitung wurden mit einer DSLR D5200 von Nikon erzielt. Das Objektiv hatte eine 50mm Fixbrennweite.

Fazit:

Das Projekt hat sehr viel Spass gemacht, da man schnell Fortschritte machen kann. Leider hatte ich nicht mehr allzu viele Wunderkerzen. Es empfiehlt sich, mit einer vollen Schachtel an so ein Projekt heranzutreten. Denn, die ersten paar Versuche waren allesamt an einem Punkt noch nicht perfekt. Mal ging die Wunderkerze zu schnell aus, mal störte ein Auto die Aufnahme, mal wusste ich plötzlich nicht mehr, wie ein Buchstabe jetzt rückwärts und zusammengehängt geschrieben wird. Es braucht auf jeden Fall etwas Übung Aber während den letzten Wunderkerzen hat es dann auch geklappt. Vorzugsweise wäre es einfacher gewesen, hätte ich eine Hilfsperson hinter der Kamera gehabt. Aber der Beweis: Es klappt auch alleine. Und nun: „LOVE“ to all of you.

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