Inferus – mehr als du siehst

Wir waren noch nie offener und liberaler als heute. Noch nie war es einfacher mit allen über alles zu sprechen: die maximale Freiheit im kommunikativen Miteinander. Aber ist das wirklich so?

Wir beurteilen schnell den Lebensstil und das Auftreten unserer Mitmenschen. Jeder macht es, sehr oft ohne es selbst zu merken. Doch weshalb hören wir uns die Geschichten unseres Gegenübers nicht an? Oftmals haben wir Menschen Berührungsängste. Vieles wird dann verschwiegen, aus Angst die falschen Fragen zu stellen oder weil es einfach unangenehm ist. Aber oft merken wir: So vielseitig unsere Lebensgeschichten sind, umso ähnlicher sind unsere Gefühle, Ängste, Träume und Wünsche. Inferus – mehr als du siehst ist ein Projekt über Menschen und ihre prägendsten Geschichten im Leben. Annika, Chloé, Elisa, Henrik, Louisa, Mila und Noah hatten den Mut ihr Erlebtes mit uns zu teilen und wollen Hoffnung und Mut schenken.

(hil)

Kritik
von Svenja Tschannen

Idee
Mir ist schon lange aufgefallen, dass viele Menschen starke Berührungsängste mit gewissen Themen haben. Das vieles ignoriert und verschwiegen wird. Was mir am meisten aufgefallen ist, dass jene Personen immer wieder zu Unrecht verurteilt werden. Aber wie fühlen sich diese Menschen? Alleingelassen mit ihren Sorgen und Ängsten. Die Idee zu meinem Projekt entwickelte ich, weil viele Freunde und Bekannte von mir ein schwereres Schicksal erleiden mussten. Sexueller Missbrauch, Abtreibung, Krebs, Angststörung oder Suizidgedanken. Ich wollte etwas kreieren, dass diesen Menschen eine Stimme gab. Bei meinem Projekt war es mir wichtig, dass ich das gelernte von verschiedenen Modulen in einem Projekt verbinden und anwenden konnte. Aus dem Grund, dass ich sehr gerne gestalte und schreibe wählte ich diese Module und zusätzlich noch Interaktive Medien. Den das Modul Interaktive Medien, bereitet mir im Studium am meisten Mühe. Aber dennoch finde ich Programmieren sehr spannend und würde es gerne besser können. Das Projekt sah ich dafür als gute Übung.

Projektablauf
Am Anfang wusste ich nur, dass ich ein Projekt realisieren wollte, dass Schicksale von jungen Menschen aufzeigt. Da es sich um sehr persönlichen Themen handelt, kam mir die Idee mit dem gesichtslosen Flat Design. Nachdem ich meine erste Person, Mila im Illustrator gestaltet habe, fragte ich mit einem flauen Gefühl im Magen Personen an, welche für das Projekt in Frage kamen. Über das Feedback war ich positiv überrascht und überwältigt. "I mache fix mit. Darf mäs teile wenn de fertig bisch? Ds isch so öpis wichtigs."Dies die Reaktion von Elisa. Alle fanden die Idee sehr toll und konnten sich vorstellen beim Projekt mit dabei zu sein. Ich war eher darauf eingestellt, dass es schwierig sein würde, Protagonisten zu finden und war daher positiv überrascht. Bewusst habe ich mich dazu entschieden, dass alle Protagonisten etwa gleich alt sind und tragische Schicksale hatten. Mir ist bewusst, dass die Schicksale nie vergleichbar sind. Aber ich achtete darauf, dass sie im Einklang miteinander waren. Weiteres fragte ich mich, welches Medium ich wählen würde, um die Geschichten zu präsentieren. Hier entschied ich mich für eine Website, die ich selber programmieren würde. Die Interviews führte ich face-to-face und ich war sehr überrascht, wie offen sie zu mir waren. Dieses sofortige Vertrauen fand ich sehr schön und motivierte mich in meinem Vorhaben. Nach den Interviews formulierte ich das Gesagte in Geschichten um. Dies war manchmal nicht ganz einfach, weil jede Geschichte gehört einer anderen Person und sollte dementsprechend auch anders geschrieben sein. Nachdem die Geschichten niedergeschrieben waren und die Flat-Designs kreiert waren, kam ich zum Punkt: Programmieren. Hier war es mir sehr wichtig, dass die Person und die Geschichte im Zentrum stehen. Deshalb entschied ich mich für ein minimalistisches Design.

Herausforderungen
Die Interviews zu führen fand ich sehr interessant und berührend. Aber nach zehn geführten Interviews, merkte ich, dass ein paar Geschichten nicht ganz dazu passten. Ein paar Schicksale waren zu ähnlich und deshalb reduzierte ich dann auf sieben Geschichten. Aber die grösste Hürde war für mich, das Schreiben. Ich fand es sehr schwierig, dass die Geschichten schlussendlich authentisch und gefühlsvoll rüberkamen. Mir war es wichtig, dass jede Geschichte ihren eigenen Style hat. Aus diesem Grund versuchte ich in jeder Geschichte die Persönlichkeit der Person mit einzubinden.

Schlussfazit
Mit meinem Projekt habe ich sehr früh begonnen und hatte deshalb genügend Zeit um zu recherchieren und um mich auf die Interviews vorzubereiten. Auch beim programmieren der Website und kreieren der Flat Designs konnte ich mir sehr viel Zeit nehmen. Bei meinem Projekt lernte ich viele verschiedene Sachen: programmieren, gestalten und schreiben. Aber auch das Führen von Interviews war eine sehr spannend Erfahrung. Meine Flat Designs erhielten Namen und wurden langsam zum Leben erweckt. Für Annika, Chloé, Elisa, Henrik, Louisa, Mila und Noah war es mir wichtig, dass das Projekt schlussendlich so gut wie möglich kam. Es wurde für mich ein Herzensprojekt und deshalb habe ich auch gerne viel Zeit investiert. Aus dem Grund, dass ich programmierte, schrieb und gestaltete war mein Projekt immer sehr abwechslungsreich. Wenn ich mal mehr Lust zum Gestalten hatte, habe ich gestaltet. Und wenn ich mal mehr Lust zum Schreiben hatte, schrieb ich. Manchmal war ich ein wenig überfordert beim Programmieren und musste mich intensiv damit auseinandersetzten. Hatte meine Hochs und Tiefs beim Gestalten, weil ich manchmal zu perfektionistisch bin. Aber das Schreiben war wirklich das Anspruchsvollste für mich. Dies auch aus dem Grund, weil für mich das der wichtigste Teil vom ganzen Projekt ist. Die einzelnen Geschichten mussten so geschrieben sein, dass es den Leser einnimmt und berührt. Dies empfand ich als sehr schwierig und ich bin mir nicht sicher, ob es mir bei jeder Geschichte gelungen ist. Aber schlussendlich habe ich sehr viel gelernt und bin sehr dankbar, dass ich dieses tolle Projekt mit meinem wunderbaren Protagonisten machen konnte. Durch «Inferus – mehr als du siehst» haben sie eine Stimme erhalten, was mir persönlich sehr wichtig ist. Mit Annika, Chloé, Elisa, Henrik, Louisa, Mila und Noah wollte ich dem Leser zu verstehen geben, dass es manchmal mehr braucht als ein Eindruck, um hinter die Fassade eines Menschen zu blicken. Ich hoffe, dass dies mir gelungen ist.

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