Insekten kann man essen?

In Asien, Afrika und Lateinamerika stehen sie schon lange auf der Speisekarte. Auch in europäischen Ländern ziehen Insekten nach und nach in die Supermarktregale ein. Hier in der Schweiz müssen Mehlwurm-Burger und Heuschrecken-Frites aber erst noch Fuss fassen. Die gesunden Sechsbeiner sind eher als Ungeziefer als als Lebensmittel bekannt.

Einkaufstour in Amsterdam: Neben Fertigsalat und vakuumierter roter Beete liegen ganz selbstverständlich Mehlwurm-Burger und Insekten-Snacks. Seit rund zwei Jahren kann man im «Jumbo», der zweitgrössten Supermarktkette Hollands, Snacks aus Mehlwürmern, Heuschrecken und Mottenlarven kaufen. Auch in Deutschland und den USA gibt es Restaurants, die Insekten zum Verzehr anbieten. Wie Sushi oder Chia-Samen könnte man diesen Lebensmitteltrend als exzentrisch abtun. Doch es gibt gute Gründe, Insekten zu essen:

Und das sind nicht die einzigen Argumente für Mehlwurm- und gegen herkömmliche Burger: Würde die Menschheit mehr Insekten und weniger «normales» Fleisch essen, könnte die weltweite Treibhausgasemission markant reduziert werden. Insekten zu züchten, produziert nämlich 100-mal weniger Treibhausgase als die Aufzucht von Rindern.

Der Gedanke, sein Steak mit Heuschrecken oder Mehlwürmern auszutauschen, lässt trotz diesen Argumenten so manchen schaudern.

Aber ist es wirklich so schlimm, Insekten zu essen?

Während sich immer mehr europäische Länder an die neue Nahrungsquelle wagen, gewinnt das Thema auch in der Schweiz an Relevanz. So hat sich etwa das Start-Up «Essento» auf die Verarbeitung von Insekten spezialisiert. Verkauft werden dürfen die Produkte jedoch noch nicht. Das soll sich aber bald ändern.

Insekten schmecken also nach Ei und sind erst noch gesund. Ausserdem sind sie umweltschonend und platzsparend.

Gibt es überhaupt Gründe, Insekten nicht zu essen?

(le)

Kritik
von Isabelle Schwab, Tabea Sadok-Bouziane und Jasmine Chastonay

Die Idee

Ernährung und Umwelt hängen untrennbar zusammen. Immer mehr Menschen werden sich dessen bewusst. War man früher etwa als Vegetarier ein kulinarischer Exot, so ist das heute beinahe nichts besonderes mehr. Doch warum eigentlich auf Fleisch verzichten, wenn es eine dankbare und umweltschonende Alternative gibt? Das in anderen Teilen der Welt Insekten schon seit langem gegessen werden, in Europa aber erst langsam Fuss fassen, beschäftigte uns bereits eine geraume Zeit. In Gesprächen mit Freuden und Bekannten war schnell klar: Der Ekelfaktor war zu hoch, die Angst vor Spinnen und Gliederfüssern zu sehr verwurzelt. Doch eigentlich konnte es doch nicht so schlim sein, eine Heuschrecke zu essen? Immerhin haben einige von uns schon als Kinder Regenwürmer und Dreck gegessen. Online entsprechende Rezepte zu finden war nicht schwierig. Es war also an der Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Mit diesem multimedialen Digezz-Beitrag wollten wir auf das Thema aufmerksam machen, ohne auf die Ekelschiene abzurutschen.

Konzeption

Wir habe uns auf drei Themenbereiche konzentriert:

Wie schmeckts?

Ein Kochvideo zu drehen erschien uns als Beitrag zu mager, die Gefahr zu gross, den Zuschauer über den Ekelfaktor zu verlieren. Zudem wollten wir den Zuschauern zeigen, wie Insekten schmecken und nicht in erster Linie, wie man sie zubereitet. Denn Kochvideos gibt es schon viele – ja, auf Youtube auch für Insekten. (Hier eine persönliche Empfehlung: https://youtu.be/JHCopAH5U_I.)

Gibt's das auch in der Schweiz?

Doch wie ist es eigentlich in der Schweiz? Kann und darf man hier schon Insekten Essen? Während unserer Recherche stiessen wir auf vereinzelte Restaurants, die sich schon einmal an Insekten-Menus versucht haben, aber auch auf ein junges Startup, welches sich für den Verzehr einsetzt. Essento war der richtige Partner, um uns ein informationtiefes Interview zum Thema mit einem Bezug zur Schweiz zu geben.

Was sind die Fakten?

Harte Fakten liessen wir in den erwähnten Videos bewusst weg. Die Zuschauer sollten nicht durch Statistiken gelangweilt werden. Lieber wollten wir die Informationen ansprechen in einem Animationsvideo darstellen und so auch etwas humorvoll aufmerksam machen.

Der Text im Digezz-Beitrag sollte das ganze abrunden.

Vorbereitung

Ja, wir haben das ganze Menu vorgekocht, und ja, es war.... Ok. Aber dafür ist ein Test ja da. Gratistipp: Kauft euch die kleinen Mehlwürmer, nicht die grossen Zophobas. Und extra für den Menschenverzehr gezüchtete Insekten sind leckerer als die aus dem Zoohandlungsgeschäft. Leider kann man die bei uns noch nicht kaufen.

Ausserdem haben wir uns beim Testessen vor dem Dreh die Location angesehen und immer das gesamte Equipment getestet.

Fehler haben wir natürlich trotzdem gemacht, oder nett ausgedrückt: Das waren die...

Hürden

Mehr Licht gegen das Gegenlicht: Durch die Fenster im Hintergrund mussten wir die Aufnahmen unterbeleuchten, was sich wiederum auf die Qualität der Bilder ausgewirkt hat. Und auch beim Ausleuchten der Interviews hatten wir etwas Mühe. Mit einem aus Alufolie gebastelten Reflektor behalfen wir uns, so gut es ging. Zudem fehlte uns ein Objektiv mit einer ausreichenden Brennweite, für geplante Close-up-Aufnahmen. Nah an die Protagonisten heran konnten wir nicht, da wir sonst im Bild der statischen Kamera gewesen wären.

Das Intro zum Testessen drehten wir an einer anderen Location. Ziemlich schwierig waren die Makroaufnahmen der lebendigen Heuschrecke, denn diese wollte sich zuerst gar nicht mehr bewegen und falls doch, krabbelte sie in die falsche Richtung.  Zudem nagte unser Gewissen an uns, da wir sie, um sie ruhig zu stellen, eine halbe Stunde in den Kühlschrank gestellt haben. Das hat die Heuschrecke aber dann doch nicht gross gestört, denn sie hüpfte schon nach ein paar Minuten wieder davon. Gute Reflexe waren gefragt.

Das Interview mit Essento fand bei Marius Wenk zu Hause statt. Langsam hatten wir Übung, trotzdem dauerten die Makroaufnahmen und das Interview zu lange.

Postproduction

In der Post zum Testessen merkten wir, dass zwei Kameras beim Dreh fast im selben Winkel zu den Protagonisten standen. Das wurde beim Schnitt zum Problem. Und: Nahaufnahmen von Gesichtern und Händen wären eigentlich gute Schnittbilder gewesen, diese fehlten uns. Teilweise haben wir auch vergessen, vor Drehbeginn zu klatschen, um das Synchronisieren im Schnitt zu vereinfachen. Und Aufnahmen wurde automatisch von der Kamera in verschiedene Teile geteilt. Das erschwerte wiederum das Anwenden der Multicam-Funktion.

Durch die Anwesenheit von drei Kameras beim Testessen wurden vermutlich auch unsere Protagonisten beeinflusst. Die Reaktionen waren teilweise vermutlich überspitzt, Im Schnitt haben wir uns bemüht, dies nicht noch zusätzlich auf die Spitze zu treiben.

Bei den Introaufnahmen der Heuschrecken war Basteln angesagt, um den Jumpshot auch wirklich zu betonen. Im Nachhinein stellten wir fest, das es auch mit Fotos möglich gewesen (freistellen & Puppet Tool, Rauschen und Körnung plus Kamera Wiggle). Das hätte uns eventuell viel Arbeit gespart. Und einer Heuschrecke das Leben gerettet.

Der Dreh zum Essento-Interview war ziemlich lange, die wichtigsten Aussagen zu filtern, eine langwierige Arbeit. Schlussendlich waren nur einzelne Bruchstücke des Interviews für den Bericht brauchbar. Die geplanten Athmos waren im Grossen und Ganzen nicht brauchbar. Ein weiteres Mal war Basteln mit Nahaufnahmen und Color Correction angesagt.

Beim Aufnehmen der Offtexte haben wir eine weitere wertvolle Erfahrung gemacht: Man sollte Audioaufnahmen immer am selben Tag machen, da die eigene Stimmlage von Tag zu Tag variiert. Das von der Menge Stress oder allgemein von der allgemeinen Verfassung des Sprechers abhänig sein.

Der Animationsfilm wurde im letzten Schritt des Prozesses erstellt, da es als Ergänzung zu den anderen Beiträgen dient. Der Aufwand wurde unterschätzt. Ein grosser Teil des Beitrags machte die Recherche im Vorfeld aus. Als Vorbild zur Visualisierung diente das Animationsvideo von National Geographic.  Eine Herausforderung stellten die vielen Unterkompositionen dar. Dank eindeutiger Bennenung konnte jedoch der Überblick behalten werden. Ziel des Videos ist es Informationen zum Thema essbare Insekten grafisch ansprechend zu visualisieren. Die Grille führt als Hauptfigur durch das Video. Diese wurde mit möglichst sympathischen Zügen kreiert.

Fazit

Um eine Multicamsession zu realisieren, ist man besser mit VJ- als mit DSLR-Kameras bedient, da diese sich in der Regel nicht einfach von selbst abstellen. Aktive Regieanweisungen wären gerade in solchen Fällen nützlich gewesen. Eine noch klarere Rollenverteilung hätte uns hier helfen können. So hätte man vielleicht auch einige Shots mehrmals drehen können. Und: Licht kann man nie genug einpacken.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar