Interhockey in dreissig Sekunden

Ein Werbespot soll emotionalisieren, anreizen, überzeugen. Dies habe ich mir in diesem Semester zur Aufgabe gemacht.

Für die Interhockey AG durfte ich einen kurzen Spot produzieren, der seit dieser Saison in jedem Eishockeystadion in der Schweiz zu sehen ist. Eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen konnte. Der Shop wirbt mit seiner Grösse und seinem vielfältigen Angebot für Hockeybegeisterte.

Passwort: interhockey

(lhu)

Kritik
von Sarah Dennler

Überblick

Im Sommer dieses Jahres durfte ich für die Interhockey AG einen kurzen Werbespot realisieren. Interhockey AG ist ein Shop, welcher sich vor allem auf Hockeyausrüstungen spezialisiert hat, aber auch Bekleidung und Equipment für Unihockeybegeisterte und Eiskunstläufer anbietet. Vor einigen Jahren wurde der Shop grösstenteils renoviert und noch kundenfreundlicher gestaltet. Ziel des Werbespots ist es, die Highlights und die neuen Angebote des Shops aufgrund der Renovierung aufzuzeigen und dadurch Neukunden zu akquirieren. Der Spot wird seit der Hockeysaison dieses Jahres in allen Schweizer Eishockeystadien, jeweils in den Pausen, sowie vor und nach dem Match, ausgestrahlt. Darauf bin ich sehr stolz.

Erste Abklärungen

Durch meinen Vater kam ich in Kontakt mit dem CEO der Interhockey AG. Die Firma wollte für die kommende Hockeysaison einen 30-sekündigen Werbespot produzieren lassen, welcher in den Eishockeystadien in der Schweiz abgespielt werden soll. Ich kontaktierte den potenziellen Auftraggeber und sendete ihm einige Videos, bei deren Produktion ich mitgeholfen hatte. So konnte er sich bereits einen ersten Eindruck über mein Können verschaffen. Er hatte Interesse und wir vereinbarten in mehreren telefonischen Sitzungen die Zielsetzung, den Zeitraum für die Umsetzung, den Drehtermin, die Deadline und schliesslich die Entlöhnung.

Vorbereitung & Planung

Dies war das erste Filmprojekt, welches ich von A bis Z alleine und selbstständig durchführen würde. Ich wollte meine Chance unbedingt gut nutzen, hatte aber auch viel Respekt vor der Herausforderung. Ich weiss, dass eine durchdachte Planung essenziell für ein erfolgreiches Filmprojekt ist. Also bereitete ich alles genau für den Dreh vor.

Ich informierte mich über den Shop, um sein USP und die Highlights herauszufinden. Weiter liess ich mich von anderen Werbespots auf YouTube inspirieren. Um mir ein genaues Bild von der Location machen zu können, besuchte ich das Geschäft und fotografierte verschiedene Objekte, die sich für gute Aufnahmen eignen. Diese Fotos druckte ich Zuhause aus und gestaltete so ein grosses, flexibles Storyboard, dessen Reihenfolge ich immer wieder ändern konnte. Das ermöglichte mir, zu experimentieren und verschiedene Ideen auszuprobieren. Als ich mit der Reihenfolge und der Shotauswahl zufrieden war, überlegte ich mir die konkrete Umsetzung für jede einzelne Aufnahme. Ich wollte Schwenks, Kamerafahrten und Übergänge einbauen. Diese Gedankengänge übertrug ich schliesslich in ein Dokument. Dazu kamen geschätzte Zeitangaben für jeden Shot, denn der Film musste exakt mit dem vorgegebenen Zeitfenster von dreissig Sekunden übereinstimmen. Das Drehbuch inklusive Storyboard sendete ich an den Auftraggeber. Zudem verlangte ich die Medienspezifikation des Medienwürfels, damit ich das passende Videoequipment reservieren konnte.

Zeitgleich war ich in Abklärung mit einem Sachbearbeiter von der SUISA. Die Musik für den Spot wollte ich von «www.audiojungle.net» beziehen, war mir aber über dessen Rechte nicht ganz sicher. Er teilte mir schliesslich mit, dass ich die gekaufte Musik für den besagten Verwendungszweck nutzen kann.

Materialauswahl

  • Sony PXW-FS5
  • Sony Alpha 6300 (Back-up)
  • Objektiv Sony E 18 -105mm f 4.0
  • Objektiv Sony E 50mm f1.8
  • Variabler ND-Filter 75mm
  • SmallHD Focus Monitor
  • LED Foto- und Videoleuchte Somikon
  • Videostativ Sachtler System Ace L MS
  • F&V Slider 100cm
  • Reflektor
  • Weisses Papier (für Weissabgleich)
  • Klebeband

Das Material von der Technikausleihe reservierte ich bereits einige Tage vor dem Dreh, damit ich alles ausprobieren und üben konnte. Es hat sich gelohnt! Ich wollte ursprünglich mit der Canon C100 Mark I filmen. Mithilfe von Online-Tutorials wollte ich alle Funktionen der Kamera kennenlernen und das Filmen ausprobieren. Leider kam ich mit der Canon C100 Mark I überhaupt nicht zurecht. Ich fand  die Einstellungsmöglichkeiten extrem eingeschränkt und die Menüoberfläche sehr unübersichtlich. Ständig musste ich Einstellungen suchen und verlor viel Zeit. Es war nicht möglich, das Videoformat oder die Anzahl Frames pro Sekunde abzuändern, zumindest hatte ich nicht herausgefunden wie. Also entschied ich mich nach diesem Reinfall für die Sony PXW-FS5. Meiner Meinung nach eine tolle und handliche Kamera. Sie bot mir alle Funktionen, die ich für den Dreh benötigte.

Meine eigene Kamera, die Sony Alpha 6300, diente als Back-up. Falls irgendwas mit der Sony PXW nicht klappen sollte, konnte ich immer noch mit meiner eigenen Kamera filmen, mit welcher ich mich bereits gut auskannte. Zusätzlich zum Objektiv Sony E 18 -105mm f 4.0, mit welchem ich durch die Zoomfunktion flexibel war, nahm ich mein eigenes Objektiv mit fixer Brennweite mit, Sony E 50mm f1.8. Mit der grossen Blendenöffnung konnte ich für gewisse Aufnahmen eine schöne Tiefenschärfe erzeugen.

Das Videostativ benutzte ich für Schwenks, statische Aufnahmen und die Installation des Sliders. Den Slider habe ich sehr oft für Kamerafahrten verwendet. So schaffte ich mehr Dimension und die Grösse des Shops konnte besser visualisiert werden.

Den Reflektor, weisses Papier und das Klebeband habe ich grundsätzlich immer bei Drehs dabei. Sie nehmen nur wenig Platz ein und man ist meist froh, dass man sie dabei hat. Für einen korrekten Weissabgleich ist weisses Papier unumgänglich.

Der Monitor diente zur Überprüfung der Schärfe und die Videoleuchte war bei schlechten Lichtverhältnissen unterstützend.

Dreharbeiten

Im Vorfeld organisierte ich ein Auto für den Transport des Videomaterials. Das Anreisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre mit so viel Equipment nicht möglich gewesen. Nach meiner Ankunft besprach ich mit einer Kommunikationsmitarbeiterin das finale Drehbuch. In Absprache mit dem Geschäftsführer durfte ich bereits eine Stunde vor Ladenöffnung mit den Dreharbeiten beginnen. So konnte ich die leeren Räumlichkeiten filmen und Aussenaufnahmen machen, ohne dass ständig Autos im Bild zu sehen waren.

Die Dreharbeiten dauerten mehr als neun Stunden. Es war sehr anstrengend alle Aufnahmen alleine zu produzieren, den Slider immer wieder neu zu installieren und das Material ständig an verschiedene Orte zu tragen. Zudem war es an diesem Tag über dreissig Grad heiss.

Regelmässig informierte ich den Auftraggeber über den Zwischenstand und zeigte ihm die gemachten Aufnahmen. Er konnte mir dann sofort Feedback geben und weitere Wünsche äussern. Das war sehr hilfreich. Ich konnte spontane Ideen gleich vor Ort umsetzen. Dem Auftraggeber war es beispielsweise sehr wichtig, die Goalie-Ausrüstungen in den Film zu integrieren. Leider waren diese genau unter einem Dachfenster platziert, weswegen der Shot etwas überbelichtet ist. Das hätte ich gerne besser gemacht, konnte die Fenster aber nicht abdunkeln. Ihm hat die Aufnahme aber trotzdem gefallen.

Nach einigen Stunden hatte ich plötzlich ein Problem mit dem Weissabgleich. Immer wenn ich diesen manuell vornehmen wollte, erschien eine Fehlermeldung. Da geriet ich etwas unter Druck. Einen falschen Weissabgleich lässt sich auch in der Post production nur schwer korrigieren. Nach mehrmaligem Neustarten der Kamera funktionierte es plötzlich wieder. Ich weiss bis heute nicht, woran es gelegen hat.

Am Ende des Tages sichtete ich zusammen mit dem Auftraggeber das Videomaterial und wir passten das Storyboard nochmals seinen Wünschen an. Dies erleichterte mir später die Auswahl der Aufnahmen.

Post production

Leider musste ich meinen Laptop im Sommer zur Reparatur an den Hersteller zurückschicken. Deshalb musste ich mir einen leistungsstarken Computer suchen, mit dem ich den Film bearbeiten konnte. Glücklicherweise arbeitet mein Freund auch im Multimedia-Bereich und ich durfte die Bearbeitung auf seinem Computer machen.

Ich begann mit der Sichtung des Filmmaterials und suchte mir alle Clips aus, die zum Storyboard passten und gut gefilmt waren. Dies dauerte mehrere Stunden, da ich von allen Szenen mehrere Aufnahmen gemacht hatte. Anschliessend fügte ich die ausgewählten Shots im Adobe Premiere Pro CC zusammen und schnitt diese passend auf den Takt der Musik.

Den Rohschnitt sendete ich an den Auftraggeber. Nach dessen Feedback passte ich den Schnitt an, nahm Änderungen vor und begann schliesslich mit dem Color Grading. Zudem erstellte ich mehrere Schlussversionen, bei welchen das Logo auf verschiedene Arten eingesetzt wurde. So konnte sich der Auftraggeber verschiedene Varianten anschauen und sich für eine entscheiden.

Das Logo auf der Fassade des Gebäudes war leider etwas abgeblättert. Dies habe ich auf Wunsch des Auftraggebers im Adobe After Effects CC retuschiert. Da ich mich noch nicht allzu gut mit diesem Programm auskenne, griff ich auf Tutorials zurück, um die Retusche machen zu können.

Fazit

Es war der erste Film, den ich ganz alleine geplant, gedreht und nachbearbeitet habe. Bei bisherigen Produktionen war mindestens eine weitere Person am Prozess beteiligt. Diesmal war ich auf mich alleine gestellt. Ich hatte grossen Respekt vor dieser neuen Herausforderung und habe mein Bestes gegeben, um ein gutes Endergebnis zu erreichen. Ich bin sicher, dass das Projekt dank der genauen Planung so gut verlaufen ist.

Obwohl ich über die konkreten Medienspezifikationen verfügte, hatte ich Angst einen Fehler beim Rendern zu machen. Das Schlimmste wäre gewesen, wenn der Film in einem ausverkauften Stadion nicht abgespielt hätte werden können. Das war glücklicherweise nicht der Fall. Der Auftraggeber war mit dem Spot sehr zufrieden und auch ich bin sehr stolz auf mich.

Obwohl ich an beinahe jedem Match in der Energie Lounge in der Postfinance Arena arbeite, habe ich den Spot erst ein einziges Mal live gesehen. In den Pausen ist einfach zu viel los. :)

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