Interview mit Raquel Alvarez

Heute Abend ist es wieder soweit. Heidi Klum krönt Deutschlands nächstes Topmodel. Neben den vier Finalistinnen fiebern auch wieder Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit. Wer wird wohl dieses Jahr in Heidis Fussstapfen zu treten versuchen? Digezz konnte Raquel Alvarez (27), die einstige Schweizer Teilnehmerin der 3. Staffel, treffen und ihr Fragen zur Sendung stellen und herausfinden, wie sie dadurch profitieren konnte.

Heute Abend ist das Finale von Germanys Next Topmodel. Hast du die aktuelle Staffel verfolgt?
Nein, bisher habe ich keine einzige Staffel gesehen. So lustig sich das anhört, nicht mal meine eigene. (lacht)
In Brasilien, wo ich jetzt wohne, ist es auch nicht möglich die Sendung mitzuverfolgen, weil alle Videos aus urheberrechtlichen Gründen gesperrt sind.

Im Final stehen Lovelyn, Maike, Sabrina und Luise! Was glaubst du wer gewinnt? Und weshalb?
Da ich die Staffel nicht gesehen habe, ist es für mich unmöglich eine Antwort zu geben. Von den Fotos her finde ich alles sehr hübsche Mädchen, leider kann ich aber dadurch ihre Modelqualitäten nicht bewerten. Da die Siegerin sowieso viel mehr kommerzielle Jobs haben wird, muss sie ja auch nicht unbedingt einem internationalen Modelstandard entsprechen. Deshalb würde ich wohl Lovelyn interessant finden.

Du hast in der 3. Staffel den siebten Platz gewonnen. Im Gegensatz zu vielen anderen hast du bereits vorher als Model gearbeitet. Weshalb hast du damals trotzdem mitgemacht?
Eigentlich hat sich alles sehr zufällig ergeben. Mein damaliger Freund hat mich auf die Idee gebracht und ohne wirklich darüber nachzudenken, habe ich meine Bewerbung abgeschickt. Ich war total überrascht als mich die Produktionsfirma kontaktierte, denn eigentlich hatte ich das Ganze schon wieder vergessen. Für mich hörte sich die ganze Sache sehr unterhaltsam an und ich liess mich auf dieses Abenteuer ein. Mir war im Vornherein klar, dass die Show nicht wirklich viel mit modeln zu tun hat und eventuell sogar hinderlich für einige Modeljobs sein könnte, aber da ich sowieso nicht mehr lange modeln wollte, hat mich das nicht gross gestört.

Was hat dir die Sendung für deine weitere Model-Karriere gebracht?
Ich hab die Erfahrung nie als Sprungbrett fürs Modeln betrachtet. Viel mehr konnte ich vom Medientraining in der Sendung profitieren. Heutzutage fühle ich mich vor der Kamera wohl und weiß, wie der ganze Medienzirkus funktioniert.

Hat sich die Sendung auch finanziell für dich gelohnt?
Natürlich. Bei den nachfolgenden Modeljobs habe ich jeweils viel mehr verdient als zuvor. Geld habe ich dann vor allem in die Fernbeziehung zu meinem heutigen Mann gesteckt. Jeden zweiten Monat nach Brasilien zu fliegen war nicht unbedingt billig.

Du warst damals unter anderem mit Gina Lisa Lohfink, Gisele Oppermann und Sarah Knappik in der Model-WG. Da sind bestimmt Zickereien vorprogrammiert?
Wir waren im Grossen und Ganzen eine sehr harmonische Truppe. Gina und Sarah waren immer sehr nett. Am schwierigsten war Gisele, die auch über die ganze Sendung eine Aussenseiterin blieb. Am engsten war ich aber mit meinen drei Girls: Caro, Wanda und Janina.

Wird man durch das Fernsehteam auch zu Zickereien angestachelt oder sind diese evtl. sogar gespielt?
Gespielt war bei uns nichts. Aber klar ist Harmonie im TV nicht interessant anzusehen.  Deshalb kann die Produktion im Schnitt oder durch “inszenierte” Situationen Probleme kreieren, die dann zu Zickereien ausarten.

Kannst du mir ein Beispiel geben?
In den ersten Tagen wurde den Kandidatinnen kaum Schlaf gewährt, damit sie emotionaler werden. In meinem Fall wurde ich vor Giselle rausgeworfen, was natürlich die restlichen Girls total gegen Giselle aufkommen ließ.

Heidi wirkt durch den Fernseher extrem nett. Wie hat sie auf dich persönlich gewirkt?
Heidi war in unserer Staffel fast ein Phantom. Sie war nur präsent, wenn gedreht wurde und verschwand dann gleich wieder. Ich glaube, keine von uns hat sich jemals mit ihr persönlich unterhalten.

Gina Lisa, Sarah Knappik und du haben nach der Sendung verschiedene Wege eingeschlagen. Im Gegensatz zu den anderen zwei ist es eher ruhig um dich geworden. Du wohnst jetzt in Brasilien und arbeitest als Designerin. Wie gefällt es dir?
Ich bin total glücklich hier und würde es mir nicht anders wünschen. Für mich war es immer wichtig einen Beruf auszuüben, wo der Erfolg von mir und meinem Talent abhängt und wo mir die Möglichkeit geboten wird, mich künstlerisch auszudrücken.

Wolltest du schon immer Designerin werden?
Ich habe Mode immer geliebt und habe immer schon gezeichnet. Trotzdem habe ich mir ein Modestudium nie zu getraut. Als ich nach Brasilien zog, habe ich das Studium dann gewagt. Eine Herausforderung mehr spielte da auch keine Rolle mehr. Wenn ich aber etwas aus dieser Phase gelernt habe, dann ist es die Gewissheit, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will.

Du bist zurzeit sehr erfolgreich in deinem Schaffen.
Seit 3,5 Jahren arbeite ich jetzt als Modedesignerin und habe schon für einige Marken die Premiumkollektionen designt und war jeweils die verantwortliche Designerin, welche die Laufstegkollektionen entworfen hat. Das ist hier quasi die Königsdisziplin, weil man am kreativsten arbeiten und am meisten Werbung für sich machen kann.

Das einzige Model aus der 3. Staffel, man kann fast sagen aller bisherigen Staffeln, das international den Durchbruch geschafft hat, war die 9. platzierte Vanessa Hegelmaier. Ist das nicht eine traurige Bilanz für diese Sendung?
Nicht traurig, eher realistisch. Bei GNTM wir kein Model mit internationalem Potential gesucht, sondern viel mehr eine nationale Medienpersönlichkeit. Diese arbeitet dann zwar nur für kommerzielle Kunden, diese bezahlen dann aber viel mehr Geld.

Würdest du jemandem empfehlen bei GNTM mitzumachen?
Kommt drauf an was diese Person sucht. Will jemand ein Abenteuer erleben und viele Erfahrungen sammeln, dann ja!
Will das Mädchen internationale Shows laufen und auf das Cover der Vogue, dann sollte sie sich bei einer professionellen Modelagentur wie z.B. Visage bewerben.