Intro «Cold Blood»

Die Titelsequenz ist oft der erste Zugang zu einem Film, einer Serie oder Computerspiel. Sie markiert den Beginn, hat oft eine eigene Handlung oder mindestens ein eigenes Konzept, das Atmosphäre und Thema des einzuleitenden Filmes aufgreift, verarbeitet und eigenständig umsetzt. Ausserdem stimmt sie den Zuschauer auf das ein, was kommt. Die Filmhandlung wird in verschiedenen Sequenzen verdichtet und andeutend vorweg genommen.

Mit konzeptionellen Titel-Designs von Saul Bass hat sich der Vorspann in den 50er Jahren nachhaltig etabliert und sich als eine besondere Kunstform herausgebildet. Titelsequenzen in Filmen wie Se7en, Catch Me If You Can und der James-Bond-Reihe sowie in Serien wie Luther, True Detective und Game of Thrones haben längst den Status eines eigenen Medienprodukts erlangt.

Mit der Produktion des Intros «Cold Blood» betrete ich Neuland. Ein Intro für einen fiktiven Krimithriller. Inspiriert von der Geschichte des berüchtigten «Sinaloa-Kartells». Der Drogenkrieg in Mexiko ist brutal, blutig und – ohne Aussicht auf ein Ende.

Cold Blood

(mm)

Kritik
von Gregor Hayoz

Motivation
Grafikdesigner wie Saul Bass haben den Filmvorspann zu einer eigenen Kunstform erhoben. Doch aus weitgehend unerklärlichen Gründen scheut das gegenwärtige Kino jede Form von Eröffnungstiteln. Und lässt eine wunderschöne Tradition vor die Hunde gehen. Neben spektakulären Spezialeffekten und grossen Bildern geht die Kunst der Titelsequenz in Filmen völlig zu Unrecht oftmals unter.

Die Tatsache, dass Titelsequenzen Werkzeuge sind, die uns emotional zurechtschrauben, hat mich dazu bewogen, ein Intro zu produzieren. Inspiriert haben mich verschiedene Intros wie Narcos, Marco Polo oder Daredevil. Das Intro sollte nicht eine fikitve Geschichte erzählen, sondern auch reale Themen des Drogenkrieges in Mexiko aufgreifen.

Vorbereitung
Bevor ich mit der Umsetzung in After Effects beginnen konnte, musste ich mir überlegen welche Themen und Motive das Intro beinhalten sollte. Um das alles festzuhalten, schrieb ich ein kurzes Manuskript, welches die Handlung zusammenfasste. Bevor ich aber mein Manuskript schrieb, skizzierte ich die gesamte Story auf ein Blatt Papier. Dieser Grundriss sollte eine präzise Zusammenfassung der Story und Beschreibung der Sequenzen beinhalten. Dieser Grundriss half mir, in Vorbereitung auf den Schreibprozess, meine Ideen zu organisieren. Das Manuskript beinhaltet den Titel, Geschichte, und die Beschreibung der einzelnen Sequenzen.

Ich wusste schon im Voraus, dass ich es mit vielen Masken, Alphakanälen Matten und Luma-Keys zu tun bekomme. Ich schaute mir deshalb noch einige Tutorials zu den genannten Themen an.

Umsetzung
Ich entschied mich einen Krimithriller zu realisieren, welcher sich mit Themen wie Gewalt, Drogen, Geldwäschung oder sonstigen kriminelle Machenschaften beschäftigt.

Oft werden im Vorspann Symbole oder Metaphern benutzt, um das Genre, den Filmstil, oder die Thematik des Filmes zu Charakterisieren. Beliebt sind Kamerafahrten aus der Totale in die Nahaufnahme, um den Zuschauer an den Ort der Handlung einzuführen. Meine Idee war es, in jeder Sequenz einen roten Blutfleck in Form eines Tintenflecks zu animieren. Ich habe mich für den «Ink-Effekt entschieden, weil ich etwas einfaches und monochromes zum Kontrast zu den Standbildern haben wollte. Auf die lebhafte Weise bewegt sich der Fleck und breitet sich aus, um sich zu füllen. Es ist ein bildlicher Ausdruck für die raschen Ausbreitung des problematischen Drogenkosnums. Ich brauchte nun eine klare Vorstellung davon, wie das Intro ablaufen wird, bevor ich beginne. Storyboards waren der nächste Schritt:

Für jede Sequenz habe ich Zeichnungen gemacht, auf welchen die Bewegung, Farbgebung und Länge der Sequenz festgeahlten wurden. In einem weiteren Schritt suchte ich nach Referenzen, die ich mir anschauen konnte, um den Eindruck eines Krimithrilles zu vermitteln. Ich stiess auf Serien-Intros wie, Marco Polo, Luther und Narcos.

Im Anschluss daran, habe ich im Compositing die verschiedenen Bildelemente zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengeführt. Im Compositing wurden die Bilder aufwändig freigestellt, retuschiert und in der Helligkeit, der Farbe und der Sättigung am Hintergrund und aneinander angeglichen.

Im After Effects sind dann die Bilder in den jeweilgen Sequenzen platziert worden. Zusätzlich zu den Bilder brauchte ich eine Textur, die wie eine Wand aussieht. Diese Textur importierte ich ins After Effects und zog sie anschliessend in meine Komposition rein. Die Bilder und die Textur wurden in einen 3D-Raum gestellt. Der Grund dafür war, dass man ein deutlich grössere Auswahl an Kreativitätsmöglichkeiten hat und es dem Publikum gewöhnlich deutlich besser gefällt.

AEpsd

Nach der ganzen Produktion im After Effects musste das ganze Intro noch vertont werden. Mit Hilfe eines Freundes habe ich in Garage Band mit verschiedenen Loops eine passendes Sounddesign erstellt. Mit dem Ton sollten bestimmte Assoziationen hervorrgerufen werden und unter dem dramaturgischen Einsatz von Beats, Gitarre und Piano beim Zuschauer Emotionen auslösen. Der böse, dreckige Sound erzeugt einen Thrill, eine Spannung, die während des gesamten Handlungsverlaufs präsent ist.

GarageBand

Nicht nur ein Intro kann gut für die Einstimmung auf den Film sein, sondern auch ein Plakat. Es informiert und soll «gluschtig» machen. Ich habe daher noch ein passendes Plakat gestaltet.

Fazit
Ich habe mit meinem Projekt «Cold Blood» komplettes Neuland betreten. Ich habe gelernt, verschiedene visuelle und musikalische Dimensionen miteinander zu verknüpfen. Oft unterschätze ich, welche Bedeutung der Ton eines Intros hat. Der Fimvorspann ist in meinem Kopf hauptsächlich als etwas Visuelles verankert. Dabei macht der Ton einen Grossteil der Wirkung aus und ist ein wichtiger Bestandteil der erzählten Geschichte. Für mich war anfangs schwierig ein Feingefühl dafür zu entwickeln, um den richtigen Sound in der Postproduktion zu erstellen bzw. die richtigen Loops auszuwählen. Dementsprechend war die Musikproduktion für mich sehr aufwändig und hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Aber Dank Inputs eines musikalisch begabten Kollegen, konnte ich ein anständiges Sounddesign produzieren.

Nebst dem aufwändigen Sounddesign, war auch der ganze Schnitt, das Color Grading, die bewegten Masken sehr herausfordernd. Ich hatte nur schon viel Zeit gebraucht, um die komplexen Unterkompositionen zu erstellen und zu Verschachteln, die für das Verwalten und Organisieren von den komplexen Kompositionen sehr wichtig ist. Diese Arbeit war für den Worklflow sehr hilfreich. Mit meiner Titelsequenz bin ich sehr zufrieden, weil ich all die konnotativen Faktoren im Intro untergebracht habe. Der Schrifttitel in Verbindung mit filmischen Mitteln, bewegtes Bild, Musik – ist das was wir heute Multimedia nennen.

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