Citroen SM

iPhone vs. Canon

Fast jeder besitzt heute ein Smartphone und moderne Geräte wie das iPhone 6 verfügen mittlerweile über eine 1080p Auflösung. Da stellt sich schnell die Frage: Wie hochwertig werden Smartphone Videos tatsächlich? Wo stösst die Smartphone Kamera an ihre Grenzen? Und: Ist sie an einem Punkt gar einer DSLR überlegen? Um das herauszufinden, haben wir einen kurzen Clip sowohl mit dem iPhone 6, als auch mit der Canon EOS 700D mit Kit-Objektiv gefilmt.

Filmen mit dem iPhone 6 

Für eine schnelle Aufnahme ist die vorinstallierte Kamera-App bestens geeignet: Sie lässt sich vom Lock-Screen starten und mit einem – ich nenne es jetzt trotz Touchscreen — Klick läuft die Aufnahme. Perfekt, wenn es schnell gehen muss. Für einen Film, der eines Multimedia Producers würdig ist, braucht es allerdings etwas mehr Sorgfalt beim Shooting, ausserdem ist eine manuelle Kontrolle unabdingbar. Deshalb haben wir uns für die Film App Filmic Pro entschieden. Die App kostet zwar acht Franken, aber sie lässt keine Wünsche offen: Verschlusszeit, Frame Rate, ISO, Exposure (Helligkeit), Fokus, Auflösung und Blitzlicht lassen sich individuell einstellen; ein Image Stabilizer sorgt dafür, dass die Aufnahmen nicht verwackeln. Auch Slow Motion Aufnahmen sind möglich. Darüber hinaus zeigt ein Balken an, wie es um die Lautsärke (Übersteuern) steht und die Empfindlichkeit des Mikrofons kann eingestellt werden (Aussteuern). Lediglich die Blende lässt sich nicht verstellen, die ist beim iPhone konstruktionsbedingt fix mit einer Öffnung von ƒ/2.2. Kleiner Wermutstropfen: mit Filmic Pro lassen sich nicht 25 fps filmen. Wir haben daher beide Kameras auf 24 fps eingestellt.

(In der Postproduction haben wir dann festgestellt, dass 24 fps nicht gleich 24 fps sind. Während das iPhone genau 24 fps filmt, sind es bei der Canon 23.976 fps.)

Filmic Pro

Mit Filmic Pro können alle Parameter manuell eingestellt werden.

Während dem Filmen ist insbesondere dem Akku besondere Beachtung zu schenken. Die permanent aktive Kamera mit Image Stabilizing ist ein Stromfresser. Für ein längeres Shooting ist es darum empfehlenswert, das iPhone in den Flugmodus zu schalten. Ausserdem lässt sich das iPhone aufgrund des schlanken Gehäuses nicht so gut und ruhig wie eine DSLR halten.

Postproduction mit dem iPhone 6

Moment. Postproduction? Mit dem iPhone? Jawohl, ganz richtig. Adobe Creative Cloud sei Dank lässt sich die App Adobe Clip (quasi ein mobile Premiere) gratis downloaden, allerdings vorerst nur für iOS. Wir wollten die Probe aufs Exempel machen: Kann man ein Filmprojekt komplett mit dem iPhone durchziehen? Die Antwort war sehr schnell gefunden: Nein. Der Schnitt mit Adobe Premiere Clip ist eine ziemlich fummelige Angelegenheit, da einfach per Fingerwisch geschnitten wird und nicht schön Frame für Frame gecuttet werden kann. Ausserdem sind die Möglichkeiten der Postproduction sehr beschränkt: Lediglich die Helligkeit (Exposure), sowie die dunklen und hellen Bildbereiche (Shadows, Highlights) lassen sich direkt am Clip bearbeiten. Am Schluss kann noch ein Filter, sowie ein Lied aus der eigenen Music-Library über den gesamten Film gelegt werden. Somit eignet sich Premiere Clip allenfalls für die Erstellung von simplen Ferienvideos.

Premiere Clip

Der Schnitt auf dem iPhone ist eine unpräzise und mühsame Arbeit.

Womöglich ist Premiere Clip auf einem iPad mit grösserem Display besser zu bedienen. Wenn aber kein Laptop zur Verfügung steht, dann lässt sich immerhin ein Rohschnitt zusammenstellen. Dank der Cloud kann dieser mit wenigen Klicks in die Cloud exportiert werden, sodass sich das Projekt anschliessend im richtigen Premiere Pro weiter bearbeiten und verfeinern lässt.

Premiere Pro

Der Rohschnitt lässt sich schnell und einfach nach Premiere Pro exportieren.

Der Vergleich

Die entscheidende Frage lautet nun: Welche Kamera filmt schöner/besser? Uns sind vor allem vier Dinge aufgefallen:

  • Während man die Canon DSLR auf ein neutrales Bild einstellen kann, sind die iPhone Aufnahmen leuchtend und kräftig. Das wirkt auf den ersten Blick schöner als die eher flachen Aufnahmen der DSLR, allerdings sind die neutralen DSLR Aufnahmen besser für die Postproduction geeignet. Ausserdem ist das Bild der Canon das «ehrlichere» Bild, das iPhone gibt eher eine aufgehübschte Welt wieder.
  • Ausgeprägte Tiefenschärfe ist nur mit der DSLR möglich.
  • Die Qualität der iPhone Kamera lässt bei schlechter Ausleuchtung deutlich nach.
  • Die Aufnahmen vom iPhone hatten alle einen ausgeprägten Blaustich, welcher von uns in der Postproduction entfernt wurde. In vielen Foren wird moniert, dass die iPhone Kameras von Grund auf einen blau-violett Stich haben, um das Bild lebendiger wirken zu lassen (siehe Punkt eins)

Wir haben beide Videos, jenes vom iPhone und jenes von der Canon, absolut identisch geschnitten, damit man sie miteinander vergleichen kann. Die von uns angewandte Postproduction ist sehr fein, d.h., es wurden nur grobe Unterschiede (bsp. starke Belichtungsunterschiede) korrigiert, damit sich die Aufnahmen nicht allzu gross unterscheiden. Ausserdem wurde, wie erwähnt, der Blauton aus dem iPhone-Video entfernt, da er wirklich sehr krass sichtbar war und das Bild störte. Gewisse Aufnahmen wirkten nicht mehr natürlich.

Die beiden Videos könnt ihr hier miteinander vergleichen (Der Browser Safari wird empfohlen).

Kritik
von Koray Adigüzel und Raphael Hohl

Wie kam es zu diesem Vergleich?

Die Inspiration für den Beitrag lieferte uns ein Bekannter, der wegen eines speziellen Anlasses sein iPhone 6 aus der Hosentasche zog, um ein Foto eines prunkvollen Autos zu schiessen. Zu unserem Erstaunen sah das Foto alles andere als unprofessionell aus. Es hätte direkt in den Prospekt des Modells abgedruckt werden können. Dabei wurde lediglich eine Foto-Applikation, mit der die allermeisten Einstellungen vorgenommen werden können, benutzt, so, wie es bei professionellen Kameras üblich ist.

Die rasante technologische Entwicklung lässt die Geräte immer kleiner und leistungsfähiger werden, wobei an Leistung nichts eingebüsst wird. Früher bedurfte es einem ganzen Arsenal an Technik, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Heute genügt ein kleines Gadget für vergleichsweise wenig Geld. Daher kam schnell die Frage auf, ob es überhaupt noch Unterschiede zwischen einem qualitativ hochstehenden Smartphone und einer Spiegelreflexkamera gibt. Oder ist das Smartphone der DSLR gar überlegen?

Was ist das Ziel?

Anhand von einem Video soll aufgezeigt werden, wo die Stärken und Schwächen des jeweiligen Gerätes liegen. Um dies zu demonstrieren, kreierten wir ein Videoplayer mit dem es möglich ist, per Tastendruck entweder das Bildmaterial vom iPhone 6 oder der DSLR zu zeigen.

Das Augenmerk des Vergleichs konzentriert sich auf folgende Aspekte:

    1. Ton
    2. Optimale, mässige und schlechte Ausleuchtung
    3. Nahaufnahme, Totale, Aufname mit Tiefenschärfe

Essenzieller Hinweis

Jedoch muss vermerkt werden, dass es nicht das Ziel war, einen hochwertigen Film zu produzieren. Es ging uns ausschliesslich um einen optischen Vergleich. Daher charakterisiert sich das Projekt mehr durch einen experimentellen, als durch einen künstlerischen Faktor. Um dem Film wenigsten ein bisschen Spannung zu verleihen, dient als Motiv ein aussergewöhnlicher Citroën SM, welcher mit einem Maserati Motor ausgestattet ist und durch seine aussergewöhnliche Rundungen indirekt gewisse Kunst vermittelt.

Was hat Potenzial zur Verbesserung?

Die Tatsache, dass wir uns das Leben wesentlich einfacher hätten machen können. Herr Weibel hat uns (leider nach dem Dreh, wir haben ihn vorher nicht konsultiert) folgenden Tipp gegeben: Anstatt nacheinander, möglichst darauf achtend die gleiche Sequenz zu filmen, hätten wir das iPhone 6 auch auf die Canon montieren können. Es gibt für diesen Zweck eine spezielle Vorrichtung. Somit würde der Vergleich bei weitem mehr der Wirklichkeit entsprechen, als es nun der Fall ist. Manchmal scheint der logischste Weg am weitesten entfernt zu sein. Aber im Nachhinein ist man bekanntlich immer klüger.

Auch wenn es sich um ein experimentelles Video handelt, hätte man sich bei der einen oder anderen Szene mehr Mühe geben können, damit gewisse Sequenzen weniger ruckeln.

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