It’s a hard knock life

Studentin sein ist hardcore.

Eine Aussage, die wohl der gesamten Berufswelt tiefe Falten auf die Stirn prägt. Aufs Erste scheint das kollektive Stirnrunzeln denn auch berechtigt. Schliesslich geniesst der Schweizer Durchschnittsstudent grosszügige 15 Wochen Ferien, feiert das Semester stets, als wär’s sein letztes (Semester-End-Party der HTW Chur übrigens am 30.05.2013) und heimst dafür auch noch staatliche Stipendien ein. Zugegeben, beim einen oder anderen Kommilitonen werden vage Vorurteile zu wahren Tatsachen. Genauso wie Heidi einst das internationale Bild der Schweizer Frau bestimmte oder die Heilsarmee am Eurovision Song Contest den inexistenten Schweizer Musikgeschmack vorträllerte, genauso sind es meist Minderheiten, die dem Image schaden. So liegt es nun an den fleissigen studentischen Aushilfen, Promotoren und Hostessen eben jenem Runzeln die Stirn zu bieten.

Die Hostesse
Schön aussehen alleine genügt nicht. In zu engen Röcken, mit zu weitem Ausschnitt und auf schwindelerregend hohen Schuhen versuchen Hostessen, das bestehende Ungleichgewicht von nackter Haut und Stoff auszubalancieren. Ein seiltänzerisches Kunststück, wegen dem sich die Motorrad-Messe auch für Radfahrer zu lohnen beginnt. Gegen Entgelt wird mit kalkuliertem Lächeln euphorische Begeisterung für futuristisch anmutende Hybridautos und biologische Felgenreiniger gespielt, souverän, aber ohne leisen Schimmer.

Die Kellnerin
Mi casa e su casa. Die Gastronomie umarmt gut und gerne mit grossem Herz und fast reinem Gewissen. Ihre schier grenzenlose Gastfreundschaft umschwärmt nicht nur die Besucher – das mit Kreide liebevoll auf die Schiefertafel geschnörkelte „Herzlich Willkommen“ gilt Schwarzarbeitern, Billigarbeitskräften und Studenten gleichermassen. Die Aufgaben im Gourmettempel könnten vielseitiger nicht sein. Im Service wird der Kellner gescheucht wie ein junges Reh bei der Hetzjagd, er fischt Zigaretten aus Weingläsern und in der Küche sorgt die Zwiebel-Schneiderei für Bindehautentzündungen.

Die Degustantin
Sie sind die Rockstars im Dorfladen. Ihre meist irrwitzigen Kostüme sorgen für Hysterie zwischen Fischstäbchen und Erdbeerkonfitüre. Der farbig geschmückte Degustationstisch zieht Menschenscharen an wie Mekka während des Haddsch.
Mit goldig bestickten Mützen und lupenreinen Küchenschürzen wird dem Kunde Frische und Handarbeit vorgekaukelt. Ein Trugschluss, der die hungrigen Mäuler kaum zu stören scheint. Vor allem die ältere Generation hat die Tendenz, Imbisse auf- und Probleme abzuladen. Da heisst es Nerven bewahren und Psychologie studieren, es wäre von Vorteil.

Nun ist zu hoffen, dass ein Blick hinter die Ferien, Partys und Stipendien die Falten und Wogen glätten konnte. Wenn nicht, soll’s Anti-Aging-Creme auch tun.