Kepler INC.

Ein Kurzfilm über die Selbstfindung, das Erwachen und die Suche nach dem Glück.

Mit dem Abbau von seltenen Rohstoffen auf anderen Planeten wurde Neil Keppler millionenschwer. Dies reicht ihm jedoch noch nicht. Eine unbeschreibliche Leere erfüllt ihn und er lechzt immer nach noch mehr. Zeit ist Geld – in seiner Welt haben die kleinen und schönen Dinge des Lebens keinen Platz. Alles ist automatisiert und sogar das Essen ist per Knopfdruck sofort verfügbar. Als die Tochter Farah lieber ihr eigenes Essen altmodisch im Garten züchtet, anstatt ins Familiengeschäft des Vaters einzusteigen, wird Neil vor eine grosse Probe gestellt.

(lhu)

Kritik
von Géraldine Brönimann und Claudio Caflisch

Idee: 

Das Buch über “Zufall und Notwendigkeit” von französischen Biologen Jacques Monod geistert Géraldine schon seit ihrer Lehrzeit im Kopf herum. Irgendwann entwickelte sich eine Geschichte daraus, welches das Prinzip von Zufall und Notwendigkeit visualisierte. Im Gespräch mit Thomas Weibel wurde uns einen Input gegeben, welcher uns den Anlass gegeben hat, die Geschichte neu zu überdenken. Die vorherige Geschichte hätte eine Vorbestimmung des Lebens beinhaltet. Der Protagonist hätte keine andere Wahl gehabt, als sich seinem Schicksal hinzugeben. Es wurde mit folgendem Gedanken gespielt: durch die Gewissheit, dass etwas passiert, wird dies auch passieren. Da der Betroffene sein Handeln oder Nichthandeln auf das Bevorstehende ausrichtet, muss es zwangsläufig dazu kommen. Mit der ersten Idee stellt sich dann aber die Frage, ob alles wirklich Notwendigkeit oder einfach nur schlichter Zufall war.

Nach dem Gespräch haben wir unsere Idee über den Haufen geworfen. Nicht weil wir sie nicht gut fanden, sondern weil wir eine Geschichte (Überzeugung) präsentieren wollten, an welche wir beide wirklich glauben. Das Prinzip über Zufall und Notwendigkeit ist ein sehr spannendes Thema, jedoch können wir beide nicht zu 100% dahinterstehen. So haben wir überlegt, was für eine Botschaft wir stattdessen vermitteln wollen.

Glück ist etwas, das jeder für sich selber finden muss. Da gibt es keinen universellen Trick, mit dem alle zufrieden sind. Wir beide haben eine sehr ähnliche Auffassung von dem, was Glück für uns bedeutet. Und deshalb haben wir uns dafür entschieden, dieses Thema mit diesem Kurzfilm zu behandeln.

Unsere Geschichte spielt in einer futuristischen Welt, in welcher Automatisierung und Effizienz überhandgenommen haben und die Menschen von Geld getrieben sind. Es gibt zwei Protagonisten. Diese haben je eine unterschiedliche Auffassung davon, womit sie ihren Lebensinhalt füllen möchten. Der eine strebt nach Anerkennung, Erfolg und nach dem nächsten grossen Geschäft, die andere ist mit sich selbst zufrieden und schätzt die kleinen Dinge im Leben. Es sind Vater und Tochter. Der eine ein erfolgreicher Unternehmer, die andere eine Hobbygärtnerin mit Hang zur Natur. Der Unterschied könnten nicht grösser sein. Als der Vater eines Tages von einer Geschäftsreise zurückkehrt, offenbart ihm seine Tochter, dass sie nicht ins Familiengeschäft einsteigen wird. Der Vater ist wütend und kann die Entscheidung der Tochter nicht verstehen. In dieser Welt ist das Essen per Knopfdruck verfügbar, wieso sollte man dann den veralteten Beruf einer Gärtnerin ausüben?

Der Vater geht wieder auf eine Reise und wird dort vor eine schwere Entscheidung gestellt. Ein Wesen zeigt sich ihm und lässt zwei Bücher aus dem  Boden des Planten erscheinen. Die Bücher repräsentieren das Leben von Vater und Tochter. Das eine glänzt und ist von einem magischen Glitzer umgeben. Das andere fad und matt. Der unersättliche Vater wertet sein eigenes Leben mehr als das seiner Tochter und geht davon aus, dass das goldene Buch seins sei.. Jedoch ist es genau umgekehrt der Fall. Er schaut die Bücher an und wird sich dessen bewusst. Die Ruhe, die Zufriedenheit, die Gelassenheit der Tochter hatte er, durch seine nach Erfolg getrieben Sichtweise, völlig übersehen. Er realisiert all die schönen Momente, welche er durch seine Arbeit verpasst hat. Auf der letzten Seite des Buches (welches die momentane Situation seines Lebens darstellt) sieht er die Beziehung zu seiner Tochter auf Papier gedruckt. Sie ist zerrissen und scheint beinahe vor dem Ende zu stehen. Erschrocken weicht er zurück. Als das Wesen ihm dann vor die Entscheidung stellt, sich zwischen Tochter oder seinem Geld zu entscheiden, überlegt der Vater lange und muss tief in sein Herz schauen. Für was wird es sich entscheiden?

Ist die eine Lebensgestaltung besser als die andere? Nein. Denn jeder muss für sich selbst entscheiden, was er aus seinem Leben macht und was nicht. Jeder ist seines Glückes Schmied. Auch wenn wir beide das Ende bewusst so gestaltet haben, dass wir die Lebensweise der Tochter besser darstellen, ist dies unsere Meinung. Wir wollen mit diesem Film unsere Meinung, unsere Ansicht der Dinge mit der Welt teilen. Denn wir sind der Meinung, dass viele Menschen den Kopf verlieren und nach immer mehr streben. Eine neue Uhr, eine neue Jacke oder ein neues Auto bringt vielleicht kurzfristige Befriedigung. Doch man findet immer etwas Besseres, teureres, erstrebenswertes. Man ist im Teufelskreis des Konsums gefangen und richtet sein ganzes Leben danach aus, mehr zu besitzen und den anderen zu gefallen, andere zu übertreffen.

Mit dem Film wollen wir die Botschaft in die Welt tragen, dass jeder und jede mit dem zufrieden sein kann, was man hat und was man ist. EINE mögliche Möglichkeit, wie man sein Glück finden kann.

Umsetzung:

Die Geschichte wurde grob niedergeschrieben und einige Skizzen der wesentlichen Szene wurden gezeichnet. Nach kurzer Beratung entschieden wir uns, den Kurzfilm mittels Adobe Illustrator und After Effects umzusetzen. So begannen die Arbeiten am Hauptprotagonisten, Neil Kepler. Die Arbeiten waren noch schleppend im Gange, als wir im Modul Visualisieren lll begonnen haben. Wir mussten mit dem Animations-Tool Blender eine 3D Grafik erstellen. Das Thema 3D war bei einer vorherigen Besprechung schon einmal zu Tage gekommen, wurde jedoch durch unsere Unwissenheit über die Thematik wieder beiseitegeschoben. Doch der Kurs mit Blender inspirierte uns, unseren Film ebenfalls in 3D zu gestalten. Wir sprachen mit dem dafür verantwortlichen Dozenten über unser Projekt und holten uns einige Ratschläge ein.

Wir merkten schnell, dass es doch um einiges schwieriger ist einen Menschen zu animieren als eine einfache Grafik zu erstellen. Mit der Situation überfordert suchten wir in den Tiefen des Internets nach Rat.

Etliche Tutorials wurden durchgesehen und nachgemacht. Das Modellieren eines Gesichtes war eigentlich gar nicht so schwierig, alsbald man die richtigen Werkzeuge und Fertigkeiten des Programmes kannte. Das Tool ermöglicht seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Doch das braucht Zeit, viel Zeit, welche wir nicht hatten.

Die Idee einer 2.5D Animation kam auf. Sprich eine Mischung aus 2D und 3D. Die Figuren sollten weiterhin in 3D produziert werden und sich vor einem 2D gezeichneten Hintergrund bewegen. Als unsere zweite Person modelliert war, wurden wir aber vor ein neues Problem gestellt. Das Rigging und die Animation der 3D-Objekte schien uns in dieser Zeit immer noch unmachbar zu sein. Rigging haucht den Figuren Leben ein, indem sie unsichtbare Gelenke bekommen und sich somit wie echte Menschen bewegen. Schweren Herzens und nach einer langen Besprechung mussten wir 3D aufgeben. Die Entscheidung, eine 3D Animation auf ein anderes Projekt zu verschieben war richtig und kam gerade rechtzeitig. Hätten wir uns noch länger mit Blender und Co. beschäftigt, hätten wir wohl nichts rechtzeitig abgeben können.

Als erstes finalisierten wir die drei Figuren (2 Mal den Vater, einmal im Raum- und einmal im Businessanzug und einmal die Tochter). Wir erstellten die Personen von vier verschieden Perspektiven (Vorne, Hinten, Seite und eine 3/4 Ansicht), um später bei der Animation eine möglichst breite Auswahl zu haben. Bei der Erstellung mussten wir akribisch darauf achten, dass jedes Objekt auf einer separaten Ebene gelegt wurde. Dies war für die spätere Animation das A und O. Zum Beispiel durfte ein Fuss nicht auf derselben Ebene sein wie ein Oberarm. Denn wenn man später den Fuss unabhängig vom Körper bewegen wollte, ging dies nur, wenn es separat von den anderen Körperteilen getrennt wurde. Die Beschriftung ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Je komplexer eine Einstellung wurde, desto mehr Ebenen bekam die Datei. Den Überblick zu behalten war unmöglich, wenn alle Ebenen „Neuer Layer X“ heissen. Sobald eine Einstellung im Illustrator fertiggestellt wurde, luden wir die Datei auf Google Drive hoch. Hier richteten wir uns eine ordentliche Ordnerstruktur ein, um der Masse an Dateien gerecht zu werden. Nachdem eine Einstellung erstellt und hochgeladen wurde, konnte sie später von beiden heruntergeladen und animiert werden. Als die erste Einstellung fertig war, herrschte Begeisterung und Ernüchterung zugleich. Unser Storyboard bestand aus 14 weiteren Einstellungen, welche ebenfalls noch gezeichnet und animiert werden mussten.

Bei der Visualisierung im Illustrator achteten wir darauf, einer Szene so viel Leben wir möglich einzuhauchen. Wir achteten speziell auf die Details und versuchten die Umgebung visuell ansprechend zu gestalten. Mit Photoshop und dem Zeichnungstablet konnten wir den Vektoren zusätzliche Texturen geben. Verknüpfungsfehler bei der Datenübertragung von Photoshop und Illustrator ahoi.

Wir haben uns ziemlich am Anfang dafür entschieden, auf die gesprochene Sprache im Film zu verzichten. So mussten wir für die Vermittlung unserer Botschaft eine andere Lösung finden. Wir versuchten alles Nötige visuell oder mit Text darzustellen. Wo es nicht ging, weichten wir auf Sprechblasen aus. Diese sollten ebenfalls in Bildern erzählen, wie sich die Protagonisten fühlten und was sie denken. Es stellte sich heraus, dass es sehr schwierig war, unsere Hauptbotschaft rein durch Bilder zu vermitteln. Jedoch gaben wir unser Bestes unser Anliegen in Bildern wiederzugeben.

Um dem Zuschauer auch auditiv ein Erlebnis zu bieten, hörten wir uns durch diverse Free-Sound-Bibliotheken um mechanische, ausserirdische und atmosphärische Geräusche zu finden. Diese sollten einerseits die Stimmung der Situation unterstreichen und andererseits dem fremden Wesen einen Charakter geben.

Auch bei After Effects kamen wir irgendwann an den Punkt, dass wir die Charaktere „riggen“ mussten. Dazu schauten wir uns ein paar Möglichkeiten an und wählten die für uns passende aus. Wir entschieden uns für das Plugin Duik Bassel 2. Hiermit mussten wir erst alle Ebenen miteinander verbinden. Es gibt hierbei immer ein Parent- und ein oder mehrere Child-Elemente. In unserem Fall war der Oberkörper der Ankerpunkt einer Person. Kopf, Oberarme, Hände, Füsse und Beine wurden als Child-Elemente an den Oberkörper angemacht.  Sobald alle Elemente miteinander verbunden waren, konnte man den Ankerpunktsetzen. Als nächstes kam das Plugin ins Spiel. Man fügt für den Betrachter unsichtbare Punkte hinzu und verbindet sie wiederum mit dem animierten Charakter. Somit konnte man nur noch einen Punkt bewegen und der Arm bzw. das Bein bewegte sich wie von Zauberhand mit.

Erst wenn eine Szene das erste Mal bewegt wird, sieht man die Fehler, welche mit der Erstellung im Illustrator entstanden sind; Sind die Arme zum Beispiel zu lang, entstehen beim Animieren komische Überschneidungen. Andersrum funktioniert es natürlich auch nicht, wenn Objekte zu kurz sind. So mussten die Charaktere zwangsläufig wieder angepasst werden. Auch wenn die Reihenfolge der Objekte nicht exakt stimmte, verschwanden plötzlich Objekte hinter anderen. So musste alles noch man im Illustrator angepasst werden.

Auch bei der Animation versuchten wir besonders viel Liebe zum Detail zu erhalten; sei es nur ein Lämpchen, welches ab und an aufblinkt, oder die Uhrzeiger, welche sich bewegen. Zusätzlich stellten wir bei After Effects den Effekt der Bewegungsunschärfe ein. Dies verhilft den Objekten zusätzlichen Schwung zu bekommen.

Alle Szene exportierten wir mittels dem Media Encoder und ein eigenes Export-Preset, um ein einheitliches Resultat zu bekommen. Dann fügten wir die Clips ins Adobe Premiere ein schnitten das Ganze und versuchten uns am Sounddesign. Die vorher heruntergeladenen Tondateien passten nicht immer eins zu eins mit den Szenen überein. So mussten wir einige Male improvisieren. Zum Teil haben wir sogar eigene Geräusche aufgenommen und als Stimmgeräusche gebraucht. Auch wenn dieser Teil nicht ganz einfach war, war er doch einer der schönsten am ganzen Projekt.

Fazit:

Bei der Erstellung der Vektoren im Illustrator sowie auch beim Animieren in After Effects merkten wir, dass wir von Szene zu Szene immer besser wurden. Wir konnten uns mit diesem Projekt neue Fertigkeiten aneignen und neue Funktionen der Programme ausprobieren. Dies hat uns sehr gefallen und hat uns ganz bestimmt einiges für spätere Projekte beigebracht.

Folgende Dinge werden wir für ein nächstes Projekt mitnehmen:

  • Objekte immer grösser als eigentlich gebraucht erstellen. Dies ist vor allem bei den Hintergründen sinnvoll. Denn schon eine leichte Kamerabewegung ist nicht möglich, wenn das erstellte Objekt nur so gross ist, wie die Szene selbst.
  • Des Weiteren wollen wir die Beschriftung der Dateien in Zukunft besser machen. Einige hiessen zum Beispiel Rakete_Innen und andere wiederum Szene_12_2. Bis man die richtige Datei gefunden hat, musste man erst das Storyboard aufsuchen und dort die passende Beschriftung suchen.
  • Das Storyboard wollen wir in Zukunft auch besser zeichnen. Vor allem sollten wir genauere Einstellungen skizzieren, damit das spätere Erstellen der digitalen Vektoren und Einstellungen einfacher wird. Pfeile, um die Bewegung der Objekte zu symbolisieren, fehlten in unserem Storyboard komplett.
  • Aussedem haben wir die einzelnen Szenen im After Effects bereits mit der Voreinstellung “Youtube 1080p” herausgerechnet. Lieber hätten wir an dieser Stelle die höchstmögliche Qualität auswählen sollen. Erst nach dem Feinschnitt im Premiere hätten wir die Voreinstellung für YouTube wählen sollen.
  • Das nächste Mal werden wir statt 25, 60 fps gebrauchen, da es im Netz Sinn macht.

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