Kick mit Herz

11 Jungs. 1 Ball. Und ganz viel Herzblut.

Diese Jungs teilen eine gemeinsame Leidenschaft.
Eine, die sie so richtig vorantreibt.
Die sie manchmal zur Verzweiflung bringt,
aber ganz oft den Alltag vergessen lässt:
Fussball.

Und was lässt dein Herz höherschlagen?

 

(bae)

Kritik
von Kim Valéry Corpataux

Idee & Konzeption

Die Anfrage ein Video für die erste Mannschaft des FC Embrachs zu drehen, kam aus meinem Freundeskreis. Und sie kam sehr kurzfristig, denn das letzte Spiel der Saison 2018 fand bereits zwei Wochen nach der Anfrage statt. Ich musste also sofort mit der Planung beginnen:

Zwar hatte ich, ausser einem Statement, welches die beiden Trainer jeweils abgeben wollten, keine Vorgaben für das Video, aber dafür viele andere Probleme. Da sie immer abends spät trainierten, musste ich aufgrund der dunklen Lichtverhältnisse von Aufnahmen der Trainings absehen. Zudem hätten sie zwar am Wochenende nach der Anfrage ein weiteres Spiel gehabt, dieses fand jedoch nicht daheim, sondern auswärts statt. Und die Trainer hatten sich die Aufnahmen daheim beim FC Embrach gewünscht. Somit blieben mir die letzten 90 Minuten der Saison.

Ich bereitete daher eine detaillierte Shotlist vor und fertigte eine kleine Skizze des Fussballfeldes an, auf der ich die jeweiligen Kameraperspektiven einzeichnete. Bei den Kameraperspektiven achtete ich insbesondere auf den Sonnenstand und darauf, möglichst das gesamte Fussballfeld abdecken zu können.

Da ich im Video nicht nur ein Spiel, sondern auch die Vorbereitung darauf zeigen wollte, organisierte ich eine konstruierte Training-Session. Die Shotlist bezog sich vor allem auf diese Training-Session und weniger auf das Spiel selbst, denn dort musste ich vor allem dem Ball folgen. In der Session nahm ich mit dem GoPro Stabilisator spezifische Shots wie Ball-Jonglieren, Pässe, 11-Meter-Schiessen oder den Mannschafts-Ruf auf – also alles, was während dem Spiel nicht möglich war. Dieses Training sollte vor dem eigentlichen Spiel stattfinden. Zwischen dem Training und dem Spiel plante ich zudem die Aufnahme der Trainer-Quotes.

Equipment

Nebst eigenem Equipment benutzte ich weitere Technik aus der Ausleihe der HTW Chur in Bern:

Ausleihe HTW Chur

  • Sony FS5 für Follow Shots
  • Videostativ Manfrotto
  • Zoom Recorder H6
  • Zwei Sennheiser Funklavalier

Eigenes Equipment

  • Canon 70D mit einem Canon Objektiv EF-S 18-135mm, 3.5f für die Totale
  • Fotostativ Manfrotto
  • GoPro Hero 4 Silver
  • Feyjutech G5 Stabilisator für GoPro Hero 3 + 4
  • GoPro Klemmzange für die Befestigung am Torrahmen

Bei der Auswahl der Kamera musste ich mich zwischen der Funktionalität und cinematischen Aufnahmen entscheiden: Denn auch wenn ich weiss, dass die Sony FS5 nicht die gleichen Aufnahmen wie eine DSLR ermöglicht, entschied ich mich für die Filmkamera. Dies aus vier ausschlaggebenden Gründen: starker Zoom, variabler ND-Filter (aufgrund des sehr sonnigen Tages), sehr guter Autofokus für die Aufnahmen während dem Spiel und Aufnahme mit 120 Bildern pro Sekunde (Sportaufnahmen!).

Bei der Totalen achtete ich darauf, die Canon 70D etwas höher als das Spielfeld zu platzieren. Leider konnte ich mit dem verfügbaren Objektiv nicht das gesamte Spielfeld festhalten. Ich entschied mich aber dazu, nach der ersten Halbzeit, die Kamera ein wenig zu drehen, sodass ich Totalen aus zwei unterschiedlichen Perspektiven zur Verfügung hatte. Um einen Achsensprung zu vermeiden, veränderte ich den Winkel von der ersten zur zweiten Einstellung nur innerhalb von 180 Grad. Die GoPro platzierte ich im Tor des Gegners. Für diese Umsetzung musste ich aber eine Bewilligung beim Gegnerteam und Schiedsrichter einholen, was sich aber als problemlos herausstellte. Mit der Sony FS5 blieb ich während dem gesamten Spiel in der Mitte des Spielfeldes, sodass ich genügend Spielraum hatte, um auf beide Seiten gleichweit zu Zoomen.

Dreh

Am Tag vor dem Dreh testete ich sämtliches Equipment und änderte die Kameras auf die gewünschten Einstellungen (Color Profile, Format etc.). Zudem ging ich beim Fussballplatz vorbei, um zu prüfen, ob ich die GoPro auch wirklich am Tor montieren konnte. Zudem wählte ich die zwei genauen Positionen für die beiden Kameras und testete, ob die breite der Tribünenplätze wirklich reichte, um das Stativ für die Canon 70D zu platzieren.

Am Drehtag selbst war ich bereits zwei Stunden vor dem Eintreffen der Mannschaft vor Ort, um die Kameras vorzubereiten und den Ton zu testen. Der Dreh an sich verlief praktisch problemlos. Gegen Ende der Trainingssession hatte die Konzentration der Spieler ein wenig nachgelassen, womöglich aufgrund der steigenden Nervosität auf das bevorstehende, letzte Spiel. Das Filmen hatte extrem viel Spass gemacht: Es war das erste Mal, dass ich Sportaufnahmen dieser Art realisierte. 90 Minuten in einem One-Take einem Ball zu folgen und dabei nicht zu hastig rein- und heraus zu zoomen war überraschenderweise anstrengender, als ich vorerst angenommen hatte. Zudem kletterte das Thermometer an diesem schönen Sommertag auf 30 Grad. Zudem stand ich am Spielfeldrand mitten in der Sonne.

Etwas, dass der Produktion des Videos einen Strich durch die Rechnung machte, war das Pech der Jungs: Bei allen vergangenen Spielen hatten sie gewonnen – nur an diesem Tag nicht. Während dem Drehen wartete ich also praktisch achtzig Minuten auf die Aufnahme eines Torschusses, welcher dann endlich in der 84. Minute folgte. Die erfolgreiche Saison der Mannschaft im Video zu zeigen, gestaltete sich nun, mit diesem 5:1, nicht ganz einfach.

Postproduction

Da ich nur ein einziges Erfolgstor zur Verfügung hatte, musste ich den Aufbau des Videos anpassen. Ich entschied mich dazu, zuerst die Aufnahmen aus dem konstruierten Training, sozusagen als Vorbereitung auf ein Spiel, einzubauen. Danach schnitt ich die Shots aus dem eigentlichen Spiel, um ganz am Schluss das einzige Tor als Highlight zeigen zu können.

Vor dem Schnitt bereitete ich eine Sequenz mit den besten Aufnahmen vor. Diese Sequenz sortierte ich nach Farben: zB Rot für Zweikampf, Grün für Training, Gelb für Torversuch etc.

Dem Wunsch der Jungs, «Feel The Beat» von Damian Lynn als Song einzubauen, kam ich zwar entgegen, aber ein ungutes Gefühl dabei hatte ich trotzdem. Da ich das Video irgendwann für Digezz auf YouTube oder Vimeo veröffentlichen würde, lief ich damit Gefahr, dass das Video gesperrt werden würde. Dieses Gefühl vergass ich aber ziemlich schnell, denn der Song passte perfekt zum Video. Beim Thema Schnitt auf Musik wollte ich einen Schritt weitergehen: Ich schnitt nicht nur die Clips auf den Takt, sondern versuchte sogar die aufgenommenen Bewegungen und Pässe der Fussballer auf den Rhythmus oder die Lyrics des Songs anzupassen.

Nebst dem genauen Schnitt auf den Takt, arbeitete ich mit einem Glitch-Effekt. Passend dazu, blendete ich teilweise einzelne Grafiken ein, um die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Bildteil zu lenken. Zudem baute ich Rewinds und Wiederholungen ein, um dem Video noch mehr Drive zu verleihen.

Beim Color Grading achtete ich insbesondere darauf, die drei Kamerabilder aufeinander abzustimmen. Ein LUT, den ich für alle Shots verwendete und die Lumetri Scopes in Premiere Pro halfen mir sehr dabei.

 Software & Tools

  • Schnitt: Adobe Premiere Pro
  • Sound: Adobe Audition
  • Thumbnail: Adobe Photoshop, Adobe InDesign
  • SFX: freesound.org

Fazit & Learnings

Wenn ich das Video zum heutigen Zeitpunkt nochmals anschaue, fallen mir viele Dinge auf, die ich nun ganz anders machen würde:

Umsetzung:

  • Was mir ganz klar fehlt, sind Nahaufnahmen der Zuschauer. Dies war aber leider an diesem Tag nicht ganz einfach, denn es waren wenig Leute da und es gab nur ein einziges Tor. Da ich mich ja nicht aufteilen konnte, war es mir nicht möglich, das Tor zu filmen und gleichzeitig die Emotionen der Zuschauer einzufangen. Würde ich heute nochmals ein solches Video drehen, würde ich aber eine dritte, statische Kamera mit Sicht auf das Publikum platzieren.
  • Alleine war die Umsetzung sehr schwierig, denn ich hatte während dem Spiel nicht einmal die Kapazität die Canon 70D zu überprüfen, geschweige denn einige schöne Nahaufnahmen vom Publikum zu schiessen. Nahaufnahmen der Spieler auf der Ersatzbank oder auf dem Fussballfeld wären auch schön gewesen, nur leider konnte ich, trotz des digitalen Zooms, mit der FS5 nicht noch mehr reinzoomen.
  • Die einzelnen Teile (Training und Spiel) ergänzen sich zwar gut, der Spiel-Teil ist aber eindeutig zu lange. Diesen hätte ich gut noch um zirka 30 Sekunden kürzen können – die Aufmerksamkeit des Zuschauers geht sonst relativ schnell verloren.
  • Das Quote des ersten Trainers ist immer noch zu lange, obwohl ich es extrem gekürzt hatte. Da es aber sein Wunsch war, die Quotes einzubauen, hatte ich mich nicht dafür gehabt, noch mehr davon zu entfernen.
  • Die Quotes vor dem Spiel aufzunehmen, war wohl die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Da die Stimmung nach dem verlorenen Spiel ziemlich gekippt war, wären die Quotes wohl niemals so motivierend gewesen, wie sie jetzt sind.
  • Trotz des verlorenen Spiels konnte ich die Positivität und den Erfolg der Mannschaft im Video herüberbringen. Dies ist wohl insbesondere dem Aufbau zu verdanken: Das Tor am Ende des Videos symbolisiert eine erfolgreiche, zu Ende gegangene Saison 2018.

Technik:

  • Da die GoPro Hero 4 Silver nicht mehr meinem Qualitätsanspruch im 4. Semester entspricht, würde ich heute entweder auf eine GoPro Hero 7 oder direkt auf eine Panasonic Lumix GH5s in Kombination mit der DJI Ronin S umsteigen, um die Trainingsaufnahmen zu machen.
  • Würde ich die Totale wieder mit einer Canon 70D umsetzen, würde ich auf ein Weitwinkel-Objektiv umsteigen, um das gesamte Spielfeld filmen zu können.

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