Kindheitstraum

Träume eines Kindes – was gibt es Unschuldigeres, Naiveres, Ehrlicheres? Wenn die Träume eines Kindes visualisiert werden, spiegeln sich darin dieselben Unsicherheiten, Ängste und Hoffnungen, die einem auch als Erwachsenen begegnen.

Als Kind hat man wenige Möglichkeiten, alle Eindrücke, die derart neu und ungewohnt wirken, zu verarbeiten. So spielt sich diese Verarbeitung meist in unserem Unterbewusstsein ab und manifestiert sich anhand unserer Träume. Seien dies Ungerechtigkeiten, Hoffnungen oder Ängste, denen wir begegnen und mit denen wir nicht recht umzugehen wissen.

Solche Träume wirken auf den ersten Blick einfach, banal und ohne tiefere Bedeutung. Doch zeigt sich darin nicht nur eine Form von Fantasie, die uns im Erwachsenenalter meist abhanden kommt, sondern auch die bizarre Art unseres kindlichen Ichs mit Erlebnissen umzugehen – wie beispielsweise die ungerechte Behandlung eines andersartigen Wesens. Durch die Auseinandersetzung mit vergangenen Träumen zeigte sich mir, dass mich noch immer – so absurd es in diesem Beispiel klingen mag – dieselben Dinge beschäftigen, wie damals als Kind.

Und, naja, lustig anzuhören ist es darüber hinaus auch noch.

(fms)

Kritik
von Fabian Engeler

Idee & Zielsetzung

Die Idee, alte Aufnahmen aus meiner Kindheit zu visualisieren, kam mir sehr spontan. So hatten meine Schwester und ich in unserer frühen Kindheit (ich war da, glaube ich, höchstens 5) unsere Träume und sonstige Geschichten und Lieder mit einem kleinen Radio aufgenommen. Über diese Aufnahmen bin ich dann während meiner Suche nach einem geeigneten Digezz-Projekt gestossen. Da schliesslich die Kassetten nicht ewig haltbar sind, schien es mir nur logisch, diese einmal zu digitalisieren.
Zudem wollte ich schon immer mal einen Animationsfilm von Hand erstellen, und dank dem Wacom-Tablet konnte ich dies nun auch intelligent umsetzen.

Aufgrund der riesigen Menge an Ton-Aufnahmen musste ich mich auf etwas Konkreteres begrenzen. So habe ich mich für die Träume entschieden. Diese sind nämlich nicht nur absurd, sondern auch authentisch und spontan erzählt. Sie wirken natürlich.

Bei den Animationen richtete ich mich an sehr schnelle, rohe Formen, die auch zur kindlichen Erzählung passen sollten. Da die Sprache Schweizerdeutsch ist, sollten zusätzlich Untertitel in deutscher Sprache angefertigt werden, damit mehr Zielpublikum angesprochen werden kann.

Ausrüstung

Wacom Tablet Intuos S
Adobe Photoshop CC 2017
Adobe After Effects CC 2017
Adobe Audition CC 2017

Vorgehen

Digitalisierung: Audio

Die Digitalisierung der alten Audio-Kassetten gestaltete sich äusserst repetitiv. Dabei wurde mithilfe eines Jack-Kabels ein Kassettenrecorder mit dem Computer verbunden, welcher die Kassette dann im Audacity aufgezeichnet hat. Dabei musste jede Kassette in seiner Gänze abgespielt werden, welche dann 1:1 auf dem PC aufgezeichnet wurde.

Dies bringt einen ordentlichen zeitlichen Aufwand mit sich. Schliesslich besteht eine Kassette aus einer A- und einer B-Seite, welche je mit 30 Minuten bespielt werden können. Will man also eine gefüllte Kassette digitalisieren, nimmt man beide Seiten während dem Abspielen auf. Dies hat zur Folge, dass pro Kassette mit einem Arbeitsaufwand von etwa 1 Stunde zu rechnen ist.
Immerhin kann das Aufnehmen im Hintergrund geschehen. Man muss nur darauf achten, dass man sie nicht vergisst und stundenlang die leerlaufende Kassette aufnimmt.
Summa summarum habe ich auf diese Weise neun Kassetten mit gesamthaft 522 Minuten digitalisiert.

Format: Audio

Für die Digitalisierung hatte ich leider nur spärliche Mittel zur Verfügung. Als Abspielgerät musste ein altes Radio herhalten, dass noch über ein Kassetten-Fach verfügte. Dieses Radio wurde dann – aufgrund mangelnder Alternative – mit einem Jack-Kabel mit dem Mikrofon-Anschluss des Computers verbunden. Die Aufnahme geschah dann in Audacity. Abgespeichert wurden die Aufnahmen um Platz zu sparen als Mono-Dateien im MP3-Format (192 KBit/s, 44.1 KHz).

Post-Production: Audio

Vor dem definitiven Abspeichern der Aufnahmen habe ich noch Pausen und Störmomente herausgeschnitten, damit sich nur noch "relevante" Inhalte darin befinden.
Die Originalaufnahmen sind ca. 20 Jahre alt. Neben der Tatsache, dass die Audioqualität sowieso nicht das Gelbe vom Ei ist, herrscht auch ein ständiges, teils sehr starkes, Rauschen. Dieses wurde dann in Adobe Audition teilweise entfernt.

Animationen

Der gesamte Film, ausser den Untertiteln, wurde komplett von Hand mit dem Wacom-Tablet in Photoshop gezeichnet. Dabei wurde auf die Timeline-Funktion und sogenannten Video Layers von Photoshop zurückgegriffen. Mit diesen ist es nicht nur möglich Frame für Frame zu animieren, sondern man hat auch Kontrolle über die Ablaufgeschwindigkeit. So habe ich bei den meisten Sequenzen mit 33% Geschwindigkeit gearbeitet. Damit stehen die Zeichnungen über einen Zeitraum von 3 Frames. Dies spart nicht nur Aufwand, sondern trägt auch zur Optik des Ganzen bei.
Bei flüssigen Disney-Animationen steht eine Zeichung oft nur 1 Frame lang, bei japanischen Animes hingegen oft über 5 Frames.
Durch das Duplizieren der Video-Layer war es zudem möglich, sich wiederholende Animationen zu loopen.

Bei der Figur des Fabio, sowie den Titeln habe ich mit Vorlagen gearbeitet. Dies sorgt nicht nur für mehr Kontinuität, sondern half auch der gesamtem Optik.

Post-Production: Animation

Um die Untertitel einzublenden habe ich die fertige Animation direkt aus Photoshop ins After Effects importiert. Dort habe ich zudem den Film noch leicht animiert, damit sich das Ei während dem Gang auch etwas bewegt und des Bild optisch ansprechend wirkt.
Für die Untertitel habe ich mich für eine Schrift entschieden, die ebenfalls eine gewisse Skizzenhaftigkeit besitzt.

Herausforderungen

Zu den grössten Schwierigkeiten zählten auf jeden Fall die Animationen. Da es sich dabei um komplettes Neuland für mich handelte, musste ich mich zuerst informieren, wie ich das Projekt am besten umsetzen sollte. Daraus resultierte das Anschauen von unzähligen Minuten an Youtube-Tutorials.
Die Digitalisierung der Audio-Kassetten geschah noch vor wichtigen Inputs aus dem Modul Audio, weshalb die Qualität der Aufnahmen bei Weitem nicht den gewünschten Anforderungen entspricht.

Fazit

Ursrünglich hatte ich geplant, gleich mehrere Träume zu animieren, und dass somit eigentlich eine Video-Reihe entsteht. Doch da der Aufwand für einen knapp 20-sekündigen Clip grösser war, als erwartet, habe ich vorerst nur diesen einen Animationsfilm kreiert. Da allerdings unter all den alten Ton-Aufnahmen noch eine Menge kleiner Perlen versteckt sind, habe ich fest vor, noch weitere kurze Clips zu erstellen.

Da ich einige Animationen zeitlich versetzt erstellt habe, sind der Animationsstil und die Stiftführung unterschiedlich geraten. Auch die Farbe musste ich im Nachhinein noch anpassen. Hier wäre eine klar definierte Vorlage nötig gewesen, um eine Kontinuität bei den Animationen zu garantieren. Durch die Erfahrungen, die ich während dem gesamten Prozess sammeln konnte, werde ich bei weiteren Animationen deutlich effizienter arbeiten können.

Die gesamte Datenmenge der digitalisierten Kassetten beläuft sich auf ca. 700 MB. In der heutigen Zeit handelt es sich dabei um verhältnismässig kleine Mengen. Sollte ich einmal ein vernünftiges Equipment zur Verfügung haben, so wäre es ratsam, ausgewählte Sequenzen als unkomprimierte WAV-Dateien aufzuzeichnen und abzuspeichern. Grundsätzlich ist schwierig festzustellen, welche Mängel von der Originalaufnhame stammen oder bei der Digitalisierung aufgetreten sind.

Durch mehr Informationen in der Audio-Datei hätte ich in der Post-Production über mehr Spielraum verfügt. Somit ist der Ton in dieser Form zwar durchaus passend für das Alter und die Mittel, wie es anno dazumals aufgenommen wurde, wirkt aber nicht allzu professionell. Und ist teilweise auch nicht ideal verständlich, durch viele Störgeräusche, Klicken und Knacken.
Auch das omnipräsente Hintergrundrauschen kann sehr störend sein. Zwar habe ich versucht, diese in Adobe Audition zu entfernen, stiess dabei allerdings auf das Problem, das der helle, klare Klang der Stimme schnell nachliess. Somit habe ich nur minimal das Rauschen vermindern können.

All das lässt noch eine Menge Spielraum für zukünftige Animationsprojekte.

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