Kleine Szene, harter Kern

Randgruppe und Rebellion. Tattoos und Toleranz. Musik und Politik.
Die Schweizer Hardcore-Szene mit wenigen Schlagworten zu beschreiben, ist schwierig. In ihrer Vielfältigkeit gleicht sie der Eidgenossenschaft: Aus der Ferne gesehen eine Einheit, setzt sie sich bei näherer Betrachtung aus einem grossen Reichtum an Meinungen, Ideologien und Standpunkten zusammen. Der Versuch einer Annäherung.

Mit seinen grünen Wiesen und idyllischen Dörfern liefert das Entlebuch die perfekte Vorlage für ein urschweizerisches Postkartenmotiv. Nichts deutet darauf hin, dass sich mitten in Schüpfheim der Proberaum einer erfolgreichen Schweizer Hardcore-Band befindet. Hier üben die fünf Musiker von Insanity wöchentlich an ihren Instrumenten. Anschliessend tragen sie ihre Songs in die ganze Welt hinaus. Ob in Kuba oder Spanien – die Band ist auch ausserhalb Zentraleuropas vielen Hardcore-Fans ein Begriff.

Einen umgekehrten Ansatz verfolgt man bei Road Rage: Die Zürcher Booking-Agentur hat sich zum Ziel gesetzt, internationalen Künstlern in der Schweiz eine Bühne zu bieten. Dazu scheut sie keinen Aufwand, selbst wenn das Organisieren von Szene-Konzerten oftmals ein Null-Geschäft ist. Viele Musiker schätzen dieses Engagement. Ricky Dürst, ehemaliger Schlagzeuger, der über Landesgrenzen hinaus bekannten Band «Cataract», gehört zu den Bewunderern von Road Rage. Auch heute noch ist er mit seiner Straight-Edge-Gruppe «Lions» auf diversen Konzerten anzutreffen.

Im folgenden Video denken die Jungs von Insanity, Road Rage und den Lions über die Schweizer Hardcore-Szene nach und erklären, was den harten Kern der Punks trotz oft unterschiedlicher Ansichten zusammenhält.

(le)

Kritik
von David Guidali, Samantha Di Cosmo und Isabelle Schwab

 Wir wollten...

...unseren Durst nach journalistischer Arbeit stillen! Und gleichzeitig einer wenig beachteten Jugendkultur eine Plattform bieten.

Den Ausgangspunkt für diese Reportage bildete unsere Leidenschaft für harte Musik. Sie vereinte uns, denn bezüglich des Begriffs "Hardcore-Punk" hatten wir drei vollkommen verschiedene Vorgeschichten aufzuweisen: Samantha war schon seit langer Zeit Fan dieses Genres. Die anderen zwei Teammitglieder konnten damit bislang jedoch wenig anfangen. An einem winterlichen Tag im Februar kamen wir somit zum Entschluss, dass es doch ganz interessant wäre, dieser Musikbewegung mal ein wenig auf den Zahn zu fühlen.

Wir rollten...

...unser Projekt von Anfang an erfolgreich auf: Glücklicherweise waren die Jungs von Insanity, Road Rage und den Lions ohne Umschweife bereit, auch zu kritischen Fragen Rede und Antwort zu stehen. Diese Fragen waren es dann auch, welche eine unserer grössten Herausforderungen darstellten. Um einen roten Faden garantieren zu können, musste eine gewisse Einheitlichkeit in den Interviews gegeben sein. Dennoch war auch ein individuelles Eingehen auf die Befragten erforderlich. Wir mussten flexibel sein. Auch was den Aufbau der Technik in den jeweiligen Räumlichkeiten betraf.

Wir sollten...

...uns das nächste Mal mehr Zeit nehmen. Nicht, was die Auswahl der Interviewpartner oder Fragen betrifft. In diesen Punkten haben wir uns gut geschlagen. Allerdings haben wir gelernt, dass es unerlässlich ist, vor einem Interview die Lokalität zu inspizieren. Vor allem, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Die hätten wir nämlich gehabt. Da wir dies jedoch versäumt haben, sind die Kameraeinstellungen leider teilweise ein wenig unschön geraten. Auch ein hallender Ton liess sich nicht vermeiden. Ebenso zwang uns das Gegenlicht von aussen manchmal in die Knie, doch ohne genügend Lichtequipment war dies nicht zu vermeiden. Da leider keiner der Interviewpartner genügend starke Lampen in den Räumen an denen gedreht wurde hatte, konnten wir nicht mit geschlossenen Jalousien aufnehmen. Und die jeweilige Bude umzukrempeln wäre auch suboptimal gewesen.

Hätten wir die Lokalitäten schon vor den Aufnahmen besucht, hätten wir unsere Interviewpartner wohl lieber wo anders befragt.

Hätten wir uns Zeit genommen, live vor Ort ein Hardcore-Konzert mit der Kamera zu besuchen, hätten wir auch mehr Schnittmaterial gehabt.

Und hätten wir die Zeit gehabt, die Hardcore-Koryphäe Peter Bader noch in unsere Reportage einzubauen, wäre das Resultat jetzt sicher um einige spannende Aussagen reicher.

Zeit, Zeit, Zeit. Man kann nie genug davon haben, und man kann sich nie genug davon nehmen!

Wir schmollten...

...so einige Male in der Postproduktion vor uns hin. Es schien, als ob aller Stress und Ärger, den wir während der Vorbereitung und Durchführung der Interviews nicht hatten, jetzt voll zum Zuge kam. Egal ob riesige RAW-Files, seltsame Verschiebungen beim Ton oder die allseits beliebten Mac / Windows Inkompatibilitäten – von nichts blieben wir verschont. Schlussendlich erblickte unser Baby dennoch das Licht der Welt, auch wenn man die Entbindung schlussendlich als Zangengeburt bezeichnen könnte.

Dennoch: Insgesamt sind wir mit unserer Arbeit sehr zufrieden. Wir konnten unseren Interviewpartnern einige sehr schöne Statements entlocken und durften einen etwas tieferen Blick in die kleine, aber feine Szene des Schweizer Hardcore-Punks werfen. Und hei, wir haben es immerhin geschafft, über vier Stunden (!) Interviewmaterial auf rund zehn Minuten zu kürzen! Da bekommt der Spruch Kill your Darlings doch eine ganz neue Bedeutung.

Also, auf ein Neues!

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