Kopfkino

Was passiert, wenn das eindimensionale Medium Fotografie plötzlich zweidimensional wird? Wenn noch eine Ebene mehr dazu stösst und man auf einmal hören kann, was da genau passiert ist, als das Bild aufgenommen wurde?
Ein Projekt, welches die Elemente Audio und Fotografie auf spielerische Art verbindet, soll genau dies herausfinden.

Die Leseratten kennen es wohl nur zu gut, dieses Gefühl der Enttäuschung, wenn man aus dem Kino läuft und sich gerade den Film zu seinem Lieblingsbuch angeschaut hat. In der eigenen Vorstellung sah das alles irgendwie anders aus und auch der Protagonist war in der eigenen Fantasiewelt tausendmal schöner und überhaupt viel sympathischer.

Wenn wir etwas lesen, schalten wir automatisch unser Kopfkino ein und obwohl wir alle dasselbe lesen, entstehen vor unserem inneren Auge ganz individuelle Bilder.

Doch was passiert, wenn wir dem Betrachter ein Bild vorgeben und dies statt Text durch Audio ergänzen? Weichen die Kopfkinos selbst dann noch so stark voneinander ab oder sehen alle Betrachter dieselben Szenen vor sich?

Um dies herauszufinden, wurden vier verschiedene Bilder mit einer Klangwelt versehen, die zum Eintauchen und Fantasieren anregen sollen.

Und was siehst du, wenn du die vertonten Bilder anschaust? Film ab!
(Für optimalen Effekt, Videos im Vollbildmodus anschauen).

(le)

Kritik
von Carol Hämmig und Jana Figliuolo

Motivation
Die Idee zum Projekt entstand bei einer Übung im Studium. Wir hatten den Auftrag, ausschliesslich mit Geräuschen und Klängen eine Geschichte zu erzählen. Dass dabei bei jedem ein individueller Film im Kopf abläuft, fanden wir faszinierend und hat uns ermutigt, mehr mit dem Medium Audio zu experimentieren. Da wir beide Freude an schönen Fotografien haben und selbst gerne mal die Kamera zücken, kam uns die Idee, das Ganze mit Bildern zu kombinieren.
Wir fanden es spannend, dem Leser anhand des Fotos eine Szenerie vorzugeben, aber trotzdem Freiraum für die eigene Fantasie zu lassen. Uns interessiert es, welche unterschiedlichen Filme in den Köpfen der Betrachter entstehen, wenn Bild und Ton durch die eigenen Vorstellungskraft und Erfahrungen ergänzt werden.

Vorbereitung
Als wir uns für das Projekt entschieden, haben wir uns überlegt, welche Szenerien für das Projekt spannend sein könnten. Die Fotos sollten einerseits ausdrucksstark und schön sein, jedoch auch eine spannende Geräuschekulisse bieten, die zum eintauchen und fantasieren einlädt.
Da es bereits Spätherbst war, als wir uns für das Projekt entschieden, taten wir uns jedoch etwas schwer darin, möglichst facettenreiche Stimmungen einzufangen, so wie wir es uns gewünscht hätten. Szenen mit grossen Menschenmengen und somit vielfältigen Geräuschekulissen wie auf einer Piazza im Sommer oder einer bevölkerten Badi waren schwer anzutreffen, weshalb unsere Aufnahmen letztlich meist in der Natur entstanden sind. Um dies doch noch etwas zu durchbrechen, haben wir uns erlaubt, die Reihe noch durch ein Foto aus unserer Sammlung, welches an einem Openair im Sommer entstanden ist, zu ergänzen.

Produktion/Umsetzung
Nachdem wir ein paar Ideen entworfen hatten, haben wir uns mit unserer Kamera auf den Weg gemacht und einige Szenerien eingefangen. Zusätzlich haben wir den Zoom mitgenommen, um die Geräuschkulissen vor Ort einzufangen. Beim Anhören auf dem Laptop haben wir jedoch schnell gemerkt, dass es nicht ganz einfach ist, diese diversen Klänge aus Natur detailgetreu aufzunehmen. Auch mit Nachstellen der Geräusche war es noch immer teilweise schwierig, die Klänge so hinzubekommen, wie wir sie in echt wahrgenommen haben. Besonders Tiergeräusche waren schwer einzufangen und nachzuahmen. Damit das Kopfkino jedoch wirklich funktioniert, war es uns wichtig, die Klangwelt möglichst authentisch klingen zu lassen, weshalb wir letztlich teilweise etwas mit Audios von Sound Librarys nachhelfen mussten. Auch bei dem Foto vom Openair hatten wir natürlich nicht viel Original-Material, da das Bild ja bereits im Voraus entstanden ist. Viele dieser Geräusche konnten wir jedoch nachstellen oder mit Hilfe von Audition verändern und anpassen.

Fazit
Wir denken, dass das Projekt noch viel Potential und Spielraum bieten würde. Wir hätten noch viele schöne Ideen gehabt, welche man jedoch bereits im Sommer hätte realisieren müssen. Auch die Audio Aufnahmen liessen sich sicherlich no optimieren um wirklich reine und schöne Klangspuren zu erhalten. Dazu würden wir nächstes Mal beispielsweise auch ein Richtmikrofon mitnehmen oder die Geräusche vermehrt einzeln aufnehmen und erst in der Postproduction zusammenbringen. Dies würde einem in der Postproduction noch etwas mehr Spielraum bieten, um einzelne Klänge und Elemente bewusst hervorzuheben oder in den Hintergrund rücken lassen wodurch man das Kopfkino und das Storytelling etwas mehr lenken und beeinflussen könnte.
Trotzdem denken wir, dass unsere Idee funktioniert hat und es uns gelungen ist, dass bei jedem Betrachter ein eigener und individueller Film im Kopf abgespielt wurde.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar