Kunst trifft auf Verpackungsdesign

Obwohl Multimedia Production-Studentinnen und -Studenten skizzieren, digital malen und gestalten lernen, wissen viele von ihnen nicht, welchen Mehrwert ihnen das letztlich bringen wird. Die anfängliche Freude über das gemütliche Skizzieren schwindet meist von Stunde zu Stunde, wenn verkrampft die Technik verbessert wird. Allmählich taucht die Frage der Sinnhaftigkeit auf. Hier findest du eine von vielen Antworten, welche dich hoffentlich motivieren, es fleissig flattern zu lassen.

Allein den Stift zu beherrschen, macht dich noch nicht zum grossen Künstler, aber es eröffnet sich dir eine andere Welt. Denn Kunst findet an weit mehr Orten statt als auf Leinwänden. Verschmilzt das gestalterische und grafische Wissen mit von Hand gemachter Kunst, so werden deine Produkte noch einzigartiger und kreativer. Kunst verleiht auf diese Weise allem einen ganz persönlichen Touch. Und allein schon dies bedeutet einen grossen Mehrwert.

Kunst kann in allen grafischen Bereichen eingesetzt werden, von Flyer- und Plakatdesign, Fashiondesign bis hin zu Verpackungsdesign. Dieser Beitrag widmet sich der letztgenannten Anwendung und zwar dem Design von Etiketten.

Das sind drei Varianten wie Kunst auf Etiketten ihre Wirkung entfalten kann und die Blicke auf sich zieht:

 

Ton in Ton

Bei Ton in Ton werden die feinen Farbabstufungen von Weitem erst auf den zweiten Blick wahrgenommen. Den ersten Blick zieht die Verpackung auf sich, da sie als eine Einheit und daher sehr fein wirkt.

Acrylmalerei - Ton in Ton

Acrylmalerei – Ton in Ton

 

Clean

Beim zweiten Beispiel entsteht durch Leerraum, starke Kontraste und klarer Bildsprache ein cleanes und edles Etikett. Die Hintergrundfarbe der Malerei sowie die Weinflasche selbst haben einen immensen Einfluss, welche Farben aus dem Bild hervorgehoben werden.

Stimme daher die Farben der Etikette auf die Farben des Produktes ab und bleibe bei wenigen Farben!

Jockey und alter Mann auf Weinflasche

Hohe Kontraste und unifarbenen Hintergrund lassen die Figuren herausstechen

 

Laut, wild und markant

Es gibt zwei Arten von Verpackungen, welche die Aufmerksamkeit im Getümmel der Produkte erhaschen: Die stillen und die lauten.

Alles dazwischen nehmen wir kaum wahr. Die letzten beiden Beispiele gehören den stillen an. Nun zu den lauten, extravaganten, wilden und abstrakten Verpackungen: Das schrillste, kurioseste Produkt gewinnt. Dieser Effekt gelingt durch Muster, starke Hell-Dunkel-Kontraste, natürlichen Formen, ungewohnte Farbkombinationen, wilde Auswüchse oder Ausrutscher und nicht zuletzt durch pures Chaos.

wildes Portrait

Wildes Porträt digital gemalt

(sba)

Kritik
von Fiona Tischhauser

Idee

Zugeben, selbst habe ich Kunst noch nie als Verpackungssujet angewendet. Erstmals darüber nachgedacht habe ich erst, als mich mein Dozent in Visualisierung gefragt hat, ob ich Illustratorin werden wolle. Im Stillen schwirrte mir durch den Kopf, was die Illustratoren alles machen würden. Kurz darauf wurde ich für diesen Auftrag angefragt. Nicht mein erstes Mal, dass ich Verpackungen gestalten muss, aber der Wunsch war – zu meiner Freude – ausdrücklich mit Kunst!

Grundsätzlich widme ich mich sehr gerne dem Fach «Visualisieren», da es meiner Ansicht auf Digezz leicht untervertreten ist. Und ein reales Projekt eignet sich als Vorzeigemodell besonders gut, da es ausserhalb des geschützten Rahmens einer Bildungsinstitution ist und den Mitstudentinnen und -studenten beweist, dass dieses Projekt nicht ''nur '' ein studentisches Farbspiel für Übungszwecke ist.

Vorbereitung

Die Absprache über seine Wünsche und Erwartungen des Produktes bildeten den Anfang. Danach habe ich intensiv recherchiert, da ich erstens keinen Wein trinke und wirklich nicht wusste, was den Inhalt in der richtigen Form transportieren würde und zweitens, weil ich auf keinen Fall eine, im Vergleich zu den bereits vorhandenen, ähnliche Wein Etikette schaffen wollte. Die Meinen sollten einzigartig und markant werden. Zum Glück stimmte auch der Kunde zu und ich konnte wilde Ideen umsetzen. Anzumerken ist, dass es die ersten Etiketten sind und in Zukunft noch weitere Etikettendesigns entstehen werden, da mir dies unglaublich viel Spass bereitet.

Umsetzung

Gemalt habe ich herkömmlich mit Acrylfarbe und Pinsel, aber auch digital im Photoshop. Dabei musste ich erst einmal den Schwung und den Stil finden. Zu diesem Zweck kribble ich durchaus an zwei, drei Tagen während jeweils einer Stunde wild zur Musik, versuche mich in Portraits, Pflanzen, Mustern, Farbmischungen etc. Das dauert oft länger als die wirklichen Zeichnungen. Diese entstehen nicht selten innert kürzester Zeit auf der Basis von Ideen aus mehreren Fotos und Moodboards. Ein Detail von hier, die Beleuchtung von da und schliesslich die Farbmischung vom Moodboard. Und oftmals setzte ich mich mitten in der Nacht, wenn eigentlich das Bett schon ruft, noch kurz hin und wirble unbefangen auf dem Papier.

Entschieden, welche der brauchbaren Zeichnungen schliesslich auf die Etikette gedruckt werden sollen und welche nicht, wird nicht von mir. Die Auserwählten werden passend fotografiert, wenn nicht schon digital vorhanden und im InDesign mit einer zeitlosen, dezenten Aufschrift versehen.

Gedruckt werden die Etiketten nach Plan im August 2019 und aufgeklebt im Spätherbst, nach dem Abfüllen des Weines. Als Samples habe ich deshalb die Etiketten in Mockups eingefügt, sodass ein passendes Gesamtbild des Produktes entsteht.

Kritik

Kunst ist etwas kaum Schätzbares und der effektive Wert ist schwierig zu bestimmen. Selbst die Qualität eines solchen Produktes kann nur nach gestalterischen Grundregeln und persönlichem Gefallen beurteilt werden. Meiner Meinung ist es mir gelungen, etwas Spezielles, Einzigartiges zu kreieren. Natürlich hoffe ich mit diesem Beitrag auch mein Ziel erreicht zu haben, jüngeren Studierenden Motivation für visuelle Gestaltung einzuhauchen.

Für mich ist dieses Projekt mit Etikettendesigns nach dem Aufschalten des Beitrages nicht abgeschlossen. Was mich bereits heute freut: Auch wenn ich keine Weinkäuferin bin, diese Weinflaschen würden mir ins Auge springen – ein wichtiges Ziel ist damit erreicht.

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