Kurzcomic: Kontrolle

In den Superhelden-Comics der Populärkultur trifft man sie wieder und wieder: die Superschurken. Eindimensionale Charaktere mit bei den Haaren herbeigezogenen Motivationen. Darum geht dieser Kurzcomic den Ursprüngen eines Bösewichts auf die Spur.

Während Superhelden mit jedem neuen Kapitel neu erfunden werden, bleiben Bösewichte oft einseitig und simpel. Sie verfolgen Ziele wie Reichtum oder Macht, motiviert durch Drogen, Verlust oder simplen Wahnsinn.

In diesem Kurzcomic wird die Origin Story eines jungen Bösewichts erforscht, welcher die Fähigkeit besitzt, die Kontrolle über die Gedanken und Handlungen anderer Leute zu übernehmen. Wozu nutzt er seine Fähigkeiten? Wie setzt er sie ein? Was ist sein Ziel? Lest euch rein und viel Spass!

(fms)

Kritik
von Pierre Lippuner

Idee

Seit nunmehr zehn Jahren bereichern uns Marvel und DC jährlich mit neuen Filmen, seit Jahrzehnten gar mit neuen Comics. Während die Helden beständig bleiben und stets weitere Tiefe verliehen bekommen, müssen neue Schurken wie am Laufband ihre Pläne offenbaren und schliesslich besiegt werden. Manche dieser Schurken – Batmans Joker, Loki im Marvel Cinemtatic Universe – sind zwar ikonisch, doch weiss der Zuschauer stets, dass am Schluss die Guten gewinnen werden. Dadurch verliert das Böse an Tiefe und Faszination, etwas, was ich mit einem Comic rund um einen Schurken erforschen wollte.

Vorgehen

Skizzen

In einem ersten Schritt wurde per Bleistiftskizze das Aussehen des Hauptcharakters festgelegt. Mir schwebte dabei ein junger, selbstsicherer Mann vor. Sein Aussehen sollte sowohl eigenständig, als auch alltäglich wirken, ein Motiv eines Bösewichts durfte aber auch nicht fehlen. So entstand der blonde Jüngling mit dem selbstüberzeugten Lächeln, gehüllt in einen mysteriösen Kapuzenmantel. Die Frisur gibt dem Protagonisten eine weitere Ebene: Er wirkt stilbewusst, aber rebellisch. Ein sogenannter Millennial als Bösewicht, ganz im Gegensatz zu den älteren Archetypen wie der wahnsinnige Wissenschaflter oder der durchtriebene Wirtschaftsmogul.

Im zweiten Schritt wurde mit Bleistift die Geschichte erarbeitet und skizziert. Die erste Seite ergab sich beinahe von selbst, die vierte und somit letzte Seite ebenfalls. Seite zwei und drei brauchten mehrere Versuche, bis Handlungsablauf, Textfluss und das grobe Layout befriedigend genug war, dass man mit der Reinzeichnung beginnen konnte.

Illustration

Die effektive Illustration der Outlines geschah schliesslich im Adobe Illustrator, wofür mein Surface Book – trotz eingebauter Stifteingabe – nicht geeignet war. Daher griff ich auf ein Wacom Cintiq 13HD zurück, worüber die Druckerkennung perfekt funktioniert.

Ein alternativer Weg wäre Photoshop gewesen, wo die Stifterkennung des Surface Books besser funktioniert und wo ich mit LazyNezumi arbeite, einem Hilfsprogramm zur Erstellung von schöneren und glatteren Linien. Jedoch fühle ich mich im Illustrator einiges wohler und finde die Arbeitsweise angenehm und einfach, vor allem wenn es um das Einfärben von Elementen geht.

Coloring

Ursprünglich war geplant, dass der Comic Schwarz-Weiss bleib sollte. Zum einen, da ich diese Art von Arbeit sehr schätze, auf die andere Seite als eine Hommage an den Film Noire: Finsteres und kontrastreiche Szenen. Doch irgendwie war es mir dann doch zu fad, weshalb ich mit verschiedenen Coloring-Ansätzen zu spielen begann.

Ein realistischeres Coloring gefiel mir recht gut, jedoch schien es nicht mit der Story zu funktionieren. Szenen wirkten plötzlich zu alltäglich.

Eine einfarbige Farbgebung wirkte dagegen sofort mysteriöser und stilistischer, doch eine weitere Ausarbeitung der Schatten funktionierte nicht mit den klaren Formen der schwarzen Linien, weshalb ich mich schliesslich für eine Stilisierung der grafischen Elemente entschied. Gelb und Rot treffen auf Schwarz und Weiss und kombinieren sich zu einer Farbgebung, welche an düstere Gassen erinnert. Eine Rückkehr zum Film Noire-Ansatz? Wer weiss.

 

Schwierigkeiten

Die grössten Schwierigkeiten bereiteten mir die Anatomie der einzelnen Panels. Manchmal wollten Finger oder Armen nicht gelingen. Gesichter funktionierten fast immer. Für Panel 1 der Seite drei musste ich gar ein Referenzfoto mit meinem Mitbewohner erstellen, damit ich die Stellung der Finger auf dem Gesicht richtig hinkriegte.

Die Erarbeitung einer passenden Farbgebung war ebenfalls eine Herausforderung, doch mit dem Ergebnis bin ich soweit zufrieden.

Fazit

Ich bin mit Comics aufgewachsen und lese sie auch heute noch leidenschaftlich. Das jetzige Zeitalter der Superheldenfilme sagt mir persönlich zu, doch fällt mir immer mehr auf, wie die Schurken an Substanz oder Glaubwürdigkeit verlieren. Seit der fantastischen Darstellung des Jokers durch Heath Ledger in «The Dark Knigh» wirkten die Gegner unserer Helden lieblos und flach. Daher wollte ich in diesem Kurzcomic einen Charakter erstellen, welcher faszinierend und auch gefährlich ist.

Ist mir das gelungen? Die Fähigkeit, die Handlungen anderer Menschen zu kontrollieren ist sicherlich furchteinflössend. Ob mein Schurke ohne Name aber faszinierend ist, bezweifle ich. Ihm selbst fehlt Platz, weitere Seiten, um sich zu entfalten und ein eigener Gegner. Ein Held zu seinem Bösen.

Das nächste Mal also länger hinters Storyboard. Aber zufrieden bin ich dennoch.

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