«La frappe de bâtard»

Während der Europameisterschaft 2016 stand er noch mit seinen Freunden in der Fanzone in Lille. Zwei Jahre später feiert er den Weltmeister-Titel in Moskau. Und zwar nicht etwa auf den Rängen des Luzhniki Stadions. Sondern unten auf dem Rasen, neben Antoine Griezmann, Paul Pogba und Kylian Mbappé. Vor der Weltmeisterschaft in Russland kannte ihn kaum ein Franzose, geschweige denn sonst jemand. Spätestens nach dem Achtelfinale zwischen Frankreich und Argentinien hat sich das schlagartig geändert.

Mit sechs Jahren beginnt Benjamin Pavard seine Fussballkarriere in Frankreich. Beim US Jeumont und dem OSC Lille durchläuft er alle Jugendmannschaften und wagt 2016 den Sprung in die zweite deutsche Bundesliga, zum VfB Stuttgart. Im Verborgenen entwickelt er sich dort zum Stamm- und Führungsspieler. In der ersten Saison nach dem Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga des VfB Stuttgart ist er einer der einzigen vier Spieler der gesamten Liga, die keine einzige Spielsekunde verpassen. Eine Wahnsinns-Statistik, die glücklicherweise auch Didier Dechamps nicht entgeht. Der Trainer der französischen Nationalmannschaft nominiert den 22-jährigen für sein Kader in Russland und schenkt ihm sein volles Vertrauen. Vom ersten Spiel an steht Pavard als rechter Aussenverteidiger in der Startformation. Er liefert eine solide Leistung nach der anderen ab – bis sich dann in besagtem Achtelfinale folgende Szenen abspielen:

Es läuft die 57. Minute. Nachdem Frankreich bereits früh in Führung gegangen ist und das Spiel von Argentinien gedreht wurde, steht es nun 1:2 aus Sicht der Équipe Tricolore. Es muss dringend ein Tor her, um den Anschluss zum Spiel nicht zu verlieren. Eine Flanke von Lucas Hernandez scheint zu misslingen, segelt an Mann und Maus vorbei – bis der Ball bei Pavard ankommt. Der halbhohe Ball ist äusserst schwierig zu verarbeiten. Zeit bleibt wenig, denn die argentinische Abwehr steht bereit. Ausserhalb des Sechzehners bringt Pavard seinen Körper in eine unnatürliche aber anmutige Schieflage, holt mit seinem rechten Fuss aus und hämmert den Ball per Aussenrist in Richtung Tor. Während der Ball länger und länger wird, rechnet irgendwie niemand mit dem Torerfolg. Zu viel Risiko, zu unmöglich der Winkel – und überhaupt, wer schiesst da überhaupt? Dann schlägt der Ball im hohen linken Toreck ein. Das Netz zappelt, Pavard dreht ab, schreit seine Freude hinaus, Fans und Kommentatoren flippen aus. Dieses Tor wird so schnell nicht vergessen werden. Ein Tor für die Ewigkeit, welches das Herz jedes Fussballfans höher schlagen lässt.

Die Franzosen, charmant wie sie sind, rufen kurz darauf einen neuen Fangesang ins Leben, der Pavards Geschichte auf den Punkt bringt.

„Benjamin Pavard,
je crois pas qu’vous connaissez,
il sort de nulle part,
une frappe de bâtard,
on a Benjamin Pavard!“

Und hier noch die Übersetzung für jene unter euch, die das mit dem Französisch schon lange aufgegeben haben. 😉

„Benjamin Pavard,
ich glaube nicht, dass ihr ihn kennt,
er kommt aus dem Nichts,
hat den Schuss eines Bastards,
wir haben Bejamin Pavard!“

(lhu)

Kritik
von Chiara Lardelli

Idee
Da wir im 4. Semester im Fach Visualisieren zu animieren gelernt hatten und es mir damals sehr viel Freude bereitet hatte, wollte ich noch einmal ein solches Video herstellen. Die Frage war nur, was sollte das Video denn zeigen? Nach kurzem Brainstorming entschied ich mich dafür, das Digezz-Projekt mit meiner grossen Leidenschaft zu vereinen: dem Fussball. Dabei liess ich mich von Instagram inspirieren, wo ich bereits „skizzierte“ Tore gesehen hatte. Also quasi ein Video des Tores, einfach Frame für Frame gezeichnet. Blieb nur noch die Frage nach dem Tor. Die Auswahl viel mir sehr schwer, es gibt unzählige Tore, die unglaublich genial sind in ihrer Entstehung und Ausführung, so viele bewundernswerte Spieler, die den Ball auf wundersame Art und Weise ins Netz befördert hatten. Schlussendlich entschied ich mich dazu, dass sensationelle Goal von Benjamin Pavard im Achtelfinale gegen Argentinien zu zeichnen.

Umsetzung
Ich hatte mir 9 Sekunden ausgesucht, die ich verbildlichen wollte. Bereits nach dem ersten Frame bereute ich, dass es so viele waren. Man könnte hier jetzt verrückte Hochrechnungen anstellen (1 Sekunde = 24 Frames, ich zeichne jedes 2. Frame also 9 x 24 / 2 = 108 Bilder aufgeteilt auf 3 verschiedene Layer, also 3 x 108 = 324 Bilder), aber das lassen wir lieber sein. Auf jeden Fall waren es enorm viele einzelne Bilder, die ich auf meinem Wacom zeichnen musste. So machte ich mich an die Arbeit, ich arbeitete im Photoshop mit dem „Animator’s Tool“, wie wir es bereits im Unterricht gemacht hatten. Frame für Frame zeichnete ich die weltmeisterlichen Szenen, auch wenn sich teilweise nur ein Arm um fünf Centimeter nach links oder nach rechts verschob. Geduld war noch nie meine Stärke und so wurde die selbsterlegte Arbeit zum Charaktertest.
In Adobe Premiere bastelte ich schlussendlich noch ein Intro und ein Outro und nahm ein wenig Audiodesign vor.

Schwierigkeiten
Zwischendurch merkte ich, dass Photoshop halt nicht wirklich fürs Animieren konzipiert wurde. Je länger ich an dem Projekt arbeitete, desto öfter stürzte das Programm ab. Zum Glück hatte ich mir zum Anfang des Studiums angewöhnt, jeden noch so kleinen Fortschritt direkt abzuspeichern. So ging äusserst selten Arbeit verloren.

Fazit
Das Projekt hat vor allem meine Geduld auf die Probe gestellt, denn wenn man jedes Bild gefühlte hundert Mal zeichnet, geht es einem irgendwann auf die Nerven. Trotzdem hatte die Arbeit etwas therapeutisches an sich und mit dem Endresultat bin ich sehr zufrieden.

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