La vida es una tómbola

„Sometimes it lasts in love but sometimes it hurts instead“ – richtig, Adele.
Tut immer weh am Ende, meint Anna. Anna, meine gute Freundin, will momentan nämlich überhaupt rein gar nichts davon wissen. Von der Liebe. Von Männern.

„Sometimes it lasts in love but sometimes it hurts instead“ – richtig, Adele.
Tut immer weh am Ende, meint Anna. Anna, meine gute Freundin, will momentan nämlich überhaupt rein gar nichts davon wissen. Von der Liebe. Von Männern. Richtig, sie wurde kürzlich verlassen. Naja, eigentlich hat sie ihn verlassen, ist ausgezogen, hat gemerkt, dass sie ihn trotzdem vermisst (oder einfach nicht gerne alleine ist), wollte ihn wieder zurück, er wollte nicht, jetzt sind sie gute Freunde und blablabla… Wir kennen das ja. Männer sind für sie momentan gestorben. Endet sowieso immer mit Herzschmerz. Und Tränen und Enttäuschung und sowieso… Und dann gibt es da aber noch Lisa. Und Lisa ist frisch verliebt. So richtig. Mit allem. All den Schmetterlingen und dem Herzgeflatter und so. Und das enthält sie uns natürlich auch nicht vor. Dafür sind Freundinnen ja da. Um sowohl Leid, als eben auch Freude zu teilen. Und ich freue mich auch echt für Lisa. Und Anna… Eigentlich auch. Und trotzdem schweigt sie immer, wenn Lisa wieder von einer tollen Prinzentat von ihrem Herzblatt erzählt. Manchmal verdreht sie auch die Augen. Und wenn ich sie dann mit dem Ellbogen in die Rippe stosse, meint sie nur: „Nein so meine ich das nicht. Geniesse es! Es geht früher oder später aber sowieso vorbei. Und dann stehen wir wieder alleine da. Und was hat es uns gebracht…? Nichts. Das Ganze geht wieder von vorne los.“ Das mag jetzt vielleicht so klingen, als möge sie dem frisch verliebten Paar das Glück nicht gönnen oder sei eifersüchtig oder was in der Art. Das ist aber nicht der Fall. Wirklich nicht. Sie sieht die Dinge momentan wirklich so. Sehr nüchtern. Vielleicht auch negativ. Das ist Ansichtssache.
Bei einem dieser typischen Frauengespräche (ihr wisst schon, mit Rotwein, Chips und Schoko – sehr klischeehaft) wurde das Thema von uns dann noch einmal auseinander genommen. Im Grunde hat Anna Recht. Gibt es die ewige Liebe denn wirklich? Ich meine, wenn die Pärchen, die bis an ihr Lebensende zusammen bleiben, noch 150 Jahre länger leben würden (und das ohne die üblichen Alterserscheinungen), würden sie dann auch bis zum bitteren Ende zusammen bleiben? Ist es nicht viel realistischer, dass sich Menschen für einen Zeitraum, kürzer oder länger, perfekt ergänzen, es dann aber irgendwann wieder Zeit ist für einen Bruch? Wir sehen hier jetzt mal ab von anderen Bequemlichkeitsgründen wie „es-passt-grad-so-gut-und-er-ist-auch-wirklich-ein-Lieber“. Nennt man es deshalb auch „Lebensabschnittspartner“ (was für ein unromantisches Wort, aber vielleicht trifft es diese Bezeichnung genau)?

Und dann kommt wieder Lisa. Mit der rosa Brille auf der Nase, die irgendwo zwischen den Wolken schwebt und überall auf der Strasse Schmetterlinge und Einhörner tanzen sieht. Und meint: Genau darum gehe es. Sich wieder auf etwas Neues einzulassen. Ohne Angst, dass es vielleicht nicht klappen könnte. Denn das weiss man ja vorher nie, nicht nur in der Liebe. Aber es gehe darum, was man in der Zeit, in der alles noch wunderbar rosa und flauschig und schön ist, fühlt, was man erlebt und was man daraus mitnimmt. Und wenn es dann vorbei ist – ja dann leidet man. Die Hälfte der Zeit der Beziehung. Sagt man. Aber mal ehrlich, irgendwann sind wir darüber hinweg. Wir können vielleicht sogar darüber lachen. Vielleicht auch nicht. Aber auf jeden Fall soll man sich lieber auf etwas einlassen und das Schöne daran geniessen. La vida es una tómbola – das Leben ist ein Glücksspiel. Meist ziehen wir Nieten. Manchmal Trostpreise. Und selten auch den Hauptpreis.