Landhockey

Landhockey in den Städten der Welt

Zuhause? Das ist für Saskia Müller immer noch die Schweiz – obwohl sie seit fast acht Jahren nicht mehr hier lebt.

Die 27-jährige Architektur-Studentin spielt Landhockey. Eine Randsportart in der Schweiz, jedoch ein beliebter Sport in vielen anderen Ländern wie Deutschland, England, Spanien oder Amerika. Dorthin hat es Saskia auch mit 18 Jahren wegen ihres liebsten Hobbys verschlagen. Als Maturandin bekam Sasi, wie sie von ihren Freunden und Familie genannt wird, von der Ohio State University in Columbus, Ohio, ein Stipendium für ihr Bachelor-Studium. Voraussetzung dafür, dass sie für die Uni-Mannschaft Landhockey spielt. Der Anfang war hart: Jeden Tag Training, im Kraftraum unter Aufsicht eines Coaches Gewichte stemmen, hunderte von Bällen schiessen. Und am Wochenende Spiele, für die man Stunden im Mannschaftsbus reisen musste und manchmal sogar im Flugzeug. Es war fast schon ein Leben als Profisportlerin, nur dass sie tatsächlich auch noch studierte. Für Saskia ging damit ein Traum in Erfüllung. „Dort habe ich gelernt: Wenn man etwas will, kann man dies auch erreichen, vorausgesetzt man ist bereit, dafür hart zu arbeiten.“, erzählt die 27-Jährige. Eindrücklich sei natürlich auch die Grösse der Universität gewesen: „Es war wie eine Stadt innerhalb einer Stadt, nur wohnten da fast auschliesslich Studenten.“ Eine Übertreibung ist das nicht: Die Ohio State University ist die zweitgrösste Universität der USA mit etwa 60 000 Studenten, die alle auf dem Campus studieren.

Jedoch nimmt das Leben an der Uni ein abruptes Ende. Nach dem Bachelor ist es fertig mit Sport. Die meisten Studenten verlassen nach ihrem Abschluss die Uni, weil sie ins Berufsleben wechseln oder anderswo für einen Master studieren. So tat es auch Saskia. Es zog sie nach Barcelona, hauptsächlich wegen dem Sport, nebensächlich wegen dem Studium. Sie studierte Raumplanung, doch stand sie häufig auf dem Landhockeyplatz. Mit Junior F.C. spielte sie in der obersten spanischen Liga und trainierte daneben eine Juniorenmannschaft. Sportlich war es eine intensive Zeit, wurde das Team doch zweimal spanischer Vizemeister. Und von der Lebensqualität in Barcelona schwärmt sie noch heute. Nur das Studium war eher enttäuschend: Die Organisation der Uni liess zu wünschen übrig. „Man musste allen hinterher rennen“, erinnert sich Saskia. „Ohne zu kämpfen ging nichts“. So pflanze sie sich manchmal einfach ins Büro der Professoren oder der Administration und wich nicht, bis die einfachsten administrativen Dinge erledigt waren. Es war das totale Gegenteil von ihren Erfahrungen in den USA. Aber nicht alles war negativ: „Es gab nur kleine Klassen und dadurch konnten wir auch spannende Exkursionen unternehmen“. Man müsse sich einfach darauf einstellen, dass alles immer mit Verspätung beginnt.
Nach zwei Jahren hatte Saskia genug von der spanischen Unpünktlichkeit. Mit einem Master im Gepäck suchte sie sich ein Praktikum auf ihrem Studiengebiet, aber an einem Ort, wo sie die mit ihrer Leidenschaft, dem Hockey, verbinden konnte. So kam es, dass sie ihre Zelte in Berlin aufschlug. Sportlich schloss sie sich dem deutschen Meisterteam BHC Berlin an. Die Praktikumserfahrungen halfen ihr sich klarer zu werden, was sie in ihrem Leben beruflich machen möchte. Da es ihr in einem Architekturbüro sehr gut gefiel, entschied sie sich, noch einen Masterstudiengang in Architektur an einer Fachhochschule in Berlin anzuhängen. „Architektur ist kreativer als Raumplanung. Und mir gefällt, dass nur 48 Studenten in diesem Studiengang sind und so ein enges Verhältnis zwischen Professoren und Studenten besteht. Die Professoren schicken nicht einfach ihre Doktoranden in die Vorlesungen, sondern halten diese selber und sind bemüht, den Studenten den Stoff selbst beizubringen“, schwärmt Sasi.

 Natürlich sei Berlin auch ein interessanter Ort, um Architektur zu studieren, vor allem der historische Hintergrund der Stadt hat es ihr angetan und die Tatsache, dass Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg und dann nach der Wiedervereinigung im grossen Stil neu gebaut wurde. Da gibt es für eine angehende Architektin viel zu sehen. Doch es gefällt ihr nicht nur wegen dem Studium in Berlin. Auch im Sport läuft es ihr richtig gut. So konnte sie bereits einmal einen Deutschen Meistertitel feiern. Saskia fühlt sich also richtig wohl – sie hat auch genug Übung, sich an den verschiedensten Orten zu Hause zu fühlen. Ob es sie wiedermal in die Schweiz verschlägt, weiss sie noch nicht. Immerhin sagt sie, dass sie sich nicht nur als Weltenbürgerin, sondern immer noch auch als Schweizerin fühlt. Wenn nur die Schweizer besser Landhockey spielen würden!