Ein Astronaut der Apollo 11 Mission steht neben der soeben gehissten US-Amerikanischen Flagge.

Landing a man on the moon

Die Mondlandung 1969 war eines der prägendsten Ereignisse im 20. Jahrhundert. Nun wurden tausende Fotografien der Apollo Missionen publiziert. Eine Möglichkeit für alle, das Ereignis neu zu erleben.

Ein Mensch auf dem Mond. Daran hätte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl niemand geglaubt. Die Welt war in Kriegswirren gefangen und die Amerikaner hatten mit Raketenforschung eigentlich gar nichts am Hut. Es waren eher die Deutschen und die Sowjets, die auf diesem Gebiet aktiv forschten. Doch als Deutschland kapitulierte, kamen die USA ganz unverhofft zu jeder Menge an Raketenforschern. Plötzlich lagen sie mit der Sowjetunion wieder gleich auf, doch Ziel der Forschung waren eigentlich militärische Überlegungen, um den Feind trotz grosser Distanz allenfalls angreifen zu können. Es fing ein wildes Wettrüsten zwischen den beiden Staaten an, der Beginn des kalten Krieges.

Doch es dauerte nicht lange, bis man in der Raketenforschung die Aspekte der zivilen Nutzung erkannte. Statt den Gegner anzugreifen, konnte man auch einfach seine Macht in technischem Vorsprung demonstrieren. So kam es dann auch zum «Sputnik-Schock». Die Sowjetunion beförderte 1957 den ersten Erdsatelliten ins All, was eine Demonstration ihrer Raketen- und Raumfahrttechnik darstellte. Die angenommene Vormachtstellung der USA war plötzlich in Frage gestellt und die Sowjetunion doppelte gleich nach, in dem sie im Rahmen von «Sputnik 2» eine Hündin und somit erstmals ein Lebewesen ins All beförderte.

Im Nu hatte sich das militärische Wettrüsten in einen Wettkampf um den technischen Fortschritt gewandelt. So gelang es 1958 auch den USA, einen Satelliten ins All zu schicken, was aber nur drei Jahre später wieder unwichtig wurde, als die Sowjets mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All beförderten.

Jetzt hatte der amerikanische Präsident genug und deshalb kündete er am 25. Mai 1961 an, dass die USA noch vor Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf den Mond bringen würden. Der Wettkampf dauerte an, auch die USA schafften es, einen Menschen ins All zu bringen, doch der erste Ausseneinsatz im All gelang wiederum einem Sowjet. Und es waren auch die Sowjets, die die erste weiche Landung einer Landekapsel auf der Mondoberfläche schafften – unbemannt natürlich. Und die USA wurden 1967 durch den Tod dreier Astronauten arg zurück geworfen, doch auch die Sowjets mussten den Tod einer ihrer Astronauten hinnehmen.

Im Juli 1969 startete dann die Saturn-V-Rakete der USA mit drei Astronauten an Bord Richtung Mond. Am 21. Juli 1969 betrat um 3:56 Uhr (MEZ) Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Die Apollo 11-Mission, so deren Name, war also erfolgreich und im Kalten Krieg wurden die Rollen wieder neu und klar verteilt.

Auch wenn es einige Zweifel an der Echtheit der Mondlandung gibt: Der technische Fortschritt der damals im anfangs militärischen Wettrüsten gemacht wurde, ist unbestritten. Aus eigentlich unschönen Kriegsabsichten wurde das Beste herausgeholt, nämlich ein Fortschritt für die gesamte Menschheit.

Im September 2015 wurden tausende Fotografien der Apollo Missionen veröffentlicht und dem historischen Ereignis damit eine neue Aktualität verliehen. Um auch jungen Menschen, die verpixelte Videoaufnahmen wie die Originalaufnahmen von 1969, nicht gewohnt sind, einen Eindruck zu verschaffen, haben wir diese Bilder animiert und möchten die Mondlandung so auf eine neue Art erlebbar machen.

Kritik
von Gawin Steiner und Björn Buck

Inspiration:

Die Inspiration für diese Arbeit war einerseits die Publikation der Fotografien auf Flickr, welche auch medial verbreitet wurde und andererseits ein Animationsvideo vom YouTube-Benutzer Tom Kuzy, welches er kurz danach veröffentlichte. Unser Anspruch war es, nicht nur die Animationstechnik an den faszinierenden Bildern auszuprobieren, sondern die Fotografien zu einer Geschichte zu verbinden.

Planung:

Es war eine Herausforderung, die Geschichte zu konzipieren. Man konnte weder nur anhand der vorhandenen Bilder die Geschichte erfinden, noch die historische Erzählung eins zu eins übernehmen, weil dafür wiederum Fotografien fehlten. Es ging also stets darum herauszufinden, was man mit den Bildern überhaupt nacherzählen könnte und was auch mit dem geschichtlichen Ablauf vereinbar wäre. Nach hunderten betrachteten Bildern konnten wir aber dann eine Geschichte zusammenstellen, die wir so auch realisieren konnten.

Freistellen:

Das Freistellen der Objekte haben wir mit Grafiktablett und Stift realisiert. Werkzeuge wie Magic-Tool hätten nicht gut funktioniert. Neben der mühsamen Handarbeit wurden wir noch weiter auf die Probe gestellt.

1. Die Frage nach der Genauigkeit:

Die meisten Fotografien sind mit einer Hasselblad-Kamera in extrem hoher Auflösung (praktisch immer über 4000 x 4000 Pixel) fotografiert worden. Da der Film aber anschliessend in Full-HD herausgerechnet wird, dürfte es ein wenig mehr Spielraum geben, dachten wir uns. Dem war aber leider nicht so, jede noch so kleine Ungenauigkeit war zu sehen.

2. Die Frage nach der Linie:

Beim Pixel-genauen Freistellen sieht man plötzlich den Lichtabfall an den Kanten der Objekte. Wenn sich das Objekt danach in der Animation bewegt, wirkt dieser Lichtabfall vor einem anderen Hintergrund falsch. Deshalb mussten wir immer einige Pixel mehr wegradieren, um die Objekte animationstauglich zu machen.

3. Die Frage nach der Kantenhärte:

Ein Einfaches wäre es gewesen, die vom Lichtabfall betroffenen Kanten und Objekte, die in leichter Blenden- oder Bewegungsunschärfe liegen, einfach mit weichen Kanten freizustellen. Das sieht als Standbild sehr gut aus, im Bewegtbild wirkt es aber surreal und dadurch falsch. Auch hier entschieden wir uns für eine imaginäre Linie leicht innerhalb des Objekts, um am Ende scharfe Kanten zu erhalten.

4. Die Frage nach dem Verschleiss:

Eigentlich ist das keine Frage, sondern eher eine Feststellung, wie sehr diese Arbeit an Material und Mensch zu nagen vermag. Zwei Pinselspitzen des Grafiktablett-Stifts mussten kapitulieren und auch Nackenstarre sowie Schmerzen in den Handknochen sind wohl bekannte Nebenwirkungen des Freistell-Jobs.

Animation:

1. Die Frage nach dem Was:

Bei der Animation musste man sich immer Fragen, was man genau bewegen soll. Das klingt zwar einfach, doch die Auswahlmöglichkeiten sind immens. Ob Kamerafahrten, Kameraschwenks, Zooms, Lens Flairs oder künstliche Lichter sind bloss eine kleine Auswahl. Dazu kommt jede Menge Framegenaues arbeiten. Es ist mühsam, doch das Resultat zu sehen macht dann Spass.

2. Die Frage nach der Technik:

Die Animationen wurden in Adobe After Effects erstellt, wo man in einem 3D-Raum arbeiten kann. Das ermöglicht total reale Kameranachahmung, mit Bewegungs- und Tiefenunschärfe.

3. Die Frage nach den Computerressourcen:

Ein Laptop ist einfach nicht ausgelegt für solche rechenintensive Arbeiten. Eine Livevorschau war auch mit einem Viertel der Qualität nicht wirklich möglich. Auch beim herausrechnen einer zehn Sekunden-Animation kam das Gerät an seine Grenzen. Ein X-Faches an Zeit wurde dafür benötigt.

Sprache:

Das Interesse an den neu publizierten Fotografien der NASA ist gross, vor allem bei Raumfahrt-Fans. Die Community ist allerdings vorwiegend englischsprachig, was nicht kongruent mit der Digezz-Zielgruppe ist. Wir haben deshalb den Digezz-Beitragstext auf Deutsch, die YouTube-Beschreibung jedoch zweisprachig verfasst und auch hauptsächlich englische YouTube-Schlüsselwörter verwendet.

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