Landschaftsfotografie – eine Leidenschaft die auch Leiden schafft

Seit ungefähr drei Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Landschaftsfotografie. Jede Semesterpause im Sommer und manchmal während dem Semester, bin ich auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Von der trockenen und heissen “Namib-Wüste” in Namibia bis hin zu -30°C Temperaturen im Norden des schwedischen Lapplands, versuche ich einen Bruchteil der Schönheit und Einzigartigkeit unseres Planeten mit der Linse einzufangen. Manchmal mit gewissen Opfern.

Das Leben eines Landschaftsfotographen

Einerseits braucht es für diese Art der Fotografie – wie für alle anderen auch – ein Auge für die Komposition, das unscheinbare, als auch projektorientiertes technisches Know-how. Was jedoch gute Landschaftsfotografen selektioniert – und immer wieder unterschätzt wird – ist die physische Herausforderung, verbunden mit dem nötigen Outdoor wissen. Wer nicht in einem Zelt schlafen will oder auf Komfort verzichten kann, wird wahrscheinlich nicht an alle diese Orte kommen, welche nur Wenige zuvor gesehen haben. Mein etwas arroganter Leitspruch dabei ist: „Ich fotografiere nichts, was ein gewöhnlicher Tourist schon vor mir  abgeknipst hat.“ Natürlich halte ich den nicht immer ein, versuche aber zumindest eine neue Perspektive oder ein unscheinbares Detail herauszuheben.

Finanzen

In diesem Bereich habe ich etwas erlebt, was mich ziemlich demotiviert hat. Ich war in den Lofoten (Inselgruppe in Norwegen) unterwegs. Nach 10 km wandern mit 25 Kilo Gepäck entdecke ich eine wunderschöne Szenerie und beginne die beste Perspektive zu suchen. Fünf Minuten später erscheint ein professioneller Fotograf mit seinem 4×4 Offroader. Er steigt aus, nimmt seine 10.000 Euro Linse heraus und meint: “Wow wie schön es hier ist!” Danach macht er – aus der gleichen Perspektive wie ich! –  ein Foto und schickt dieses wenige Stunden später an Samsung. Rund zwei Monate später erscheint dieses Foto als Bildschirmhintergrund der neuen 8k Fernseher in Tausenden von Läden weltweit. Und ich! Ich habe hochgerechnet 50 Likes auf Instagram, überall Muskelkater, weiss nicht wo ich heute übernachten soll und getraue mich nicht meinen Kontostand anzuschauen (kann ich auch nicht ,habe ja kein Internet!). In diesen Momenten wünschte man sich, seine Eltern wären die Kardashians und ich könnte mit jedem Scheiss, den ich online stelle, die ganze Welt unterhalten. Wahrscheinlich würden diese Jedoch ganz gerne mit mir tauschen, denn wenigsten habe ich spass an meinem Hobby. 🙂

Mein Neustes Projekt ist dieser Kalender: (von Print abfotografiert)

––> Lies mehr über die Entstehung und Orte dieses Projektes in der Kritik 

Kritik
von Simon Reinker

Der Kalender

Für dieses Jahr entschied ich mich aus meinen Fotografien einen Kalender zu entwerfen. Dieser soll allerdings nicht ein "Best-Of" von meinen Bildern beinhalten. Viele meiner Lieblinge fanden ihren Platz nämlich nicht darin. Mein Fokus war es, die jeweiligen Monaten mit passenden Stimmungen zu verknüpfen. Die Aufnahmen an sich sollten dazu von der Helligkeit etwa einem Tagesablauf entsprechen. D.h, Januar wäre etwa 24.00 Uhr, Juli etwa 12.00 Uhr und der Dezember etwa 22.00 Uhr. So entstand ein Produkt aus 12 gesammelten Serien, aus 6 Ländern und einer Zeitspanne von über 3 Jahren.

Die Orte

Januar: Kiruna (Schweden). Aufgenommen ende November 2014. Footage aus dem Timelapse Film „Lights over Lapland“. Uhrzeit: 24.00 Uhr. Ich wollte mit einem Kollegen das berühmte Eishotel in Kiruna besuchen. Leider war es im November noch gar nicht gebaut. Das Einzige, was wir sahen waren einzelne Eisblöcke. Also sind wir irgendwo hin, um wieder die Nordlichter zu Fotografieren.

Februar: Abisko (Schweden). Aufgenommen ende November 2014. Nicht verwendetes Footage aus dem Timelapse Film „Lights over Lapland“. Entstand nach drei Stunden Hike durch Tiefschnee bei -30° C. Uhrzeit: 02.00 Uhr.

März: Delta D’Ebre (Spanien). Aufgenommen anfangs August 2015. Uhrzeit: 05.00 Uhr. Die Rösser sind wahrscheinlich wild. Wusste zuerst nicht, ob die mich angreifen können, wenn ich noch näher ran gehe. Habe später herausgefunden, dass Rösser Fluchttiere sind. :)

April: Florenz (Italien). Aufgenommen ende Mai 2015. Uhrzeit: 16.00 Uhr. Habe mich in irgendeinem Wald ausserhalb der Stadt verirrt. Passiert mir ständig. Plötzlich stand ich vor diesem Loch und sah die Kathedrale im Fokus.

Mai: Prades (Spanien). Aufgenommen im Juli 2015. Uhrzeit: 14.00 Uhr. Ich machte mit meiner Familie eine Offroad Safari von der Stadt "Salou" aus. Das Ausflugsziel war dieses kleine antike Dorf.

Juni: Pompei (Italien). Aufgenommen im März 2015. Uhrzeit: 15.00 Uhr. Dieses Foto entstand während eines Interrail-Trips mit Freunden.

Juli: Sossusvlei (Namibia). Aufgenommen im Mai 2012. Uhrzeit: 08.00 Uhr. Nach drei stunden Fahrt durch die "Namib-Wüste", erreichten wir diesen ausgetrockneten Saltzsee, genannt "Sossusvlei".

August: Cambrils (Spanien). Aufgenommen im Juli 2014. Uhrzeit: 18.00 Uhr. Ausserhalb dieses Dorfes fand ich kleine Schnecken an trockenen Gräser hängen. Sachen gibt es!

September: Lofoten (Norwegen). Aufgenommen im September 2015. Uhrzeit: 23.00 Uhr. Einer meiner schönsten Camping Orte, den ich bis anhin hatte.

Oktober: Canovasee (Schweiz). Aufgenommen im Oktober 2015. Uhrzeit: 16.00 Uhr.

November: Pfäffikersee (Schweiz). Aufgenommen im November 2013. Uhrzeit: 17.00 Uhr.

Dezember: Haldenstein (Schweiz). Aufgenommen im Januar 2014. Uhrzeit: 23.00 Uhr. Habe mich einmal mehr verirrt. Diesmal auf dem Calanda (Berg im Bündnerland). Habe zuvor den Sonnenuntergang vom Bergspitz aus abgeknipst. Vergas leider meine Taschenlampe. Als ich diese Burg entdeckte, konnte ich mich wieder orientieren.

Equippment

Bis anhin habe ich alle meine Fotoreisen mit meiner Canon 60D und dem Sigma 18-35 1.8F Objektiv unternommen. Bei Langzeitbeleuchtungen oder Zeitraffer-Aufnahmen nehme ich ein leichtes Carbon Reisestativ mit.

Selbstreflektion

Die Schwierigkeit bei einem Print Kalender war die entsprechende Bildbearbeitung. Die Nacht aufnahmen Januar, Februar und Dezember wurden im Druck leider etwas zu dunkel. Von den restlichen Aufnahmen bin ich aber zufrieden. Im Nachhinein würde ich ein anderes Deckblatt wählen. Diese sah digital besser aus als im Print.

Weil dies mein erster Versuch war, wollte ich noch nicht viel investieren und habe vorerst auf A4 gedruckt. Mein Wunsch ist es, diesen Kalender auf A2 oder mindestens A3 zu drucken.

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