Lebenslinien

Im Jahr 2017 darf ein Neugeborenes mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 83 Jahren rechnen. Rund die Hälfte dieser Neugeborenen wird im Jahr 2100 noch immer am Leben sein. Wie wird sich unsere Welt in dieser Zeit verändern? Welche technischen Errungenschaften, welche Krisen, welche sozialen Umstrukturierungen werden diese Kinder erleben?

Zehn Personen werden für die Langzeitdokumentation «Lebenslinien» ab dem Tag ihrer Geburt ein Leben lang mit der Kamera begleitet. Es entsteht eine noch nie dagewesene Dokumentationsreihe, welche das Leben in all seinen Facetten, mit all seinen Dramen, Banalitäten, Wendungen, Überraschungen und Entwicklungen festhält. Es entsteht ein Produkt, das weit mehr zeigt, als bloss Einzelschicksale. Es entsteht ein Zeitdokument, das die kleinen und grossen Entwicklungen unserer Gesellschaft festhält. Veränderungen werden meist erst sichtbar, wenn man einige Jahre oder Jahrzehnte zurückblickt. Durch diese Dokumentationsreihe entsteht ein Fenster in unsere eigene Vergangenheit. In das tägliche Leben, wie wir es heute führen. Dieses Leben, welches sich komplett von jenem Leben unterscheidet, welches wir in 50 oder 100 Jahren führen werden.

Um eine für die Schweiz möglichst repräsentative Gruppe auszuwählen, werden Kinder mit unterschiedlichen finanziellen, ethnischen, demografischen und religiösen Hintergründen ausgesucht. Aus jeder Gruppe werden zwei gegensätzliche Protagonisten (zum Beispiel wohlhabend und arm) ausgewählt. So starten die zehn Neugeborenen unter völlig unterschiedlichen Voraussetzungen in ihr Leben.

Das ausführliche Exposé findet ihr unter folgendem Link: Exposé «Lebenslinien»

(mm)

Kritik
von Silvano Pellin und Melanie Zanga

Aufgabenstellung

Für das Fach „Neue Formate“ entwickelten wir in Dreiergruppen Ideen und Konzepte für neue audiovisuelle Formate. Dabei musste bereits bei der Themenfindung berücksichtigt werden, dass diese Produkte neben den klassischen Medien auch über neue Kanäle ausgespielt werden würden.

Themenfindung

Am Anfang standen innerhalb der zufällig zusammengesetzten Gruppe mehrere Ideen zur Auswahl. In zwei Gesprächen mit dem Dozenten Thorsten Eppert entschieden wir uns für die Idee «Lebenslinien». Zu dieser Idee inspirierte uns die Dokumentationsreihe «Familie Feierabend -  Die unendliche Geschichte» des Schweizer Regisseurs  Christoph Müller sowie der Dokumentationsfilm «Die Kinder vom Napf» der Regisseurin Alice Schmid.

Erste Recherchen und Entwicklung des Exposés

Bevor wir mit der Ausarbeitung der Idee beginnen konnten, stand eine erste Recherche auf dem Programm. Es galt herauszufinden, ob solch eine Langzeitdokumentation bereits existiert oder zurzeit in Produktion war. Bei dieser Recherche stiessen wir auf die Langzeitdokumentation «Die Kinder von Golzow». Im Gegensatz zu unserer Idee – Neugeborene ab dem Tag ihrer Geburt zu begleiten – beschäftigte sich diese Dokumentation lediglich mit einem Lebensabschnitt. Auch der Film Boyhood aus dem Jahr 2014 kann nur bedingt mit unserem Projekt verglichen werden. Die Protagonisten wurden in dem amerikanischen Film während mehrerer Jahre begleitet, doch handelt es sich um eine fiktive Geschichte.

Nachdem feststand, dass ein solches Projekt noch nie in Angriff genommen wurde, schrieben wir eine erste Version des Exposés. Diese wurde in der zweiten Unterrichtseinheit von unseren Dozenten gelesen und von uns entsprechend überarbeitet.

Produktion des Trailers

Bei der Konzeptionierung des Trailers war sich unsere Gruppe schnell einig. Der Lauf des Lebens sollte anhand von sich verändernder Füsse visualisiert werden. Als zusätzliches Motiv diente uns – sinnbildlich für das Leben – ein Baum. Dieser Baum – oder eben «Lebensbaum» – wurde auch ein zentrales Element im Trailer. Das Konzept sah vor, mit den kleinen und schrumpeligen Füssen eines Neugeborenen zu beginnen und mit den kalten Füssen eines verstorbenen Seniors zu Enden. Dazwischen zeigten wir den „Gang des Lebens“ mit Füssen, welche durch die verschiedenen Stationen des Lebens marschierten. Mit Zwischenbilder (zB Spielzeug, Krawatte etc) verdeutlichten wir den fortschreitenden Verlauf des Lebens.

Die Idee stand und fiel mit den Babyfüssen. Deshalb nahmen wir gleich zu Beginn Kontakt mit dem örtlichen Krankenhaus auf. Nach einigen Telefonaten versicherte uns die Leiterin der Geburtenabteilung ein Elternpaar zu suchen, welches uns die Dreherlaubnis erteilen würde. Tatsächlich erhielten wir innerhalb von wenigen Tagen die entsprechende Genehmigung. Kurzfristig fuhren wir in das Spital und fanden nach einigen Umwegen die entsprechende Abteilung. Die Dreharbeiten mit dem Neugeborenen stellten sich als unberechenbar heraus. Bei unserem ersten Eintreffen war das Kind weinerlich und unruhig. Erst nach einer halben Stunde und einer Mahlzeit beruhigte es sich und streckte uns die Füsschen entgegen.

Das zentrale Element in unserem Trailer sind die verschiedenen Füsse, welche dank schneller Schnitten in der Postproduktion zu einem Gang zusammengesetzt wurden. Bevor wir die ersten «Fuss-Aufnahmen» drehten, probierten wir verschiedene Einstellungen durch. Wir filmten die Füsse von oben, von der Seite, von hinten und von vorne. Nach mehreren Versuchen entschieden wir uns für die Variante «von vorne/oben».

Ursprünglich war geplant, nach den Babyfüssen auf Kinderfüsse zu wechseln. Da wir in der Drehwoche kein Kind hatten finden können (wie sich herausstellte war das ursprünglich angefragte Kind dann in den Ferien) sprangen wir von den Babyfüssen direkt auf die Füsse von Erwachsenen. Dank den Zwischenschnitten fällt dieser Sprung jedoch kaum auf.

Neben den Aufnahmen der Füsse filmten wir mehrere Timelapses um den Lauf der Zeit anhand von einem Bild weiter zu verdeutlichen. Zusätzlich montierten wir auf einer dieser Timelapse einen animierten Baum.

Fazit

Wir sind mit unserer Projektidee zufrieden und überzeugt, dass das Format umgesetzt werden könnte. Obwohl die Gruppe in dieser Konstellation zuvor noch nie miteinander gearbeitet hatte, kam es zu keinen grösseren Meinungsverschiedenheiten. Es konnte jeweils sachlich miteinander diskutiert und stets ein Konsens gefunden werden. Die Produktion des Trailers stellte uns vor einige Herausforderungen. Es war schwierig, den «Lauf der Zeit», bzw den «Lauf des Lebens» zu veranschaulichen. Wir konnten auf keine bestehenden Aufnahmen zurückgreifen und auch neue Aufnahmen waren nur sehr beschränkt zu generieren. Für unseren Film hätten wir eine Person während mehrere Monate und Jahre begleiten müssen, um an das nötige Bildmaterial zu gelangen.

Dank der Idee mit den Füssen umgingen wir dieses Problem. Wir konnten die Füsse mit verschiedenen Schuhen einkleiden und so den Eindruck erwecken, dass die Person altert und mehrere Stationen des Lebens durchschreitet.

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