Leiten in der Pfadi Buchsi

Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr an das Wort «Pfadi» denkt? Natur? Zelten und Lagerfeuer? Dräckele? Stimmt. Und Pfadi ist noch viel mehr.

Mit über 48’000 Mitgliedern ist die Pfadi die grösste Kinder- und Jugendorganisation der Schweiz. International zählt sie rund 60 Millionen Mitglieder in 170 Ländern. Ein Merkmal der Pfadi: Junge leiten Junge. Doch warum engagieren sich so viele junge Erwachsene in der Pfadi? Finde es heraus im Video.

(hil)

Kritik
von Tobias Feigenwinter und Silvan Küenzi

Konzeption

In der Pfadi Buchsi zeichnet sich im Sommer 2020 ein Engpass im Leitungsteam ab. Aus diesem Grund wollten wir ein Video kreieren, dass 16-19 jährige, welche gerne mit Kindern arbeiten und etwas Neues ausprobieren wollen, aber noch nicht mit der Pfadi vertraut sind, anspricht und dazu motiviert, einmal bei einer Aktivität reinzuschnuppern. Wir entschieden uns dafür, Animation mit Realbild zu kombinieren. Während dem Storyboarden war es eine grosse Herausforderung, die verschiedenen Ästhetiken dramaturgisch aber auch visuell so zu konzipieren, dass das Video am Ende als eine Einheit wahrgenommen wird. Die Grafiken sollten aussehen wie detaillierte Icons mit dynamischem Hintergrund. Beim Schreiben des Offtextes orientierten wir uns an den theoretischen Grundlagen des Erklärvideos. Die Schwierigkeit dabei war, inhaltlich die Balance zwischen Allgemeinplätzen und zu spezifischen Details zu halten, denn das Video sollte kurz und knackig werden.

Off-Text einsprechen

Wir beide haben nicht viel Erfahrung im Einsprechen von Texten. Deshalb erhielten wir Unterstützung von unserem guten Kollegen Sébastien Ross, welcher bereits viel Wissen aus seiner Zeit beim Radio mitbringt. Wir übten verschiedene Varianten, spielten mit Artikulation und Verständlichkeit, mit der Lautstärke, der Stimmlage, der Betonung und dem Sprechrhythmus. Dabei bemerkten wir, dass es uns schwer fällt, frei zu sprechen, so dass die Aufnahme nicht wie abgelesen und monoton klingt. Wir lernten, den Körper einzusetzen, zu lächeln und zu gestikulieren, um die Körpersprache in der Stimme mitschwingen zu lassen. Schliesslich nahmen alle drei einen Take auf.

Tobias:

Sébastien:

Silvan:

Wir testeten, welche Version bei der Zielgruppe am besten ankommt. Uns fiel auf, dass es in der Wirkung auf die Rezipienten eine feine Nuance zwischen werberisch und erklärend gibt. Der Sprecher hat einen grossen Einfluss auf die Charakteristik des gesamten Videos aus. Am Ende entschieden wir uns für die Version von Sébastien, da sie am professionellsten klingt und somit unserem Anspruch an das Video am ehesten gerecht wird. Ein grosses MERCI an dieser Stelle an Seba!

Dreh

Mit der Sony a7 III und dem Teleobjektiv haben wir beide bis anhin noch nie gearbeitet. Die Probleme mit dem Equipment hielten sich glücklicherweise in Grenzen. Mit der Blende hatten wir manchmal zu kämpfen. Weiter hatten wir keinen ND-Filter. So mussten wir improvisieren und einen Diffusor aus Packpapier basteln, um etwas Schatten zu spenden. Die Aufnahmen sind zum Teil aber dennoch stark überbelichtet. Zudem war es etwas schwierig, den Fokus auf dem kleinen Monitor gut zu sehen. Im Interview und in der Einstellung nach dem Zoom-In ist dies deutlich erkennbar. Der Ambiton wurde vom Mikrofon leider nur sehr leise aufgezeichnet. Für das nächste Mal werden wir hier besser auf den Ausschlag achten.

Equipment:

  • Sony a7 III
  • Teleobjektiv Canon EF 70-200mm 2.8L IS II USM
  • Metabones Adapter EF-Emount
  • Headlight Aladdin A-Lite
  • Zoom H6
  • Funkset Lavalier Rode Link 1
  • Videostativ Sachtler FSB 4 Dreibeinstativ mit Quicklock

Grafiken erstellen & Rigging

Um schneller voranzukommen, teilten wir uns die Arbeit auf: Silvan war für die Einleitung bis zum Logo und den Schluss verantwortlich während Tobias für den Mittelteil und den Abschnitt mit Realbild die Produktion übernahm. Dementsprechend mussten wir uns gut absprechen beim Erstellen der Grafiken. Dafür legten wir zu Beginn ein Farbkonzept und den Stil fest. Dieses Vorgehen hat sich sehr bewährt.

Danach ging es daran, die Illustrator-Files für die Animation aufzubereiten. Wir legten grob fest, wie die Grafiken animiert werden sollten, mit welchen Übergängen und Effekten. Da wir beide noch keine Erfahrung mit dem Character Rigging hatten, nahm dieser Arbeitsschritt eine ganze Menge Zeit in Anspruch. Zudem bemerkten wir, wie wichtig es ist, auf die Grösse des Artboards im Illustrator zu achten. In After Effects lernten wir vor allem das Plug-In «Duik Bassel 2» kennen, was sehr praktisch ist.

Animieren

Die grösste Herausforderung war, die geriggten Characters so zu animieren, dass die Bewegungen natürlich aussehen. Für ein erstes Mal sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. An dieser Stelle gibt es aber definitiv noch Luft nach oben. Weiter setzten wir uns zum ersten Mal mit dem Morphing auseinander und lernten den Wiggle-Effekt kennen. Bei einigen Szenen war es schwierig, die Übersicht zu behalten, da viele Layers einzeln animiert werden mussten. Wir nehmen daraus mit, die einzelnen Layers immer sauber zu beschriften und mit dem Shy-Icon zu arbeiten. Auch die Entscheide, welche Objekte in welchen Compositions zusammenzufassen, damit die Animation wie gewünscht aussieht, mussten mehrmals überarbeitet werden. Um eine Bewegung rückwärts abspielen zu lassen, stellten sich die Time-Reverse-Keyframes als sehr komfortabel heraus.

Eine andere Knacknuss war, die Animation zusammen mit dem Offtext so zu timen, dass das Video nicht zu hektisch wirkt. Die Feinjustierung konnte jedoch erst vorgenommen werden, als die verschiedenen Teile des Videos zusammengesetzt wurden. Wir lernten, dass es wichtig ist, kurze Verständnis-Pausen einzubauen, damit die Zuschauer die Inhalte verarbeiten kann. Zumal es einige Stellen gibt, bei welchen sehr viele Dinge gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen sind.

Postproduction

Das Video wurde in Premiere Pro zusammengesetzt und fertiggestellt. Auch hier teilten wir uns auf: Tobias erstellte den Rohschnitt bis zum Picture Lock, Silvan mischte das Audio ab und verpasste dem Ganzen ein Coloring. Bei diesem Workflow war es wiederum essentiell, dass die Struktur und Ordnung der Ablage verständlich und intuitiv aufgebaut ist.

Die Realbilder wurden in 4k aufgenommen. Da unsere Laptops aber nur sehr stockend 4k animieren konnten, mussten wir das Bild auf Full HD runterkomprimieren. Beim Bearbeiten der Filmsequenz probierten wir verschiedene Effekte aus wie die Zoom-Transition oder den Split-Screen. Bei der Schrift entschieden wir uns für Avenir Light, da diese sehr schlicht und ruhig wirkt.

Die Musikauswahl prägt die Stimmung des Videos zu einem grossen Teil. Hier stellte sich die Herausforderung, den passenden Soundtrack zu finden. Die Musik sollte fröhlich sein, aber nicht zu überschwänglich, nicht zu dramatisch, locker und etwas verspielt. Sie soll den Inhalt des Videos möglichst gut mittragen. Die Musik hilft auch dabei, dem Video eine Struktur zu geben. So wählten wir für die Einleitung und den Schluss denselben Song, um das Ganze in einen Rahmen zu verpacken. Die Jingle zum Logo spielten wir auf der Gitarre selbst ein. Das ging schon sehr stark ins Thema Corporate Sound hinein. Da vertieften wir uns jedoch nicht sehr stark, da dieses Gebiet sehr komplex ist. Die Soundeffects runden das Audioerlebnis dann noch ab. Uns waren die Details wichtig. Dafür die passenden Töne zu finden, war aber gar nicht so einfach.

Fazit

Dieses Video stellte ein ideales Übungsfeld für ein Projekt in der Arbeitswelt dar. Wir bemerkten vor allem, dass eine konstruktive Zusammenarbeit viel Zeit braucht, um sich auszutauschen, vor allem, wenn es um die Erarbeitung eines visuellen Erscheinungsbildes geht. Wir sind zufrieden damit, dass wir unsere Botschaft auf ein Video mit der Länge von 1 Minute und 38 Sekunden herunterbrechen konnten. Der Offtext enthält unserer Meinung nach retrospektiv aber etwas zu viele Floskeln. Bei der Erarbeitung des Skriptes werden wir beim nächsten Mal mehr Feedback einholen. Das Zusammenspiel von Animation und Realbild hat aus unserer Sicht gut funktioniert, auch wenn der Übergang nicht perfekt ist. Die kleinen Details und die Soundeffects machen uns Freude :)

Unsere drei wichtigsten Learnings:

  1. Das erste Mal arbeiteten wir mit der Sony a7 III und konnten uns so vertraut machen mit dieser Kamera.
  2. Wir lernten in der Phase der Konzeption uns gut auf den visuellen Stil abzusprechen und im Team zu arbeiten.
  3. Auch wenn wir am Ende die Version von Sébastien verwendet haben, konnten wir beim Einsprechen des Offtextes viele neue Erfahrungen im Tonstudio sammeln. Danke Seba für deine Unterstützung!

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