Letters in Motion

Von handgeschriebenen Kreidetafel-Designs über aufwendig gestaltete Produktverpackungen bis hin zu detailreichen Buchstaben-Illustrationen für Taschen, Shirts und Grusskarten – Handlettering ist ein immer grösser werdender Trend, der so schnell wohl nicht verschwinden wird.

Seinen Ursprung hat das Handlettering in der Kalligrafie, jedoch geht es beim Lettering nicht einfach darum, Buchstaben möglichst elegant und schön zu schreiben. Viel mehr stellt Handlettering einen fliessenden Übergang zwischen Schreiben und Zeichnen dar und wird deshalb auch als Kunst des Buchstaben-Zeichnens beschrieben. Daraus folgt natürlich, dass beim Handlettering kein Buchstabe, keine Schrift genau gleich aussieht. Und gerade diese Individualität und der DIY-Charme scheinen Grund dafür zu sein, warum dieser Schreibstil in Zeiten der digitalen Kommunikation, in denen die Handschrift langsam in Vergessenheit gerät, immer beliebter wird.

Für dieses Projekt habe ich versucht, das Handgemachte mit dem Digitalen zu verbinden. Herausgekommen sind sieben animierte Handletterings, welche du dir auf dieser Website anschauen kannst.

(spu)

Kritik
von Lara Morri

Idee
Hand- und Brushlettering faszinieren mich schon eine ganze Weile. Egal ob auf Tafeln von Imbissbuden, T-Shirts, Taschen oder Postkarten – der DIY-Charme dieser handgezeichneten Schriftkombinationen hat es mir angetan. Selbst habe ich mich aber bisher noch nicht an diese Schriftkunst gewagt. Das sollte sich jetzt ändern.  Dank meinem momentan pendlerfreien Leben stehen mir täglich etwa drei Stunden mehr Zeit zur Verfügung. Ausserdem bin ich seit Kurzem im Besitz eines iPads – perfekte Voraussetzungen, um mein Hand-Lettering-Projekt dieses Semester in Angriff zu nehmen.

Umsetzung & Herausforderungen
01 | Procreate
Angefangen hat alles in Procreate. Zuerst habe ich mich im Internet schlau gemacht, welche Procreate-Brushes für Letterings empfohlen werden und habe diese installiert. Bei meiner Recherche bin ich auch auf das Brushset "Grid Builder" von Ian Barnard gestossen, welches mir die Zusammenstellung der einzelnen Wörter ziemlich erleichtert hat. Nach meinen ersten Versuchen mit dem Apple Pen habe ich dann auch das StreamLine Feature entdeckt, welches mir geholfen hat, eine flüssigere Linienführung zu erreichen.

02 | Illustrator
Als Nächstes mussten die exportierten PNGs vektorisiert und die Linienführung hie und da ein wenig geglättet werden. Damit das Resultat des Pathfinders in Illustrator möglichst nahe ans Original rankommt, habe ich die Letterings dafür in Procreate auf schwarzweiss reduziert. Trotzdem entstanden bei der Umwandlung immer noch viele Ecken und Kanten, die angepasst werden mussten. Das hat mich in diesem Projekt wahrscheinlich am meisten Geduld gekostet, denn je länger ich auf diese Vektorpfade starrte, desto mehr Mängel entdeckte ich, die die Schrift davon abhielten, einigermassen flüssig auszusehen. Viele Monoweight-Schriften musste ich ausserdem komplett von Hand durch Pfade ersetzen, da der Pathfinder nur Shapes erstellen kann.  Auch mussten alle Schreibschriften, die später in AE via Stroke Effect animiert werden sollten, komplett auseinandergenommen werden, um Überlappungen bei der Animation zu vermeiden.

03 | After Effects
Um meine After Effects Fähigkeiten um Schriftanimation erweitern zu können, habe ich beschlossen, die besten meiner Handlettering-Versuche in AE zum Leben zu erwecken. Dafür wurde als Erstes eine Liste mit YouTube Tutorials zusammengestellt, die ich bei dieser Gelegenheit gleich ausprobieren wollte. Während des Animierens habe ich schliesslich gemerkt, dass ich vielleicht etwas strukturierter an das Ganze herangehen hätte sollen. Es wäre sicher hilfreich gewesen, für die verschiedenen Letterings zuvor eine Art Animationskonzept zu erstellen. Aber da ich ja zu Beginn noch nicht genau wusste, was überhaupt alles möglich ist, wäre dies ganz schön schwierig geworden. Aus diesem Grund sind die meisten Animationen nun einfach durch Ausprobieren entstanden, was nicht gerade effizient war, da ich viele Kombinationen, die letztendlich doch nicht zusammengepasst haben, wieder löschen musste. Aber es hat Spass gemacht, mit verschiedenen Effekten und Techniken zu spielen. Besonders dann, wenn endlich mal etwas so ausgesehen hat, wie ich mir das vorgestellt hatte.

04 | Website
Als Letztes brauchte ich noch eine Plattform, auf der ich die Letterings präsentieren konnte. Dafür habe ich mithilfe von Bootstrap eine kleine Website programmiert. Die Animationen sollten alle in einen Slider gepackt werden, damit das Ganze wie eine kleine Online-Galerie wirkt. Und wie immer, wenn ich mich ans Programmieren wage, klappte auch diesmal vieles nicht auf Anhieb. Aber dafür gibt's ja Google. Nachdem ich zuerst erfolglos versucht habe, den Slider, den ich mir vorgestellt hatte, selbst zu programmieren, habe ich mich schliesslich auf die Suche nach einem Plugin gemacht. Leider funktionierten die meisten Plugins nicht so, wie ich es wollte oder sie waren nicht mit Bootstrap kompatibel. Nach langer Suche bin ich dann aber auf Glide.js gestossen, welches ich mit ein bisschen JavaScript so anpassen konnte, dass es meinen Vorstellungen entsprach.

Fazit
Eines meiner wichtigsten Learnings bei diesem Projekt ist wahrscheinlich die Tatsache, dass man durch das Erstellen einer gut strukturierten und richtig aufbereiteten Illustrator-Grafik sehr viel Zeit in After Effects sparen kann. Eine weitere Erkenntnis, die ich gewonnen habe ist diese: Auch wenn es lange dauert, die einzelnen Fake-Kalligrafie-Schriften in Illustrator wieder auseinanderzunehmen, bevor man sie in AE importiert, zahlt sich die Mühe am Ende in Form einer flüssigeren Animation aus.
Was das Timing und die Kombination der Animationen für die einzelnen Wörter angeht, gibt es sicherlich noch Verbesserungspotenzial. Besonders mit den ersten Letterings, die ich erstellt habe, bin ich jetzt am Ende des Projekts nicht mehr ganz zufrieden.
Das eigentliche Handlettering ist meiner Meinung nach aber ganz gut geworden. Ich habe im Laufe des Projekts einige Tricks und Hilfsmittel kennengelernt, die es einfacher machen, neue Schriften zu kreieren und zu kombinieren, was mir ziemlich Spass gemacht hat und ich wahrscheinlich auch weiterhin verfolgen werde.

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