Lichtsetzung für ein Musikvideo im Studio

Ein Musikvideo im Studio drehen – bestimmt einfach, denkt man sich. Falsch! Ohne die richtige Lichtsetzung sieht das Video schnell mal «billig» aus. Wie kann man dies verhindern? Bestimmte Effekte oder Lichtsituationen sind mit ein wenig Know-how einfach hinzukriegen.

Man möchte zum Beispiel ein Video mit einem «Highkey» Look. Was ist «Highkey» überhaupt? Eine einfache Erklärung: Alles ist hell, das Bild wirft keine Schatten und der Hintergrund strahlt in weiss.

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Beispielbild für einen Highkey-Look

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Aufgrund der Räumlichkeiten und den fehlenden Lichtquellen war es nicht möglich, den Schattenwurf vollständig zu vermeiden. Es fiel die Entscheidung, die Schatten in der Postproduction zu erhöhen und dann im Bild so zu entfernen.

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So sieht ein Lichtsetup für eine Highkey-Aufnahme aus.

Bei diesem Dreh wurden drei 4K-Scheinwerfer verwendet, sowie vier ARRI 650er Lichter. Bei der Arbeit mit 4K-Scheinwerfern muss eine entsprechende Stromquelle vorhanden sein: Die 4K-Scheinwerfer benötigen 230 Volt und einen Verteiler. Die Lichter werden dann so aufgestellt, dass von allen Seiten beleuchtet wird, und man nirgends Schatten zulässt.

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Der Verteiler für die Lichtquellen.

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Der Reflektor, welcher von der Seite aufhellt, ein 4K-Scheinwerfer sowie ein Arri 650er Licht.

Zusätzlich wurden beim Dreh zwei Reflektoren verwendet. Einer, welcher das Licht, welches nach oben streut, nach unten «bounced» und einer, welcher seitlich zu der Band stand, und das Licht auf die Band zurückgeworfen hat. Manchmal hat man das Gefühl, dass ein Reflektor nicht viel nützt, aber um kleine Details aufzuhellen, sind Reflektoren unverzichtbar.

Farbiger Hintergrund

Ein weisser Hintergrund ist nicht der passende Look für das Musikvideo? Schon mit einfachen Mitteln können grosse Ergebnisse erzielt werden:

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Auch dieser Look lässt sich leicht erzeugen. Das Zauberwort heisst Farbfolien.

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Farbfolien sind hitzebeständige Folien, die in allen Farben erhältlich sind. Sie werden einfach vor die Lichtquellen geklemmt.

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Hier wurden mindestens zwei Lichtquellen mit Farbfolien verwendet, damit die Farbe schlussendlich gleichmässig wirkt.

Das Endresultat könnt ihr hier sehen.

(mm)

Kritik
von Jeremy Marugan

Motivation
Als die Anfrage kam, bei dem Video mitzuhelfen und noch Behind The Scenes Bilder zu erstellen, kam mir die Idee die Lichtsetzung zu dokumentieren, da bei vielen Leuten mit der Lichtsetzung noch Unsicherheiten bestehen. Auch bei dem Dreh wurden 2 Stunden lang nur die Lichtsetzung und Positionierung der Lampen ausprobiert. Auch beim Licht gilt die Devise: Trial and Error. Die Idee war es aufzuzeigen, wie mit simplen Mitteln eine schöne Lichtsetzung erreicht werden kann, welches auch für ein Musikvideo passt.

Konzept
Der Dreh war auf Sonntag 9 Uhr angesetzt. Wir mussten also um halb 7 losfahren, um pünktlich beim Studio in Buchs zu sein. Dann wurde das Equipment und die Requisiten ausgeladen und sortiert nach Drehplan. Für das Lichtsetup haben wir uns Zeit genommen, um das bestmögliche aus dem Equipment und dem Raum rauszuholen. Dann wurden zuerst die Szenen mit der Band abgedreht und am Nachmittag bis Abend die B-Rolls mit den Statisten.

Erfahrungen
Es war interessant bei einem grösseren Dreh dabei zu sein. Dort merkt man erst richtig, wie wichtig eine gute Organisation ist und dass alle Involvierten Wissen müssen, was ihre Aufgabe ist. Ich habe zwischen dem Fotografieren, betreuen der Statisten auch noch die Datensicherung erledigt. Diese war während des Drehs essenziell, da mit einer Blackmagic in RAW gefilmt wurde und so einiges an Daten zusammenkamen. Es wurde nonstop Daten von den SSDs auf die Laptops übertragen.

Eine Sache welche mir öfters bei grösseren Aufträgen passiert:
Ich vergesse zu trinken! Es ist wichtig stets hydriert zu sein, vor allem bei so langen Drehs, merkt man, wie man schnell Müde wird und auch keine Energie mehr hat. Ausserdem bin ich zu wenig an die frische Luft. Die Kamera lief eigentlich nonstop und so vergass ich Pausen zu machen. Mit dem Kunstlicht und der Luft in dem Studio war dies ein ermüdender Mix.

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