Fabienne - die Beauty-Bloggerin.

Lipstick Queen

Fabienne, 31 jährig, aus Olten erzählt von ihrem aufwändigen Hobby als Beauty-Bloggerin. Die Zeit, die sie in ihren Blog investiert, lässt sich nicht mit einem gratis Lippenstift bezahlen. Am Schluss bleibt es ein Minus-Geschäft. Doch das bringt sie nicht davon ab, ihrer Leidenschaft nachzugehen.

Schminke hat Fabienne schon immer interessiert. Von Shop zu Shop ist sie gehetzt um heraus zu finden, wann die einzelnen Schmink-Kollektionen erscheinen. Irgendwann hat sie sich gedacht, dass sie unmöglich die Einzige sein kann, die diese Informationen haben will. Deshalb hat sie beschlossen, ihr Know-How auch anderen zugänglich zu machen. Das war vor fünf Jahren. Als zweite Schweizerin überhaupt startete sie im Februar 2010 ihren Beautyblog: The Swiss Makeup Blog. Wie viel Zeit und Leidenschaft Fabienne investiert und wie viel Freud und Leid das bloggen mit sich bringt, erklärt sie im Video gleich selbst:

drei_fragen_an_fabienne

1. Wie würdest du deinen Blog in drei Wörtern beschreiben?

Informativ, unabhängig, unvoreingenommen.

2. Ist dir Unabhängigkeit sehr wichtig?

Ja. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich eine ehrliche Berichterstattung über die Produkte mache. Schliesslich bringen meine Leser mir auch das Vertrauen entgegen. Das ist die Grundlage meines Schaffens.

3. Wie deklarierst du das?

Ich schreibe auch mal, wenn mir etwas nicht passt. Und alle Produkte die ich geschenkt bekomme, kennzeichne ich mit einem kurzen Disclaimer am Ende des Beitrags.

Wer sich Fabiennes Arbeit genauer ansehen möchte, schaut am besten bei The Swiss Makeup Blog vorbei.

Kritik
von Andrea Wiss

Ausgangslage
Bei vielen Blogs weiss man nicht genau, welche Personen dahinter stecken. Als leidenschaftliche Blog-Leserin möchte ich einem ausgewählten Blog ein Gesicht geben und aufzeigen, wie viel Arbeit dahinter steckt: Fabienne, seit fünf Jahren im Business mit dabei, fleissige Bloggerin und etwas spezieller als der Durchschnittsblogger zeigt ihr Gesicht und erzählt, was es alles braucht, damit ein Blog am Leben bleibt.

Konzeption
Im Mittelpunkt des Beitrags steht das Video. Es bietet die perfekte Möglichkeit, den Menschen hinter dem Blog kennen zu lernen. Bewusst wurde nur mit einer Kamera gefilmt, denn ursprünglich war ein Interview im Stil von Ich oder Du (glanz&gloria) geplant. Die Off-Stimme stellt die Fragen im Nachhinein nochmals nach, mit einem bewusst ironischen Ton. Doch leider sind die Tonaufnahmen der Fragen nicht sehr gelungen. Zudem hat die Ironisierung des Videos dazu geführt, dass es etwas ins Lächerliche gezogen wurde. Deshalb habe ich davon abgesehen, mit dieser Version weiter zu arbeiten. Da keine Schnittbilder von einer zweiten Kamera vorhanden waren, musste das ursprüngliche Konzept abgeändert werden: Die Fragen werden nun zwischen den einzelnen Sequenzen eingeblendet.

Nach dem Interview hat sich heraus gestellt, dass es zwei thematische Schwerpunkte gab. Einerseits das Beauty-Blogger-Dasein, andererseits die Problematik, die viele Bloggerinnen und Blogger beschäftigt: Die Transparenz. Da das Video bewusst spielerisch und leicht daher kommen soll, hatte dieses Thema im Video kein Platz. Raum dafür wurde mit dem Abschnitt „Drei Fragen an Fabienne“ geschaffen. Zuerst wollte ich da noch näher auf die Diskussion eingehen, in dem andere Blogger zitiert werden oder auf deren Blogs verwiesen wird (wie z.B. Adrienne Fichter). Doch ich habe mich dann dagegen entschieden, weil es in diesem Beitrag um Fabienne und nicht um die gesamte Bloggerszene geht.

Produktion
Das Interview wurde mit einem Rode-Mikrofon aufgenommen. Die Soundqualität ist leider nicht zufriedenstellend. Vor allem das laute Rauschen ist nervend und in der Nachbearbeitung nicht gänzlich zu reduzieren. In einem Punkt ist das Rode-Mic aber unschuldig: Ich habe als Interviewerin immer viel zu früh zu sprechen begonnen, mit Fabienne mitgelacht oder die Fragen schon gestellt, als sie noch die letzte Silbe aussprach. Ich habe mich sehr über mich genervt. Diese Fehler sind in der Nachbearbeitung kaum mehr zu beheben. Das ist sehr schade, denn Fabienne hat die Fragen sehr fliessend und ausführlich beantwortet. Ebenfalls etwas schief gelaufen ist die Wahl des Bildausschnitts respektive des Bildhintergrunds. Ich wollte bewusst einen simplen Hintergrund, damit die Haare besser zur Geltung kommen. Doch die Kombination von grauem Pullover und grauer Wand sind etwas sehr langweilig. Um wieder mehr Farbe ins Spiel bringen zu können, habe ich die Frageeinschiebungen sehr knallig gestaltet. Vielleicht war das aber auch etwas zu viel des Guten: Vom faden grau ins knallige Pink ist für den Zuschauer eventuell etwas überfordernd.

Die Idee für ein kurzes, knackiges Intro ist erst während der Materialsichtung entstanden. Die Outtakes zeigen Fabienne so, wie sie wirklich ist: Quirlig, fröhlich, lustig. Diese Eigenschaften sind im Interview etwas zu wenig zum Vorschein gekommen. Deshalb finde ich es sehr gelungen, dass in den ersten Sekunden die wahre Seite von Fabienne enthüllt wird. Das Eis zwischen den Zuschauern und ihr ist somit sofort gebrochen. Unbedingt wollte ich noch irgendwo einen Lippenstift einbauen. Deshalb habe ich ein eigenes Lipstick-Icon gezeichnet und dann im Intro verwendet. Damit es möglichst lebendig daher kommt, spielt die Musik eine grosse Rolle. Da ich selber keine eigene Vorstellung im Kopf hatte war es auch schwierig, selber etwas zu komponieren. Deshalb habe ich lange Zeit auf Musikportalen verbracht, bis ich schlussendlich bei Audiojungle auf das richtige Stück gestossen bin. Ich fand es so passend, dass ich auch bereit war, die Lizenz für 20$ zu erwerben.

Lessons Learnt

  1. Die Interviewfragen im Voraus zu senden lohnt sich. Vielleicht ist dann nicht mehr alles spontan, aber man erhält Infos, die der Befragte ohne Vorahnung nicht weitergeben könnte.
  2. Wenn das Interview auf Hochdeutsch geführt worden wäre, hätten mehr Menschen angesprochen werden können. Fabienne hat sich aber wohler gefühlt, wenn sie Schweizerdeutsch sprechen konnte. Für ein Portrait finde ich das auch eine vertretbare Entscheidung.
  3. Es lohnt sich, eine zweite Kamera als Back-Up zu haben. Vielleicht hat man in der Postproduction eine völlig neue Idee oder aber, das Material der ersten Kamera ist nicht zu gebrauchen.
  4. Wenn mit nur einer Einstellung gedreht wird, sollte man ein hohes Augenmerk darauf legen. Schliesslich bestimmt dieser Bildausschnitt, wie das gesamte Video wirkt.
  5. Den Interviewpartner muss man immer ausreden und -lachen lassen. Nichts ist nerviger, als wenn man sich danach selber ständig reinschwatzen hört. Spart Nerven und vor allem Zeit in der Nachbearbeitung.
  6. Rode-Mikrofone sind für Interviewaufnahmen nicht geeignet. Das Funkmikrofon ist für solche Aufnahmen das einzig richtige Instrument.
  7. Der Ton ist genau so wichtig wie das Bild!
  8. Icons selber zeichnen spart Lizenzprobleme und ist eine angenehme Abwechslung zu fixfertigen Icons von The Noun Project

Fazit
Der Beitrag gibt einer mehr oder weniger anonymen Bloggerin ein Gesicht und zeigt auf, wie zeitintensiv die Arbeit als Blogger ist. Das Intro ist sehr gelungen und widerspiegelt Fabiennes Temperament sehr gut. Leider beeinträchtigen die Tonqualität und die fade Bildkomposition das gesamte Resultat beträchtlich. Doch aus diesen Fehlern kann ich sehr viel lernen. Es ist zwar kein perfekter Beitrag, aber er hat mich in meiner Arbeit als Multimedia Produzentin weiter gebracht.

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