Lulu will in den Süden fliegen

Jeder kennt sie. Als Kind taucht man mit ihnen in eine andere Welt ein und möchte sie am liebsten immer und immer wieder vorgelesen bekommen. Am besten vor dem Schlafengehen, dann träumt man auch gut. Anstatt sie selber zu lesen, liest man sie als Erwachsener eher kleinen Persönchen vor. Kindergeschichten. Jeder liebt sie, doch wenn sich alles digitalisiert, wieso nicht auch sie? «Lulu fliegt in den Süden» ist eine digitale Kindergeschichte, die einem die Bilder mit Hilfe von 3D Effekten nahebringt und so alt und jung ansprechen soll.

Hallo liebe Freunde, ich heisse Lulu. Ich bin ein kleines Hasenmädchen, das bei der Familie Krohn weit, weit im hintersten Zipfel der Schweiz, in einem Dörfchen namens Santa Maria lebt. Am liebsten spiele ich den ganzen Tag lang. Und noch lieber spiele ich mit den Kindern der Familie. Als ich Milo kennenlernte, waren wir beide dick eingepackt. Er war nicht viel grösser als ich selbst und konnte erst trinken und weinen. Milo lag frisch geboren und in eine Strickdecke gehüllt in seinem Bettchen und ich war in buntes Papier eingewickelt. Ich war ein Geschenk von Gotti Eli und Tia Brigitte und sie legten mich zu ihm ins Bettchen.

Jetzt, da er grösser ist, macht das Spielen mit ihm viel mehr Spass. Auch mit seiner kleinen Schwester Zilla kann man schon ganz viel Schabernack anstellen. Und wenn ich der Mama Krohn richtig zugehört habe, bekomme ich schon bald einen weiteren Spielkameraden, juhu!



Gerade essen wir alle zusammen zu Mittag und ich darf auf Zillas Schoss sitzen. Milo hat mich ihr ausgeliehen. Zilla teilt ihr Essen immer grosszügig mit mir, was ich sehr nett finde. Den Papa Krohn jedoch begeistert das gar nicht, da ich dann schmutzig werde. Und Milo interessiert das Essen gar nicht wirklich. Er springt vom Stuhl und schaut ganz begeistert den Vögelchen zu, die im Vogelhäuschen vor dem Fenster nach Futter suchen. «Papa, Papa», schreit er und verscheucht damit die Vögel. «D Vögeli sind widr da», sagt er voller Begeisterung. «Wo sind denn die de ganz Winter gsi?», «Mached die au en Winterschlaf wie d Bäre?». «Nei, nei», antwortet Papa Krohn, «Die gönd in warme Süde und chömed denn im Früehlig widr zrugg».



Milo scheint fasziniert zu sein, jedoch nur für kurze Zeit. Dann hat er sich auch schon wieder an die elektrische Zahnbürste, die er als Presslufthammer umfunktioniert hat, erinnert und macht sich auf die Suche nach ihr. Mama Krohn rennt hinterher und versucht ihm noch wenigstens eine Banane anzubieten, damit er genug gegessen hat.

Mir geht dieser Süden einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ist es das ganze Jahr über warm dort? Und wie kommen die Vögel dort hin? Ob ich wohl im nächsten Winter auch mitgehen kann?

Nach dem Essen spiele ich noch ein wenig mit Zilla auf der Decke vor dem Fenster. Als es jedoch Zeit für den Mittagsschlaf wird, ist sie zu müde um mich mitzunehmen. Deshalb bleibe ich auf der Decke in der warmen Sonne liegen und schaue den Vögelchen nach. Als ich gerade ebenfalls dabei bin einzudösen, weckt mich ein Rascheln auf. Jemand hat das Fenster offengelassen und eine kleine Nachtigall muss sich wohl ins Haus verirrt haben. Sie landet direkt neben mir und starrt mich nun verwundert an. Ich habe zuerst ein wenig Angst und bewege mich sicherheitshalber nicht. Nachdem der Vogel aber die zauberhaftesten Melodien zu zirpen beginnt, weiss ich, dass er mir nichts Böses will.



Nun kann ich ihm alle meine Fragen stellen, doch wo soll ich bloss beginnen? «Entschuldigung lieber Herr Vogel», höre ich mich sagen. Die Nachtigall neigt ihren Kopf und sieht mich an. «Ich hett da es paar Frage wo sie mir bestimmt chönnted beantworte. Meined Sie, Sie hetted echt schnell es Minütli?». Der Vogel jedoch scheint mich nicht gehört zu haben oder versteht mich schlichtweg nicht, denn er zwitschert fröhlich weiter und widmet sich dann ein paar Krümeln, die vom Mittagessen auf den Boden gefallen sind. Hasisch sprechen Vögel wohl nicht, denke ich mir. Wie schade! Papa Krohn ist gerade ins Zimmer gekommen und hat den Eindringling entdeckt. Er öffnet das Fenster, und mit etwas Geschick ist der Vogel wieder frei. Schwups werde ich vom Boden aufgehoben und ins Schlafzimmer gebracht. Milo scheint wohl nach mir gefragt zu haben. Mir tut so ein Mittagsschlaf bestimmt gerade ziemlich gut nach all dieser Aufregung.

Am nächsten Tag mache ich mich dann auf Entdeckungsreise. Diese Sache mit dem Süden lässt mich einfach nicht mehr los. Ein Ort an dem die Sonne immer scheint und alle Vögel Ferien machen, muss ein magischer, ein ganz besonderer Ort sein. Also lege ich mich wieder neben das Fenster und beschliesse, die Vögel ein wenig zu beobachten. Schon bald fallen mir erste Unterschiede zu der Welt auf, wie ich sie bisher kannte. Die essen ja nur Körner und Würmer, igitt! Was mir auch noch auffällt, ist, dass sie nicht laufen wie alle Menschen die ich kenne, nein, die fliegen ja?! Vögel fliegen bestimmt in den Süden anstatt zu laufen, das wäre bestimmt viel zu weit. Menschen können nicht fliegen, soviel weiss ich, aber was ist mit Hasenmädchen? Wenn ich mit meinen grossen Ohren flattere kann ich vielleicht auch davonfliegen und mit in den Süden? Das muss ich ausprobieren!

Ich suche mir den nächsten Bauklotz, wackle so fest ich kann mit den Ohren, schliesse die Augen und hüpfe herunter. Ganz langsam öffne ich die Augen wieder, nur um festzustellen, dass ich bloss ganz normal vom Bauklotz runtergehüpft bin. Vielleicht war das nur noch nicht hoch genug. Wahrscheinlich konnten meine Ohren gar nicht genug flattern, bis ich am Boden angekommen bin. Dort drüben in der Ecke steht ein grüner Eimer, der sollte doch hoch genug sein, denke ich mir. Hoppla hopp und schon stehe ich auf dem Eimer oben. Also nochmals das gleiche von vorne. Augen schliessen und fest mit den Ohren wackeln «hü hüpf». Auch diesmal nichts, komisch. Vielleicht sind meine Ohren doch nicht so gute Flügel, da muss was anderes her. Aber das kann bis Morgen warten. Meine Ohren tun schon ganz weh von dem ganzen Wackeln. Das Plätzchen dort neben dem Kamin sieht auch plötzlich so gemütlich aus.  Schnell, schnell hüpfe ich hin, kuschle mich ins Nuschi, das dort liegt, und schon bin ich eingeschlafen.



Am nächsten Morgen werde ich von den hellen Stimmen der Kinder geweckt und kurz darauf auch schon an einem Bein gepackt und an den Tisch gesetzt. «S zmorge isch parat», ruft Milo die Treppe hinauf, wo Mama Krohn Zilla noch die Windel wechselt. «D Lulu het imfall scho agfange esse, sie het so Hunger gha», erzählt Milo seinem Papa mit vollem Mund. Stimmt gar nicht, denke ich für mich, und bin nur ein klein wenig beleidigt, weil ich weiss, dass es nur ein Scherz ist.

Nach dem Frühstück wird ein wenig gebastelt. Milo zeichnet einen wunderbar grünen Schmetterling, den er mit Klebern und Stempeln verziert. Zilla hilft fleissig mit. Später werden dann die Kindergesichter tüchtig mit Sonnencreme eingeschmiert und es geht hinaus an die Frühlingssonne.

Diese Chance ergreife ich natürlich gleich. Ich schnappe mir, was auf dem Tisch vom Basteln übrig geblieben ist und beginne mir so etwas Ähnliches wie Flügel zusammenzukleben und befestige sie mit Schnur an meinem Rücken. «Das Mal klappts bestimmt», murmle ich vor mich hin, während ich am Tischbein hochkraxle. Oben angekommen, breite ich die Flügel aus, schleife sie hinter mir her und springe von der Tischkante «Aber jetzt klappts bestimmt, es muss!». «AUA! Aua mis Pfötli!». Anstatt zu fliegen, bin ich wie ein Kartoffelsack zu Boden geplumpst, während das Papier mir die Sicht versperrt und mir um die Ohren geflogen ist. Meine Pfote pocht richtig vor Schmerz. Zum Glück kommt Papa Krohn nochmals zurück ins Haus, da ich im Sandkasten gebraucht werde. Ich darf bis spätabends Burgfräulein der Sandburg sein, die die ganze Familie gebaut hat. Das lenkt mich zwar ein wenig von den Schmerzen ab, aber trotz allem kann ich die nächsten Tage weder richtig spielen noch umherhoppeln. Und das sind doch die Dinge, die ich am allerliebsten tue. Das macht mich ein wenig traurig und bringt mich zum Nachdenken; Vielleicht ist Fliegen doch nicht das Richtige für mich und eigentlich ist mir die Familie fest ans Herz gewachsen. Was will ich denn überhaupt ganz ohne Milo, Zilla, Mama und Papa Krohn in der Fremde? Nein, nein ich bleibe besser hier! Und als Milo mich im Schlaf dann ganz fest an sich kuschelt, geht es mir schon viel besser und bald darauf habe ich meine Pläne schon fast wieder vergessen. Nur die Vögel vor dem Fenster erinnern mich manchmal noch daran, dass es auch noch eine andere Welt weit weg von zuhause geben muss.



Ein gutes halbes Jahr später, es wird schon wieder ein wenig kälter draussen und die Vögel sind wieder weg, stürmt Papa Krohn ganz aufgeregt zur Türe hinein. «Ich han sie, es hät alles gklappt!», ruft er und umarmt Mama Krohn. In seiner Hand hält er ein paar Papiere. «Was isch denn das?», fragt Milo, der nun auch schon ganz zappelig geworden ist und versucht, am Arm von Papa Krohn hinaufzuklettern um sich, was sich in seiner Hand befindet, genauer anzuschauen. «Das, liebe Milo sind Flugtickets». Milo schaut ihn mit grossen Augen an. «Mit dene flügemer uf Sizilie». «Wo isch denn das?», fragt Milo. «Hmm, das isch no schwierig zum erchläre, aber uf jede Fall im Süde». Süden? Denke ich mir, und mein Herzchen beginnt etwas schneller zu pochen. «Los, los chönnd d Koffere schomal afange packe», sagt Papa Krohn und versucht sich daran zu erinnern, wo er seine Reisetasche zum letzten Mal gesehen hat. Ehe ich mich versehe, packt mich eine Kinderhand am Bein, schleift mich die Treppe hinauf und bettet mich zwischen ein paar T-Shirts in den grossen Koffer. Wir fliegen in den Süden!



Lulu auf dem Weg in den Süden

Liebe Freunde, heute ist es endlich so weit: Die Familie Krohn fliegt heute in den Süden! Nach Sizilien, genauer gesagt, und Milo hat entschieden, dass ich mit darf. Vergangene Nacht konnte ich kein Auge zu tun. Ich habe mir immer und immer wieder vorgestellt, wie dieser Süden wohl sein mag. Ich weiss zwar noch nicht viel über den Süden, aber ich weiss, dass die Sonne immer scheint, dass es deshalb immer warm ist und am Wichtigsten, dass die Vögel im Winter dorthin fliegen. Ausserdem konnte ich nicht schlafen, weil Mama Krohn mich im Koffer direkt auf ihre Haarbürste gelegt und diese mich unglaublich gepikst hat. Als ich endlich eingeschlafen bin, weckt mich auch schon ein wildes Rütteln wieder auf. «Hilfe, es Erdbebe», jauchze ich, und in diesem Moment trifft mich etwas Hartes im Gesicht. «Aua, die blödi Haarbürste». Ich verstehe sowieso nicht, wofür man die braucht, ich kämme mein Fell ja auch nicht und es bleibt immer gleich flauschig.

Langsam realisiere ich, dass es wohl kein Erdbeben ist, sondern, dass es los geht und dass Papa Krohn den Koffer nun hinter sich herzieht. Als es nun die Treppe hinunter geht und der Koffer sooo arg rüttelt, habe ich genug von der Bürste. Ich öffne den Koffer von innen einen Spalt breit und werfe sie hochkant hinaus. Ich schaue noch schnell aus dem Spalt hinaus und sehe, als wir am Wohnzimmer vorbeifahren, dass Teddy mir zuwinkt. «Tschau Teddy, bis glii…», schreie ich aus dem Spalt hinaus, in der Hoffnung, dass er mich hört. Schwups, sind wir an der Garderobe angelangt, wo Papa Krohn verzweifelt versucht, Zilla die wärmere Winterjacke schmackhaft zu machen. Diese mag sie aber nicht, da die Ärmel ihr noch ein bisschen zu lang sind und ihre Hand deshalb immer verschwindet. «Also guet», sagt Papa Krohn schlussendlich, «Aber iipackt wird si». Und schon stopft er die Kinderjacke zu mir in den Koffer. Ich freue mich darüber, denn ich mag die Jacke. Sie ist so schön weich und flauschig, viel besser als die Bürste.

Als ich merke, dass mein Koffer in den Stauraum des Postautos gepackt wird, kuschle ich mich in Zillas Jacke und hole noch etwas Schlaf nach. Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit geschlafen habe, erwache ich und merke an den Bewegungen, dass wir nun nicht mehr im Postauto sitzen. «Nächster Halt Zürich Hauptbahnhof, Endbahnhof, bitte alle aussteigen», sagt eine elektronische Stimme. «Zürich? Ich dachte es geht nach Sizilien..» denke ich mir noch etwas schlaftrunken. Als nächstes geht es in ein Tram, und als die Durchsagestimme «Wollishofen» erwähnt, verstehe ich das ganze endlich. Na klar, um an den Flughafen Zürich zu kommen, dauert es nun halt mal schon fast einen ganzen Tag. Wahrscheinlich übernachten wir bei Gotti Eli und der Tia Brigitte und fliegen Morgen los. Als ich die warme Begrüssung von den beiden durch den Koffer höre, weiss ich, dass ich recht habe. Schon werde ich auch aus dem Koffer gezogen und in ein kleines Puppenbett gesteckt, das ich mit der Loli, Gotti Elis alter Puppe, teile. Ich mag diese Wohnung ziemlich, sie ist zwar überhaupt nicht gross im Vergleich zu dem alten Bauernhaus, in dem wir wohnen, aber es ist mindestens genauso gemütlich hier. Es scheint schon ziemlich spät zu sein, denn das Abendessen ist schon wieder abgeräumt, nur noch Mama Krohn, Gotti Eli und Tia Brigitte sitzen am Tisch und bequatschen die Reise, während Papa Krohn verzweifelt probiert, den Kindern klarzumachen, dass sie sich langsam bettfertig machen sollten und sie trotz Protest nicht auf dem Trampolin schlafen können.

Ich bin noch überhaupt nicht müde. Ich habe ja auch so ziemlich den ganzen Tag verschlafen. Also schleiche ich mich, als alle schon fleissig von Sizilien träumen, aus dem Zimmer und ins Wohnzimmer. Dort habe ich Milo und Zilla am Nachmittag mit etwas Seltsamem spielen gehört. «Das isch es Flugzüg», hat Papa Krohn dazu gesagt «Mit so eim flüged mir morn». Ein Flugzeug? Was soll denn das bitte sein. So etwas habe ich noch nie gehört, geschweige denn gesehen. Es ist ziemlich dunkel im Wohnzimmer. Das hier, das muss es sein, denke ich mir, als ich ein grosses, unförmiges Objekt entdecke, doch beim zweiten Mal Hinschauen war es das wohl doch nicht. Ach quatsch, es ist doch nur ein Schaukelstuhl, auf den jemand eine Decke gelegt hat. «Aua». Etwas hat mich an der Unterseite meiner Pfote gepikst und im selben Moment geht dieses Geräusch los, das ich schon heute Nachmittag, als Milo mit dem Flugzeug gespielt hat, gehört habe. «WROOOAAAAAAMMMMMMM», tönt es. Und da es sonst so mucksmäuschenstill ist in der Wohnung, klingt es für mich fast so laut, wie als damals die Bauarbeiter mit dem Presslufthammer ankamen. Erschrocken halte ich mir meine langen Hasenohren zu und hoffe, dass es schnell wieder aufhört. Als es endlich still wird, merke ich, dass das Geräusch von dem kleinen, roten Ding, das mich gepikst hat, kommt. Hmm, wenn das das Geräusch vom Flugzeug war vom Nachmittag, dann muss dieses Ding wohl ein Flugzeug sein. Das kommt mir alles so seltsam vor. Wie sollen wir denn da bitte alle reinpassen? Das Ding ist ja kaum grösser als meine Pfote.

Aber mich erstaunt das nicht weiter. Ich habe die Menschen schon komischere Dinge machen sehen. Zum Beispiel nimmt Papa Krohn ab und zu diesen silbernen Plastikzauberstab, schwenkt ihn ein paarmal übers Gesicht, murmelt irgend etwas von wegen «de Hundsrasierer wieder» und schwups, ist sein schönes Fell im Gesicht weg. Wieso sollte man das überhaupt wegzaubern? Ich mag mein Hasenfell! Es ist so schön braun und kuschelig. Darum verstecke ich mich auch immer, wenn Papa Krohn den Zauberstab holt. Mich nimmt das wegen dem Flugzeug aber nun so wunder, dass ich den Morgen kaum noch erwarten kann, weshalb ich nun rasch wieder in den Koffer krieche und die Äuglein schliesse. Was mich morgen wohl alles erwartet? Wie wird wohl Sizilien sein? Wie passen wir alle in dieses sogenannte Flugzeug? Aber all dies werde ich wohl morgen erfahren. Mit diesen aufregenden Gedanken schlafe ich friedlich ein.


Lulu fliegt in den Süden

«Isch ja scho guet, ich bin wach, ich bin ja wach». Mit diesen Worten wache ich, von einem wilden Rütteln geweckt, auf. Innerhalb von einer Sekunde schiessen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Heute geht es los. Fliegen wir schon? Habe ich alles verpasst? Riecht Sizilien nach Kaffee? Schnell öffne ich wieder einen Spalt des Koffers, in dem ich immer noch liege. Hmm, ein grosses, ungemachtes Bett zu meiner Rechten und ein Bücherregal zu meiner Linken. Das kommt mir alles ein wenig zu bekannt vor. Wir sind also immer noch bei Gotti Eli und Tia Brigitte in Zürich. Puh, ich habe also nichts verpasst. Und dieser strenge Kaffeegeruch kommt auch nur von Tia Brigittes alter Kaffeemaschine. Noch etwas schlaftrunken steige ich aus dem Koffer und gehe dem Gelächter, das aus der Küche zu kommen scheint, nach. Alle sind da, Papa und Mama Krohn, Gotti Eli und Tia Brigitte und natürlich Milo und Zilla. Sie sitzen alle am Frühstückstisch und essen Sonntagszopf.

Perfekt, das gibt mir noch etwas Zeit, mehr zu recherchieren. Gestern hat Mama Krohn doch etwas von Reiseführern im Bücherregal erzählt. Da muss doch etwas über Sizilien zu finden sein. Ich kann zwar noch nicht so gut lesen, aber da gibt’s doch bestimmt auch Bilder. Zum Glück kann ich gut klettern. Dort oben, ganz zuoberst auf dem Bücherregal, habe ich nämlich ein schimmerndes Buch mit einem Sandstrand darauf gesehen. Da steht bestimmt etwas über Sizilien drin. Hauruck, und los geht’s mit Klettern. Endlich bin ich oben, völlig aus der Puste, angekommen. Flink ziehe ich das schimmernde Buch aus dem Regal und werfe es aufs Bett unter mir. Nur, wie komme ich jetzt wieder runter? Springen könnte ich schon so weit, ich bin ja ein Hase, aber ob ich das weiche Kissen wohl treffe? Einmal zielen und ho-hopp. Mit einem Sswuusch öffnet sich mein Röckchen und ich segle wie mit einem Fallschirm ganz sanft durchs Zimmer. Punktlandung auf dem Buch. Ein bisschen stolz bin ich schon. Also mal sehen, was sich in diesem Buch verbirgt. Wow, das ist schön! Da müssen wir unbedingt hin, murmle ich vor mich hin, als ich einen riesigen, eisernen Turm vor mir sehe. E-i-f-f-e-l-t-u-r-m steht da, das kann ich schon lesen. Den Eiffelturm in Sizilien, den muss ich sehen. Vielleicht, wenn ich das Buch so offen auf dem Bett liegen lasse, entdeckt jemand das Bild und wir können dort hin? Also lege ich den Reiseführer, aufgeschlagen, mitten aufs Bett und lege mich ganz leise wieder in den Koffer.

Jetzt kommt auch schon Papa Krohn ins Zimmer, schliesst seinen Koffer und fordert den Rest der Familie auf, dasselbe zu tun. Mit den Worten «Hesch du de Reisefüerer vo Paris agluegt?», geht es los.

Noch schnell verabschieden, ab ins Tram und dann wieder mit dem Zug zum Flughafen. Gott, bin ich aufgeregt. Am Flughafen angekommen, öffne ich den Spalt des Koffers wieder ein wenig und als niemand es merkt, stecke ich meinen Kopf hindurch und verschaffe mir so einen Überblick. Wow, das ist aber eine grosse Halle. So viele Leute auf einmal habe ich wirklich noch nie gesehen. Und jeder einzelne zieht einen Koffer hinter sich her. Ach, wie witzig, aus dem Koffer, den ein kleines Mädchen neben uns herzieht, steckt ein Teddy auch seinen Kopf heraus. Er schaut mindestens genauso neugierig und verwundert aus der Wäsche wie ich. Ich winke ihm rasch zu. Er sieht mich und fragt, wohin wir fliegen. «Sizilie», antworte ich, «und du?». Unterdessen geht’s mit uns in der Schlange zu diesem komischen Laufband schon weiter und ich verliere den Teddy aus den Augen. «MIER GSEHND OIS DEEETE», höre ich ihn aus der Distanz schreien. Wie schön, dann habe ich dort einen Spielkameraden mehr.

Noch eine Familie vor uns, und dann sind wir endlich dran mit diesem Laufband. Aber was tun die dann? Der Vater der Familie hat den Koffer auf das Laufband gelegt. Die nette Frau hinter dem Tresen scheint ihn zu wägen. Was dann passiert, kann ich fast nicht glauben. Den Koffer, auf den die Menschen immer so gut achtgeben, wird ihnen einfach ohne Protest weggenommen und verschwindet dann am Ende des Laufbandes.  Aber ich möchte doch wissen, wie das jetzt funktioniert mit diesem winzig kleinen Objekt, mit dem wir fliegen sollten. Ausserdem habe ich ein wenig Angst, weil ich nicht sehen kann, was am Ende des Laufbandes mit den Koffern passiert. Jetzt sind wir dran. Mama Krohn legt schon ihren Koffer aufs Band und schon ist er auch verschwunden. Jetzt ist mein Koffer an der Reihe. Im letzten Moment, ich liege schon auf dem Laufband, greift Milo nach Mama Krohns Arm und fragt nach mir. Puh, noch einmal Glück gehabt! Ich werde in eine kleinere Tasche gelegt, und auf geht’s.

Als nächstes kommt eine Zone, bei der ganz viele Sicherheitsleute stehen. Da müssen die Leute zwar schon wieder ihr Gepäck auf ein Laufband legen, aber diesmal führt das Laufband nur durch ein Viereck hindurch und man nimmt es danach wieder an sich. Also habe ich nun auch überhaupt keine Angst. Vielleicht nur ein klein wenig. Als mein Koffer auf dem Laufband liegt und durch dieses Viereck fährt, blitzt und kitzelt es ein bisschen. Wie witzig, auf dem Bildschirm, erscheint nun noch eine andere Lulu, sie sieht ziemlich erschrocken aus.

Weiter geht es durch eine Passkontrolle, zum Glück haben diese Menschen mich nicht entdeckt, ich habe meinen Ausweis nämlich nicht dabei. Diese riesigen Hallen, sie scheinen nicht aufhören zu wollen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir einen Eingang, der mit einer riesigen 12 angeschrieben ist. Die Pässe werden noch einmal gecheckt und dann sehe ich es endlich. Dasselbe komische Ding, das ich gestern entdeckt hatte, dieses sogenannte Flugzeug, einfach in Riesig. Ach menno, jetzt muss ich es wohl verpasst haben. Aber ich glaube, ich verstehe langsam, wie die Menschen in diesen Dingern fliegen können. Die giessen bestimmt, wie auf diese kleinen Schwammfigürchen, einfach Wasser, bis das Flugzeug die richtige Grösse erreicht hat. Der Mann dort in Uniform spritzt es auf jeden Fall mit Wasser ab. Da scheint der Prozess auch schon abgeschlossen zu sein. Bestimmt funktioniert das so!

Im Flugzeug selbst sieht es aus wie in einem Postauto oder so, einfach viel grösser, und kälter ist es auch. Als es dann endlich los geht, fragt Zilla zum Glück nach mir. Ich hatte nämlich schon ein bisschen Angst. Ein unglaublich lautes Geräusch ertönt und nach langem Ruckeln steigen wir einfach in die Luft. Wie soll denn das gehen? Wie soll so ein riesiges Blechding einfach so abheben können? Bestimmt wird das Flugzeug von ein paar Vögeln getragen, und damit wir den Vögeln nicht wehtun, sitzen wir sicher in diesem Flugzeug, genau! Irgendwann sieht es dann gar nicht mehr nach der Schweiz aus.  Ich sehe aus der Höhe Palmen, riesige Gewässer und viele Boote.

Die Landung verläuft ziemlich ähnlich wie der Beginn des Fluges. Als wir nach all dem Sitzen endlich hinaus dürfen, haben wir es geschafft. Endlich bin ich geflogen, endlich habe ich es in den Süden geschafft, endlich kann ich die Vögel wiedersehen. Als ich mein Näschen das erste Mal aus dem Flugzeug stecke, könnte ich nicht glücklicher sein. Der Süden ist alles, was ich mir davon erhofft hatte, und noch viel mehr.

(ae)

Kritik
von Elisa-Aimé Ortega Velazquez

Idee: Mein Patenkind ist sehr aktiv und lässt sich unheimlich gern von neuen Dingen begeistern. Auf seine Geburt, habe ich ihm diesen Stoffhasen namens Lulu geschenkt, mit dem Versprechen eines Tages eine Geschichte dazu zu schreiben. Nun finde ich zwar traditionelle Kinderbücher toll, doch ich dachte, dass es in der heutigen Zeit doch möglich wäre etwas mehr daraus zu machen.

Ziel: Mein Ziel war es Kinder zu faszinieren und Freude zu verbreiten.

Umsetzung: Ich wusste, dass ich die Bilder unbedingt 3D machen will, hatte jedoch keine Ahnung wie. Nach langem herumpröbeln mit Fotografien aus verschiedenen Winkeln und Ideen wie ein Kinderspielzeug dafür zu verwenden, bin ich auf eine etwas digitalere Variante gestossen.

Nachdem ich alle Bilder für die erste Geschichte illustriert hatte, habe ich diese mit einer etwas aufwändigen Methode in Photoshop bearbeitet und mit Hilfe einer Displacement mask in After effects animiert. Nach diesem Schritt habe ich sie mit der Media queue rausgerendert und schlussendlich mit Gif rocket zu einem Gif zusammengeschnitten.

Einige haben meiner Meinung nach ziemlich gut funktioniert, was den 3D Effekt angeht, andere Bilder eher weniger. Die Tears auf der Depth map habe ich leider auch nach langem rumprobieren nicht weggebracht, doch trotzdem finde ich, dass die Bilder ihren Zweck bewirken.

Fazit: Grundsätzlich habe ich die Arbeit ziemlich unterschätzt. Die Bilder zu illustrieren und zu bearbeiten hat mich nicht nur viele Nerven, sondern auch Zeit gekostet, weswegen ich nun auch nur eine Geschichte illustrieren konnte. Ich konnte aber durch diese Erfahrung sehr viel lernen, auch in einem Gebiet, dass für mich gänzlich neu war und das war sehr spannend.

Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis und hoffe, dass auch mein Patenkind Freude daran hat.

 

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