Make it Green – ein Porträt

Football ist ein faszinierender Sport. Kompliziert und langwierig für diejenigen, die ihn nicht kennen. Intelligent, strategisch und voller Spannung für die, die bereits voll drin stecken.

Anfangs Semester habe ich von einem alten Arbeitskollegen einen Auftrag erhalten, der den Social Media-Auftritt der AFC Bienna Jets betrifft. Bei der Erfüllung dieses Auftrags durfte ich mich in diesen Sport hineinleben, lauter dumme Fragen stellen und merken, dass das, was den Sport ausmacht, vor allem das Team ist.

Engagiert, leidenschaftlich und humorvoll – so habe ich die Bieler Jungs kennengelernt. Mit ihrer herzlichen Art haben sie mich total in ihren Bann gezogen. Ich möchte euch diese Bekanntschaft nicht vorenthalten: viel Spass beim Porträt über diese mitreissende Truppe!

(spu)

Kritik
von Laura von Känel

Ausgangslage

Anfangs Semester fragte mich ein ehemaliger Arbeitskollege an, ob ich Lust dazu hätte, das Logo seines Football-Clubs zu animieren. Und evtl. 1-2 kurze Videos zu produzieren. Ich willigte natürlich ein und wir starteten gemeinsam in ein multimediales Abenteuer.

Konzeption

Da noch niemand Videos extra für den Club-Auftritt produziert hat, gab es weder Guidelines noch Einschränkungen, die unser Vorhaben limitiert hätten. Mir wurde freie Hand gelassen: Erwartet wurde die Logo-Animation, gewünscht war ein Image-Video, erfreulich wäre ein Rekrutiervideo. Ziele der Produktion waren: Mit den Videos die Bekanntheit des Clubs steigern, das Image des Clubs kräftigen und interessierten Nachwuchsspielern einen Grund geben, sich beim AFC Bienna Jets anzumelden.

Nach dem Consulting bei Thomas Weibel entschied ich mich, die Videos sehr emotional zu gestalten und machte dies auch zum Fokus des Konzepts. Ich wollte die weichen Kerne dieser harten Jungs ansprechen und herausfinden, wieso sie solche Freude an einem Sport haben, den es in der Schweiz noch kaum gibt. Da ich es nicht mit professionellen Spielern zu tun hatte, sondern mit Hobby-Sportlern, wollte ich keine Drehbücher, Storyboards oder Scripts erarbeiten, da diese bei den Spielern kaum auf Anklang stossen würden. Die Produktion sollte sehr entspannt sein. Zu Gunsten der Authentizität musste ich ein freies Konzept erarbeiten, das die Spieler aus ihrer Kamera-Angst herauslockte und mich im Schnitt sehr frei liess. Deswegen plante ich Interview-Fragen, die die grösseren Konzepte hinter dem Sport beleuchten sollten. Respekt, Sportsmanship, Teamgeist, die Liebe zum Sport. Klar war, dass diese Konzepte mit dem Slogan der Jets ("Make it Green") in Verbindung gebracht werden sollten. Es entstand ein Video-Konzept, das wir uns zum Ziel setzten. Bis der Lockdown kam: Wegen Corona fielen quasi alle Vorhaben, die wir noch geplant hatten, ins Wasser. Und somit auch unser Konzept. Und so fuhr ich fortan nur noch mit einer groben Idee des Endproduktes fort und schaute auf dem Weg, was entstehen konnte.

Realisation

Ich drehte die Aufnahmen mit meinem eigenen Equipment:

- iPhone 11 Pro Max
- Smart Phone Rig
- Lavalier-Mikrofon
- Richtmikrofon auf Rig
- bei Interviews: Ringlight auf Rig
- bei Bedarf: Stativ
- App: Filmic Pro

Wir drehten an drei Drehtagen in Biel und Magglingen, an drei Locations, wo die normalen Trainings stattfinden. Da ich alle Locations vor dem Dreh noch nie gesehen hatte, merkte ich vor Ort schnell, dass einige Tücken meine Arbeit erschwerten: Da alle Drehs bei Nacht oder Dämmerung stattfanden, musste ich künstliche Lichtquellen entweder in meine Aufnahmen einbauen (durch gezielte Schwenks oder bestimmte Aufnahmewinkel) oder sie irgendwie abschirmen. Leider haben viele Aufnahmen durch diese Lichter gelitten und sind nun nicht brauchbar, da sie von Lens flares verunstaltet werden. Dazu kam, dass ich das Team bei normalen Trainings begleitet habe. Trotz der Führung durch das Training von meinem Kollegen musste ich an Aufnahmen das nehmen, was kommt, und stets bereit sein, falls irgendwas "Cooles" passiert. Es entstanden also alle Aufnahmen aus realen Situationen, was Fluch und Segen zugleich war. Die Inhalte wirken real und ungestellt, im Schnitt fehlte es mir aber manchmal an unterschiedlichen Einstellungen, um Sequenzen zu gestalten, die zum Inhalt der Interviews passten.

Die Interviews wurden an einem zweiten Drehtag durchgeführt. Die interviewten Spieler wurden nur stichwortartig informiert, um was es in diesem Projekt ging. Entsprechend verunsichert musste ich sie im Interview abholen, denn die Offenheit musste erst aus ihnen rausgekitzelt werden. Durch die lockere Atmosphäre kamen wir uns aber schnell nahe und ich merkte, wie die Interviewfragen tolle Statements hervorbrachten, die sich später in den Videos als Erfolg bewiesen.

Post-Production

Verwendete Programme:

- Illustrator für alle Gestaltungselemente wie Lower Thirds, Icons, Opening Screens und Ending Screens
- After Effects für die Animation der Gestaltungselemente
- Premiere für den Schnitt und das Arrangement aller Elemente im Video
- Youtube Audio-Mediathek für lizenzfreie Musik

Die meiste Zeit des Projektes verbrachte ich in der Post-Produktion. Folgende Etappen zählte diese:

  •  Design und Ausführung eines Icon-Sets: Ich gestaltete ein Set von 10 Icons für den AFC Bienna Jets, welche zukünftig in ihrem SoMe-Auftritt, als auch in ihren Kommunikationsmitteln Platz finden soll. Im Tandem mit meinem Kollegen entwickelte ich schlussendlich 20 Icons (10 Icons, je in Schwarz und Weiss) für den freien Gebrauch durch die Bienna Jets.
  •  Rekonstruktion des Logos: Das Logo der Bienna Jets wurde von einem Grafiker erstellt. Dieses war aber nicht für eine Animation konstruiert, da alle Elemente auf einem einzigen Layer angeordnet waren. In einem ganztägigen Unterfangen sortierte ich dieses Illustrator-File, studierte den Aufbau der Elemente und rekonstruierte es schlussendlich so, dass ich das Logo animieren konnte.
  • Planung, Animation und Vertonung des Logos in After Effects
  • Planung, Umsetzung und Animation der Gestaltungselemente: Lower Thirds, Opening Screens, Ending Screens, "Logo-Wasserzeichen" in Anlehnung an das bestehende Design des Clubs
  • Schnitt von 10 Interviews, Organisation der Aussagen
  • Sichten und Sortieren von fast 50 GB Videomaterial
  • Planung, Schnitt und Ausführung einer 6-teiligen Videoserie für den Instagram-Kanal der Bienna Jets unter dem Konzept: "Machs mit... / Fais-le avec...", das aus dem Slogan des Clubs abgeleitet wurde.
  • Planung, Schnitt und Ausführung eines Rekrutiervideos für den Instagram-Kanal
  • Planung, Schnitt und Ausführung eines Club-Porträts über den AFC Bienna Jets für Digezz
  • Suche nach passender Musik für jedes der Videos / der Animation

Bei allen Schritten bezog ich die Meinung meines Kollegen stark in den Prozess mit ein. Wir hielten oft Rücksprache bzgl. dem Design, den Aussagen, den geplanten Formaten und Produkten, usw., bevor ich die Tasks als abgeschlossen markierte. Das Projekt gewann von dem häufigen Austausch, da so viele neue Ideen entstanden, ich Einsichten in den Sport und den Club erhielt und ich stets wusste, dass das Projekt auf einem guten Weg war, da mir die Zustimmung meines Kollegen bewusst war.

Reflexion und Learnings:

  • Grösster Rückschlag für ein Projekt dieser Art: Eine globale Pandemie. Vor dem Lockdown hatte ich bereits mehrere Tage in das Projekt investiert. Mein Kollege und ich waren uns einig, dass wir das Projekt unter diesen Einschränkungen nicht aufgeben wollten. Deswegen passten wir das bestehende Konzept an und arbeiteten mit dem Material, das wir vor dem Lockdown gedreht hatten. Das Resultat: Die unperfekten Aufnahmen liessen sich mit einigen Kniffs doch noch schön einsetzen, das Endprodukt hat mehr als überzeugt. Als Learning geht dabei heraus: Ein perfektes Konzept resultiert nicht zwingend im perfekten Produkt. Fixe Vorstellungen hätten dieses Projekt gekillt – mit einer riesigen Portion Kreativität und Flexibilität ist aber etwas zustande gekommen, auf das ich sehr stolz bin.
  • Rendering: Die riesigen Dateien waren oftmals zu viel für meinen Rechner. Es gab Momente der Arbeit, die aus purem Warten bestanden. Dadurch stieg auch der Zeitaufwand pro Projektschritt, was manchmal in kurze Nervenzusammenbrüche ausartete. Als Learning für die Zukunft würde ich also diese Rendering- und Export-Zeit von Anfang an als fixen Zeitaufwand des Projektes einrechnen.
  • Besichtigung der Locations: Beim Sichten der Aufnahmen war ich oft enttäuscht von Lens flares, die durch die Beleuchtung auf dem Sportplatz entstanden. Mit einer Vorbereitung und weiterem Equipment hätte das vermieden werden können. In einem nächsten Projekt würde ich vor jedem Dreh zwingend eine Reko machen, damit Aufnahmen nicht mehr unter Gegebenheiten der Location leiden.
  • Briefing der Interviewees: Obwohl wir schlussendlich tolle Interviews gekriegt haben, würde ich beim nächsten Mal Interviewees briefen, da ihnen das eine Sicherheit gibt, die auch auf den Aufnahmen zu spüren ist.

Die Videoserie kann in diesem nicht gelisteten Video betrachtet werden. Offiziell wird die Serie im Verlauf der nächsten Wochen auf dem Instagram-Kanal des AFC Bienna Jets publiziert.

Danke an den AFC Bienna Jets und alle Spieler, die bei diesem Projekt mitgewirkt haben! Ich hatte grossen Spass, dieses Projekt zu realisieren.

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