Matrix: Mando feat Kesh

Der Bünder Rapper Mando hat im November 2014 seine Fans mit dem neuen Mixtape «Reflexion» begeistert. Besonders stolz ist er auf seinen Song «Matrix», den er zusammen mit dem Rapper Kesh geschrieben hat – ein Song der eher gesellschaftskritischen Art.

«Leistungsdenken – alles fürs Geld machen. Das sind zwei Aspekte, die mich an der heutigen Gesellschaft immer schon gestört haben», sagt der Bündner Rapper Mando. Er fügt an: «In unserem System ist man nur jemand, wenn man etwas erreicht hat. Keiner gönnt sich mehr eine richtige Erholungspause. Ständig ist man auf Achse und damit beschäftigt, sich zu beweisen.» Dieser Gedanke und der dazu passende düstere Beat haben Mando dazu inspiriert, den Song «Matrix» zu schreiben. In seiner Strophe zielt der Satz «bitteschön, kasch dini Opfer zehla» auf oben genannte Rastlosigkeit ab. «Viele Menschen können nicht zufrieden sein mit dem, was sie haben. Gelingt es ihnen nicht ihre gesteckten Ziele zu erreichen, werden sie oftmals depressiv und sind somit die Opfer unseres Leistungsdenkens», sagt der Sportstudent. Weiter kritisiert der Rapper in seinem Lied die Medien. «Die Medienrealität deckt sich nicht immer mit der hiesigen.»

Einfluss des Films «Matrix»

«Der Film ‘Matrix’ vereint alle meine Gedankenzüge. Deshalb habe ich ihn eine schöne Metapher zu meinem Song gefunden.» Eine Realität, die von den Medien vordiktiert werde und ein System, in das man nicht reinpassen wolle. Während Mando diese Themen in seinem Rap abhandelt, kritisiert sein Kollege Kesh im Song vor allem die Konsumgesellschaft.

Der Videoclip zum Song «Matrix»

Die drei MMP-Studentinnen Aristea Zachariadi, Gianessa Rattazzi und Loredana Todisco haben sich die Aufgabe gestellt, den Videoclip zu «Matrix» zu produzieren. Dabei haben sie sich besonders Mühe gegeben, die von den beiden Rappern thematisierten Aspekte in die Bildsprache zu übersetzen.

Mehr über Mando

Musik ist schon lange ein Teil des Lebens von Claudio Peterhans – aka Mando. Schon als Kind hat er Gitarre gespielt. «Angefangen zu rappen habe ich dann 2007. Dort allerdings unter einem anderen Namen», erzählt er. Damals sei er aber noch nicht besonders gut gewesen, fügt er schmunzelnd hinzu. «Ich habe mich über die Jahre entwickelt.» Deshalb auch der neue Name. Der Sportstudent erklärt «Mando bedeutet eigentlich Nichts konkretes». Als es damals darum gegangen sei, einen neuen Künstlernamen zu finden, habe er sich mit seiner damaligen Freundin stundenlang den Kopf zerbrochen. «Irgendwann sagte sie zu mir, dass der Name nicht zwingend eine Bedeutung haben müsse. Ich könne doch einfach Buchstaben die gut klingen aneinanderreihen», erinnert er sich. «So wie Mando, sagte sie anschliessend zu mir.» Dem Rapper gefiel dieser Vorschlag so gut, dass er bereits nach kurzem Überlegen wusste: Das wird sein neuer Künstlername.

Der Rapper Mando sang am Churer Fest 2014 im Stadtbaumgarten.

Der Rapper Mando sang am Churer Fest 2014 im Stadtbaumgarten.

Der Bünder Rapper bei einem Auftritt im Churer Nachtclub Tabaco Downstairs.

Der Bünder Rapper bei einem Auftritt im Churer Nachtklub Tabaco Downstairs.

Kritik
von Loredana Todisco, Aristea Zachariadi und Gianessa Rattazzi

Idee und Forschungsfrage 

Der Rapper Mando ist mit der Bitte an uns herangetretten, den Videoclip zu seinem brandneuen Song «Matrix» zu produzieren. Etwa zur selben Zeit hat Loredana Todisco im Fernsehen ein ziemlich altes Musikvideo gesehen, dass verschiedene Frames in einem Raster zeigte. In der Mathematik werden sogenannte Matrizen (Mehrzahl von Matrix) verwendet, um etwas in Spalten und Zeilen anzuordnen. Im naturwissenschaftlichen Bereich bezeichnet Matrix einen strukturierten Raum, der andere Elemente enthält. Diese zwei Definitionen haben uns letztlich darin bestärkt, das Video so wie den im Fernsehen gesehenen Musikclip zu produzieren. Eine passende Art und Weise, das Wort «Matrix» im Video bildsprachlich einzubringen. So ist schliesslich auch unsere Forschungsfrage entstanden: Ist es möglich mit diversen Frames in einem Raster ein für das Auge stimmiges Bild zu kreieren und gleichzeitig eine Geschichte zu erzählen? Das Video, das Loredana Todisco im TV gesehen hatte, zeigte zwar einzelne Aufnahmen zum Thema Meer und Strand, erzählte aber keine ganzheitliche Geschichte.

Konzept

Wie oben im Beitrag erwähnt ist der Song «Matrix» sehr gesellschaftskritisch. Hinter den Worten der beiden Musiker steckt viel. Der Text ist komplex und durchdacht. Deshalb haben wir in einem ersten Schritt versucht zu verstehen, was die beiden Rapper mit ihrem Song dem Zuhörer sagen möchten. Nach einigen Gesprächen mit den beiden Künstlern und Songtextanalysen war uns klar: Mando singt über den Leistungsdruck in der Gesellschaft und davon, diesen nicht mehr standhalten zu können oder zu wollen. Kesh hingegen thematisiert sehr stark die Konsumgesellschaft, immer das Beste haben zu wollen und immer nach etwas noch Besserem ausschau zu halten. In einem weiteren Schritt haben wir zwei Geschichten entwickelt, die zur jeweiligen Strophe passen.

Strophe 1
In der Strophe von Mando wird eine junge Frau gezeigt, die vom Alltag und dem ganzen Leistungsdruck genug hat. Gepeinigt kehrt sie am Abend nach einem stressigen Arbeitstag in ihre Wohnung zurück – sie hat keine Lust auf gar nichts. Sie schaltet den Fernseher ein und stösst beim Zappen auf den Film «Matrix». Sie kann sich mit dem Film identifizieren, vor allem an der Stelle, wo Morpheus Neo die Augen öffnet. Sie rastet aus, wirft das Kissen weg, schmeisst ihre Arbeitsunterlagen vom Tisch. Ihr reichts.

Strophe 2
In der Strophe von Kesh tritt ein junger Mann auf – gut gekleidet und in Begleitung hübscher Frauen betritt er einen Klub. Er ist das Pendent zur jungen Frau in der ersten Strophe. Ihm gefallen die gesellschaftlichen Normen, so wie sie sind. Er zeigt gerne, was er hat. Er liebt den Prestige. Sein Geld und sein Ruhm wirken auf die drei Frauen anziehend. Doch dann entdecken sie im Klub einen jungen Tänzer. Dessen Moves beeindrucken die Frauen so sehr, dass sie ihre Begleitung links liegen lassen. Sie haben für den Moment jemand besseren, jemand spannenderen gefunden. Der junge Mann bleibt alleine zurück, mit einer nicht beglichenen Rechnung. Für die Frauen ist klar, dass er bezahlen wird. Also bezahlt er die Getränke und geht – ganz alleine. Allerdings kümmert ihn das nicht gross, da er weiss, dass es andere Menschen gibt, die er mit seinem Geld beeindrucken kann.

Hook 1
Im ersten Hook überschneiden sich die Geschichten der einzelnen Strophen. Während die junge Frau endgültig genug hat und ins Bett geht, um von der Realität zu flüchten, macht sich der junge Mann auf in den Ausgang.

Hook 2
Im zweiten Hook werden beide Geschichten im Schnelldurchgang nochmals gezeigt. Sie stehen sich nun direkt gegenüber.

Intro/Outro
Das Inro und Outro sind Zitate aus dem Film «Matrix». Im Intro spricht Morpheus zu Neo und klärt ihn über die Matrix auf. Er stellt ihn vor die Wahl, die blaue oder rote Pille zu schlucken. Mando schaut sich den Film an, plötzlich hält er zwei Pillen in der Hand – eine rote und eine blaue. Er schluckt die rote Pille, der Übergang zum Song erfolgt. Diese Szene ist sinnbildlich. Mando schaut nicht weg und stellt sich der Realität.
Im Outro folgt ein Zitat von Neo. Dort haben wir es uns nicht nehmen lassen, den Matrix-Effekt einzubauen.

Das Raster
Im Intro und Outro haben wir bewusst auf das Raster verzichtet, weil wir uns dort noch nicht in der Matrix befinden. Während der Strophen deckt die eigentliche Story vier Felder des Rasters ab, der jeweilige Rapper ist daneben in einem Feld zu sehen. Die Rapper nehmen im Clip die aufklärende Haltung von Morpheus im Film ein. Deshalb sind sie ausserhalb der eigentlichen Rahmenhandlung platziert. Im Hook arbeiten wir nur mit drei Feldern. Die Rapper befinden sich in der Mitte, sind sozusagen «zwüscha Geld und Banka» eingeklemmt.

Umsetzung

Gedreht wurde an drei Tagen. Die grosse Arbeit war der Schnitt. 
Auf den Matrix-Effekt sind wir wegen eines früheren Digezz-Beitrages gekommen. Wobei wir nach einem Tutorial auf YouTube vorgegangen sind.

Gedreht wurde mit einer Canon 60D und einem Stativ. Auf Ton musste nicht geachtet werden, da uns der Song zur Verfügung gestellt wurde.

Schwierigkeiten

Vor allem das Aufteilen der einzelnen Frames ins Raster war eine Knacknuss. Wir haben viele Stunden hin und her probiert, bis wir zum jetzigen Endergebnis gekommen sind. Letztlich haben wir einzelne Bilder aus den Handlungssträngen (Geschichte Frau und Mann) extrahiert und als Standbild ins Raster bei den Strophen eingefügt. So hat sich endlich ein stimmiges Bild ergeben. Durch die Standbilder hat der Zuschauer nämlich einen Anhaltspunkt. Er kann sich an ihnen orientieren, an welcher Stelle der Story er sich gerade befindet. Vorher haben sich die Testpersonen, denen wir den Rohschnitt gezeigt haben darüber beklagt, dass es unruhig wirke. Mit den Standbildern war das nicht mehr der Fall.

Viel Geduld hat auch die Synchronisation von Sänger und Song gekostet. Manchmal sangen die Rapper etwas neben dem Takt, sodass wir teilweise die Filmaufnahmen in Einzelteile zerlegen mussten und Teil für Teil zeitlich anpassen. Leider waren manche Aufnahmen so unterschiedlich zum Original gesungen, dass wir es auch nicht nach langem Pröbeln absolut synchron hinbekommen haben.

Für die Szenen im Klub war es sehr schwer, Statisten zu finden. Wir durften nämlich nicht während der Öffnungszeiten des Klubs drehen. Deshalb wirkt der Klub im Clip nicht besonders voll. Wir haben versucht mit der Wahl der Filmausschnitte, dieses Defizit ein wenig zu vertuschen.

Was die Zitate im Intro und Outro angeht, befinden wir uns urheberrechtlich gesehen in einem Graubereich. Da die Zitate länger als sieben Sekunden lang sind, müssen wir uns aufs Zitatrecht berufen. Darum wird im Intro und Outro auch die IMDb erwähnt und in den Credits auf den vollständigen Link zum Datenbankeintrag des Films «The Matrix» verwiesen.

Zusammenarbeit

Da es nicht das erste Projekt ist, dass wir zusammen realisiert haben,  kennen wir zwischenzeitlich die Stärken und Schwächen von jedem. Das hilft insbesondere bei der Arbeitsaufteilung. Die Zusammenarbeit mit den Rappern hat im Grossen und Ganzen auch gut geklappt. Hin und wieder gab es Schwierigkeiten, Drehtermine zu finden.

Fazit

Mit dem Endergebnis sind wir ziemlich zu frieden. Unsere Forschungsfrage konnten wir verifizieren. Wir denken, uns ist es gelungen, ein stimmiges Bild zu kreieren und eine ganzheitliche Geschichte zu erzählen. Insbesondere dank der Idee mit den Standaufnahmen, die für den Zuschauer unterstützend wirken. Besonders stolz sind wir darauf, dass kein 0815 Musikclip entstanden ist. An dieser Stelle müssen wir uns auch bei den Rappern bedanken. Sie hatten den Mut, uns das ausprobieren zu lassen. Dank der langen und intensiven Konzeptionsphase denken wir, ist eine Story entstanden, die Hände und Füsse hat. Natürlich gibt es noch Verbesserungspotenzial – unter anderem, was Kameraführung und Synchronisation betrifft.

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