Meine erste eigene Werbekampagne

Stell dir vor: du durftest in deiner Ausbildung als Automechaniker immer nur die Reifen wechseln oder hie und da mal am Motor ein bisschen herumschrauben. Und urplötzlich musst du ein ganzes Auto zusammenbauen. So ähnlich habe ich mich vor ein paar Monaten gefühlt, als ich meinen bisher umfangreichsten Auftrag erhalten habe, an den ich mich je heranwagen durfte (der aber zum Glück nichts mit Autos zu tun hatte).

Bei diesem Auftrag geht es um die Werbekampagne für die 59. Südostschweizer Frühlingsmesse Higa. Ich hatte bereits einige kleinere Aufträge erledigt gehabt für die Organisatoren dieser Messe. Als sie mich anfangs dieses Jahres zu sich bestellten, dachte ich, es ginge um einen weiteren kleinen Auftrag – falsch gedacht!

Es wurde mir die Gestaltung der kompletten Werbekampagne in die Hände gelegt. Von den grossen Werbeplakaten, den Einladungskarten, der Titelseite der Zeitung bis hin zur Besucherbroschüre.

Ich war baff. Ich hatte davor bereits herumfantasiert, wie cool es sein würde, diesen Auftrag zu realisieren, aber ich habe diesen Gedanken immer mit einem ungläubigen Lächeln wieder abgetan. Dass er so bald auf mich zukommen würde, habe ich niemals erwartet. Aber umso mehr freute es mich, als es soweit war.

Die Realisierung des Projekts

Als sich meine anfängliche Euphorie gelegt hatte, merkte ich erst, welcher Berg Arbeit auf mich zukommen würde. Aber ich war motviert und wollte dies als Chance nutzen, um mich zu beweisen. Entwurf für Entwurf ging ich mit meinem Kunden durch. Die Zeit drängte, denn wir waren schon von Anfang an nicht im Zeitplan. Perfekte Voraussetzung um die Herausforderung noch ein bisschen spannender zu gestalten.

Als der zu verwendende Entwurf ausgewählt wurde, fing ich mit der Ausarbeitung an. Von da an kamen die Aufträge im Wochentakt auf mich zu und im Tagesrhythmus musste ich Ergebnisse abliefern. Die Higa rückte näher und näher. Es war eine sehr stressige aber lehrreiche Zeit. Was in dieser Zeit alles entstanden ist, erfahrt ihr jetzt.

Die Werbekampagne

Die Grundpfeiler der gesamten Gestaltung bildeten die zwei grossformatigen Plakate. Die Gestaltung aller weiteren Produkte orientierte sich an diesen.

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Das grüne Plakat ist für die Messe und das blaue Plakat ist für das Abendprogramm. Bei der Gestaltung von beiden Varianten war mir wichtig, dass der Inhalt der Messe und des Abendprogramms möglichst vollständig dargestellt wird und ein Gefühl des Frühlings entsteht.

Die Buswerbung

Ebenfalls toll war es, die Werbung, die ich selbst gestaltet und animiert habe, im “Bus vu Chur” zu sehen. Auch hier wurde wieder zwischen der Messen und dem Abendprogramm unterschieden.

Die SBB-Werbung

Im Veranstaltungsbooklet der SBB wird die Higa auch angeworben. Hierzu benötigte man ein passendes Bild. Zudem wurde an den Bahnhöfen ein Plakat gezeigt, das mit der charakteristischen roten Fläche der SBB versehen war.

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Die Online-Werbung

Kurz vor der Higa wurde die Webseite der Zeitung “Südostschweiz” in ein grünes Kleid gesteckt. Ich durfte diese verschiedenen Banner für die Online-Werbung gestalten.

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Das Ausstellerplakat und die Einladungskarte

Alle Aussteller, die an der Frühlingsmesse teilnehmen, erhielten im Voraus ein Plakat, das sie in ihrem Geschäft aufhängen konnten. So wissen ihre Kunden sofort, dass auch sie an der Higa vertreten sein werden.

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Zur Eröffnung der Higa fand ein VIP-Anlass statt, an dem sich sehr viele Personen mit Rang und Namen blicken lassen. Hierfür durfte ich die Einladung gestalten. Diese wurde, mit Hinblick auf die Sonderschau des Militärs, wie ein Marschbefehl gestaltet.

Die Besucherbroschüre und die Titelseite der Zeitung

Als Informationsmaterial für die Messebesucher erhielt man am Eingang die Besucherbroschüre. Darin findet man Informationen über die Preise, die Anfahrt, die Aussteller und das Abendprogramm. Auch diese 20-seitige Broschüre durfte ich selbständig gestalten.

Und zu guter Letzt durfte ich auch noch die Titelseite der Messe-Zeitung realisieren:

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Puuh, endlich unten angekommen. Ihr dachtet wohl auch, dass es nicht mehr zu Ende geht? So ging es mir gegen Ende des Auftrages auch. Ich habe die Farbe Grün auf jeden Fall genug gesehen für die nächsten Monate. Nichtsdestotrotz kann ich mit stolz behaupten, meinen bisher grössten und herausforderndsten Auftrag komplett selbständig mit Erfolg geschafft zu haben! Meine erste eigene Werbekampagne.

Das schönste Erlebniss in diesem ganzen Prozess war, als ich mein Plakat an mehreren Orten in der Ostschweiz erblicken durfte. Von Chur, Sargans und Buchs, bis hin zu meinem eigenen Heimatort. Ich hatte mich seit Beginn der Auftrags auf diese Momente gefreut und als es so weit war, hat es mich jedes Mal wieder voller Stolz zum lächeln gebracht.

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In Buchs.

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In Trin Mulin.

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Im Bahnhof von Chur.

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Oder auch direkt neben der HTW.

Die Organisatoren der Messe waren sehr zufrieden mit mir und ich werde weiterhin Aufträge von ihnen realisieren dürfen. Nächsten Frühling wartet dann wieder die Higa auf mich. Mit all den Erfahrungen die ich aber jetzt sammeln konnte, wird das bestimmt ein Klacks!

Ausserdem: Zusätzlich zu meiner Werbekampagne habe ich mit zwei Mitstudentinnen einen Imagefilm für die Frühingsmesse gedreht. Diesen könnt ihr hier anschauen.

Kritik
von Ricardo Alves

Ich war im ersten Moment überrumpelt. Ich habe bereits zu meiner Lehrzeit viele kleinere Projekte realisiert und Erfahrungen gesammelt, die ich nun nutzen kann. Jedoch sind diese Projekte nicht vergleichbar mit dem, dass ich für die Firma Expochur realisieren durfte.

Aufgabe

Ich erhielt im Januar dieses Jahres den Auftrag von Fabian, dem Verantwortlichen für das Marketing und die Kommunikation. Er war während dem ganzen Auftrag meine erste Ansprechperson.

Die letztjährigen Kampagnen waren sehr einfach gehalten. Das Hauptmotiv waren ein paar Augen und der Spruch "sehen. staunen. geniessen.". Ich wollte dieses Jahr etwas ausgefalleneres machen und etwas, dass auch ein eher junges und modernes Publikum anspricht.

Nachdem einer meiner Vorschläge angenommen wurde, machte ich mich an die Ausarbeitung dieses Vorschlages. Ich beriet die Firma bei der Wahl eines neuen Farbschemas für die neue Werbekampagne. Schlussendlich entschieden wir uns für ein Grün - was könnte besser passen zu einer Frühlingsmesse?

Nach mehreren Anläufen, jedoch relativ schnell für einen Auftrag dieser Grösse, haben wir uns für ein endgültiges Plakat entschieden. Danach kamen sehr schnell, aber oft auch kurzfristig, weitere Aufträge auf mich zu.

Herausforderung

Der grösste Aufwand bei diesem Plakat war die Komposition von all den verschiedenen Elementen, sodass es nicht zu überfüllt wirkt. Dies war eine sehr grosse Herausforderung und ich habe sehr viel Zeit in kleinere Details gesteckt, bis ich zufrieden war mit dem Endprodukt - immerhin würde das mein erstes Plakat werden, dass so gross ausgehängt wird.

Das Plakat stellte also die Grundlage für alle weiteren Gestaltungen dar. Von diesem Plakat aus entstand dann das Ausstellerplakat, die Einladung, die Besucherbroschüre, das Titelblatt der Zeitung, die Buswerbung, die Werbemittel für die SBB (für online und offline) sowie die Online-Werbebanner für die Website der Südostschweiz.

Der Zeitdruck war die grösste Herausforderung. Ich musste sehr oft kurzfristig etwas erledigen oder abliefern.

Ich musste teilweise selbst auch noch Dinge organisieren und herumtelefonieren und Mails schreiben, um organisatorische Dinge abzuklären. Ich war also nicht nur Gestalter und Medienproduzent, sondern hatte auch weitere Aufgaben inne.

Gelerntes

Den Aufwand dieses Projektes habe ich anfangs gar nicht abschätzen können. Ich konnte mir nicht so gut vorstellen, was da alles dazugehört. Aber jetzt habe ich ein viel besseres Bild davon, was alles zu einer Werbekampagne gehören kann und mein Verständnis dafür ist viel besser geworden. Das hilft mir im späteren Berufsleben sicher weiter.

Noch nie zuvor hatte ich so viel Kontakt mit einem Kunden, wie bei diesem Auftrag. Das hat mir auch wieder einige Erkenntnisse eingebracht, die ich vorher nicht hatte.

Insgesamt war der Auftrag eine gute Möglichkeit, meine Fähigkeiten aufzufrischen, die ich seit der Lehrausbildung nicht mehr so oft gebraucht habe. Dies vor allem in den Programmen Photoshop, Illustrator und InDesign. Sowie auch in den Bereichen Typografie musste ich bei der Gestaltung sehr viel Wissen wieder anwenden.

Der Auftrag lief von Ende Januar bis Anfang Mai. Ich musste mir vieles zeitlich einteilen und vorausplanen. Oft wurden mir Aufträge sehr kurzfristig übermittelt und ich musste sehr speditiv arbeiten. Nächstes Mal muss ich mir selbst die Zeit besser vorausplanen und auch vom Kunden einen transparenteren Zeitplan verlangen. Nächstes Jahr wird dies aber bestimmt besser.

Selbstkritik

Ich habe eine sehr komplizierte und Aufwändige Gestaltung gewählt für einen solchen grossen Auftrag. Die Übertragung der Gestaltung auf andere Drucksachen war immens aufwändig. Dies hätte mir am Anfang bereits bewusst sein sollen. Jedoch hat sich die Gestaltung einfach in diese Richtung entwickelt.

Die Gestaltung an sich gefällt mir. Jedoch ist sie vielleicht ein bisschen zu überfüllt. Das kann schnell unprofessionell und unruhig wirken. Nächstes Jahr will ich etwas schlichteres und einfacheres machen. Dies wird auch den Aufwand ein bisschen mindern.

Nächstes mal muss ich mehr Fragen zu Anfang des Auftrages stellen, um mir selbst einen besser Plan machen zu können und vorausschauender zu handeln.

Fazit

Der Auftrag hat mir jede Menge Spass gemacht und das Gefühl mein Plakat gross ausgehängt zu sehen war einmalig. Ich bin sehr stolz auf mich, dieses Projekt alleine geschafft zu haben. Ich hatte sehr hohe Eigenverantwortung und musste oft selbständig Entscheidungen treffen. Gestalterisch lag alles in meiner eigenen Hand und der Kunde war sehr offen. Ich habe sehr gerne mit ihnen zusammengearbeitet. Schlussendlich habe ich über 100 Stunden in diesen Auftrag hineingesteckt. Der Kunde war sehr zufrieden mit mir und auch Frau Hess sagte mir, dass alle Beteiligten an der Higa begeistert waren vom Plakat, als es an einer Sitzung vorgestellt wurde. Ich habe mein Ziel also erreicht.

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